Hier habe ich einige Initiativen und Fakten zum Thema Tiere und Lebensmittel für Sie zusammengestellt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unseren Mitgeschöpfen und dem was unsere Erde uns zur Verfügung stellt, sollte für alle selbstverständlich sein - oder werden!

Bruderhahn-Initiative: Eier ohne Tierquälerei genießen...

Henne, Hahn und Ei gehören zusammen, auch wenn noch immer nicht geklärt werden konnte, wer zuerst da war. In der Legehennenzucht werden jährlich 40 Mio Hennen gebraucht für die ca. 12 Mrd. Eier der deutschen Verbraucher, etwa 10% davon aus Biobetrieben. Problem: die männlichen Küken aus der Legehennenzucht sind unverkäuflich, weil hochgezüchteten Masthähnchen unterlegen. Sie werden als Eintagsküken getötet, man kann sich gut vorstellen - auch wenn man es nicht will - wie die Industrie die „Entsorgung“ von 40 Mio männlicher Küken abwickelt. Lösung: seit 2012 gibt es die Bruderhahn Initiative Deutschland. Seit 2012 wurden ca. 25 Mio. Eier mit Aufpreis „4 Cent für die Ethik“ verkauft, werden die Mehrkosten der Bruderhahnaufzucht gegenfinanziert. Die Hennenbrüder werden in derzeit über 30 Biobetrieben (Produktion, Verarbeitung und Handel) aufgezogen und als Bruderhahn verkauft.  Langfristig soll jedoch an der Züchtung von Zweinutzungsrassen gearbeitet werden, damit die Bruderhähne „normalen“ Hähnchen ebenbürtig werden. Die Initiative arbeitet eng mit der Ökologischen Tierzucht gGmbH zusammen und wird jährlich durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle kontrolliert. Was tun Sie? Verbraucher können die Initiative unterstützen, indem sie im Geschäft immer wieder nach Bruderhahn-Produkten fragen und Infos weitergeben: www.bruderhahn.de

Lebensmittel in Restaurants: jährlich 350.000 Tonnen Reste

Knapp 2 Mio Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jährlich weggeworfen, 17 Prozent davon in Restaurants. Zu große Portionen (offenbar ein Muß in Deutschland), zu großzügiger Einkauf (kein Restaurant kann es sich leisten, um 21 Uhr nicht mehr alle Gerichte auf der Karte vorrätig zu haben, aber nach 22 Uhr wird davon kaum noch etwas verkauft)  sind der Grund. Nach dem Vorbild der Tafeln und auf Anregung  der Initiative „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft richten inzwischen auch Restaurants einen Restetisch ein. Das Problem: Speisen, die schon auf dem Buffet für Gäste standen, dürfen weder an die Tafel noch an die Mitarbeiter verschenkt werden, aus hygienischen Gründen bzw. weil das Finanzamt einen „geldwerten Vorteil“ wittert. Die Lösung: niemand hat etwas dagegen, wenn Buffetspeisen billiger abgegeben werden! Was vom Sonntagsbrunch oder einem festlichen Dinner übrig ist, wird nach Abschluß einfach verkauft: in Frank-furt gibt es ein Hotel, wo man Frühstück oder Brunch für 3,90 Euro bekommt - wenn man Spätaufsteher ist. Über die Too-Good-To-Go-App (Dormero Hotel Frankfurt) muß man sich anmelden und kann eine Viertelstunde nach dem Ende des Buffets sein Essen abholen. Das Modell dürfte zukunftsträchtig sein, denn zugleich wird damit der Makel der „Geschenkten Almosen“ abgeschafft. Gerade Menschen mit wenig Geld für Lebensmittel sind stolz darauf, diese zu kaufen. Nachahmenswert! Was tun Sie? Akzeptieren Sie ohne Murren, daß ein Gericht ausverkauft ist und verlangen Sie kleinere Portionen. Denn dann paßt sogar noch ein Nachtisch, und der Gastronom hat ein Zusatzgeschäft! www.zugutfuerdietonne.de: Deutschland hat sich den Vereinten Nationen verpflichtet, Lebensmittelabfa?lle bis 2030 zu halbieren. Bund und Länder arbeiten eng zusammen und haben eine bundesweite Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen erstellt. Schauen Sie sich die Vorschläge an, hier entsteht auch eine Rezeptsammlung für „Beste Reste“.
www.restlos-geniessen.de: noch sind die Restaurants in der Nähe sehr dünn gesät, nur in Heppenheim gibt es eines. Immer wieder nachfragen!
www.lebensmittelwertschaetzen.de: werden Sie kreativ, teilen Sie mit Gleichgesinnten, z.B. bei Repair Cafés.
www.marktschwärmer.de: regionale Lebensmittel finden, dieses Projekt ist in Bensheim noch im Aufbau, der Aktion gehören bereits etliche Lieferanten an, z.B. auch Landmetzgerei Hornung aus Lautertal.   

