Wie sah die Neunkircher Höhe und der Wald zwischen Gadernheim und Neunkirchen im Lauf der Jahrhunderte aus?

Die Neunkircher Höhe wird im Lorscher Kodex in der Markbeschreibung von Heppenheim aus dem Jahr 773 als Wintercasto bezeichnet: nach ihrem einstigen Namen Windherrenhöhe erhielt das Dorf Winterkasten seinen Namen. Der Höhenrücken bildet die Wasserscheide zwischen Lauter, Modau und Gersprenz.

Die Lauter: von der Quelle auf 540m Höhe bis zur Mündung bei Gernsheim am Rhein 31 Kilometer lang - lesen Sie dazu auch: Die Lauterquelle und  Die Lauter: Naturidyll und Industriefluß in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

Die Modauquelle: die Modau ist von der Quelle auf 505m Höhe bis zur Mündung bei Stockstadt am Rhein 44 Kilometer lang - lesen Sie dazu auch: Die Modauquelle

Die Gersprenzquelle: von der Quelle auf 580m Höhe bis zur Mündung bei Stockstadt am Main 62 Kilometer lang - lesen Sie dazu auch: Die Gersprenz-Quelle

Der Quellenweg um die Neunkircher Höhe : ein Kulturweg des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald

 

Genau auf halber Strecke zwischen dem Steilabfall von der Neunkircher Höhe und der Grauelbach nach Reichenbach hat sich das Dorf Gadernheim entwickelt.

Östlich von Gadernheim: der schwarze Buckel am Hang der Neunkircher Höhe, oben sieht man den Kaiserturm

 

Weitere Infos: Walehinhoug oder Kahlberg: eine uralte Grenzscheide und Altstraßen und historische Ansiedlungen in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

Bereits zur Römerzeit verlief der Weinweg als sogenannte Hohe Straße von Weinheim nach Dieburg über die Neunkircher Höhe. Man nutzte die Höhenrücken für die Fortbewegung, da die Täler sumpfig waren. Die alten Dorfgrenzen gingen üblicherweise bis zur Wasserscheide. Die Gadernheimer Grenzen gehen aber fast überall darüber hinaus, weil die umgebenden Dörfer erst viel später entstanden und die Bevölkerung von Gadernheim die Flächen brauchte.

Weitere Infos: Landwirtschaft vor 250 Jahren: Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

Der Kaiserturm

 

Die Neunkircher Höhe ist 605m hoch, auf ihrem Gipfel liegt der Kaiserturm. Er wurde 1888 vom Odenwaldklub erbaut, stürzte 1904 ein und wurde 1907 neu erbaut. Er ist 34m hoch und bietet auf der Aussichtsplattform einen herrlichen Rundblick über den Odenwald. Lesen Sie auch den Beitrag über die Kaiserturm-Modelle von Peter Elbert...

Der Radarturm auf der Neunkircher Höhe

Weithin im Odenwald ist auf dem Höhenrücken der Neunkircher Höhe die sich drehende Parabolantenne des Radarturmes zu sehen. Die 1962 erbaute Überwachungsanlage für den Flugverkehr war bis 1990 rund um die Uhr mit Mitarbeitern der Deutschen Flugsicherung (DFS) besetzt. Der Turm ist einer der ältesten in Deutschland und wird heute unbemannt gesteuert. Im Umkreis von 280 Kilometern bis in eine Höhe von 15 Kilometern zeichnet die Anlage alle Flugobjekte auf, bis zu 1400 Flugzeuge gleichzeitig. Erfaßt werden können Flugobjekte mit einer Rückstrahlfläche ab vier Quadratmetern, auch Wolken und Vogelschwärme, oder Ultraleichtflugzeuge, Feuerwerksraketen und Fallschirmspringer über den Einflugschneisen. Über Transponder können die Flugobjekte geortet werden. Es gibt in Deutschland sechs dieser En-route-Radaranlagen (En-route = frz. für Luftstraßenradar) für die Streckenkontrolle der Luftraumüberwachung. Sie können mit einer Reichweite bis zu 240 Nautischen Meilen (= 450 km) den Flugverkehr außerhalb der Flugplatzbereiche erfassen, ihre Antennen drehen sich mit 4 bis 6 Umdrehungen pro Minute eher langsam im Gegensatz zu den Flugplatzgeräten. Die Sendeenergie der Radaranlage wäre durch elektromagnetischen Wellen gefährlich für Menschen, die direkt in den Strahl geraten, daher ist die Antenne auf einem hohen Turm installiert. Die gesammelten Aufzeichnungen gehen per Richtfunk zur DFS in Langen und über Erdleitungen zu den Kontrollzentralen in Karlsruhe und Maastricht. Sowohl das zivile RADNET als auch militärische Kontrollzentren können die Daten nutzen. Im Rahmen des Eurocontrol Mode S Programmes und des Projektes Comos der DFS wurde die Radaranlage modernisiert, finanziell unterstützt durch die Europäische Union, transeuropäische Verkehrsnetze (Trans-European Transport Network TEN-T).

 

Der FAD-Stein am Weg zwischen Gadernheim und Neunkirchen

 

 

Allmeihütte - Allmei kommt von Allmende, das ist ein von der Dorfgemeinschaft gemeinsam bewirtschaftetes Stück.

