November 2022: Die Glasschale aus Obernburg und die Rhein-Main-Region in der Spätantike: Tagungsband vermittelt neue wissenschaftliche Erkenntnisse

1996 fanden Archäologen bei Grabungen im Römerkastell in Obernburg eine Glasschale mit christlichen Motiven aus dem 4. Jahrhundert - ein herausragendes Einzelstück, das Rätsel aufgab und die Forschung vorantrieb. Als die Glasschale über 20 Jahre später als Leihgabe wieder in Obernburg zu sehen war, lud Dr. Alexander Reis, Archäologe an der Goethe-Universität Frankfurt, zu einer Tagung über die Bedeutung des Rhein-Main-Gebiets in der Spätantike ein. Erkenntnisse von Archäologen, Historikern, Geologen und Geographen rückten die besondere strategische und geographische Lage der Region in der Zeit des römischen
Rückzugs und der Alemannenkriege in den Vordergrund. Diese wissenschaftlichen Vorträge stehen nun einem historisch und archäologisch interessierten Publikum in gebundener Form zur Verfügung. Das Buch, das Dr. Reis herausgegeben hat, ist entweder direkt beim Verlag Dr. Faustus oder auch im Buchhandel erhältlich und kostet 45 Euro.

Jochen Babist, Geologe beim Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, wirkte bei der Tagung 2018 mit. Er und Alexander Vögler, Historiker und Gymnasiallehrer, hielten einen Vortrag zur Bedeutung der Steinbrüche des Felsberges im Odenwald für die kaiserlichen Monumentalbauten in Trier und die damit verbundene Infrastruktur. Nach wie vor ungeklärt ist der Abtransport des gewonnenen Materials vom Felsberg zum Rhein, zu dem im Artikel einige neue Ansätze enthalten sind. Um das Wissen über die Spät-Antike im Raum Bergstraße-Odenwald einem breiteren Publikum verfügbar zu machen, unterstützte der Geo-Naturpark den Druck des Buches gemeinsam mit zahlreichen anderen Partnern.

Weitere Informationen zum Inhalt des Buches: https://verlag-dr-faustus.de/de/stoebern-sie-unter/176-das-rhein-main-gebiet-in-der-spaetantike.html

Im Winter 2013 habe ich eine dreimonatige Ausbildung zur Gästeführerin "Römer im Odenwald" mit Zertifikat absolviert und freute mich dann darauf, vor Ort im Felsenmeer Geschichte und Geschichten über die Römer den Gästen näherbringen zu dürfen! Silvana Odina in der caupona« - eine römischstämmige Garköchin in Germanien klagt ihr Leid, nicht ohne dazu köstliche Spezialitäten aus "medias res" - der geheimnisvollen römischen Civitas MED... (Dieburg) zu servieren.

Die alten Römer und der vermeintliche Granit im Felsenmeer

der hat ihnen schon schwer zu schaffen gemacht, den gut organisierten und ordnungsliebenden Römern. Daß sich ein Gestein derart einer geordneten Bearbeitung entzog, waren sie nicht gewohnt.
Wie die Römer lebten und arbeiteten erzählte ich bei meiner Römer-Erlebnistour. Mit Jahreszahlen, Kaisernamen und Schlachtendaten quäle ich allerdings niemanden, vielmehr gab es unterhaltsame Einblicke in die spannenden Lebensbedingungen im früheren Barbarenland Germanien. Wie die Römer die Steine im Felsenmeer bearbeitet haben, die berühmte Riesensäule, den Altarstein und viele weitere römische Werkstücke stellte ich oft und gerne dar.

Leider folgte nach der Ausbildung durch den Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald keine gemeinsam organisierte Odenwaldübergreifende Aktion aller Gästeführer*innen, auch die Tourismuszuständigen gingen das Thema niemals an. Schade - mit dem unerschöpflichen Thema "Römer im Odenwald" hätte man ein großes Faß aufmachen können.

