Das Kräutersammeln am Himmelfahrtstag

Besondere Kräfte und Wirkungen werden Kräutern zugeschrieben, die an Himmelfahrt gesammelt wurden. Man reitet mit den Pferden vor Tagesanbruch hinaus und läßt sie auf den Wiesen Himmelfahrtskräuter weiden, die gesund und stark machen für das ganze Jahr. Maigras und Maiklee sind sehr zuträglich, nur muß man darauf achten, daß sie das Vieh nicht zu gierig verschlingt, sonst entstehen Blähungen, die das Zerplatzen herbeiführen können. "Wer kein Kreuzweh beim Fruchtschneiden haben will, muß sich auf Himmelfahrtstag beim ersten Fünfuhrläuten langsam einen Berg hinabwälzen. Alle Kräuter, die zu Frühlingskuren und als Thee benutzt werden sollen, zeigen besondere Heilkraft, wenn sie unbeschrieen am Himmelfahrtstage früh gepflückt und gesammelt werden." (Georg Volk)

Alter Fastnachtsbrauch

Die Kinder zogen früher, mit einer kleinen Kieze auf dem Rücken, in den Dörfern von Haus zu Haus und sangen:
Heut ist die liebe Fastenacht,
Da hab ich mich recht wohl bedacht,
Da hab ich mir e Keez gemacht,
Da gebt mir auch e Kräppel ‘enei,
Es braucht grad net e gel’ ze sei’,
Die schwarze wolle aach gesse sei’!

Traditionelles Fastnachtsessen war Sauerkraut mit Schweinespeck und Kartoffelbrei, und am Abend Kräppel mit Dörrobst. Abends wurde in der Wirtschaft die Spinnstube versoffen: früher trafen sich die Mädchen abends zum gemeinsamen Spinnen. Nach Acht Uhr kamen die Burschen dazu und brachten Getränke mit. Dafür bewirteten sie die Mädchen an Fastnacht. Vorher ging das Mehlfraache im Dorf herum und sammelte Kräppel. Das Mehlfraache hatte ein weißes Kleid an, das Gesicht mit Mehl bestäubt und klapperte beim Sammeln mit zwei Kochlöffeln. (Bormuth, Lautern 1993)

Weuhnochte bei uns deham

Sou hots ougefange. De Vadde hod soi grousi schwazzi Keeb ougezoge, de Hut ins Gsischt gedriggd, de Hanfboard drougebabbd un de Hogestägge genumme. Un unse Modde die hot oafach es weiß Bettuch imgehengd, un es Krischkindsche woar fertig. De Vadde woar aofach en ganz echte Bensnickel mit seune Brummbaßstimm, un die Modde hod goanix gesoat. Die hod gewißt warim. Ich bin fascht vor Angscht un Ehrfurcht vergange. Aewe meu Schwester die net. Saigt die uff aomol: “Guck, däs Krischkindsche hot graod e Klaad ou wie unse Modde. Des Bettuch woar doch net bis ganz nunne gange. De Bensnickel hot schleunigst seun Sack uffgehmoacht un die Aeppel un es Buddegebackene hiegschidd, un dann häwwese sisch dinn gemoacht. Von dem Doag oab woern mer in de Weuhnoachtsstimmung drin. Mer hot sich gefraht uff die Weuhnoachte. De ganze Doag häwwese Weuhnoachtsliere gsunge. De Vadde hot uns owends vezällt. De Adam kriegd woas Rundes, es Gretsch woas Viereckiges un de Jakob woas laonges. Es werd äwwe nix verore. Ja un dann schälld es Krischtkindsche, un die Deär gäiht uff, un en Weuhnoachtsboam staiht do mit seune veele Lichter, un dann singe mer erscht, un dann därft ehr eäscht an de Weuhnoachsdisch, un wann alles rim is, trinke me gääle Kaffe un dunke Zimmetkuche neu. Beihnoh hed ischs vegässe. Vor de Weuhnoachte is de Bensnickel un es Krischkindsche im Houbeigsheisje un fligge de Kinne er Speelsache. Des horre uns a weißgemoacht. Ja un an de Weuhnoachte packd er all die Sache in en große Schleere, spaonnt zwa Räigaße vorne drou, setzt des Krischkindsche hinne neu, un sich uf de Kudschbock, un daonn foarn se den schäine Wäg, wu hiwwe un driwwe die zugschneide Fichte stäin bis nunne ins Dorf. Des Krischkindsche bringt die Päckchen in die Haiser. De Vadde hots immer spannende gemoacht. Noch zwa Woche un doann noch oani. Dann sin die Doage gezäihlt woarn. Die Lebkuchefraa is a kumme un hot Reider, Bobbe un Herze gebrocht. Do häwwe me naus gäih misse. De Vadde is in de Waold zum Bensnickel, de Weuhnoachtsboam holle. De alleschenschde horre hou misse. Owens, wann meer im Beet woan, häwwe unse Aeldern Anis un Buddegebackenes gemoacht. De Vadde woar goar kaon Dibbegucke, äwwe do horre vor seu Läwe gern geholfe. Die Weuhnoachtsstub is zugeschlosse worn, un mehr hots kraschbele häjen do drin. Die Modde hot mit ehrne feune Stimm gesunge “Morgen Kinder wirds was geben, morgen werden wir uns freun.” Liewe Zeit, ich häb nimäih gekennt. Daonn is die letscht Noacht kumme. Noch oamol hot me schlofe misse, un dann. Am Weuhnoachtsmoijend is bei uns beschert worn. Noachts im ao Uhr hots geleit uff em Kaichtoam. Do is es Krischkindsche Schlofe gschockelt worn und de Posaunechor hot geblose. In seum dinne Klaadsche hot me in de eiskoalt Stubb gestanne am Fenschde, daß me a woas gehäijet hot. Mich hot immer des aorme Krischkindsche gedauert, sou elao uff dem  grouße Kaicheborrem, un dann erscht waors grouß und dann kloa, ich bin do imme net richtig raus kumme. Wann die Vier-Uhr Leirerei rim woar is me wirre ins Bett geschlubbd un hot seu koalte Fiß an de lowoame Backstoa gehoalte. Schlofe häb ich net maih kenne vor laure Erwartung der Dinge, die do kumme sollte. Am Weuhnachtsmojend woar mers ganz iwwel, bis endlich weiglich die Däer uffgange is un all der Weuhnachtszauber sich erfillt hot. Genaa wies de Vadde uns schun Woche devor vezailt hot. (Marie Roth, Lautertaler Erinnerungen; aus Lautertaler Dibbezauber 1996)

