Juni 2023: Erste Mitgliederversammlung des Landschaftspflegeverbands Kreis Bergstraße

Das erste Geschäftsjahr des Landschaftspflegeverbands Kreis Bergstraße e.V. war durch die langsam mahlenden Verwaltungsmühlen kurz. Dennoch gab es in der ersten Mitgliederversammlung im Naturschutzzentrum Bergstraße einiges zu berichten. Aus den meisten der 15 Mitgliedskommunen waren Vertreterinnen und Vertreter gekommen, ebenso Teilnehmer der Verbände sowie private Förderer. Das
zeigt, dass das Interesse an der Arbeit und die Unterstützung groß ist. Angelika Beckenbach, Vorsitzende des Verbands und Bürgermeisterin der Gemeinde Abtsteinach, führte zusammen mit dem Geschäftsführer
Martin Schaarschmidt und Geschäftsstellenleiterin Stefanie Seitz durch die Sitzung.

Da die Mitgliederversammlung erst jetzt im Juni stattfand, wurde von Martin Schaarschmidt auch über das erste Halbjahr des neuen Geschäftsjahres berichtet. Neben den zahlreichen organisatorischen Schritten, die bei jeder Geschäftsaufnahme entstehen, wurden alle Mitgliedskommunen besucht, um die Erwartungen und Wünsche an den Landschaftspflegeverband kennenzulernen. Die Ausgangssituation ist bei den Kommunen ganz unterschiedlich. In der Rheinebene und dem Ried gibt es andere Schwerpunktthemen wie an der Bergstraße, dem Odenwald oder im Neckartal. Bei manchen Gemeinden und Städten ist bereits viel ehrenamtliches Engagement in den Bereichen Naturschutz und Landschaftspflege vorhanden, teilweise gab es in der Vergangenheit schon Runde Tische oder ganze Konzepte dazu. Bei anderen hat man Ideen und Ansätze, es fehlt jedoch an Personen, die diese umsetzen können. Und manchmal gibt es noch gar nichts Konkretes. Wobei dies nirgends an mangelndem Interesse oder Verständnis liegt, sondern einfach an den zeitlichen und fachlichen Kapazitäten. Genau hier setzt die Arbeit des Landschaftspflegeverbands an.

Martin Schaarschmidt und Stefanie Seitz war es dabei wichtig zu betonen, dass dieser keine Konkurrenz zu Bestehendem ist, sondern es im Gegenteil darum geht, zu unterstützen, zu beraten oder zu vermitteln.
Bei allen Unterschieden gibt es auch Gemeinsamkeiten. Allen ist die Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, sehr wichtig. Und auch das Interesse an vom Landschaftspflegeverband organisierten Obstbaumschnitt- und anderen Kursen für Bauhofmitarbeitende oder Privatpersonen ist groß in den Kommunen, in denen dies noch nicht durch andere Institutionen oder Ehrenamtler abgedeckt ist. Hier werden passende Konzepte und Fortbildungen ausgearbeitet und angeboten.

Die Kommunen sind jedoch nur ein Teil der Mitglieder. Es wurde ebenfalls begonnen, sich mit den Mitgliedsvereinen sowie Organisationen und Akteuren zusammenzusetzen, mit denen es Berührungspunkte oder Überschneidungen gibt. Wichtig werden auch Gespräche mit Landwirtinnen und Landwirten sein, um ihnen neue Tätigkeitsfelder und Zusatzeinkommen durch die Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband aufzuzeigen. Es werden alle gebraucht, um gemeinsam Ziele umzusetzen.

Die Finanzierung des Landschaftspflegeverbands erfolgt neben den Mitgliedsbeiträgen durch Zuschüsse des Landes Hessen für Personalkosten. Diese sind gebunden an Aufgaben aus einem jährlichen „Arbeits- und
Maßnahmenprogramm (AMP)“. In dem Programm für das aktuelle Jahr stehen unter anderem Maßnahmen
 für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling und die Äskulapnatter. Diese kommt in ganz
Deutschland nur in vier Regionen vor, eine davon liegt im Kreis Bergstraße.