Wer waren sie, wie lebten sie, und wie kamen sie mit der einheimischen Bevölkerung aus (und diese mit ihnen)? Ständig kommen neue Forschungsergebnisse dazu, die ich auch jetzt noch gerne auf diesen Seiten für Sie zusammentrage! Jeder interessiert sich für die geheimnisvollen Kelten, von denen wir doch so wenig wissen! Doch kaum einer fragt nach dieser Epoche unserer Region, die sich sehr richtungsgebend für unsere Infrastruktur, unsere Kultur, unsere Sprache auswirkte - seltsam... Aber natürlich läßt sich über die Kelten trefflich raunen, während die Beschäftigung mit den technikverliebten pedantischen römischen Besatzern halt leider wenig Geheimnisvolles, auch wenig Menschelndes verspricht. Ich wünsche viel Spaß auf diesen Seiten und verspreche, daß sie regelmäßig um neueste Details ergänzt wird.

Marieta Hiller, nach Beendigung der Gästeführertätigkeit im Sommer 2021

Links und Fotos folgen in den nächsten Tagen...

Übrigens: Mein unterhaltsames Buch "Abenteuer Felsberg - Felsenmeere und Römersteine" ist leider seit langem aufgrund fehlender Kooperation regionaler touristischer Stellen nicht mehr erhältlich, die Inhalte finden Sie jedoch demnächst alle auf diesen Seiten.

Rezeptsammlung des Marcus Gavius Apicius

(* um 25 v. Chr.; † vor 42), De re coquinaria („Über die Kochkunst“).

Die Sammlung wird geprägt von Absonderlichkeiten wie Flamingozungen als besondere Delikatesse, enthielt keine Maßangaben, dafür aber viele schwer zu beschaffende Zutaten. Plinius berichtet, daß Apicius die Idee aufbrachte, Schweine mit Feigen zu mästen, damit deren Leber später besonders wohlschmeckend würde. Daraus leitet sich der heutige Name für Leber in vielen Sprachen ab: von ficatum („mit Feigen versehen“) leitet sich ital. fegato, span. hígado und frz. foie ab.

Nach dem Tod des Apicius kam das Gerücht auf, er habe sich zu guter Letzt selbst vergiftet, weil er feststellen mußte, daß ihm nunmehr nur noch 10 Millionen Sesterzen zum Leben bleiben würden, nachdem er bis dahin bereits 100 Millionen für seine Küche ausgegeben hatte.

Die Kaufkraft einer Sesterze läßt sich schwer bestimmen, da für die erforderlichen Rahmenbedingungen für Gold, Silber oder Warenkorb kaum zuverlässige Quellenangaben vorliegen.

Eine einfache Hauptmahlzeit oder 0,55 l Wein kosteten unter Kaiser Augustus (Zeitenwende) 2 Asse. (1 As = 1/4 Sesterze), ein Sklave kostete etwa 500 Denar (= 2000 Sesterze) oder mehr, ein Legionär erhielt als Tageslohn 10 Asse bis 1 Denar = 2,5-4 Sesterze, ebenso hoch war der Tagesbedarf eines Arbeiters.

1 Aureus (Gold) = 25 Denare [Silber]
1 Denar = 4 Sesterze [Messing]
1 Sesterz = 2 Dupondien [Bronze, später Messing]
1 Dupondius = 2 Asse [Kupfer]

Die Tafel im römischen Imperium kurz vor der Zeitenwende: Horaz, Satiren II8

Allem voran ein lukanischer Eber;
Beim schmeichelnden Südwind ward er gefangen.
Rings häufen sich scharfe Rettiche, Salat, Radieschen,
die Dinge, die reizen den matten Magen,
Rapunzel, Fischsud und endlich korsische Hefe.
Als nun weg dies geräumt,
wischt hochgegürtet der Page ab
mit purpurnem Tuch die Tafel aus Ahorn.
Dann kamen Vögel, Schaltiere, Fische,
die in sich bargen Geschmack,
der weit vom bekannten verschieden,
dazu das Innere von Flundern und Steinbutt.
Eine Muräne wird aufgetischt zwischen schwimmenden Krebsen
lang auf der Schale gestreckt. Dazu der Gastgeber:
man fing sie trächtig, da nach der Geburt
sie schlechter sein wird im Fleische...           

