Wir leben in einer Gesellschaft mit beschränkter Belastbarkeit. Inzwischen dauert Corona offenbar lange genug an, um das wahre Gesicht einiger Mitmenschen zu offenbaren.

Damit meine ich nicht einmal die Verschwörungstheoretiker, die glauben daß unsere Regierung Corona nur "erfunden" hat, um uns einschränken zu können.
Wenn die Regierung das wollen würde, hätte sie dazu wesentlich praktischere Instrumente. Und wir würden es erst merken, wenn es zu spät ist.

Ich meine damit auch nicht die unerträglichen Randerscheinungen von Demonstrationen, die sich den Protest besorgter Bürger zu ihrer eigenen politischen Agitation zunutze machen.

Nein, mir geht es hier ums "Zwischenmenschliche":
Ich stand vor der Metzgerei, ein Kunde war drin, ein Kunde wartete vor mir draußen. Kunde raus, Kunde rein, ich war die Nächste und wartete links der Tür.
Hinter mir kam eine zweite Kundin, ohne Maske - "die habe ich zuhause vergessen". Alles noch ok soweit.
Dann parkte eine Frau mit PKW so dicht direkt vor der Eingangstür, daß zwischen der Warteschlange und dem offenen Beifahrerfenster mit Beifahrer (ohne Maske) noch 50cm Platz war.
Obendrein stieg die Dame dann aus und stellte sich auf die andere Seite der Tür zum Warten.

Dadurch war es dem Kunden in der Metzgerei nicht mehr möglich, sicher aus der Tür und an uns allen vorbei zu gehen, auch ich war quasi "eingekesselt".
Keine der Damen war bereit, drei Meter zurückzugehen um das Gedränge aufzulösen, wir - mein Vorkunde und ich - waren gezwungen, uns dicht an dicht an den reizenden Mitbürgerinnen vorbeizuquetschen.

Ein derart unhöfliches und asoziales Verhalten ist in aktueller Zeit sogar mehr: Nötigung, fahrlässige Körperverletzung - vielleicht sogar vorsätzliche Körperverletzung, wer weiß.
Ich bin nur froh, daß solche Mitmenschen nicht die Mehrheit unserer Gesellschaft bilden, sondern daß die meisten Mitmenschen sich gerade jetzt verstärkt auf soziales Miteinander besinnen.

Marieta Hiller, im Juni 2020