Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft informiert: Tierische Lebensmittel tragen deutlich mehr zum Klimawandel bei als pflanzliche – besonders Fleisch. 

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schätzt, dass zwischen 21 und 37 Prozent der gesamten globalen Treibhausgasemissionen auf unsere Ernährung zurückgehen, wenn die gesamte Lebensmittelkette vom Acker bzw. Stall bis auf den Teller betrachtet wird. Eine Anfang 2021 veröffentlichte Studie des World Wide Fund For Nature (WWF, "So schmeckt Zukunft – Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde") zeigt, dass 69 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland auf den Verbrauch tierischer Lebensmittel zurückgehen: Fleisch 44 Prozent, Milch, Eier, Butter 25 Prozent. Pflanzliche Lebensmittel verursachen nur knapp ein Drittel der auf die Ernährung zurückzuführenden Treibhausgasemissionen. Fisch und Meeresfrüchte fallen mit 0,5 Prozent kaum ins Gewicht.
Durch eine Halbierung des Verzehrs von tierischen Lebensmitteln ließen sich die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen laut der WWF-Studie um mehr als ein Viertel senken. Rindfleisch ist für das Klima am schädlichsten: Pro Kilogramm erzeugtem Rindfleisch fallen laut WWF 25,5 Kilogramm Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente an. Schweinefleisch und Geflügel: 10,3 bzw. 9,2 Kilogramm CO2-Äquivalente, Milch und Eier 1,3 bzw. 2 Kilogramm CO2-Äquivalent, jedoch weiterverarbeitete Milch 7,3 CO2-Äquivalente für Käse und 10,6 CO2-Äquivalente für Butter. Ein Kilogramm Äpfeln oder Spinat verursacht im Durchschnitt nur 0,5 kg CO2 -Äquivalent (je nachdem ob aus Neuseeland oder aus einheimischem Anbau). Bohnen oder Erbsen: 1,4 bzw. 1,5 kg CO2-Äquivalente, Nüsse unter 6 kg CO2-Äquivalente.

CO2-Äquivalent: 1 kg Lachgas trägt 300-mal stärker zum Treibhauseffekt bei als ein Kilogramm CO2. Um die Klimawirkungen der verschiedenen Treibhausgase miteinander vergleichen zu können, hat die Wissenschaft die Einheit "CO2-Äquivalent" eingeführt, 1 kg Lachgas = ca. 300 kg CO2-Äquivalenten. Lachgas entsteht in der Intensivlandwirtschaft mit hohem Stickstoffeinsatz.

Bei tierischen Lebensmitteln fallen die Emissionen zum einen bei der Haltung der Tiere selbst an, hinzu kommen die Emissionen, die beim Anbau des Futters entstehen. Tiere nehmen die Energie von Pflanzen auf und wandeln sie in tierische Erzeugnisse um. Drei Kilogramm Getreide sind erforderlich, um ein Kilogramm Schweinefleisch zu produzieren. Fachleute nennen das Veredelungsverlusten. In Deutschland wird auf mehr als fünf Millionen Hektar Ackerfläche Futter produziert – das ist knapp ein Drittel der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Futterweizen, Futtergerste und Futtermais werden in intensivem Ackerbau mit einem hohen Input an Stickstoff und anderen Düngernährstoffen angebaut. Durch den intensiven Einsatz von stickstoffhaltigen Mineraldüngern und Gülle entsteht Lachgas. Laut Umweltbundesamt (UBA) haben Lachgasemissionen in Deutschland einen Anteil von rund 44 Prozent an den gesamten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Ein Teil des Nutztier-Futters wird außerdem nicht bei uns, sondern außerhalb von Deutschland erzeugt, vor allem Soja. Allein in Brasilien – dem heute größten Soja-Produzenten der Welt – hat sich die Sojaanbaufläche zwischen 1998 und 2018 mehr als verdreifacht. Dafür mussten große Regenwaldflächen gerodet werden – Fachleute nennen das Landnutzungsänderung. Deutschland führte 2019 rund 3,6 Millionen Tonnen Soja ein. Die Futterflächen in Übersee, auf denen dieses Soja für unsere Nutztiere erzeugt wird, müssen in die Treibhausgas-Bilanz tierischer Lebensmittel mit einfließen und wirken sich dabei gleich doppelt aus: beim Anbau von Soja entstehen Treibhausgasemissionen UND zuvor wurde durch Abholzung der Wälder Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Von den rund 46 Millionen Kilogramm CO2-Äquivalent, die jährlich durch Landnutzungsänderungen entstehen, entfallen laut WWF rund 82 Prozent auf tierische Lebensmittel und nur 18 Prozent auf pflanzliche Lebensmittel.