Horaz (*8. Dezember 65 v. Chr.  † 27. November 8 v. Chr.)hieß eigentlich Quintus Horatius Flaccus, wobei Flaccus „Schlappohr“ bedeutet. Er prangerte in seinen Satiren häufig Laster wie Habgier, Ehebruch, Aberglaube, Schlemmerei an, mußte jedoch aufpassen, daß er nicht die Mächtigen persönlich angriff, da er selbst im Bereich der Macht lebte. Dennoch  stammt von ihm der Satz „"Nullius addictus iurare in verba magistri." (Ich schulde den Worten keines Meisters blinden Gehorsam.) Epistel 1,14.        

Rom war in nur 500 Jahren zur Weltmacht aufgestiegen und wurde bei den anderen Mittelmeerländern als der „gefräßige Bauch der Welt“ bezeichnet. Davor war die römische Küche eher karg: puls (= Getreidebrei) als Grütze oder in Öl gebackene Fladen, Eier und Quark, Honig, Schweine- und Hühnerfleisch (mehr oder weniger), Erbsen, Rüben, Zwiebeln, Knoblauch. Auch Spinatbrei, aus diversen Gemüsen gekocht, war bereits damals der Schrecken der Kinder:

Ein Futterhaufen, Gras mit anderem Kraut vermengt und mit Koriander, Fenchel, Knoblauch und Petersilie gewürzt;
dazu kommen Sauerampfer, Kohl, Lauch und Mangold.
Man mischt das ganze mit zerstoßenem Senf,
einem scheußlich giftigen Zeug.
Das alles paßt besser zu Ochsen als zu Menschen

- Plautus, Pseudolus III1
Titus Maccius Plautus (* um 254 v. Chr.† um 184 v. Chr.) war eigentlich Müller, tat sich aber als Komödiendichter hervor.

Die militärische Expansion brachte eine Vielfalt an kulinarischen Eindrücken ins römische Reich. Man importierte nicht nur Rezepte und neue Lebensmittel, sondern auch gleich die entsprechenden Köche mit. Es gehörte fortan zum guten Ton, einen griechischen Koch in seinem Haushalt zu haben. Der Weizenbedarf zur Zeit Trajans und Hadrians erforderte den Ertrag eines Großteils der nordafrikanischen Ackerflächen.
(Trajan (98-117) und Hadrian (117-138) = röm. Kaiser)

Die Köstlichkeiten aus anderen Ländern landeten jedoch fast nur auf den Tischen der Reichen. In den mehrstöckigen Wohnblöcken der einfachen Leute durfte meist noch nicht einmal gekocht werden: die Brandgefahr war zu hoch. So blieben für eine warme Mahlzeit nur die zahlreichen Garküchen. Nur die Feste, häufig und überbordend von kulinarischen Genüssen, waren Anlaß und Gelegenheit für die Plebs, sich den Bauch mit ausländischen Schlemmereien vollzuschlagen. Caesar ließ nach seinem Sieg über die Gallier an 22000 Tischen insgesamt 260000 Gäste bewirten. Dabei gab es beispielsweise

Als Vorspeise Miesmuscheln, Seeigel und Austern.
Es folgten Drosseln, Hühner auf Spargel, Pasteten,
Rehfilet- und Wildschweinstücke sowie Tintenfische.

Nicht nur in Rom, sondern auch in den Provinzen ließen es sich die Legionäre und Verwaltungsbeamten gut gehen. Ein straff organisiertes Transportnetz garantierte, daß etwa Austern von der Atlantikküste binnen Stunden ins tiefste Germanien gebracht werden konnten. Zwar war das Wegenetz ursprünglich dazu eingerichtet worden, all die Köstlichkeiten aus den Provinzen nach Rom zu bringen, doch auch in umgekehrter Richtung funktionierte es und wurde häufig genutzt.

Ungewöhnliche Rezepte kamen auf diesen Wegen in die Provinzen: z.B. die Schneckenmast.

