Startschuss für hessenweites Sicherheitsprojekt KOMPASS in Lorsch

„Es geht darum, herauszufinden, wo die Menschen der Schuh drückt“, so fasst es Dr. Stefan Heck, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport aus. Er gab am Mittwoch, den 8. Juli, gemeinsam mit Bernhard Lammel, Präsident des Polizeipräsidiums Südhessen, den Startschuss für die Zertifizierung im Rahmen der hessenweite Sicherheitsinitiative KOMPASS in Lorsch. Dabei zeigte er sich hochzufrieden mit der hessischen Kriminalitätsstatistiken. Trotzdem hält er das „Erfolgsmodell KOMPASS“ für eine unerlässliche Maßnahme, bei der es vor allem um die Prävention von Straftatbeständen geht.

Hessen steht in der bundesweiten Statistik an Platz drei, was die Häufigkeit von Straftaten betrifft. Auch die Sicherheitslage in der Stadt Lorsch, bestätigte Bernhard Lammel, sei „gut bis sehr gut“. „Trotzdem ist das subjektive Empfinden der Bevölkerung durchaus ein anderes“, konstatierte der Polizeipräsident. „Und die Frage ist ja für uns: Was entwickelt sich da eventuell?“ So nähmen die Sachbeschädigungen zu, die Störungen der öffentlichen Ordnung durch Vermüllung, Vandalismus und Lärm seien drängende Themen und schließlich, so Lammel: „Gerade in Corona-Zeiten stellt sich die Frage: Wohin gehen, wo treffen sich die jungen Leute, die nun, da alles geschlossen ist, ausweichen müssen?“ Sie von ihren „Ersatztreffpunkten“ per Polizeieinsatz zu verjagen, sei sicherlich keine Lösung. „Um Lösungen zu finden, müssen wir die Leute in ihrer Gefühlwelt abholen und mit ihnen reden“, so der Polizeipräsident.

Das findet auch Bürgermeister Christian Schönung. Dass er seine Bürgersprechstunde immer wieder gemeinsam mit Vertreter*innen der Polizeidirektion Bergstraße abhält, ist ihm deshalb wichtig. Damit ist eine Forderung des KOMPASS-Programms in Lorsch schon gegeben: der aktiv betriebene Bürgerdialog in Sicherheitsfragen. „Auch den ‚Schutzmann vor Ort‘ hat Lorsch bereits im Einsatz, die Straßenbeleuchtungen wurden verdichtet, um vorhandene Angsträume zu minimieren und auch die Zusammensetzung des Präventionsrates wurde bereits festgelegt“, so Schönung. Dieses Gremium ist im Grunde das wichtigste Werkzeug bezüglich der Ortung örtlicher Sicherheitslücken. Über die Maßen zufrieden zeigte sich der Bürgermeister mit der Zusammenarbeit zwischen Kommune und der in Heppenheim stationierten Polizeidirektion und der ebenfalls dort ansässigen Polizeistation.

Sobald es die Entwicklung der Corona-Pandemie zulässt, wird nun mit der aktiven Bürgerbeteiligung in Sachen KOMPASS begonnen werden. Die geplanten Info- und Auftaktveranstaltungen (im Rahmen einer Bürgerversammlung oder beim Frühlingsmarkt) mussten Corona-bedingt ausfallen, werden jedoch nachgeholt. Das Dreigespann aus Polizei, Kommune und Bürgerschaft soll in Form des Präventivrates gemeinsam erarbeiten, wie die „individuell auf die kommunalen Sicherheitsbedürfnisse Lorschs zugeschnittenen Präventionsmaßnahmen“ aussehen sollen. Gemeinschaftliches und vertrauensvolles Zusammenarbeiten ist dabei die Hauptsache. Die Programme „Wachsame Nachbarn“, „Gewalt-Sehen-Helfen“, die Sicherheitsberater für Senior*innen, die Aufstockung der Ordnungspolizei und der „Freiwillige Polizeidienst“ sind dabei mögliche Maßnahmen auch für Lorsch. Lorsch ist damit die 70. Kommune in Hessen, die sich für den Erwerb des KOMmunalProgramm-SicherheitSiegel KOMPASS qualifiziert hat, was sie am Ende des erfolgreichen Zertifizierungsprozesses erhalten wird.