Waren die Zwetschgen geerntet (das durften die Männer machen), so wurden die reifen, süßen Früchte in Säcken nach Hause geschleppt. Dort übernahmen die Frauen gemeinsam das Latwergekochen. Am ersten Tag wurden die Zwetschgen gewaschen und entkernt. Am zweiten Tag in der Frühe wurde der Kupferkessel mit Essig und Salz gescheuert und der große Ofen angeheizt. In den eingehängten Kessel kamen die Zwetschgen mit Essig und Kandiszucker und wurden langsam erhitzt. Dabei mußte ständig gerührt werden, das war das Wichtigste. Dafür gab es spezielle Rührer, für die man aber viel Kraft brauchte. Daher wurde sich abgewechselt. Und man erzählte sich Geschichten in der ganzen langen Zeit des Rührens. Acht Stunden dauerte das. Jede Familie hatte ihr Geheimrezept für gute Latwerge, und jetzt füllte jede sich ihren Topf ab und rührte seine Gewürze hinein.

Aber erst wenn der unverwechselbare Duft der Latwerge durch das ganze Haus bis unters Dach zog, wußte man daß die Latwerge jetzt genug gekocht und gerührt war. Man füllte sie in Gläser und kellerte sie für den Winter ein.

„On Hedwig woarm un sunneklur,
Gitt’s reichlich Oubst im näichschte Juhr!“
„Wann die Weibsleit wesche un backe,
Misse sich die Mannsleit d’m Haus ‘naus packe;
Sein se äwwer beim Latwäijekoche,
Kumme die Burscht noch in de Noacht gekroche.“

Philipp Buxbaum erzählt über das Latwergekochen: „M’rielies, die alte Wirtschafterin des verwitweten Besitzers, hatte bis zum Abend schon des öfteren den Latwergkessel von der Kleinmagd auffüllen lassen. Nun galt es, beim Niederkochen den süßen Birnsaft nachzugießen und die Masse stundenlang fleißig zu verrühren.“  Mit dem Rühren wechselten sich Knechte, Mägde und Wirtschafterin ab. Der Saft war erst fertig, wenn die Feuerung so lange aus war, daß man durch das Feuerloch an die Kesselunterseite fassen konnte.

Apfelgelee

Verbreitet ist auch die Geleeherstellung aus Äpfeln. Dazu werden die Äpfel wie für Apfelbrei gekocht und anschließend in ein Säckchen gefüllt. Dieses Säckchen legt man in ein Sieb und hängt dieses über eine Schüssel. Das Säckchen beschwert man mit einem Stein. Dann läßt man den Saft langsam abfließen. Wenn man den Saft auf diese Art gewinnt, bleibt der Apfelgelee heller und aromatischer als bei der herkömmlichen Saftgewinnung durch Pressen. Anschließend wird der Saft zusammen mit Zucker in einem Topf erhitzt. Man nimmt auf einen Liter Saft ein Kilo Zucker. Zucker und Saft müssen sich gut verbinden, so daß der Zucker sich ganz auflöst. Der Gelee ist fertig, wenn er andickt. Er wird in Geleegläser gefüllt und verschlossen aufbewahrt.
Gelee läßt sich unter anderem auch aus Brombeeren, Heidelbeeren, Johanisbeeren usw herstellen. Auch hier gilt, auf einen Liter Saft ein Kilo Zucker zusammen auflösen, aufkochen und wenn er eindickt in Gläser füllen.

Quittengelee

Als ich ein Kind war, wohnten wir für eine Weile in einem wunderschönen Holzhaus in Erbach, dort wo heute der "Neubau" des Landratsamtes steht. Im Garten dieses Hauses stand ein riesiger Quittenbaum, und im Herbst mußten wir alle ans Quittenschneiden. Das war eine verhaßte Arbeit, denn die Früchte waren so hart wie Holz. Meine Mutter kochte daraus Quittengelee, goldorange und fruchtig. Wir konnten nicht glauben, daß aus dieser schweren Arbeit so gute Sachen entstehen konnten, und noch Jahre später konnten wir von dem Quittengelee essen, als der Baum schon längst nicht mehr stand. Das schöne Holzhaus brannte nämlich aus ungeklärten Gründen ab, nachdem wir ausgezogen waren.