Nimm Schnecken, tupfe sie ab und gib sie
am ersten Tag in ein Gefäß mit Milch und Salz,
an den übrigen Tagen nur in Milch
und entferne alle Stunden den Kot.
Wenn sie gemästet sind,
daß sie sich kaum mehr bewegen können,
schmore sie in Öl (Apicius)

Besonders heute noch berühmt berüchtigt sind die römischen Soßen, allen voran das Garum. Apicius schlägt eine scharfe Soße aus

Selleriesamen, Dill, Kümmel, Minze, Majoran, Thymian, Liebstöckel, Haselwurz, Ingwer und Pfeffer mit Fischlake vermischt und im Mörser mit Essig, Honig und Wein verknetet

vor. Die Fischlake, das eigentliche?Garum, wurde so hergestellt: zunächst legte man Fische wie Thunfisch, Sardelle, Aal, Makrele einschließlich ihrer Eingeweide in Salzlake ein und ließ sie monatelang in der Sonne stehen. Das Fischeiweiß wurde dabei durch in den Eingeweiden enthaltene Enzyme abgebaut, das Gemisch fermentierte bei einer Temperatur von etwa 40 °C innerhalb einer Woche. Dann wurde alles ausgepresst und mehrfach gefiltert, bis eine klare Brühe übrigblieb. Die Orte, an denen Garum hergestellt wurde, lagen immer außerhalb der Ortschaften, denn es stank bestialisch.

Scharfe Soßen sind vor allem dann erforderlich, wenn die Zutaten der Gerichte nicht mehr ganz frisch waren, oder sie wurden verwendet, weil die Köche sich durch Ungewöhnliches hervortun wollten. Sie kamen ursprünglich aus Phönizien und den punischen Provinzen, wurden aber schnell im römischen Reich heimisch und kamen so auch in die nördlichen Provinzen.

Lesen Sie auch über die Geschichte des Apfels:
„Ab ovo usque ad mala“ - die alten Römer und der Apfel

Marieta Hiller März 2011

Die Römer brachten uns die Apfelbäume

„Ab ovo usque ad mala“ - zu deutsch „vom Ei bis zum Apfel“ umschrieb die Lieblings-Speisenfolge der alten Römer. Und dieses Menu hielten sicherlich auch die Römer in Germanien so ab, zumindest die Bessergestellten. Die Römer in Germanien, das ist ein mindestens so spannendes Thema wie die Römer in Gallien. Man denke nur an jenes kleine Dorf... Daß die Spuren der Römer, ihre Kultur, ihre Bauwerke und ihr Wissen nicht mit langweiligem Lateinunterricht in der Schule abgehandelt sind, das beweist der Odenwald als alter römischer Lebensraum in vielfältiger Weise. Der Limes im Osten, eine 80 km lange Spur aus der Zeit vor über 1900 Jahren, die römische Villa Rustica Haselburg und die mißglückten Werkstücke im Felsenmeer bei Reichenbach laden ein zu interessanten Ausflügen in die Hügel des Odenwaldes. Und wenn das Wetter mal nicht ins Grüne lockt, dann gibt es ringsum zahlreiche Museen, in denen römische Funde dargeboten werden. Was uns ganz besonders freut, ist die Tatsache daß die Römer einst den Apfel in den Odenwald brachten. Wer weiß was wir sonst heute als Stöffche trinken müßten! Die römische Hochkultur zeichnete sich durch hervorragende Organisation aus, alles war durchstrukturiert und es gab eine klare Hierarchie. Überall wo die römischen Legionen ihren Adler in den Boden rammten, sorgte die Provinzverwaltung dafür, daß neue Speisen und Gerichte ihren Weg zum Bauch der Welt, nach Rom, fanden. Doch auch umgekehrt fanden einige kulinarische Errungenschaften der Römer ihren Weg auf unsere Tische hier im rauhen Barbarenland. Der Apfel gehört dazu. Die Perser hatten bereits im 6. Jh v. Chr. Obstbäume, und über die Griechen kam das Wissen schließlich zu den Römern. Die entwickelten die Veredelung (Okulieren) und erhielten besonders gute Sorten über lange Zeiten sortenrein. Die Römer gaben den verschiedenen Obstsorten auch ihre Namen. Ab 800 v. Chr. verehrten sie die Göttin Pomona als Herrin des Gartens, des Obstes und des Obstbaus. Um 100 n. Chr. brachten die Römer schließlich ihre Kenntnisse und auch verschiedene Obstsorten nach Gallien und Germanien. Was die Römer am liebsten aßen, läßt sich heute nachvollziehen aus alten Quellen des Apicius, des Lucullus und anderer, wobei die Quellenlage teilweise sehr schwierig ist, denn die alten Rezeptbücher mußten schließlich viele Jahrhunderte überdauern (was sie oftmals leider nur in Form von Zitaten in späteren Werken schafften).

