"gekocht - gebacken - gezuckert - gezaubert" - so heißt der Küchenknigge für junge Frauen aus den 1960er Jahren.

Hausfrauen leisten noch immer mehr als alle Arbeitnehmer zusammen: 40 Milliarden Arbeitsstunden pro Jahr (alle Frauen in Deutschland zu jener Zeit zusammen). Mit dieser reißerischen Zahl macht das schmale Büchlein auf und fährt fort: "eine natürliche ausgewogene Ernährung trägt entscheidend dazu bei, gesund und schlank zu bleiben."

An einem "Rohkostteller für moderne Menschen" für 4 Personen sind 2 Teelöffel Zucker und 1 Eßlöffel Tomatenmark (das ja auch zum großen Teil aus Zucker besteht). Die Pommersche Hagebuttensuppe bekommt gar 4 Eßlöffel Zucker. Und so zieht sich der Zucker durch alle Rezepte. Die sind übrigens von Arne Krüger, einem der bekanntesten älteren Kochbuchautoren.

Es ist ein alter Hut, daß Zucker ein pikantes oder deftiges Gericht abrundet, aber heute nimmt man dafür einen halben Teelöffel, sprich eine Prise Zucker. Der alte Küchenknigge enthält zahlreiche Rezepte, die mit Kirschen, Pflaumen, Apfel arbeiten, insgesamt war unser Geschmack vor 60 Jahren offenbar viel süßer als heute.

Bei den Nachspeisen steht: "Süß ist Trumpf" Und nicht nur, weil's so gut schmeckt. Denn Zucker als natürlicher, leicht verdaulicher Nährstoff ist einer der wirksamsten Energiespender überhaupt. Seine Bedeutung für den menschlichen Körper, für eine gesunde Ernährung, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zucker kann durch chemische Mittel weder für den Gaumen noch für die Gesundheit jemals ersetzt werden."

Die verantwortungsvolle Mutter nutzt die Vorliebe ihrer Kinder für Süßes und stärkt die Muskelkraft, die Gehirn- und Nervenleistung mit Zucker.

Auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels geht das Büchlein im Kapitel "Kosmetik in der Küche" ein: "Es gibt aber nur ein natürliches Nahrungsmittel, das den Blutzuckerspiegel sofort in die Höhe treibt und damit den Appetit senkt (für die schlanke Linie): Zucker. Eine süße Zwischenmahlzeit, das ist das Ganze Geheimnis dieser Schlankheitsmethode."

Und nun frage ich Sie, liebe Leserinnen: haben Sie es schon jemals geschafft, mittels Schokoladendiät abzunehmen?

Es verwundert nicht, daß das Kapitel "Was gehört in die Vorratskammer?" neben Knäckebrot vor allem Zucker, Vanillzucker, Honig, Früchtesirup und Marmeladen und - Blockschokolade! - enthält. Blockschokolade: kennen Sie die noch? Wir haben sie immer "Stampfasphalt" genannt...

Am Schluß des Buches:

Und das empfiehlt der aktuelle Ratgeber: Bundeszentrum für Ernährung

Warum enthalten auch herzhafte Lebensmittel Zucker?
Zucker wird bei der Herstellung von Lebensmitteln nicht nur für die Süße eingesetzt, sondern auch, weil er einige andere interessante Eigenschaften mitbringt: Er ist relativ günstig, konserviert, macht Speisen voluminöser, bindet Wasser und verstärkt den Geschmack. So kann er teurere Zutaten, zum Beispiel Früchte im Joghurt, bis zu einem gewissen Grad ersetzen. Auch herzhaften Produkten wie Feinkostsalaten oder Soße wird zum Teil viel Zucker zugesetzt, ohne dass wir ihn schmecken.

Um ein gesundes Limit an Zucker nicht zu überschreiten, ist es wichtig, typische Zuckerquellen zu kennen. Das ist jedoch nicht immer leicht. Das neue Medienpaket „Zucker bewusst genießen“ vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) hilft, Zuckerquellen zu identifizieren und einzuordnen.

„Zucker bewusst genießen“ mit Verwendungshinweis für Ernährungsfachkräfte, 9 Infoblätter, 16 Schaubilder und 11 Arbeitsvorlagen:
https://www.ble-medienservice.de/0195/zucker-bewusst-geniessen-modul-fuer-die-ernaehrungsberatung?number=0195

www.bzfe.de