Viele Gewürze mußten aus fernen Ländern importiert werden und waren daher relativ teuer. Das allerwichtigste, lebensnotwendige Gewürz ist Salz. In manchen Lebensmitteln ist zwar von Natur aus Salz enthalten, das reicht jedoch nicht aus, um den Körper mit den notwendigen Mineralien zu versorgen. So mußte Salz wie die meisten Gewürze gekauft werden.

Salz ist übrigens kein Gewürz, sondern ein Mineral. Das Wort kommt von den Römern: Sold, Soldat, Salär, Salat, Salami rührt von salis = Salz her. Viele Ortsnamen haben Salz in sich...

Pfeffer kommt - natürlich daher, wo der Pfeffer wächst, nämlich aus Indien und Indonesien. Gemahlenen Pfeffer gab es früher nicht: die Körner mußten zerstoßen werden. So behielten sie erstens länger ihr Aroma und waren zweitens wesentlich ergiebiger. Weiße Pfefferkörner sind die getrockneten Kerne der reifen Beeren, schwarze Körner die der unreifen Beeren.

Nelken sind getrocknete Blütenknospen von Madagaskar, Sansibar und Indonesien.

Muskatnuß stammt von den Philippinen, aus Afrika und Brasilien.

Anis wurde zum Latwergekochen und für das Weihnachtsgebäck gebraucht. Die getrockneten Samenkörner stammen aus Ägypten und Kleinasien.

Fenchel gedeiht im rauhen Odenwaldklima nicht, wächst jedoch an der Bergstraße, wo die reifen Samenkörner in großen Dolden gesammelt werden können. Fenchel wurde vor allem für Heilzwecke gebraucht.

Ingwer - heute nur selten am Stück erhältlich (im Hoflädsche gibt es welchen!), ist ein apartes Gewürz. Die Wurzeln können gerieben oder zerstoßen werden, haben einen sehr frischen, scharfen Geschmack und werden trotzdem gerade für süßes Weihnachtsgebäck verwendet. Ingwer kommt aus Indien, Westafrika, Jamaika, Japan und China.

Kardamom, das sind ungeschälte Samenkörner aus Ceylon und Vorderindien, wird für Lamm und Hammelfleisch ebenso benötigt wie für Weihnachtsgebäck.

Koriander aus dem Orient und dem Mittelmeerraum, aber auch aus eigenem Anbau gehört an fettes Schweinefleisch, Enten- und Gänsebraten und Wildgerichte. Die getrockneten Samenkörner helfen ebenso wie Beifuß, fette Fleischspeisen und schwere Gemüse wie Kohl zu verdauen.

Vanille: die ganze getrocknete Schote aus Madagaskar, Mittelamerika und Indonesien war besonders kostbar. Ein Zentimeterchen von der im dichten Glas gehüteten Schote wird in Milch ausgekocht, diese Milch dann zum Würzen verwendet, um das teure Gewürz ergiebiger zu machen. Erst mit der Erfindung der 'naturidentischen Aromastoffe', mit dem Vanillin wurde dieses Gewürz erschwinglich.

Zimtstangen sind getrocknete borkenfreie Rindenstücke aus Ceylon und Südasien, die alle Süßspeisen und winterlichen Gerichte in geriebener Form schmackhaft machen.