Sichtbare Spuren der Römer

Unsere Landschaft läßt überall noch die Anwesenheit der Römer erahnen: da ist zunächst der Limes, eine Grenze, die sich von Obernburg am Main bis nach Bad Wimpfen am Neckar zieht. Entlang dieses Bodendenkmals, das an vielen Stellen nicht mehr sichtbar ist, wurden in den letzten Jahren viele Informationstafeln aufgestellt, einzelne Bauwerke - das Römerbad in Würzberg, Kastelle in Schloßau oder Lützelbach etwa - wurden teilweise restauriert und damit der Öffentlichkeit sichtbar gemacht, und in der Nähe von Vielbrunn wurde 2010 ein hölzerner Wachturm nach Originalvorlage (siehe Foto Titelseite) errichtet. Der Turm ist ganz aus Holz, auch die Verbindungen kommen ohne Metall aus. Lediglich die Eingangstür, aus touristischen Gründen im Erdgeschoß, ist mit Hilfe von Metall gesichert. Die Römer hatten den Eingang ihrer Wachtürme aus Sicherheitsgründen im ersten Stock und konnten nur mithilfe einer Leiter hinein und hinaus. Das Erdgeschoß war meist aus massivem Stein und innen mit Steinen und Erdreich ausgefüllt. Trotzdem fielen etliche der über 80 Wachtürme - errichtet in Abständen von etwa 800-1000 Metern mit Sichtverbindung - dem Feuer zum Opfer. Da es keine alten unzerstörten Wachtürme aus der Römerzeit mehr gab, mußte man die Höhe der Bauwerke übrigens experimentell ermitteln und kam auf eine Höhe von 7,6 Metern. Das Dach hatte konstruktionsbedingt einen sehr knappen Überstand, so daß die Wachtposten auf ihrer Balustrade rings um den Turm nicht vor Regen geschützt waren. Ob sie dann, wenn sie sich im Dienst erkältet hatten, ein warmes Bad im Caldarium nehmen durften? Römische Bäder, bestehend aus Umklei-deraum (apodyterium), Warmbad (caldarium) mit Warmwasserwanne, einem lauwarmen Bad (tepidarium) und einem Kaltbad (frigidarium), gab es im römisch besiedelten Bereich relativ oft. Man hatte sogar eine Toilette mit Wasserspülung sowie in den Räumen Fußbodenheizung! Daß den Römern ihre Sicherheit im Barbarenland sehr wichtig war, zeigen die Straßenanlagen. Sie bevorzugten freies übersichtliches Gelände, die hügeligen Waldlandschaften des Odenwaldes waren ihnen unheimlich. In der Rheinebene dagegen liebten sie es, auf einer 40 Meter breiten schnurgeraden Straße von der Gegend um Trebur nach Ladenburg (Lopodunum) und weiter nach Heidelberg (Palatina, entspricht Pfalz!) und zu den süddeutschen Römerzentren  zu ziehen. Einen großen Fehler machte der Legionsführer Varus und mit ihm alle römischen Feldherren solange, bis jener Tag im Jahr 9 nach Christus kam: stets rekrutierten sie Einheimische als Hilfstruppen (auxiliarii), doch nach der verhängnisvollen Schlacht im Teutoburger Wald wurden diese niemals mehr in der Nähe ihrer Heimat eingesetzt. Wer die berühmte Schlacht gerne ansehen möchte, der kann dies an etwa 15000 Mini-Römern tun. Bekannt aus der Sendung mit der Maus, die vor einigen Jahren die Schlacht am Teutoburger Wald mittels  marschierender Playmobilfiguren nachstellte, warten diese geduldigen Kunststoffsoldaten jetzt im Römermuseum in Haltern, ganz in der Nähe des Ortes der römischen Niederlage. Infos: www.lwl-roemermuseum-haltern.de und Archäologischer Park Xanten: www.apx.lvr.de

Ein römisches Schlachtfeld in Niedersachsen entdeckt

Es kam in Nano im Dezember 2008: Wissenschaftler sprechen von "spektakulärem" und "außergewöhnlichem" Fund

