Endlich wieder Spargel!
Etwas wehmütig liest sich das Vorwort im neu erschienenen kulinarischen Büchlein "Odenwaldgenuss" von Armin Treusch und Manfred Giebenhain: man sitzt bei Kochkässchnitzel oder Handkäs mit Musik, duftendem Bauernbrot und "em Schobbe Äbbelwoi" in de Werdschafd. Ach wär das schön! Oder im Biergarten!

Aber Geduld: das wird schon wieder werden. Weit holen die beiden Autoren aus: der Zusammenprall von zwei Urkontinenten vor rund 500 Millionen Jahren ließ den Boden wachsen, auf dem die Odenwälder Landbevölkerung später kulinarische Köstlichkeiten erzeugen kann.

Frische Erzeugnisse aus der Region, der Saison entsprechend und über kurze Wege durch die Küche auf den Teller gezaubert ergeben vor allem eins: Odenwaldgenuss! Crêperoulade mit gebeizter Lachsforelle und frischem grünem Spargel, aber auch marinierter Schwartemagen, Ziegenfrischkäse, Wildschweinschinken, Sauerkrautsupp mit gebackener Blutwurst, Rindfleisch mit Meerrettich, und - in Vorfreude auf das in nur noch 270 Tagen kommende Weihnachtsfest - Gänsebraten mit Lebkuchen und Eßkastanien*. Zum Nachtisch darf es auch ein Erdbeersüppchen mit Basilikumeis sein.
Das Büchlein ist erhältlich unter ISBN 9-78-3-967 17024 5, natürlich im Buchhandel zum Preis von 9,95 Euro.

Während die Gegend um Reinheim früher ein wichtiges Erdbeeranbaugebiet war (man nutzte das "Lieschen" zum Transport zum Darmstädter Markt), ist Spargel ein Gemüse, das einfach nicht im Odenwald gedeihen will. Man bekommt ihn natürlich das ganze Jahr: aus Peru, Griechenland, Spanien. Aber auf dem langen Transport verliert er viel an Geschmack und unser ökologischer Fußabdruck wächst dafür. Da Spargel zum großen Teil aus Wasser besteht, trocknet er auf dem Transport schnell aus oder gibt seine Aromastoffe an das Transportwasser ab. Deshalb wartet man mit dem Genuß des königlichen Gemüses besser, bis er frisch vom südhessischen Acker kommt und es warm genug ist, daß er ohne Folientunnel und Fußbodenheizung wächst. Das Geschmackserlebnis belohnt das Warten. Frischer Spargel glänzt und quietscht wenn man die Stangen aneinander reibt. Beim Brechen entsteht ein knackendes Geräusch, die Köpfe sind fest. Zuhause sollte der Spargel bald zubereitet werden und bis dahin in ein feuchtes Handtuch geschlagen im Kühlschrank aufbewahrt werden. mh

*Edelkastanien: große Alleen wurden im 19. Jahrhundert vom hessischen Großherzog gepflanzt, damit die Bevölkerung etwas zu essen hat, aber auch damit die Soldaten im Schatten marschieren konnten.