Historischer Turm auf dem Berg Lärmfeuer, Foto Horst Wendel
 

Signal von Helgoland bis zur Zugspitze

Man stelle sich eine Signallinie von der Nordsee bis zu den Alpen vor. Wieviele Stationen bräuchte es, um ein Signal von Helgoland bis zur Zugspitze zu geben? GEO hat es herausgefunden: mit nur 15 Stationen kann eine solch lange Sichtkontaktkette realisiert werden! Über Cuxhaven, Hamburg, den Wilseder Berg (stolze 169 m hoch!), den Brocken und den großen Arber würde die Strecke verlaufen. Im 19. Jahrhundert betrieb man solche Signalketten mit Fernrohren und Telegrafenmasten mit beweglichen Querbalken. (GEO Oktober 2012).

Die Lärmfeuer sind eine uralte Methode, sich über weite Entfernungen schnell und klar Signale zu geben. Eingesetzt wurden sie im Odenwald vermutlich schon von den alten Römern. Mit ständig besetzten Feuerstationen auf den Hügeln waren sie schnell bereit, eine Warnung mit Feuer in der Nacht und mit Rauch am Tag weiterzugeben. Nebel war dabei nicht erwünscht...

Heute flammen die Lärmfeuer zum Spaß auf, und nicht nur entlang der historisch belegten Signallinien der Römer. Mit dem Lärmfeuer-Projekt wird der Versuch unternommen, eine historische Kommunikationsmethode vor dem Vergessen zu bewahren. Alle Unterlagen über die Lärmfeuer sind 1944 verbrannt, und wir wissen nur aus den Aufzeichnungen des Heimatforschers Friedrich Höreth noch etwas von den Signalfeuern. Und hätte der Heimatforscher Friedrich Höreth nicht seine persönlichen Notizen aus den alten Urkunden des Erbacher Grafenhauses mit nach Hause genommen, so wäre 1944 alles mitsamt dem Wissen um die Lärmfeuer verbrannt.

Unser flächendeckendes Open Air kann nur stattfinden, weil viele Gemeinden und weitere Förderer dazu beitragen - für jeden Einzelnen nicht viel, aber gemeinsam kann das Projekt finanziert werden. Die Tatsache, daß jedes Jahr neue längst vergessen geglaubte Detailinformationen zutage gefördert werden, zeigt uns, daß wir mit den Lärmfeuern, mit dieser Art von experimenteller Archäologie, einen wichtigen Beitrag zur Heimatforschung leisten. Viele Sponsoren, aber auch die Städte und Gemeinden in denen es heutzutage Lärmfeuer gibt, finanzieren die Idee, die von mir kostenneutral zugunsten der Lärmfeuer mit einer alljährlichen Broschüre und dem Eintrag auf diesen Seiten bekanntgemacht wird. Die Lärmfeuer heute sind - im Gegensatz zu römischen Gepflogenheiten - eine anarchische Veranstaltung, das heißt jeder darf mitmachen.

Spuren eines alten Feuerbaumes

Es gab einst in Wenschdorf auf der Höhe bei Miltenberg einen uralten Lärmfeuerbaum. Wie uns Helmut Mehling, Rektor in Rente, berichtete stand dieser Lärmfeuerbaum noch bis 1971, dann mußte er gefällt werden. In seiner Krone wurden Eisenringe entdeckt: diese hielten einst den Feuerkorb.

v.l.n.r.: Miltenbergs 2. BGM Wolfgang Klietsch, Dr. Peter W. Sattler und Helmut Mehling, Foto: Traudel Kredel-Walther


Am 23. November 2009 wurde dort ein neues Bäumchen - eine Kiefer - gepflanzt, an der Stelle der historischen Signaltanne, unmittelbar am römischen Limes. Von der Höhe bei Wenschdorf gibt es eine direkte Sichtverbindung nach Würzberg bei Michelstadt, wo früher ein römisches Kastell stand. Auf die Zeiten, als die letzten historischen Lärmfeuer brannten, bevor die Telegrafie eingeführt wurde, geht noch ein Grenzstein der hessischen von ca. 1815 zurück.