Irgendwann um das Jahr 235: Römische Truppen befinden sich auf dem Rückmarsch von einem Feldzug ins nördliche Germanien. Ihr Weg am westlichen Harzrand entlang führt über einen Pass. Doch auf dem "Harzhorn" haben sich Germanen verschanzt, um die Legionäre zu stoppen. So oder ähnlich, meint der Archäologe Günther Moosbauer von der Universität Osnabrück, sei die Ausgangssituation für eine bisher unbekannte Schlacht zwischen Römern und Germanen gewesen.
Ihre Spuren wurden auf einem Höhenzug nahe Oldenrode im südniedersächsischen Kreis Northeim entdeckt. "Es ist auf jeden Fall ein ganz außergewöhnlicher Fund", erklärt auch der Althistoriker Prof. Horst Callies von der Uni Hannover.
Auf den ersten Blick gehe man davon aus, es handele sich um einen Fund aus der Zeit der römischen Okkupationsphase. Doch bei genauerem Hinschauen werde deutlich, dass es sich um Funde aus der Zeit des Anfanga des dritten Jahrhunderts handelt. "Das beleuchtet natürlich die vagen Informationen, die wir von den historischen Quellen haben intensiver und differenzierter", so Callies.
Auch der niedersächsische Landesdenkmalpfleger Henning Haßmann spricht von einer "spektakulären Entdeckung", die überkommene Geschichtsbilder ins Wanken bringe. Bisher sei man nämlich davon ausgegangen, dass die Römer sich nach der verlorenen Varus-Schlacht im Jahr 9 nach Christus hinter den Limes zurückgezogen hatten.
Hobby-Archäologen stießen auf die Spuren dieser Schlacht
    Sondengänger fanden auch Pfeilspitzen und Zeltheringe
Dass die Forscher auf das unbekannte antike Schlachtfeld gestoßen sind, sei "ein großer Zufall" gewesen, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) am 15. Dezember 2008 bei einer Pressekonferenz in Oldenrode. Zwei Hobby-Archäologen auf der Suche nach den Resten einer mittelalterlichen Burg holten schon im Jahr 2000 ein paar Pfeilspitzen aus dem Waldboden am "Harzhorn" und ein Objekt, das sie nicht einordnen konnten. Erst als die Männer ihre Funde im August 2008 der Northeimer Kreisarchäologin Petra Lönne präsentierten, stellte sich heraus, dass sie eine römische Hipposandale ausgegraben hatten. Die Legionäre banden diese eiserne Sandale ihren Pferden und Mauleseln als Schutz unter die Hufe. Lönne wurde bei ersten eigenen Grabungen ebenfalls fündig. Sie stieß auf Bruchstücke einer römischen Pionieraxt.
Inzwischen sei das 1500 lange und 300 Meter breite Schlachtfeld mit Metallsonden systematisch abgesucht worden, sagte die Archäologin. Die bisherige Ausbeute: Mehr als 600 Objekte, darunter Katapultspitzen, Schmuck und Verzierungsstücke römischer Uniformen, Zeltheringe, Radnaben und Pferdegeschirr.
Auch die Stellungen der Germanen haben die Forscher entdeckt. Sie befanden sich dort, wo die meisten Pfeil- und Katapultspitzen einschlugen. Anhand der ausgefallenen Sandalennägel können die Forscher sogar bestimmen, welchen Weg die Römer entlang gezogen sind. Fazit von Lönne: Es handele sich um ein "einzigartig gut erhaltenes und ungestörtes römisches Schlachtfeld", wie es kein anderes gebe.
Verschiedene Hinweise deuten auf das Jahr 235 hin
Eine abgegriffene Münze aus der Zeit des Kaisers Commodus (180 - 192) und ein datierbares Messerfutteral sprächen neben anderen Indizien dafür, dass die Schlacht im 3. Jahrhundert stattgefunden hat, sagte der Archäologe Günther Moosbauer. Auch wenn es keine schriftlichen Quellen gebe, könnte sie um 235 stattgefunden haben. In diesem Jahr habe der Kaiser Maximinus Thrax nämlich einen Feldzug nach Norden unternommen, nachdem Germanen den Limes im heutigen Hessen angegriffen hatten.
Wie die Schlacht auf dem "Harzhorn" verlief, meinen die Forscher inzwischen ebenfalls zu wissen: Die römischen Truppen überzogen die Germanen mit einem Hagel von Pfeilen und Geschossen aus ihren High-Tech-Katapulten, bis der Weg über den Pass frei war. Wegen der anhaltenden Bedrohung zogen sie dann allerdings Richtung Leinetal ab und verloren dabei einen Teil ihres Trosses.
Warum die Germanen das Gelände anschließend nicht plünderten, sondern Waffen und Waffenteile liegen ließen, ist allerdings noch unklar. Wissenschaftsminister Stratmann kündigte an, ein internationaler Forscherkreis werde sich mit den offenen Fragen zum Schlachtfeld auf dem "Harzhorn" befassen.
Quelle: 3sat - Nano

