„Wieder da!“ Der Kumm-Oowend und der „Guggugg“ sind zurück!

"Wirrer do! Zwanzig Monate Verzicht auf Kumm-Oowende liegen hinter uns, nun sind wir wieder da. Etwas älter, etwas schlauer, vielleicht auch etwas demütiger blickten die Bühnengäste zurück. Theodor Ludwig aus Darmstadt erinnerte an die Anfänge der Pandemiezeit mit Klopapier-Exzessen und Hamsterkäufen.

Brigitte Jung hatte sich auf Masken spezialisiert, die vielfältige Formen von Nasen und „Mäulern“ verdeckten.
Von privatem und beruflichem Stress berichtete Larissa Anton. Als Lehrerin war sie besonders gefordert, so dass auch ihr künstlerisches Engagement als Filmemacherin auf eine harte Probe gestellt wurde. Die Premiere ihres Films „Zeitreise durch den Odenwald Teil 2 - sagenhafte Frauen im Spiegel der Zeit“ musste mehrmals verschoben werden.
Heinrich Vormittag leitet das Technische Hilfswerk, das in Wembach noch beheimatet ist. Seine Einsatzkräfte sind nur teilweise „wieder da“, einige leisten immer noch Dienst in den Überflutungs­gebieten an der Ahr.
Auf eine besondere Form des „Hamsterns“, der Bevorratung für eine lange Winterzeit, blickte Kätha Spalt zurück: Sie reimte über die Kartoffelernte und ihre Erlebnisse damit in ihrer Kindheit.
Einen noch größeren zeitlichen Bogen schlug Marieta Hiller aus Lautertal. Als Herausgeberin des „Durchblicks“ und als Organisatorin der Lärmfeuer-Veranstaltungen im Odenwald konnte sie sich auf römische Einrichtungen beziehen. Auch sie hofft, dass mit dem Abebben der Covid-Gefahr im nächsten Jahr im März oder April die Feuer auf den Anhöhen des Odenwaldes wieder leuchten können. Die Rückkehr als „Felsenmeer-Kobold“ ist nicht mehr geplant.
Einen „Normalbetrieb“ wünscht sich auch Rosemarie Töpelmann als Leiterin des Reinheimer Museums. Viele geplante Aktionen konnten nicht stattfinden. Aber dies bot auch die Chance, Neues auszuprobieren: Ein digitaler Stadtrundgang zu Orten jüdischen Lebens in Rein­heim ist in Vorbereitung. QR-Codes werden dann über unsere Nachbarn jüdischen Glaubens informieren.

Vielen Dank an alle Mitwirkenden, die so kurzweilig informiert und zum Gelingen dieses Abends beigetragen haben!"

Nach 46 Kumm-Oowenden mußte de Guggugg alias Jürgen Poth aus Spachbrücken Zwangspause machen. Am 6. Oktober 2021 konnte er endlich wieder "Bühne frei" rufen im historischen Saal des Kühlen Grundes in Reinheim. Es gab dort außerdem viel zu sehen: alte Musikinstrumente, eine Musikbox, Geschirr aus früheren Zeiten - und für den Hunger gab es Schmalzbrote, die man sich selber schmieren durfte gegen einen kleinen Obolus.

Seine Gäste, die auf der Bühne einen Beitrag zum Programm leisteten, überreichte er passend zum Motto "wirrer do! Trotz Corona!" ein 200 Meter langes Danke (Klopapier, was denn sonst!) und eine Flasche Coronabier. Denn es ging ja um Corona, ums Hamstern und um Klopapier.

Impfdosen gab es kürzlich sogar bei Aldi...

Aktuelle Veranstaltungen vom Guggugg finden Sie hier: Kunst und Kultur

Ein paar Anmerkungen meinerseits...

Das Programm hat mir viel Spaß gemacht, endlich konnten wieder Menschen zusammenkommen, miteinander singen und Geschichten erzählen. Ich liebe es Geschichten zu erzählen!

Wie die Kartoffelernte vor 80 Jahren für ein Kind aussah, schilderte Kätha Spalt aus eigenem Erleben. Die Kinder mußten mit dem dreizinkigen Karst (Koarschd) die Kartoffeln aushacken, ohne sie zu verletzen. Lesen Sie dazu auch die kartoffeligen Kapitel aus dem Dibbezauber!

Natürlich wurde vor meinem Beitrag zu den Lärmfeuern das passende Lied gesungen:

Mer moant groad
de goanze Ourrewoald däät brenne.
Alarm, Alarm,
in alle Dörfche duhn se renne.
Steck de Holzstoß ou
un mach e Feijer, un mach e Feijer!

