Es gibt einen Versandhandel, der sich selbst als "Die moderne Hausfrau" bezeichnet und der allerlei unglaublich nützliche Raddeldaddelchen im Angebot hat.
Erstaunlicherweise hat noch kein Mann dieser Firma eine Abmahnung geschickt, weil ihr Name nicht "die moderne Hausfrau und der moderne Hausmann sowie moderne Hausdiverse" lautet.
Aber ist das wirklich erstaunlich? Oder eher ganz natürlich?

Welcher Mann möchte schon mit Hausarbeit in Verbindung gebracht werden!

Manch einer fühlt sich schon als perfekte Hausfrau, wenn er die Kronkorken der Bierflaschen selbst zum gelben Sack trägt. Es besteht also eher keine Gefahr, daß "die moderne Hausfrau" mit einer Abmahnung rechnen muß.

Wie aber bringt man Männer dazu, echte Hausarbeit zu übernehmen? Man stelle einen Grill der Super-Hyper-Extraklasse mit allen Schikanen in den Garten, hänge eine adrette Schürze an die Ausgangstür, nachdem man "ihn" zum Valentinstag noch mit einem handgetöpferten Futteralköfferchen mit Grillbesteck beschenkt hat. Dann braucht frau nur noch zu warten, bis das beef auf dem Teller liegt. Neudeutsches Grillgut nach Männerart heißt nicht einfach Fleisch, sondern beef. Die Philosophie dahinter könnte für Frauen etwas schwer nachvollziehbar sein, vor allem ist für die beliebten aber leider vegetarischen Zucchini-Paprika-Zwiebel-Spießchen kein Platz auf der Grillmonstrosität.

Andere Idee: frau verpackt die männlicherseits zu erledigenden Aufgaben in eine - just im Moment erfundene - Trendsportart. Er will nicht die Straße kehren? Machen Sie "streetkehring" draus, und schon brummt er los. Richtig gehört: er brummt los. Denn ohne mindestens 6-PS-Zweitaktbesen fängt er nicht an. Auch "unkrautrupfing" könnte versehentlich als Trendsport durchgehen. Hauptsache, Sie stellen ihm aktuellste Technologie zur Verfügung, die möglichst viel Lärm verursacht. Die beiden Sportarten habe ich übrigens schon vor neun Jahren vorgestellt (bitte bis September 2012 nach unten scrollen), aber sie haben inzwischen tatsächlich durchschlagenden Erfolg als Megatrend - schauen Sie nur mal aus dem Fenster! Da rattert es, blockert es, poltert und kreischt es, es scheppert und dröhnt, und allerspätestens um 12 Uhr mittags haben die Männer der heimwerkenden Art ihr Ziel erreicht: es ist 16 Uhr - getreu dem Motto "kein Bier vor vier".

Aber seid nicht traurig, liebe Frauen: inzwischen wird die Medienlandschaft der Hochglanzmagazine durch das weibliche Pendant zu "Walden" bereichert. Während der trendsichere Holzhackertyp mit Hilfe von "Walden" in die freie Wochenend-Wildbahn ausschwärmt, kann frau es sich ungestört mit "Hygge" gemütlich machen! Tatsächlich! Hygge ist dänisch und bezeichnet deren Nationalsport. Hyggelig heißt auf deutsch gemütlich. Ach ist das herrlich: endlich wieder Stickvorlagen für Klorollenhütchen und Tipps, wie man seine Lieben (pardon: wie frau ihre Lieben) mit kleinen Aufmerksamkeiten überraschen kann, die nicht viel Zeit und Mühe kosten, aber wundervolle Effekte nach sich ziehen: die Kinder machen freiwillig Hausaufgaben, räumen ihre Zimmer auf und tragen den Müll runter. Und "er" geht schnurstracks nach draußen zum streetkehring und unkrautrupfing!

Ich hab es doch schon immer gewußt: ALLES WIRD GUT!

In diesem Sinne: genießen Sie alles, egal wie es kommt - Marieta Hiller, Februar 2021