Die Römer in Germanien, das ist ein mindestens so spannendes Thema wie die Römer in Gallien - ganz Gallien? Nein, ein kleines Dorf.... - wer kennt nicht diese Einleitung aus Asterix und Obelix!

Daß die Spuren der Römer, ihre Kultur, ihre Bauwerke und ihr Wissen nicht mit langweiligem Lateinunterricht in der Schule abgehandelt sind, das beweist der Odenwald als alter römischer Lebensraum in vielfältiger Weise. Der Limes im Osten, eine 80 km lange Spur aus der Zeit vor über 1900 Jahren, die römische Villa Rustica Haselburg und die mißglückten Werkstücke im Felsenmeer bei Reichenbach laden ein zu interessanten Ausflügen in die Hügel des Odenwaldes. Und wenn das Wetter mal nicht zu einem Ausflug lockt, dann gibt es ringsum zahlreiche Museen, in denen römische Funde dargeboten werden. Was uns ganz besonders freut, ist die Tatsache daß die Römer einst den Apfel in den Odenwald brachten. Wer weiß was wir sonst heute als Stöffche trinken müßten!

Meine Prüfungsaufgabe zur Erlangung des Gästeführer-Zertifikats "Römer im Odenwald":

Sie gehen im römischen Dieburg zum Einkaufen. Welche exotischen Lebensmittel aus dem Mittelmeerraum oder anderen entfernten Gebieten des Römischen Reiches könnten Sie dort erwerben?

Nun, so folgen Sie mir in die römische Stadt MED... anno 135 n. Chr.!

Salvete! Ich bin Odina Silvana, und ich bin schon ganz aufgeregt: seit langem schon bin ich mit einem Legionär im Kastell auf der Limeshöhe liiert und hoffe darauf, daß er mich nun endlich bald zur Frau nimmt, wenn er seinen ehrenvollen Abschied bekommt.

Bis dahin muß ich mich hier mit römischen und barbarischen Hosenträgern in der Taberna durchschlagen. Und so sitze ich hier bei den Ziegelbrennern an der Thomashütte - obwohl die doch erst viele Jahrhunderte später in die Geschichtsschreibung eingehen wird!

Aber bedenkt: „Erst seit Haltern weiß man, daß nichts so dauerhaft ist wie ein Loch und daß Erdverfärbungen im Boden der gleiche urkundliche Wert zukommt wie den Handschriften der Historiker.“ (Das hat ein kluger Mann namens Rudolf Pörtner anno 1959 gesagt). Also wundert euch nicht, wenn sie dort an der Straße nach Nida eines Tages etwas ausgraben - gerade dort, wo ich immer meine Küchenabfälle hinwerfe!

Was da schon alles drinsteckte! Lausige Kämme, alte Sandalen, zerbrochene Schüsseln und vergammelte Knochen - und nicht nur die von Tieren! Gerade neulich lagerte der Pistorius der molina moreta (Käsmühle) einen abgenutzten Mühlstein dort ab. Doch man sieht nichts mehr davon, ich habe schon genügend Gemüsereste darübergestreut. Tja, wer das später mal ausgräbt, der wird sich ganz schön wundern...