Vorstandwahlen standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Nicole Rauber-Jung, erste Stadträtin von Bensheim, wurde per sofort für den bereits im Oktober ausgeschiedenen Adil Oyan gewählt. Auf Uwe
Spitzer, der Ende des Jahres sein Amt des Bürgermeisters von Gorxheimertal niederlegt, folgt ab Januar 2024 Volker Scheib, Bürgermeister von Biblis, in den Vorstand.

Zum Ende der Sitzung berichtete Martin Schaarschmidt noch über eine weitere Neuigkeit. Die Gemeindevertretung von Birkenau hatte erst wenige Tage vorher einstimmig beschlossen, dem
Landschaftspflegeverband ebenfalls beizutreten.

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November 2022 - Mit viel ehrenamtlichem Einsatz zur Gründung: Landschaftspflegeverband Kreis Bergstraße e.V.

Einzigartig in Hessen war der Prozess zur Gründung des Landschaftspflegeverbands Kreis Bergstraße e.V.: Die Gründung im Februar 2022 wurde ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement einer kleinen Gruppe
von privaten Naturschützern initiiert und vorbereitet, die sich aus zwei vorausgegangen Biodiversitätskonferenzen des Kreises Bergstraße gebildet hatte. Die Vorteile eines Landschaftspflegeverbands wurden von dem Team bei zahlreichen Terminen den Kommunen vorgestellt. Dabei kam auch mehrfach die Frage auf, ob ein Landschaftspflegeverband „Nicht einfach nur ein weiterer Naturschutzverein“ sei. Die Aufklärungsarbeit und vielen Gespräche waren erfolgreich, 15 der 22 Kommunen im Kreis sind bereits beigetreten.

Nachdem die bürokratischen Schritte abgeschlossen sind, kann der LPV zum Ende des Jahres endlich operativ starten. 1. Vorsitzende ist Angelika Beckenbach, Bürgermeisterin der Gemeinde Abtsteinach. Unterstützt wird sie im Vorstand von Florian Schumacher für den Naturschutz und Michael Jöst für die Landwirtschaft.

Auch bei der Geschäftsführung gibt es eine besondere Konstellation, denn Martin Schaarschmidt arbeitet seit vielen Jahren beim LEV Rhein-Neckar in Baden-Württemberg und hat damit große Erfahrung bei der Planung und Umsetzung von Projekten. Er teilt zukünftig seine Stelle zwischen beiden Verbänden auf. Da beide Landkreise direkt nebeneinander liegen, können hier viele Synergien bei der Umsetzung von Maßnahmen genutzt werden, denn die Natur kennt bekanntlich keine Ländergrenzen.

Die Geschäftsstelle in Reichenbach (Gemeinde Lautertal) im Odenwald wird organisatorisch unterstützt von Stefanie Seitz, eine weitere Stelle für die Projektbearbeitung wird noch besetzt.
Text: Stefanie Seitz

Kreis Bergstraße: Landschaftspflegeverband in Gründung

März 2021: Ein zentraler Wunsch der Teilnehmenden der ersten Biodiversitätskonferenz des Kreises Bergstraße Anfang Januar 2020 war die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes für den Kreis. Seither arbeitet eine Arbeitsgruppe an der Umsetzung dieses Wunsches. In der Gruppe vertreten sind neben aktiven Naturschützern der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. sowie der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auch Landwirte. Kürzlich informierte diese Arbeitsgruppe gemeinsam mit dem Kreisbeigeordneten Karsten Krug per Videokonferenz über den aktuellen Stand und die Vorteile eines Landschaftspflegeverbandes.

Neben vier Sitzungen der Arbeitsgruppe fanden bereits Besprechungen mit verschiedensten Akteuren, darunter Verantwortliche des Landes und Sprecher der landesweiten Vertretung der Landschaftspflegeverbände sowie anderer Kreise und Kommunen, in denen bereits Landschaftspflegeverbände tätig sind, statt. Bis zur Gründung wird aktuell an der möglichen Satzung und einer Beitragsordnung gearbeitet.

