Zucker und Salz: wirkungsvolle Kristalle!

Lesen Sie hier, was ich über die beiden Substanzen zusammengetragen habe...

Ein Salzhändler auf Brautschau

Im Heppenheimer Wochenblatt vom 9. Juni 1837 annonciert ein Lindenfelser seinen Wunsch nach einer Gemahlin:

"Heirathsgesuch. Ein Kauf- und Handelsmann aus einem sehr anmuthigen und besuchten Städtchen im Odenwald, dem vor einem Jahr der Tod seine liebevolle Gattin von seiner Seite riß, und seitdem in tiefer Trauer lebte, sucht auf die fernere Dornenbahn seynes Hierseyns eine andere Lebensgefährtin.
Da derselbe ein Mann von Stande, noch jung und von schönem Körperbau ist, ihm seine Frau nur drei Kinder hinterlassen hat, und seine Geschäfte, namentlich das Salzauswiegen, mit vielen Arbeiten verbunden sind, unsaussprechliche Liebe aber im Voraus versichert, so macht er Anspruch auf ein Frauenzimmer, welches im Rechnen und Schreiben so bewandert ist, daß es im eventuellen Falle seine Kaufmannschaft periodisch verwalten kann,den Haushalt zu führen und die Kindererziehung gut versteht, und Grazie der weiblichen Decenz besitzt.
Aber in keinem Falle darf das Frauenzimmer aus dem Bereiche der Blocksberg-Kandidatinnen (Blocksberg, Name des Brockens als Versammlungsort der Hexen) oder der Coquetterie seyn.
Briefe unter der A. D. in L. an die Redaktion dieses Blattes"

Ob jener vielbeschäftigte Salzhändler wohl an die Knodener Kunst gedacht hat, als er ausdrücklich Blocksberg-Kandidatinnen als unerwünscht nannte? Manch eine emanzipierte moderne Frau wird sich nun denken, wieviele Stunden pro Tag diesem graziösen Weibchen wohl zur Verfügung standen für Buchhaltung, Haushalt und Kinder? Vielleicht erschien die Zeit früher langsamer... Marieta Hiller

Wie viele Zuckerrüben stecken in einem Paket Zucker?

Pro Kilogramm Zucker werden 9 bis 10 Zuckerrüben verarbeitet, die etwa einen Quadratmeter Acker brauchen. Im März werden die Rüben gesät und zwischen September und Dezember geerntet. Über den Sommer speichern sie 15 bis 20 Prozent ihres Gewichts als Zucker ein.

Der Zuckerrübenanbau: seit 200 Jahren preiswert süßen!

In Gegenden mit Rübenanbau zuckeln im Herbst vollbeladene Fahrzeuge zu den Zuckerfabriken, meist haben sie sogar Eisenbahnanschluß. 1819 gründeten die Gebrüder Franz Daniel und Carl Heinrich Karcher die Gesellschaft für Zuckerfabrikation in Kaiserslautern, die wenige Jahre später nach Frankenthal verlegt wurde. 1852 wurden sogenannte Demarkationsverträge, das sind Regelungen des Rübeneinzugsgebiets, abgeschlossen zwischen den Zuckerfabriken in Frankenthal, Waghäusel und Friedensau, etwas später wird die Raffinerie ausgebaut und der Zweigverein Süddeutscher Zuckerfabriken entsteht. Rohzucker bezieht man vor allem aus Sachsen(!).

1873 wird die Zuckerfabrik in eine Aktiengesellschaft mit einem Aktienkapital von 1.200.000 Mark umgewandelt, weitere pfälzische Industrielle kommen zur Geschäftsführung. Rohzucker wird nun in der aufgrund Konkurses übernommenen Zuckerfabrik Friedensau verarbeitet, während in Frankenthal nur noch raffiniert wird. Die Fabrik bekommt einen eigenen Gleisanschluß, eine weitere in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Zuckerfabrik in Gernsheim wird übernommen.

Die Versorgung der Frankenthaler Raffinerie mit Rohzucker ist damit sichergestellt, der Einfluß im süddeutschen Raum gegenüber der Badischen Gesellschaft für Zuckerfabrikation wächst stetig, die süddeutschen Zuckerfabriken schlossen sich zur Südzucker zusammen und siedelten sich in Mannheim an.

Heute wird in Deutschland pro Kopf und Jahr etwa 34 kg Zucker aus der Rübenraffinerie verbraucht

Daß Zucker im Überfluß produziert und konsumiert wird, ist nicht immer so gewesen: vor 200 Jahren gab es als Süßungsmittel ausschließlich Honig, und der war teuer. Die Menschen hatten damals andere Gesundheitsprobleme - die heutzutage alljährlich im Frühjahr in den Medien breitgetretenen Abnehmdiäten gehörten nicht dazu.  

