Im Dezemberheft 2022 lautete unsere Titelgeschichte "Vor uns die Sintflut - Katastrophenmanagement einst und heute", und im September 2021 fand am Rückhaltebecken Reichenbach eine Bürgerversammlung zum Thema "Wie gut sind wir vor Starkregenereignissen geschützt?" statt. Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Gewässerverbandes, gab damals - unter dem direkten Einfluß der Flutkatastrophe im Ahrtal am 14. Juli 2021 - wichtige Informationen zur Situation im Odenwald und konkret zum Rückhaltebecken.

Über 130 Menschen fanden im Ahrtal den Tod, unzählige Gebäude gingen verloren, lebenswichtige Infrastruktur wurde zerstört.
Zuständig für Unwetterwarnungen und Katastrophen ist der Kreis, aber die Gemeinden können viel tun, um im Ernstfall gerüstet zu sein. Bürgermeister Heun informierte im Januar über aktuelle Maßnahmen: flächendeckend für die ganze Gemeinde Lautertal werden für Ende Februar digitale Sirenen erwartet und installiert. Über Warnsignale und Verhaltensregeln wird dann informiert.

Zweite Maßnahme ist die Erstellung einer Fließpfadkarte. Diese zeigt straßengenau die Gefährdung durch Überflutung bei Starkregenereignissen. Die Starkregen-Hinweiskarte für Hessen liegt in hochaufgelöster PDF vor und zeigt auch die Verhältnisse an der Lauter und ihrer Seitenbäche. Hier erhält die Gemeinde fachkundige Unterstützung durch Werner Opper, der sich aufgrund seiner früheren Tätigkeit bei der Oberen Wasserbehörde intensiv in die Lautertaler Wasserbedingungen eingearbeitet hat. Er warnt davor, die Lauter zu unterschätzen.

Foto: Simone MeisterRetentionsflächen: bei Starkregen muß das überschüssige Wasser in der Landschaft aufgenommen werden können. Solche Entwässerungsflächen werden inzwischen von der Wasserbehörde strikt freigehalten, dies gilt auch für eventuelle Lückenbebauungen. Es werden jedoch weitere Flächen benötigt. Reichenbach wird hauptsächlich durch das Rückhaltebecken geschützt, statistisch käme es alle 100 Jahre an seine Kapazitätsgrenze - nach bisherigen Wetteraufzeichnungen. Inzwischen muß jedoch mit wesentlich höherer Häufigkeit gerechnet werden. Zusätzlich soll geprüft werden, ob im Wald Mulden angelegt werden können, die zugleich das Regenwasser vor Ort halten und den Baumwurzeln zukommen lassen können. Dies muß mit der Forstbehörde abgestimmt werden.

Foto rechts: im Wald bei Gronau wurde ein solches Retentionsbecken ausgehoben. Dies kommt dem Hochwasserschutz UND den Bäumen zugute. Foto Simone Meister

Sandsäcke werden derzeit noch zentral in Lampertheim gelagert, sollen nun aber auch vor Ort vorrätig sein.

Regelmäßige Gewässerschauen sollen verhindern, daß Hindernisse zu Rückstau führen können, zugleich kann dabei auf Renaturierungsmöglichkeiten und baulicher Öffnung geprüft werden. "Hier kann mit wenig Geldeinsatz einiges bewirkt werden", so Opper. Er verwies auf das Beispiel der Reichenbach im Höllacker, die auf Initiative von Ortsvorsteher Alfred Hogen renaturiert werden konnte.

Werner Opper wies darauf hin, daß Ulrich Androsch eine persönliche Beratung für einzelne Gebäude anbietet und etliche technische Hilfsmittel empfehlen kann.

Drittes Szenario ist ein längerer Stromausfall: hierfür sind alle Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren gerüstet und dienen als Anlaufstelle. Zur Zeit werden alle erforderlichen Geräte und Materialien organisiert, so daß Notstromaggregate und Sandsäcke verfügbar sind. In den Dorfgemeinschaftshäusern können Versorgungsplätze geschaffen werden, über die Anschaffung von Feldbetten wird derzeit nachgedacht.

Infokasten "Was jeder tun kann"

  • Sirenenwarnungen und Warn-Apps ernstnehmen, Radio einschalten
  • Informationen zu den verschiedenen Sirenenwarntönen: https://www.verbraucherschutz.com/ratgeber/sirenenalarm-welche-bedeutung-haben-die-warntoene/
  • Regelmäßig angrenzende Gewässer auf Hindernisse oder Verstopfungen in Straßenunterführungen prüfen
  • Bei Bedarf persönliche Beratung durch den Gewässerverband in Anspruch nehmen: Tel.: 06251 – 5 24 85 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. https://www.ladadi.de/bauen-umwelt/landwirtschaft-und-umwelt/wasser.html
  • Sinnvoll Vorräte anlegen: Tipps finden Sie hier!

Lesen Sie dazu bitte auch:

Vor uns die Sintflut: Katastrophenmanagement einst und heute...

Wie gut sind wir vor Starkregenereignissen geschützt?  und Wie kann man sich gegen Starkregen schützen?

Was tun bei einer Katastrophez.B. Notfallrucksack! Ratgeber besorgen: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/Ratgeber/ratgeber-notfallvorsorge.pdf?__blob=publicationFile&v=15

Bundesweiter Warntag am 8. Dezember

zur Wahrscheinlichkeit eines längeren Stromausfalls gibt es einen wegweisender Vortrag von Christoph Rumler beim Klimabündnis im Beitrag Klimabündnis Kreis Bergstraße: Aktuelles  vom Dezember 2022

Persönliche Notfallreserve: von Preppern und Hamstern...

Zum Thema "Ein Stromausfall der Angst macht" lesen Sie den Abschnitt "Neue Energieform plus neuer Kommunikationsweg können zur Revolution führen" im Beitrag Ernährung und industrielle Revolution

Wieviel Getreide und andere Lebensmittel sind in der zivilen Notfallreserve der BRD?