Einheimische Gewürze

Kümmel wächst auch bei uns im Garten. Die getrockneten Samenkörner passen zu Gemüsesuppen, zu Fleisch, zu frischen Frühkartoffeln, Weißkohl, Sauerkraut und natürlich muß über den Handkäs und den Kochkäs mit Musik Kümmel gestreut werden.
Meerrettich gedeiht ebenfalls im Odenwald. Die Wurzeln der Meerrettichpflanze  - das ist übrigens diejenige Pflanze, die auf einer restlos abgegrasten Weide neben Brennessel, stumpfem Sauerampfer und Distel stehenbleibt - suchen sich tief im Boden ihre Nährstoffe. Deshalb setzt man die Pflanzen im Garten auf eine 40 cm tief eingegrabene Eisenplatte. So wachsen die Wurzeln in die Breite und lassen sich besser ziehen. Meerrettich ist ein sehr gesundes Gewürz: es putzt sämtliche Schleimhäute! Nicht empfehlenswert ist daher die - meist männliche - Eigenart des "Dibbeguckens": es wurde uns von neugierigen Männern berichtet, die immer als erstes den Deckel von den verschiedenen Töpfen auf dem Herd lüften und gleich die Nase drüberhängen müssen. Gerieten sie an den Topf mit dem frisch geriebenen Meerrettich, waren sie meist erst einmal für längere Zeit außer Gefecht gesetzt, saßen betreten im Eck und weinten bitterlich.
Senfkörner, die getrockneten Samen der in ganz Europa gedeihenden Senfpflanze werden ganz zum Süßsauer-Einlegen von Gemüse und Fisch verwendet. Gemahlen bilden sie die Grundlage zum Senf. Zu allen fetten Fleischgerichten empfiehlt sich ein Klacks Senf, denn das hilft verdauen.
Im Garten braucht der Senf genau wie der Beifuß einen abgelegenen Winkel, da er andere Pflanzen im Wachstum hemmt.
Wacholder sind getrocknete Beeren vom in ganz Deutschland und Europa verbreiteten Wacholderstrauch. Sauerkraut, Wild- und Fischgerichte bekommen durch ihn zusammen mit Lorbeer ein unvergleichliches Aroma. Man muß beachten, daß man beide Gewürze nur zehn Minuten im jeweiligen Gericht mitziehen läßt und dann wieder herausnimmt, sonst entwickeln sie zuviele Bitterstoffe. In kalten Gewürzsuden dagegen bleiben die Blätter und Beeren drin.
Senf selber herstellen: ¼ Pfund englisches Senfmehl, ¼ Pfund englisches grünes Senfmehl, ¼ Pfund Zucker, 1 ½ Schoppen Weinessig, 2 Gramm Pfeffer, 1 Gramm Nelken, 3 Gramm Ingwer.
Das Senfmehl wird gut durcheinandergerührt. Essig und Zucker werden gekocht und mit dem Senfmehl zart verrührt, in eine Porzellanschüssel geschüttet und offen stehen gelassen. Den anderen Tag wird die Masse nochmals aufgekocht und gewürzt. Während man sie stets rührt, läßt man sie in einen Topf laufen. Wenn sie erkaltet ist, kann man sie essen.

Essig und Öl: woher kamen sie?

Der Anbau von Ölfrüchten ist seit 1850 stetig zurückgegangen. Im Odenwald bevorzugte man den Raps. Allerdings war der Rapsanbau im Lautertal weniger verbreitet als in den hinteren Gebieten des Odenwaldes.
Obstessig
Die Bauern stellten ihren Obstessig selbst her. Trester, der bei der Apfelweinkelterei übrigblieb, wurde in Wasser eingeweicht. Er wurde von selbst sauer. Nach einigen Wochen wurde er abgepreßt und in kleinen Fässern aufbewahrt. In jüngerer Zeit füllte man ihn auch in Korbflaschen.

Das Kräutergärtlein

Kerbel, Dill, Borretsch, Basilikum und Kresse
Diese nicht überwinternden Küchenkräuter zieht man ab Januar in Blumentöpfen in einem nicht zu warmen Raum. Im April kann man sie allmählich an das Wetter draußen gewöhnen und im Mai setzt man die Pflanzen auf ein Beet nahe der Küche, das im Herbst mit Kompost gedüngt wurde.

Hier jetzt endlich das Rezept für die Grie Soß: Peterle Schnittlauch Dill Kerbel Borretsch Kresse und Sauerampfer fein hacken und sofort mit saurer Sahne oder Joghurt verrühren. Pro Liter Milchprodukt drei Eßlöffel Senf, einen guten Schuß Essig und Öl, Pfeffer und Salz und sechs gehackte hartgekochte Eier. Dazu paßen Gequellte und Eier.