Auch die Haltung von Nutztieren verursacht Treibhausgasemissionen: Tiere stoßen klimaschädliche Gase wie Methan (CH4) aus, vor allem Rinder mit ihrem besonderen Magen, der Energie aus Gras umwandelt. Dabei helfen nützliche Bakterien, die durch Rülpsen und Pupsen der Rinder sowie durch die Ausscheidungen der Tiere Methan freigesetzen. Wird die anfallende Gülle gelagert und wieder aufs Feld ausgebracht, kommt Methan - rund 25-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid - in die Athmosphäre. Laut UBA hat Methan hierzulande mit rund 51 Prozent den Hauptanteil an den gesamten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Trotzdem ist die Rinderhaltung wichtig und sinnvoll bei der Landschaftspflege und der Nutzung von Grünlandflächen, denn Schweine und Hühner können mit Gras nichts bzw. wenig anfangen und müssen daher umso mehr mit Futter aus weit entfernten Ländern gefüttert werden. Der Tipp heißt also nicht: "Esst mehr Geflügel oder Schwein statt Rind", sondern "esst insgesamt weniger Fleisch". Quelle: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Was hat mein Essen mit dem Klima zu tun?

Der Transport von Tieren hat großen Einfluss auf die Klimabilanz von tierischen Lebensmitteln. In Deutschland werden pro Jahr rund 53 Millionen Schweine und 3,2 Millionen Rinder zum Schlachthof gefahren, außerdem Millionen Hühner, Puten und anderes Geflügel. Die meisten dieser Tiere werden auch vor der Schlachtung schon einige Male transportiert. Lebendtiertransporte ins europäische Ausland oder in Drittstaaten außerhalb Europas gehen nicht selten über mehrere Tausend Kilometer. Dünger, Kraftfutter, Saatgut etc. muß transportiert werden, und natürlich die Gülle. Die fällt in viehreichen Gebieten in großem Umfang an und muß exportiert werden. Große Gülletankwagen bringen Gülle in die Ackerbauregionen.
Nach dem Schlachthaus werden die fertigen Produkte noch mehrfach durch den Handel transportiert, bis sie auf unseren Tellern landen.

Klimafaktor Ernährung: Flexitarisch, vegetarisch oder vegan?

Wir müssen nicht alle Vegetarier oder Veganer werden, um die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen zu verringern. Eine Halbierung des Fleischkonsums reicht laut WWF-Studie. Der Fachbegriff ist flexitarische Ernährungsweise: Halbierung des Fleischkonsums, mehr Hülsenfrüchte und Nüsse = Reduktion der Treibhausgasemissionen um 27 Prozent. Vegetarische oder vegane Ernährungsweise bringt 47-48 % Reduktion. Allein die flexitarische Ernährungsweise würde schon zu einer Halbierung der Treibhausgasemissionen durch Soja führen. Mit Blick auf Südamerika und die dort nach wie vor grassierenden Waldbrände würde eine veränderte Ernährungsweise in Deutschland also erheblich dazu beitragen, den Flächendruck auf diese Gebiete zu vermindern.