Durchblick Aktuell

Aktualisierung: seit dem 31. Juli 2016 ist das Luisenkrankenhaus Lindenfels geschlossen.

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Die Mitarbeiter des Luisenkrankenhauses in Lindenfels wissen heute, am 20. Mai 2016,  nicht, ob sie am 1. Juni 2016 noch einen Arbeitsplatz haben.

Eine angespannte Situation, nicht nur für sie.

Die Situation der ambulanten Gesundheitsversorgung in unserer Region verschlechtert sich ständig. Die Schließung des Luisenkrankenhauses droht schon seit einiger Zeit. Die nächsten Krankenhäuser liegen in Bensheim, Heppenheim, Jugenheim, Groß-Umstadt und Erbach. Wer dort einen Patienten besuchen will, muß weit reisen, und wer nach einem Unfall oder einer plötzlichen Erkrankung schnell in fachärztliche Behandlung muß, macht zuerst eine Odenwaldrundfahrt - immerhin mit Blaulicht.

Im Januar 2016 gründete sich deshalb in Lindenfels der Verein BüGeVO - Bürger-initiative Gesundheitsversorgung Vorderer Odenwald, den Vorsitz hat Dr. Wolf-Werner Huep. Unter Federführung von Dr. Wahlig, Dr. Wetzig und Christoph Vogel haben sich in diesem Verein inzwischen 900 Menschen aus der Region zusammengetan, die die Stimme des Volkes bei der Gesundheitsversorgung der Region erheben und die berechtigten Interessen und Meinungen der Menschen gegenüber der Politik und durch die Medien vertreten wollen.

Der Erhalt bzw. Neubau eines Krankenhauses  mit Grund-, Unfall- und Notversorgung ist das Ziel, ebenso die Sicherung und der Ausbau der haus- und fachärztlichen Versorgung.

Für mehr als 3000 Patienten pro Jahr muß zeitgerechter Krankentransport und stationäre Unterbringung gewährleistet werden. Ambulante Patienten müßten lange Wege (oft mehr als 1 Stunde) und Wartezeiten (bei akuten Erkrankungen oft mehrere Stunden) erdulden. Das kann bei Schwerkranken zu lebensbedrohlichen Verschlechterungen führen, die Rettungsdienste und die aufnehmenden Krankenhäuser würden überlastet.

Als langfristige Folgen drohen Leerstand von haus- und fachärztlichen Praxen, Schließung von Altersheimen (die auf ärztliche Versorgung angewiesen sind), Abwanderung von Menschen mangels ärztlicher Versorgung im ländlichen Raum, Wegfall der Zuwanderung junger Menschen.

Im Mai stellte Dr. Joachim Wahlig, Chefarzt des Luisenkrankenhauses, das Konzept „Luise light“ vor, als bedarfsorientiertes, neuartiges Klinikkonzept, welches gerade für ländliche Region bahnbrechend sein kann. Das Gebäude in Lindenfels wurde Anfang der siebziger Jahre erbaut und hatte in Glanzzeiten etwa 150 Betten. Der Seitenbau, ursprünglich als Schwesternwohnheim konzipiert, wurde für Stationen eingerichtet. Heute befindet sich im zweiten Stock das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), im dritten Stock die Dialyse-Abteilung. Für das geplante Projekt mit maximal 50 Betten wäre der Gebäudekomplex insgesamt zu groß. Zu hohe Betriebskosten und Grundsanierung während des laufenden Betriebs sprechen dagegen.

Für das Gebäude in Lindenfels müßte zudem bis 2036 über 50.000 Euro jährlich an Erbpacht gezahlt werden. Die Verkehrslage des Hauses (Zufahrt, Parkplätze, Brandschutz, fehlende Außenanlagen) bleibt ungünstig.

Der beim Hessischen Diakonieverein aufgelaufene Investitionsrückstau ist heute finanziell nicht mehr zu stemmen.

Dagegen finden sich in Winterkasten für das geplante Projekt optimale Bedingungen, so Dr. Wahlig. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Hessen hat ihre Unterstützung zugesagt. Das vorgesehene Grundstück in unmittelbarer Nähe zur Eleonoren-Klinik kann wohl günstig erworben werden. Viele Einrichtungen der Eleonoren-Klinik können mitgenutzt werden: Küche, Caféteria, Physikalische Therapie, Bewegungsbad, Techn. Dienst, Blockheizkraftwerk, Pförtner und Nacht-dienst-Arzt. Erstellungskosten und Betriebskosten wären dauerhaft erheblich niedriger. Nur so könne sich eine Akutklinik unter 100 Betten finanziell rechnen.

Die BüGeVo braucht Mitstreiter: wem es am Herzen liegt, daß eine medizinische Nahversorgung erhalten wird, kann Mitglied werden, der Jahresbeitrag liegt bei nur 12 Euro.

(M. Hiller)