Belznickel und Zuckerbäumchen

In der Adventszeit warteten die Kinder auf den Belznickel, der einen langen Mantel und einen Hut trug, einen langen weißen Bart hatte und mit dem Christkind aus dem Wald kam. Der Belznickel hatte einen Prügel, einen Sack und eine Kette und kam auf seinem Eselchen aus dem Wald geritten, um den Kindern Äpfel und Nüsse zu bringen. Die Bescherung wiederholte sich jeden Adventsonntag bis Weihnachten. Die Kinder gaben dem Belznickel am ersten Advent ihren Wunschzettel mit. Am Abend vor Weihnachten legten sie ein Büschel Heu vor die Tür, damit das Eselchen etwas zu Fressen hatte, während das Christkind die Gaben brachte. Am nächsten Morgen war das Heu verschwunden, und die Kinder glaubten, in der Nacht sei das Christkind dagewesen. Die Bescherung war deshalb auch nicht an Heiligabend, sondern am ersten Weihnachtsfeiertag morgens. In manchen Gegenden ist das heute noch so.
Einen Christbaum gab es früher noch nicht: erst seit etwa 130 Jahren hat sich in den Dörfern des inneren Odenwaldes der Weihnachtsbaum eingebürgert. Die Kinder bekamen ihre Christgeschenke, Äpfel, Nüsse und Lebkuchen, in Backschüsseln vom (unsichtbaren) Christkind gebracht. Das Weihnachtsbäumchen hieß ‘Zuckerbaum’ und wurde mit bunten Bändern geschmückt. Später hängte man auch Lichter daran auf: halbe Nußschalen mit Öl gefüllt. Der Baum, eine Tanne, steckte in einem einfachen Holzklotz, damit er nicht umfiel.

Eine Frau aus Lautern erzählte: "Wir bewahren allen Schmuck für Weihnachten in einem riesigen Karton auf. Da kam auch immer der gußeiserne Zuckerbaum-Fuß hinein. Vor vielen Jahren einmal wollte ich den Baum aufstellen und konnte den Fuß einfach nicht finden. Und es war Heilig Abend und die Zeit drängte! Also nahm ich einen Eimer und ging in den Garten, um Erde zu holen. Dahinein steckte ich den Baum, und die Erde hielten wir immer feucht. So nadelt der Baum viel weniger, und er kann bis Ende Januar stehenbleiben. Seitdem stellen wir unsern Zuckerbaum immer in einem Erdeimer auf, obwohl ich den Fuß bald darauf wiederfand: er war in dem besagten Karton drin!"

Zu Neujahr ein Endloszeichen

In der Silvesternacht gab es Sauerkraut, am heraufziehenden Neujahrsmorgen dann die Neujahrsbrezel. Als "Endloszeichen" weist die Brezel darauf hin, daß im alten Brauchtum der Neujahrstag eine besondere Bedeutung hatte:  Was am Neujahrstag geschieht, besteht während des ganzen Jahres, also Glück oder Gesundheit usw.