Doch nun habe ich keine Zeit mehr zum Plaudern: ich muß rasch nach Medias res zum Shoppen! Wie, ihr wißt nicht wo das ist? Medias res - das Zentrum der civitas Auderiensium! Ach so, könnt ihr ja auch gar nicht wissen. Euch wurde ja nur noch ein Bruchstück des schönen Namens dieser noch viel schöneren Stadt überliefert: mehr als MED kennt ihr ja nicht mehr davon.

Aber was man hier alles einkaufen kann! Feinstes Olivenöl in Amphoren aus den warmen Gefilden am Mare Mediterraneum - besser bekommt man es auch in Lutetia nicht. Myrrhe, Zimt und Safran, um den Wein schmackhafter zu machen - ja, man tut was man kann für seine Gäste! Der Wein, den sie uns aus Lugdunum, aus Mediolanum und aus Macedonia (Lyon, Mailand und Mazedonien) anbieten, ist unbezahlbar, und so bleibt mir nichts, als den vinum autmundis ein bißchen aufzuhübschen. Sie geben sich ja wirklich Mühe dort in der villa rustica von autmundis, aber Germania bleibt halt Germania - nicht ohne Grund tragen hier selbst stolze Römer Hosen!

Tja, der gute alte Apicius - die Götter mögen ihm gnädig sein - der kannte sich da noch besser aus als ich: der konnte angeblich sogar aus Rotwein Weißwein machen, doch diese geheimen Ingredienzien muß er wohl mit ins Grab genommen haben. Apropos Grab: besagter Apicius nahm sich vor einem Centennium das Leben, weil er nur noch 10 Millionen Sesterzen zum Leben übrig hatte, nachdem er zuvor schon 100 Millionen Sesterzen für seine Feinschmeckerei verschwendet hatte. Sicher war er froh, daß er für seine paar Kröten wenigstens noch ein wirksames Gift bekommen konnte.

Aber ich schweife schon wieder ab! Ich brauche ja auch noch Pinienkerne, Kappadokische Datteln und Lukanische Würste!Ach die vielen schönen Läden, wo es all die Köstlichkeiten für wenige Asse zu kaufen gibt! Und die Händler, wie sie mit beiden Händen in ihre Säcke greifen, um köstlichsten Weizen abzuwiegen, für das weiße Brot der Wohlhabenden, panis candidus - aus allerfeinstem Mehl gebacken! Frische Früchte, die noch vor wenigen Tagen in Lusitania (Portugal) in der Sonne reiften, von eiligen Reitern rasch zum Großmarkt gebracht, von wo sie mit nur wenigen Flecken und Runzeln direkt hierher nach Medias res kommen!

Wie dumm ist Seneca, der da behauptet, es seien schmutzige Fertigkeiten, und Menschen, die ihre ganze Zeit darauf verwenden, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hätten keinen schönen Beruf! Wie lobe ich mir die saftigen Stücke vom friesischen Rind aus Tolsum, dazu die eleganten Treverer Asparagus-Stangen.

Und klingt das hier wie ein verhaßter Beruf: “Ich habe wieder Wein geladen, Speck, Bohnen, Parfüm, Sklavenware. An diesem Punkt hat Fortunata ein gutes Werk getan; nämlich ihren ganzen Schmuck, die ganze Garderobe hat sie verkauft und mir hundert Goldstücke in die Hand gedrückt. Das war die Hefe für mein Vermögen. Schnell kommt, was der Himmel will. Mit einer einzigen Fahrt habe ich zehn Millionen zusammengehamstert.“ So schrieb einst in seinem Trimalchos-Gastmahl Petronius nieder.

Mir scheint, Petronius hatte eine Menge Spaß an seinem Beruf...Doch nun rasch noch Feigen, Zitronen und Aprikosenmus aus Sicilia und frische Austern aus Burdigala (Bordeaux) - oh, wenn ich mich nicht beeile, sind sie wieder aus! Der Austernhändler brachte sie heute morgen frisch aus Lutetia, und wenn ich keine mehr bekomme - was wird da der hohe Besuch unseres Praepositus numeri denken! Bei den Kornähren der Ceres, und wenn er sauer ist, was wird dann aus dem ehrenvollen Abschied meines Liebsten! Valete!

Marieta Hiller, März 2013

Foto: M. Hiller
So sahen römische Vorratsbehälter für Lebensmittel aus