Früher gab es im Lautertal und im Modautal etliche Mühlen, zu denen die Bauern ihr Korn zum Mahlen trugen.


Daß die Mühlen, heute als 'alternativ' belächelt, zur damaligen Zeit durchaus effektiv arbeiteten, läßt sich schon aus den alten Schauermärchen und Sagen entnehmen, die aus Neid und Mißtrauen dem Müller gegenüber wuchsen. Fast immer wurde der Müllersfamilie Zauberei und Hexerei unterstellt, weil in der Mühle - so war der Volksglaube - ein Mehrwert (die Abgabe fürs Mahlen) geschaffen wurde ohne eigenen Schweiß. Weitverbreitet war dagegen auch die Vorstellung, daß in einer gutgeführten Mühle die Heinzelmännchen zugange waren. Hieraus sieht man, daß es dem Müller meist gutging, was ihm geneidet wurde.
Wassergetriebene Mühlen haben im Lautertal eine lange Tradition. Sie wurden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt: über Transmission wird die aus der Wasserkraft gewonnene Bewegungsenergie in Sägewerken, Hammerschmieden, zur Papierherstellung eingesetzt.

Alles aus Holz, doch komplex aufgebaut um das Herz aus Stein: die alte Kainsbacher Mühle in Michelstadt (Kellereimuseum)


Zum Mahlen von Getreide, zum Brechen von Flachs oder zum Auspressen von Ölfrüchten gab es natürlich viele Mühlen. Den Antrieb des Mühlrades besorgt der Mühlbach, der bei Bedarf zuvor ein künstliches Gefälle bekam. Entweder rauscht der Wasserfall von oben auf die Mühlradschaufeln (oberschlächtig) oder der Mühlbach fließt mit normalem Gefälle unter dem Mühlrad hindurch und nimmt die Schaufeln mit (unterschlächtig). Wie wichtig die Wassermühlen bis ins vergangene Jahrhundert waren, zeigen auch die ständigen Streitigkeiten um die Wasserrechte, denn hier ging es buchstäblich um die Energie (=Lebens)- Zufuhr. Daher der Spruch: „jemandem das Wasser abgraben“. Denn das Wasser war nicht nur für die Mühlen lebensnotwendig, sondern vor allem auch für die Landwirtschaft zur Bewässerung der Felder.

In Gadernheim gab es nach dem Verzeichnis von 1828 zwei Mahlmühlen, eine Ölmühle sowie eine Sägemühle.
In Reichenbach wurde die älteste Mühle (die Kreysmühle auf dem Gelände der ‘Traube’) im Jahre 1422 erwähnt. Sie war eine Fronmühle, das heißt eine von der Herrschaft in Lorsch oder Lindenfels (die die Pflicht zum Mühlenbau zur Getreideversorgung der Bevölkerung hatte und die Mühlen dann meist verpachtete) errichtete Mühle.
Dann gab es eine 1556 erwähnte Dorfmühle, später die Metzgersmühle, die später der Pappdeckelfabrik Brücher als Energiequelle diente.
Die letzte in Reichenbach geschlossene Mühle, die noch der Mehlerzeugung diente, war die Dorfmühle, die 1972 ihren Betrieb wegen Unwirtschaftlichkeit einstellte.

Der Lorscher Kodex nennt bereits 1369 Mühlen in Gadernheim und Lautern und im Jahre 1387 in Elmshausen.
Man geht davon aus, daß in Reichenbach bereits im Jahre 1100 eine Mühle existiert hat. Im vorigen Jahrhundert hatte Reichenbach fünf Mühlen, Lautern ebenfalls fünf, Gadernheim vier und Elmshausen drei Mühlen.

Die Schallersmühle in Lautern, als Ölmühle nach 1840 gebaut, erfuhr ein wechselvolles Leben: finanziell nicht gut ausgestattet, lief sie zunächst nicht sehr erfolgreich, dann wurde sie an das Kupferbergwerk verkauft, das wegen Unrentabilität nach 18 Jahren wieder geschlossen wurde. Später brannte sie ab und kam schließlich nach ihrem Wiederaufbau zur Deutschen Steinindustrie. Eine weitere Mühle, die nur 23 Jahre lang in Betrieb war, wurde von der Blaufabrik aufgekauft und abgerissen. Statt dessen baute die Blaufabrik 1862 ein eigenes Wassertriebwerk, das bis zur Elektrifizierung der Fabrik 1914 die erforderliche Energie lieferte: die Weißmühle.

Der Mehlkasten: hier lagerte der Müller seinen Naturallohn, die Molter. Es war genau ein 16tel des Mahlgutes, also 6,25%. Doch die Bauern mißtrauten dem Müller...

 

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