Der Hexenstein

Der Hexenstein liegt unweit der obersten Lauterquelle unter einem hohen Solitärbaum. Zum Hexenstein ernannt wurde der Granitfels vom Gadernheimer Schmied Roß, der den Schriftzug mit Hexe geschmiedet hat.

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Hirschpfad auf der Neunkircher Höhe

Der Lancaster-Absturz im Neunkircher Wald

"Cosmas und Damian: zwei syrische Heilige" finden Sie in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

Die Kirche in Neunkirchen ist als Quellkirche eine frühmittelalterliche Gründung. Sie war Wallfahrtskapelle, wurde 1480 zu einer Kirche ausgebaut und Cosmas und Damian geweiht.
1742 fand ein Umbau der Kirche im Barockstil statt. In einem schönen Odenwälder Dialekt von Friedel Sauerwein heißt es: „Meer sin vun vornereu sou aold wie de Rurestoa! Un aa de Herr Parre Hotz hot gemaont, daß der aolde Daafstao vun Neikerche, der wou heit in Iwweroo staiht, schun in de Oufang vum dreizäihnde Johrhunnert gehäert.“

Aus: Ernst Wege, 675 Jahre Lützelbach: Verkaufsurkunde der Rodensteiner von 1346

Trimm-Dich-Pfad für die Seele

Jodokus oder Jost lebte im 7. Jh. als Pilger, Priester und Einsiedler.  Er ist der Patron der Pilger, Schiffer, Siechenhäuser, Blinden und Bäcker. Im Fischbachtal gab es eine St. Jost-Kapelle, und der Flurname Jostwiesen weist heute noch auf ihren Standort hin. Nun gibt es hier einen Pilgerweg mit anspruchsvollen und mittelschwierigen Anforderungen. Am Weg liegen die "12 Apostel", Rimdidim, die Neunkircher Höhe, der Ringwall Heuneburg, Schloß Lichtenberg und natürlich auch Lokale für das leibliche Wohl. Ausführliche Infos gibt es hier. Ein Faltblatt mit den Stationen, dem Schwierigkeitsgrad, einer Karte und weiterführender Literatur gibt es bei der Gemeinde Fischbachtal.

Weitere interessante Sehenswürdigkeiten sind das Schloß Lichtenberg mit Museum oder die Ruine Rodenstein bei Reichelsheim-Eberbach. In Lichtenberg ist ein Geopark-Eingangstor und in Reichelsheim ein Geopark-Infozentrum.

 

Der höchste Apfelbaum im Odenwald bekam eine neue Infotafel

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald versah dieses Jahr den 1997 gepflanzten Apfelbaum auf der Neunkircher Höhe mit einer neuen Infotafel. Genau auf die Grenze zwischen Lautertal und Modautal setzten die Initiatoren des Verschönerungsvereins Lützelbach das Bäumchen. Ihre Idee, eine Odenwaldübergreifende Wanderwegverbindung unter dem Thema „Hessenland - Ebbelwoiland“ zu schaffen, entstand gemeinsam mit zwei Nieder-Ramstädtern vom Obst- und Gartenbauverein und vom NABU. Anläßlich der Gründung der Odenwälder Schleife der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute 1996 stellten sie ihre Idee vor, und schon wenige Monate später konnte die Bauhofmitarbeiter der Gemeinden Lautertal und Modautal das Pflanzloch für die  Goldparmäne ausheben. Die Ehrenamtlichen Ernst Wege und Peter Hoffmann (Verschönerungsverein Lützelbach) wurden von den damaligen beiden Bürgermeistern Wilhelm Speckhardt (Modautal) und Jürgen Kaltwasser (Lautertal) unterstützt.
Heute trägt der höchste Apfelbaum alljährlich „typische Apfelwein-Äpfel“ und wird regelmäßig vom Modautaler Bauhof freigeschnitten – und jüngst hat der Geo-Naturpark gemeinsam mit den Aktiven vor Ort die Informationstafel samt Rahmen erneuert. Drei Ruhebänke laden zum Verweilen ein, und neben dem Wegweiserpfosten mit den verschiedenen Wanderwegen schweift der Blick weit nach Nordwesten bis zum Feldberg im Taunus. Bewußt war der Standort des Baumes an einem Knotenpunkt mehrerer überregionaler Wanderwege gewählt, die inzwischen sämtlich zu Premiumwanderwegen wurden: Alemannenweg, Main-Stromberg-Weg, Waldenser und Hugenottenweg und der erste Hessische Mundart-Wanderweg. Auch lokale Wanderwege treffen hier zusammen oder verlaufen in der Nähe: Hirschpfad, der Modautalweg 1 und der historische Weinweg. Seit der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. als Nachfolgeorganisation der Apfelwein- und Obstwiesenroute Odenwald aktiv ist, kümmern sich Mitglieder auch immer wieder um den Apfelbaum auf der Neunkircher Höhe.

der höchste Apfelbaum des Odenwaldes: am 6. April 1997 wurde er gepflanzt. Lesen Sie auch: Apfel - ein immerwährendes Thema! und "Landwirtschaft vor 250 Jahren" finden Sie in meinen Jahrbüchern: Das Durchblick-Jahrbuch: Spinnstubb 2.0, sie sind deshalb online nicht zu finden.

 

 

Der Seibert-Stein - die Inschrift lautet "Odenwaldklub e.V. Ludwig Seibert dem Schöpfer unserer Wegebezeichnung 1926"

Texte und Fotos: M. Hiller