Wie oft haben Sie schon den Spruch gehört: „Der hot die Gränk“ - und dachten immer, Gränk kommt von Krankheit. Denn wer die Gränk hat, liegt darnieder.
Tatsächlich aber hat der Ausdruck einen botanischen Ursprung: er kommt von der Rosmarinheide, auch Polei-Gränke genannt. Diese wurde früher beim Färben oder auch beim Gerben eingesetzt. Wer sich zu lange über den Bottich beugte, der konnte aufgrund der giftigen Dämpfe umfallen. Vergiftungen mit Polei-Gränke sind selten tödlich, sondern äußern sich in Schwitzen, Übelkeit, Schwindel und Schwäche. Wer die Grenk hat, steht also irgendwann auch wieder auf.

Allerdings erwies sich das Gift auch schon einmal entscheidend für eine Schlacht: der griechische General Xenophon etwa  erlitt einst in der Schlacht bei Kunaxa 401 v. Chr. eine Schlappe, als er und seine griechischen Söldner auf dem Rückweg Honig aßen. Aufgrund der beschriebenen Symptome kam die Polei-Gränke als Pollenlieferantin für diesen Honig in Betracht, woraus man wiederum schließen konnte, wann genau die Schlacht stattgefunden hat, denn um in den Honig zu gelangen, muß die Rosmarinheide ja geblüht haben, um Honig zu ergeben.

Noch einmal wurde die Pflanze als antike Biowaffe eingesetzt: der römische Geschichtsschreiber Strabon berichtet, daß um das Jahr 67 v. Chr. etwa 1500 römische Soldaten unter Gnaeus Pompeius Magnus durch eine Vergiftung mit Grayanotoxin (aus der Polei-Gränke) ums Leben kamen. Allerdings starben sie nicht am Gift, sondern wurden erschlagen, als sie ihre Sinne verloren. Die gegnerischen Soldaten hatten heimtückischerweise Schalen voll Honig aufgestellt.

Also keine Sorge: wenn mal wieder einer die Gränk hat, wird er wieder aufstehen. Vorausgesetzt niemand nutzt seine Ohnmacht aus.
Die Sache mit de‘ Gränk hat mir übrigens ein netter alter Herr verraten, der in diesem April seinen 90. Geburtstag feiert und eine Bibliothek von 20.000 Büchern sein eigen nennt. M. Hiller

Das Foto zeigt die Seite aus "Die Pflanzenwelt" von Prof. Dr. Otto Warburg, Bibliographisches Institut Leipzig 1926, Dritter Band Seite 102. Demnach kam Andromeda, wie die Art wisschenschaftlich heißt, hauptsächlich in Nordamerika und Ostasien vor. Die poleiblättrige Gränke Andromeda polifolia ist in der Zeichnung unter B gezeigt: Blütenzweig, Blüte, Fruchtknoten, Staubblatt und Same. Diese Pflanze besiedelt auch in Deutschland torfige Sümpfe oder nasse Heiden. Die Polei-Gränke wird auch wilder Rosmarin genannt. Zu den oben aufgeführten gesundheitlichen Auswirkungen schweigt "der Warburg" leider.

Marieta Hiller, im April 2021