Lesetipp:
Wir ziehen nach Amerika - Briefe Odenwälder Auswanderer aus den Jahren 1830-1833, zusammengestellt von Marie-Louise Seidenfaden und Ulrich Kirschnick, 1988. ISBN 3-923366-03-5

Sehr aufschlußreich sind die Beispiele in den Briefen Odenwälder Auswanderer aus den Jahren 1830-1833. Man findet zahlreiche Belege für die Preise in Amerika im Vergleich zu unserer Region.

Im Jahr 1830 zogen 100.000 Seelen von Europa nach Amerika. Ein Dollar war 2,5 Gulden wert, für 3 Gulden 45 bekam man in Amerika 1 Dollar. Reiche Einwanderer konnten gleich nach Ohio weiterziehen, wo man für 1-2 Taler einen Morgen Land kaufen konnte. Dagegen kostete der Morgen in Waynesboro 30-40 Taler. Pro Auswanderer wurden für die Überfahrt 100 Gulden für Erwachsene und Kinder über 12 Jahren, 50 Gulden für Kinder unter 12 Jahren verlangt. Ein gemeinsamer Wagen von Baltimore nach Wheeling für die Raidelbacher, Lauterner und Hohensteiner Auswanderer mußte für 100 Dollar gemietet werden.

Über Anschaffungen, laufende Kosten und den Ertrag berichten zahlreiche Briefe der Auswanderer. Das Foto eines Auswanderers, Adam Tracht aus Raidelbach, zeigt einen alten Mann, obwohl er zur Zeit des Fotos erst 65 Jahre alt ist und seit 20 Jahren in Amerika lebt. Seine Züge zeugen von einem entbehrungsreichen Leben. Trotzdem konnte Adam Tracht mit seiner Frau in Freiheit leben, und er verdiente bereits in seinem ersten Jahr in Amerika 110 Dollar!

Für ein Doppelgewehr aus Deutschland konnte man in Amerika 50 Taler = 125 Dollar bekommen, deshalb waren Gewehre begehrte Mitbringsel aus der Heimat. Neuankömmlinge mußten oftmals Schulden machen, wie Johannes Rettig aus Reichenbach. Dennoch rät er seinen Verwandten davon ab, anderen Geld zu leihen. Die Leute seien noch "Darmstädtisch".

Entfernungen: 28 Stunden brauchte man auf dem Landweg für 120 Kilometer, 3 Meilen schaffte man in einer Stunde.

Amerikanische Maßeinheiten: 1 Buschel ist etwas mehr als ein Simmer, 1 Acker = acre entspricht einem Morgen.