Milch, Fleisch, Eier, Getreide: das kommt beim Bauern an

Unverpackte Lebensmittel wie früher im Dorfladen: Meine Schwiegermutter trug den Mädchennamen Kram, und sie stammte aus einer Landwirtschaft mit Krämerladen.* Dort gab es neben Kolonialwaren auch viele Schütten mit Mehl, Zucker, Reis, Getreide, Kräutern, Salz, getrocknetem Suppengemüse. Man brachte eine Schüssel mit und bekam auf der großen Waage das Gewünschte abgewogen. Oder es wurde in Papiertüten abgefüllt. Heute darf die Metzgereifachverkäuferin nicht einmal mitgebrachte Tupperdosen hinter die Ladentheke nehmen um unsere Einkäufe darin zu verpacken. Schuld daran sind unsere leicht hysterischen Gesundheitsbestimmungen. Geradezu schizophren ist die vorgeschriebene Plastikverpackung für Bio-gemüse, das in Geschäften verkauft wird, wo auch konventionelles Gemüse angeboten wird - sonst können Schadstoffe aus dem konventionellen ins Biogemüse übergehen. Verpackungsmüll entsteht allerorten, eigentlich völlig unnötig. Es gibt aber seit einiger Zeit eine gute Initative: unter dem Label »Unverpackt« entstehen in vielen Städten Läden, wo man alles so wie früher in eigene Gefäße abgefüllt bekommt. Der nächste Unverpackt-Laden ist in Darmstadt (Gutenbergstr. 5b, Tel. 0178-2815598 www.unverpacktdarmstadt.com, hier bekommt man auch plastikfreie Boxen aus Zuckermelasse wenn man keine eigenen Behälter hat. Doch viele Lebensmittel bekommt man auch - immer noch - völlig unverpackt in den kleinen Geschäften auf dem Land, wo Obst aus regionalem Anbau angeboten wird.  

*Nomen est omen! Viele alte Familiennamen gehen auf die Berufe früherer Generationen zurück, als man sich seinen Beruf nicht aussuchen durfte, sondern das Gleiche werden mußte wie Vater und Großvater. 

Alte Nutztierrassen erhalten: was ist eine Nutztierarche? In besonderen Zuchthöfen werden alte und gefährdete Nutztierrassen gezüchtet, betreut und kontrolliert von der Dachorganisation Vielfältige Initiativen zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (VIEH). Der Höfeverband der Nutztier-Archen umfaßt etwa 240 Höfe in Deutschland. Allen gemeinsam ist artgerechte Tierhaltung und traditionelle Fütterung, ohne Leistungsfutter mit weitgehendem Verzicht auf Soja, Eiweißfutter und genmanipulierte Futtermittel. Freilauf oder Auslaufhaltung muß allen Wiederkäuern, Schweinen und Geflügel geboten werden, für Wassergeflügel auch Bademöglichkeit. Spaltenböden sind verboten. Infos: www.vieh-ev.de

Was steckt hinter der Initiative Tierwohl? Kein wirklicher Tierschutz!!!!

Wer dagegen am 14.11.17 im SWR-Fernsehen Marktcheck zum Thema Tierwohl gesehen hat, weiß jetzt, daß bei der "Initiative Tierwohl" Schweine sehr wohl auf Spaltenböden gehalten werden dürfen, Kastration ohne Betäubung, Abschneiden der Ringelschwänze erlaubt sind. Denn hinter Initiative stecken Handelsketten, das Schweinefleisch kostet unter fünf Euro/kg, davon ist das Tierwohl den Discountern gerade 4 Cent/kg wert, von denen die Landwirte unterstützt werden. (M. Hiller)

Auf ein Wort! »Animal«

Im Englischen, Französischen, Italienischen hört man noch genau, was wir Menschen unter einem Tier verstehen: animal, animale. Das kommt vom lateinischen animalis.
Anima ist die Seele. Ein Tier ist also ein beseeltes Wesen...

Eine alte Indische Lebensweisheit lautet: Gott schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier und erwacht im Menschen.

Dürfen wir Menschen also Tiere essen? Antwort: ja wir dürfen - wir sollten es sogar, weil unser Gehirn sehr groß geworden ist, seit wir das Feuer bändigen konnten und unsere Nahrung sehr gut aufschließen können. Baut man einen Muskel auf, so muß er ständig weiter trainiert und ernährt werden - genauso ist es mit dem Gehirn des Menschen. Man kann auf Fleisch verzichten, wenn man für eine sehr gut ausgewogene vegetarische Ernährung mit allen benötigten Inhaltsstoffen sorgt. Selbst vegan kann man sich ernähren, wobei in Deutschland etwa 1,6 % Veganer und 10% Vegetarier leben. Aber: wer Fleisch ißt, muß darauf achten, daß die beseelten Lieferanten vorher ein gutes Leben hatten. Es muß nicht Bio sein: auch ein guter Metzger, der sein Handwerk versteht und verantwortungsvoll darauf achtet, woher er seine Schlachttiere bezieht, hat Fleisch von human gehaltenen Tieren im Angebot. Noch so ein Wort: human. Es bedeutet menschlich. Humane Lebensbedingungen gestehen wir nur Menschen zu (und leider oftmals nicht mal diesen!), sie sollten aber auch für Tiere gelten. Übrigens: man schmeckt den Unterschied. Wer schon einmal ein Schnitzel vom Streßschwein auf dem Teller hatte, weiß wie  penetrant es schmeckt. Und wie dagegen ein Schnitzel von einem Wei-deschwein schmecken kann! Immer mehr kleine Landwirtschaften gehen zur reinen Weidehaltung über, man sieht immer öfter archaisch anmutende alte Rinderarten auf den Weiden, die das ganze Jahr draußen sein können. Auch Ammentierhaltung gibt es meist nur bei kleineren Betrieben. Inzwischen sieht man auch öfter Schweine auf Weiden. Erstaunlich: diese stinken draußen kein bißchen! Damit verantwortungsbewußte Landwirte Bestand haben können, muß der Verbraucher unbedingt darauf achten, daß sein Fleisch aus „humaner“ Produktion stammt. Das sind wir alle uns selbst, den Tieren und den ums Überleben kämpfenden Bauern schuldig!                       Marieta Hiller, November 2017