Stark schädigend für Streuobstbestände ist die Laubholzmistel, ein Halbschmarotzer, dessen Befall zum Absterben der Obstbäume führt. Bei ungeregelter Verbreitung werden immer weitere Baumbestände angesteckt.

Der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. widmet der Mistel 2019 einen eigenen Themenschwerpunkt, denn die Laubholzmistel breitet sich seit den 1990er Jahren aufgrund mangelnder Pflege von Streuobstbeständen stark aus. Auch der Klimawandel trägt zur Verbreitung bei. Die Laubholzmistel ist entgegen einem sich hartnäckig haltenden Irrglauben nicht geschützt und darf bzw. sollte entfernt werden. Ihre Bekämpfung dient nicht nur dem Erhalt der vorhandenen Obstbaumbestände, sondern auch dem Schutz von Neuanpflanzungen. Mehr Informationen dazu finden sich auf der NABU-Internetseite www.nabu.de unter dem Suchbegriff „NABU-Infopapier zu Misteln in Streuobstbeständen“.

Die Mistel wird von Baum zu Baum übertragen, indem Vögel die Beeren fressen und wieder ausscheiden. Befallene Bäume sollen daher großzügig ausgeschnitten werden, um die Misteln ganz zu entfernen. Sollte das Ausschneiden der Misteln z.B. an starken Ästen nicht möglich sein, so kann man die Mistel auch nur abbrechen. Dies ist jedoch dann alle ein bis zwei Jahre zu wiederholen, da die Misteln an diesen Stellen wieder austreiben. Das Schnittgut muß vollständig von der Wiese entsorgt werden. Bei sehr starkem Befall kann ein Sanierungsschnitt ohne Aussicht auf Erfolg sein. Hier bietet es sich an den Baum soweit zurückzuschneiden, sodaß nur noch Stamm und Ansätze der Leitäste verbleiben. Dadurch bleibt zumindest ein Teil des Baumes als Lebensraum z.B. für Insekten und Spechte erhalten. Der Rückschnitt befallener Äste sollte zudem nur im unbelaubten Zustand (Oktober bis Februar) durchgeführt werden, um keine nistenden Vögel zu stören.

Ohne Rückschnitt sterben stark befallene Bäume häufig schon nach wenigen Jahren ab, infizieren vorher aber noch die Bäume in ihrer Umgebung. Vorsicht beim Schneiden: Beeren fallen ab und wurzeln wieder neu! Alte Bäume von 80 Jahren oder älter werden gern befallen, hinzu kommt, daß die Mistel trockene Sommer gut übersteht und sich so weiter verbreitet.

Austausch von befallenen Bäumen und Neuanpflanzungen fehlen vielerorts inzwischen ganz. Ordentlich geschnittene Bäume regenerieren sich in der Regel recht gut und ihre Lebensdauer kann dadurch zum Teil deutlich verlängert werden. Allerdings sollten die Bäume jährlich kontrolliert und nachgepflegt werden, um gegebenenfalls wieder austreibende Misteln erneut zu entfernen. Auf der Streuobstwiese werden vor allem die Apfelbäume von Misteln befallen. Allerdings gibt es inzwischen bereits Standorte bei denen sich die Mistel auch auf anderen Obstarten wie Birnen, Mirabellen und Zwetschen angesiedelt hat.
Verwahrloste Baumbestände führen zu starker Verbreitung der Laubholzmistel. Besitzer oder Pächter, die sich nicht selbst um die Pflege ihrer Baumbestände kümmern können, sollten sich dringend beraten lassen. Auch Kommunen, die meist Flächen mit Obstbäumen haben, suchen oft Unterstützung und sind dankbar für entsprechende Veranstaltungen wie z.B. Schnittkurse durch Fachwarte, bei denen sozusagen als Nebeneffekt die Bestände gepflegt werden. In den letzten Jahren absolvierten zahlreiche Fachwarte eine fundierte Ausbildung, die durch den Förderverein Odenwälder Apfel e.V. mitgetragen wird. Die Etablierung einer Fachwartgruppe im Verein ist initiiert und die Mistelproblematik steht auch hier mit hoher Priorität auf der Agenda. Für die nächste Saison sind Baumschnittaktionen geplant, um sanierungsbedürftigen Beständen ein Überleben zu sichern. Interessierte Baumbesitzer und Kommunen können hierzu gerne Kontakt mit dem Verein über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! aufnehmen. Anja Bitsch, Förderverein Odenwälder Apfel e.V.