Na, haben Sie erkannt auf welche Melodie das wohl paßt? Richtig, Ring of fire von Johnny Cash - Gott hab ihn selig...

Rosemarie Töpelmann vom Reinheimer Museum wartete mit einer bemerkenswerten Erkenntnis auf: als das Museum endlich wieder öffnen durfte, machte sie über Zeitungsartikel darauf aufmerksam. Die Resonanz war schwach, und als sie zur Verstärkung des Teams junge ehrenamtliche Mitarbeiter suchte, erfuhr sie auch warum. Es meldeten sich vier junge Frauen, um bei der Museumsorganisation mitzuhelfen. Diese erklärten, daß heutzutage kaum noch jemand unter 60 Jahren Zeitung lese und daß man Jüngere über andere Medien erreichen kann. Es wurde eine Facebookseite angelegt und QR-Codes eingeführt. Lesen Sie zum Reinheimer Museum auch: Reinheimer Knöpfe und Die Malweiber: Frauen als Künstlerinnen

Die Erfahrung von Frau Töpelmann deckt sich übrigens mit meiner: immer wieder bekomme ich Rückmeldungen zu meinen heimatkundlichen Beiträgen im Durchblick, und immer sind es Menschen jenseits der 60, meist sogar noch viel älter. Bei meinen Besuchen dort entdecke ich immer unzählige neue Geschichten, ich darf Fotografien und alte Karten oder historische Dokumente abfotografieren, und ich höre aus berufenem Munde, wie anders das Leben noch vor ein paar Jahrzehnten war. Auch wenn Jüngere offenbar nicht mehr lesen, oder keine Geduld für mehr als 144 Zeichen haben, es gibt noch genügend Menschen, die gerne lesen! Für sie schreibe ich meine Geschichten.

Für die jüngeren Leute im Twitter-Staccatomodus schreibe ich natürlich auch, es bleibt ihnen überlassen, die Geschichten auch zu lesen. Das tut ja nicht weh. Gerade kürzlich haben wir in der Redaktion überlegt, ob wir die Onlineseiten dblt.de smartphonetauglich umbauen sollten. Zu guter Letzt kam dabei heraus: wir teilen die Seite in einen aktuellen Bereich, der auch gut auf briefmarkengroßen Displays erkennbar wird, und in den Bereich Odenwald-Redaktion, wo alles so bleibt wie es ist. Mobiltelefon-Stöbern ist für diese Geschichten einfach nicht förderlich. M. Hiller

Der 47. Kumm-Oowend im Oktober 2021

Nach einer sehr langen Zwangspause, fast eine Ewigkeit, wird eine Tradition wieder fortgesetzt. Mit dem 47. Kumm-Oowend kehrt ein Stück Normalität bei Evi Mayer zurück. Die Wirtin vom „Kühlen Grund“ in der Reinheimer Heinrichstraße lädt ganz herzlich zu dieser Veranstaltung ein. Mittwoch, 06. Oktober um 19.30 Uhr, ist in der „gut Stubb“ Reinheims, dem historischen Saal neben der Gaststätte, alles gerichtet. Der Eintritt ist frei, und „Guggugg“ Jürgen Poth wird wie früher durch das Programm führen.

An den „Kumm-Oowende“, immer mittwochs, wurde früher im Odenwald die Woche geteilt, die Menschen haben sich getroffen, gemeinsam gesungen, gelacht und von damals und heute erzählt. Es gab keinen Lockdown, keine Inzidenzwerte und keine Kontaktbeschränkungen, die dieses Vergnügen hätten schmälern können. Jetzt ist die Gelegenheit wieder da, sich vergnüglich auszutauschen: Jeder im Publikum - Musikant, Sänger, Dichter, Autor - darf zum Gelingen des Kumm-Oowends beitragen und berichten, was in der Coronazeit vermisst wurde und nun „wieder da“ ist. Lied- und Textbeiträge sind herzlich willkommen, damit es ein echter „Kumm-Oowend“ wird. Wer eine Idee dazu hat, kann sich gerne vorab mit Jürgen Poth (06162 912818) in Verbindung setzen.

Eine Einschränkung ist allerdings geblieben. Zur Veranstaltung kann nur kommen, wer nachweisen kann, dass er geimpft oder genesen ist. Schnelltests reichen nicht aus. Eine Maske sollte trotzdem bereitgehalten werden – wir wollen einmal ausprobieren, wie sich das gemeinsame Singen mit FFP2-Schutz anhören würde!

(Jürgen Poth, Spachbrücken)