Informationen aus der Landwirtschaft – September

Die Getreideernte ist abgeschlossen. Aktuell wird Mais gehäckselt und ab der Monatsmitte werden Zuckerrüben gerodet. Im Großen und Ganzen sind die Betriebe mit den erzielten Erträgen zufrieden. Insgesamt sind die Erträge in Hessen - wie in fast allen anderen Bundesländern auch - etwas geringer ausgefallen als im Mittel der vergangenen fünf Jahre.

Ein Teil der Getreideernte landet als Futter in den Trögen und wird veredelt zu Milch und Fleisch. Ein weiterer Teil wird verarbeitet zu Brot, Brötchen, Nudeln und vielen anderen Leckereien. Bis es allerdings soweit ist, muss das Getreide gelagert werden. Wie und wo gelagert wird ist sehr unterschiedlich. Die Anforderungen an die Lagerung hingegen sind gleich: Trocken, sauber und kühl muss es gelagert sein, nur dann bleibt es bis zum Verkauf oder zum Verfüttern gesund.

In großen Getreidesilos auf den Höfen, in zentralen Lagern, beim Landhandel, im Hafen oder in der Mühle – bevor das Erntegut dort landet, muss es trocken sein! Weizen, Gerste und Roggen lagern mit einem Kornfeuchtegehalt von etwa 14 Prozent, einer relativen Luftfeuchte von 65 Prozent und einer Korntemperatur von 15 °C ein. Hafer macht die Ausnahme, hier darf die Kornfeuchte nur ca. 12 Prozent betragen. Ist das Getreide bei der Ernte zu nass, muss es getrocknet werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich im Lager Schimmelpilze verbreiten und das Getreide verdirbt. In diesem Jahr war in unserer Region aufgrund der guten Wetterlage eine Trocknung nicht erforderlich.

Bevor das Getreide eingelagert werden kann, muss der Lagerraum vorbereitet werden. Sauber und trocken muss es sein. Getreidekörner aus dem Vorjahr müssen beseitigt werden, dort könnten möglicherweise Vorratsschädlinge oder Pilzsporen „nisten“. Schadnagern und Vögeln wird durch entsprechende Vorrichtungen (dichte Wände und Abdeckungen) der Zugang zum Lager verwehrt, zumindest aber erschwert werden. Geeignete Vorrichtungen zum Belüften müssen vorhanden sein, um Korn-und Luftfeuchte sowie die Temperatur zu regeln. Diese Standards sollten bei einer Hoflagerung unbedingt erfüllt werden. Im Handel durchläuft das Getreide noch einige weitere Reinigungsstufen, bevor es im Silo landet.

Die Vorreinigung ist Standard – hier wird die die Spreu vom Weizen getrennt. Der Aspirateur reinigt durch einen Luftstrom Staub und Strohanteile aus dem Getreide. Danach wandert das Getreide über Förderschnecken und Elevatoren über verschiedene Sieblagen, bis alles ausgesiebt ist, was nicht ins Getreidesilo soll. Nur einwandfreies Getreide darf zu Mehl verarbeitet werden!

Weltweit, so die Schätzungen der FAO, betragen die Lagerverluste bis zu 30%! Die Qualitätsstandards in Deutschland und Europa sind glücklicherweise sehr hoch. Unter guten Bedingungen lagert Getreide schadlos viele Jahre – allein die europäischen Sicherheitsreserven lagern sieben Jahre!

Bildunterschrift: Getreideannahme bei der Herrnmühle in Reichelsheim. Hier lagern bis zu 700 Tonnen Getreide. Für die Reinigung und Vorbereitung der Getreidelager vor der Ernte werden jährlich mehr als 100 Arbeitsstunden benötigt. Die Herrnmühle verzichtet auf die chemische Reinigung und Begasung. Mit Handfeger, Staubsauger und Man-Power wird jede noch so kleine Ritze gereinigt.

Bericht und Fotos: Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft Otzberg, www.aggl-otzberg.de