"Wer seinen Körper gut bewahrt,  trägt den Pelz bis Himmelfahrt" - Diese alte Volksweisheit hörte ich kürzlich von Ilse Bonn aus Lindenfels, anläßlich der kalten Tage im Mai. Volksweisheiten und Bauernregeln sind nicht das Verkehrteste, wenn es um die Gesundheit geht. Generationenlange Beobachtungen sind in die Sprüche eingegangen, manche werden zum geflügelten Wort, z.B. „an apple a day keeps the doctor away". Worauf der gute Schulmediziner kontert: „es gibt keine gesunden Menschen, nur schlecht untersuchte."

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Warum läd uns der Wald zum Meditieren ein? Haben Sie schon einmal darauf geachtet, wie ruhig man wird sobald man einen Hochwald betritt? Stille trotz Blätterrascheln und Vogelgezwitscher?
Gehen auf weichem Waldboden, am besten barfuß?
Flirrendes Sonnenlicht in 1001 Grünschattierungen?
Schon am Waldeingang umfaßt den Wanderer Ruhe.

Techniker können das mit höherer Luftfeuchtigkeit bei niedrigerer Temperatur begründen, Schalldämmung durch Laub oder noch stärker durch Nadellaub auf dem Boden, durch beruhigendes Licht im Wellenbereich 500-600nm.

Aber das Gefühl, wenn man aus einer weiten Hügellandschaft mit Wiesen und Feldern hineingeht in den Wald, wenn man aus der Weite plötzlich zu sich selber kommt, das bleibt trotzdem.

„Ich kann nicht meditieren, wie soll das gehen?“ wird jetzt mancher einwenden. Das stimmt nicht.

Den Zustand des Meditierens kennt jeder: man ist ganz bei sich, der Kopf ist leer, die Beine wandern von alleine, man atmet - und das ist schon alles. Danach fühlt man sich erholt und klar, hat Kraft für die Belange der restlichen Welt. Geübtere können nach solchen Momenten damit anfangen, über einzelne Gedanken zu meditieren.

Es gibt im Odenwald sogar zahlreiche Meditationswege, die zum Innehalten während des Wanderns einladen, besondere Orte am Wegrand, die dem Gast eine Anregung zum Meditieren geben.
Eine besondere Form der Meditation ist das Pilgern. Dabei bekommt der Weg sein Ziel. Keineswegs muß ein solcher Weg im Pilgerschritt (drei Schritte vor und einer zurück) erwandert werden. Das Innehalten kann auch im Kopf stattfinden.

Wieviele solcher Pilger- und Meditationswege es im Odenwald gibt, beschreibt Rainer Türk ins seinem 2014 erschienenen Wanderführer „Pilger- und Meditationswege im Odenwald“ (ISBN 978-3-9815299-6-8). Der St.-Jost-Pilgerweg im Fischbachtal, der Kreuzberg bei Hemsbach, der Not Gottes Weg zwischen Melibokus und Auerbacher Schloß und natürlich Siedelsbrunn (dort gibt es seit 2010 das Kloster "Buddhas Weg“ in der ehemaligen Fachklinik am Hardberg) liegen ganz in der Nähe. Da Türk bei seinen besinnlichen Wanderungvorschlägen vor allem die christlichen Stätten im Odenwald im Blick hat, liegen die meisten Vorschläge im östlichen Odenwald um Amorbach, Walldürn und Buchen.

Pilgern ist Aufbruch aus dem gewohnten Leben hin zu neuen Erfahrungen. Alle Bedürfnisse werden auf das Nötigste reduziert, man klinkt sich aus und öffnet sich für Neues, nimmt Eindrücke auf, den Augenblick.
Meditieren ist die „kleine Schwester“ des Pilgerns, ein Ausbruch für 20 Minuten oder auch drei Stunden. Aber Tagträumen ist es nicht. (M. Hiller)