„Die jetzt vorgesehene Gründung eines Landschaftspflegeverbandes basiert auf Diskussionen und Anregungen aus der von mir zu verantwortenden Biodiversitätskonferenz. Daher freue ich mich, dass das Thema bei einem Großteil der Kommunen und Landwirte des Kreises auf volle Zustimmung stößt“, so der für den Bereich Umwelt zuständige Dezernent Karsten Krug.

In einem Koalitionsvertrag zwischen CDU Hessen und Bündnis 90/DIE GRÜNEN Hessen für die 20. Legislaturperiode heißt es: „Um das Miteinander verschiedener Nutzungsgruppen zu stärken, werden wir flächendeckend Landschaftspflegeverbände auf Landkreisebene gründen“. Durch dieses Miteinander können unter anderem die Pflege, Gestaltung und Vernetzung von Biotopen in Naturschutzschwerpunktgebieten organisiert und betreut werden. Für die Landwirte bietet sich durch Naturschutz-Pflege eine neue Einkommensmöglichkeit. Der Landschaftspflegeverband kann den Kommunen unter anderem als Ansprechpartner für Naturschutzfragen dienen und die Verwaltung entlasten, indem er die Abwicklung, Verwaltung und Umsetzung von Pflegeplänen und Landschaftspflegemaßnahmen übernimmt. Der Landschaftspflegeverband ist somit ein gemeinnütziger Dienstleister für Kreis und Kommunen sowie ein Partner für Landwirtschaft und Naturschutz.

Für die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes ist eine Drittelparität aus Kommunen, Landwirtschaft und Naturschutz nötig, die zukünftig in einem Vorstand sitzen werden. Ergänzt wird dieser Vorstand von einem Beirat. Für die Gründung, die für Juni oder Juli dieses Jahres anvisiert wird, hat der Kreis bereits Mittel im Kreishaushalt hinterlegt. Das Land Hessen unterstützt die Landschaftspflegeverbände in den ersten Jahren mit der Übernahme der Geschäftsführungskosten. Zudem finanziert sich der Landschaftspflegeverband aus den jährlich für das Folgejahr zu planenden und zu beantragenden Einzelprojekten. Auch die Untere Naturschutzbehörde verfügt über einen Geldtopf, aus dem Maßnahmen des Landschaftspflegeverbandes gefördert werden können.

Landschaftspflegeverband: Beitritt nutzt allen

Bei den Herbstsitzungen 2020 der Lautertaler Gremien ging es um den Beitritt zum Landschaftspflegeverband. Volker Knaup von der Arbeitsgruppe Landschaftspflegeverband des Kreises Bergstraße war zu Gast bei und warb für den Beitritt der Gemeinde zum Verband: dies schaffe eine win-win-win-Situation: die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft wird gefördert, Arbeiten werden per Auftrag an Landwirte und Betriebe vor Ort vergeben, Fördermittel werden aquiriert.
Der in Gründung befindliche Verein  wurde  auf der Biodiversitätskonferenz des Kreises Bergstraße 2020 angeregt und müßte eigentlich Landschafts-Erhaltungs-Verband heißen, denn es geht darum, frühere Ökosysteme wieder herzustellen. Es soll ein Finanzpolster geschaffen werden, das der Wirtschaft und der Landschaft vor Ort zugute kommt. Die Verwaltungen kleinerer Gemeinden ohne eigenes Umweltamt werden entlastet, daher sind Kommunen, die Landwirte und Naturschützer paritätisch im Landschaftspflegeverband vertreten. Vereine können vom LPV finanzielle Unterstützung erhalten, für sie ist jedoch vor allem die Vernetzung sehr hilfreich; Privatpersonen und Unternehmen steht der Verein ebenfalls offen.
Für die Gemeinde Lautertal bedeutet der Beitritt um LPV eine jährliche Beitragszahlung von etwa 2500 Euro. Als Gegenleistung wird ein jährlicher Maßnahmenplan erstellt.
Anfang 2022 soll die Gründungsversammlung des LPV Bergstraße stattfinden, einige Gemeinden haben bereits ihre Beteiligung zugesagt. Der Ausschuß befürwortete den Beitritt Lautertals auf Antrag von Helmut Adam mit 6:1 Stimmen.