Hollunder, ein sehr wichtiges Obst für gesunde Ernährung und als Medizin - und als Holunderwalzer! 

Brombeergelee, Brombeerkuchen, Brombeerwein und Brombeerblätter als Naturheilmittel - vielseitig wächst manches gänzlich kostenlos in der Natur für uns!

 

Was der Herbst noch so alles bringt

Manch ein Pilz ist sehr gut eßbar, manch einer jedoch nur ein einziges Mal!

Wenn die Herbstblätter gefallen sind, wird es höchste Zeit für...

... Apfel-Rotkraut! Sieben Sachen müssen ins Rotkraut! Vor allem aber gute charaktervolle Odenwälder Äpfel!


Das Einkochen: Konservierung ohne Tiefkühltruhe

Im Spätsommer und Herbst erntete man eine solche Fülle von Obst und Gemüse, daß man es für den Winter haltbar machen konnte und mußte.

Birnen werden geschält und vom Kerngehäuse befreit in ein Einmachglas gegeben. Das Glas wird mit Zuckerwasser aufgefüllt. Man nimmt auf einen Liter Wasser 200 Gramm Zucker und läßt es zusammen aufkochen, damit der Zucker sich gut auflöst. Dann läßt man das Ganze abkühlen und gibt noch zwei Eßlöffel Honig dazu. Die Einmachgläser werden dicht verschlossen und bei 90 Grad 30 Minuten eingekocht.
Zwetschgen werden zum Einkochen entkernt, aufgeschnitten und in ein Einmachglas gefüllt. Das Glas wird mit Zuckerwasser aufgefüllt. Man nimmt auf einen Liter Wasser 200 Gramm Zucker und läßt es zusammen aufkochen, damit der Zucker sich gut auflöst. Zwetschgen, die für Kuchen eingekocht werden, müssen bei 80 Grad nur 15 Minuten einkochen. Für Kompott kocht man sie bei 80 Grad 30 Minuten ein.
Bohnen wurden zum Einkochen gewaschen und vom Stiel befreit. Dann sie in kurze Streifen geschnitten und in Einmachgläser gefüllt. Die Einmachgläser werden mit Wasser bis zum Rand aufgefüllt und die Gläser werden gut verschlossen. Anschließend kocht man die Bohnen zwei Stunden auf 90 Grad ein.
Eingelegte Gurken sind eine Beilage bei vielen ursprünglichen Gerichten. Man ißt sie zu Hausmacher Wurst, zu Kartoffelgemüse, zu Bratkartoffeln usw. Die Gurken werden in Wasser gut abgebürstet und von Stengeln befreit. Anschließend werden sie in Einmachgläser gefüllt. Aus einem Schoppen Essig, zwei Schoppen Wasser und Gewürzen wie Senfkörner, Lorbeer, Wacholderbeeren usw wird eine Beize hergestellt und über die Gurken gegossen. Sie werden bei 80 Grad 20 Minuten eingekocht.
Rote Rüben wurden schon so eingekocht, daß sie hinterher für den Salat fast fertig sind. Die Rotrüben werden gewaschen und dann gekocht. Anschließend schält man sie und hobelt sie entweder in Streifen oder in Scheiben. Sie werden mit Essig, Salz, Pfeffer, Zucker, Nelken und Lorbeer gewürzt, gut vermischt, damit das Gewürz sich richtig verteilt und ohne die Zugabe von Wasser in die Gläser gefüllt. Rotrüben werden bei 80 Grad 30 Minuten eingekocht.
Kürbis: 1/4 l Essig, 1/4 kg Zucker, etwas Zimtrinde, 3-4 Nelken werden unter Umrühren 10 Min. gekocht. Inzwischen schneidet man 1 kg Kürbisfleisch in 1 1/2 cm dicke, 5-6 cm lange Streifen, die man in den kochenden Saft legt und vorsichtig einmal durchkochen läßt. Überkühlt wird das Kompott in Gläser gefüllt und 15 Min. bei 80 o C sterilisiert. (Renate Bormuth, Lautern)