Knoblauch wird wie Zwiebelchen zehenweise in die Erde gesteckt. Bis im Spätsommer die Knollen geerntet werden können, kann man die Schlotten wie Zwiebelschlotten verwenden. Die meisten nicht winterharten Kräuter säen sich jedoch von selbst in ausreichender Menge aus, so daß an allen möglichen Plätzen im Garten Kräuterpflanzen aufgehen.
Majoran
Ein Kraut, das für Leberwurst und Bratkartoffeln gleichermaßen dringend benötigt wird, gedeiht leider im Odenwald nicht besonders gut: der Majoran. Als Ersatz kann der winterharte Dost oder Oregano verwendet werden.
Petersilie, Schnittlauch, Melisse, Dost, Estragon,
Bohnenkraut, Liebstöckel, Pfefferminze,
Sauerampfer und Pimpernell
sind winterharte Kräuter, deren Wurzeln im Frühjahr immer wieder ausschlagen. Auch sie brauchen im Herbst etwas Kompost. 
Rosmarin, Lavendel, Ysop, Weinraute, Salbei und Thymian
sind wintergrüne Kräuter. Rosmarin spielte im im früheren Brauchtum eine wichtige Rolle.

Kräuter trocknen: Küchenkräuter helfen Salz zu sparen und erhalten die Gesundheit. An einem heißen Augusttag werden sie getrennt gesammelt und auf dem Rost im Backofen bei 50o C eine 3/4 Stunde getrocknet, bis sie rascheln. Dann werden die Blätter von den Stengeln gestreift und in dichtschließenden Gefäßen aufbewahrt. Die Kräuter vom Vorjahr haben jetzt ausgedient, ihr Aroma ist verflogen.
Auch Wildkräuter wurden jedes Jahr gesammelt. Das Bekannteste ist wohl das Maikraut, der Waldmeister. Kleine Sträußchen werden im April vor der Blüte (wichtig!) gesammelt und getrocknet. Läßt man diese in Wein etwa 20 Minuten ziehen, erhält man Maibowle, die die entschlackende Frühjahrskur unterstützt. Allerdings entdeckte sman in jüngerer Zeit eine gesundheitsschädliche Wirkung beim Genuß von zuviel Maikraut. Früher wußte man bereits, daß nur die Blättchen in den Wein hängen durften, auf keinen Fall aber die Wurzeln. Diese geben einen giftigen Wirkstoff ab, das Cumarin.

Kräutertee

Aus vielen getrockneten Kräutern werden Tees aufgebrüht, die zum einen der Gesundheit dienen, zum andern neben Milch und alkoholischen Getränken den Flüssigkeitsbedarf decken. So gibt es Pfefferminztee, Melissetee, Ringelblumentee, Hagebuttentee, Malventee. Man sagt, grüne Tees kühlen ab und rote Tees wärmen auf. Auch die Blätter von Brombeere und Himbeere oder getrocknete Apfelwürfel können zu Tee verwendet werden.

Holunder, Flieder und Näggelschesboam

Holunder heißt im Volksmund Hollebusch oder Holle. Manchmal wird er auch Flieder genannt. Der Tee aus den getrockneten Holunderblüten heißt vor allen Dingen irreführend Fliedertee. Er ist schweißtreibend. Der Fliederbaum dagegen heißt im Volksmund Näggelschesboam.

Holunderwein: 7-8 Dotzen Holunderblüten, 1 Schoppen Weinessig, 14 Schoppen Wasser, 1 1/2 Pfd Kandiszucker, 1/2 Pfd feinen Zucker, 1 Zitrone; Alle Zutaten in einen Steintopf geben, jeden Tag mit einem Holzlöffel umrühren, 9 Tage stehen lassen. Dann absieben, in Flaschen füllen, gut verschließen. Renate Bormuth, Lautern

Und noch ein getrocknetes Kraut, das nicht fehlen darf:

der Scheierbambel diente zwar weniger der Gesundheit als dem Genuß, aber nach getaner Arbeit darf man sich ruhig auch etwas gönnen. Der Tabakanbau war im Lautertal nicht weit verbreitet und wegen des rauhen Klimas auch nicht sehr erfolgreich. Im Ried, vor allem in Lorsch wurde dagegen viel Tabak angebaut. Aber früher rauchte man das, was man bekam. Notfalls, wie ein alter Spruch besagt, auch der Katz ihr'n Schwanz. Das bezieht sich vrmutlich auf die Geruchsentwicklung manchen Knasters.

Knaster: früher normal - heute verboten

Als Knaster bezeichnete man die getrockneten Teile der Hanfpflanze, die rauchbar sind. Und so wurde früher oft auch augenzwinkernd von "Scheierbambel" gesprochen und es war gar kein normaler Tabak gemeint. Denn das Hanfrauchen war damals allgemein üblich.