Erst, seit die Zuckerproduktion eine kostengünstige Rundumversorgung bot, tauchten auch die damit zusammenhängenden Gesundheitsprobleme auf.

Verschiedene Zuckerarten...

Es gibt Kristallzucker, Sirup, Kandiszucker, Puderzucker und etliche sündhaft teure Zuckerarten wie Kokosblütenzucker (ca. 30 Euro pro Kilo). Bald wurden auch Ersatzstoffe entwickelt, um die gesundheitlichen Nachteile des hohen Zuckerkonsums zu vermeiden. Doch damit handelte man sich lediglich andere Gesundheitsprobleme ein.

Marieta Hiller, Januar 2018

Salz ist kein Gewürz, sondern ein Mineral

Salz: das weiße Gold der Kelten, der Römer - uns unserer Zeit

Während Zucker ein aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr hergestelltes Lebensmittel ist, sei es raffiniert als Kristallzucker oder sorgsam extrahiert als Vollrohrzucker, ist Salz kein Gewürz sondern ein Mineral. Gewonnen wird es entweder in Bergwerken tief aus der Erde oder in Salinen aus Meerwasser. Der Salzhandel ist einer der ältesten Wirtschaftszweige.

Für die alten Römer war Salz ein Zahlungsmittel. Die römische Gesellschaft war vom Kriegführen geprägt und lebte davon als Beutegemeinschaft. Ihre Soldaten entlohnte sie mit dem Salär, dieses Wort kommt genau wie Sold und Soldat vom Salz, lateinisch salis. Eine hochentwickelte Versorgungsstruktur nutzte unter anderem auch ältere Salzstraßen aus keltischer Zeit. Für die Strecke Rom-Köln brauchten die römischen Streitkräfte 67 Tage, es wurde täglich eine Strecke von 30-35km zurückgelegt. An den breiten meist schnurgeraden Römerstraßen, auf denen in Sechserreihen marschiert wurde, lagen in entsprechenden Abständen Mansiones, Herbergen. Reitende Boten konnten 150 km pro Tag zurücklegen.

Das weiße Gold rieselt aus den Tiefen der Geschichte...

Die Kelten und die Römer: Wen interessiert es schon, wann, wie und auf welchen Wegen die alten Römer nach Germanien kamen? Viel spannender sind doch die geheimnisvollen Kelten, über die es keine zeitgenössische Überlieferung, keine schriftlichen Zeugnisse gibt! Ihre Schwerter, ihr Schmuck, ihre Grabbeigaben rücken nur sehr widerspenstig mit Informationen über das tägliche Leben jener Kelten heraus.
Doch in unserer Geschichte wirken sie fort: so ist es doch zum Beispiel denkbar, daß das legendäre Schwert Balmung, das Siegfried einst in dem epischen Werk der Nibelungensage schwang, aus dem Metall aus einem Meteoriten am Chiemsee geschmiedet wurde. Dieser ging etwa 500 nach Christus dort nieder, und das Norikerschwert wurde aus ihm gemacht. Ging es in die Sage ein?
Hier, bei der Frage nach den geheimnisvollen Kelten, spielen die alten Römer eine wichtige Rolle. Ohne den guten alten Cäsar (100-44 v. Chr.) wüßten wir nicht, daß Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Zu gut deutsch: Gallien ist in drei Teile geteilt, deren einen die Belger, den anderen die Aquitanier und den dritten jene, die die keltische Sprache sprechen, bei uns Gallier genannt, bewohnen.
Nun aber wollen wir sehen, wie es für die Römer war, nach Germanien zu kommen, nach all den Schauergerüchten, die über die Barbaren im Umlauf waren, vor allem nachdem die schrecklichen Kelten im Jahr 387 v. Chr. Rom überfallen haben, was kein Römer jemals - und sei es Jahrhunderte später - vergessen konnte.

Alte Handelsstraßen - römische Heerstraßen: Über die Alpen führten schon früh gut befestigte Straßen. Wer sich etwa fragt, woher der Finstermünzpaß seinen Namen hat, der doch überhaupt nicht finster wirkt: vom lateinischen fenestra montes, Fenster der Berge. Die Gegend um Lermoos am Fuß der Zugspitze legt reichlich Zeugnis ab von der Anwesenheit römischer Soldaten, römischer Infrastruktur. Das römische Heer bewegte sich mit Vorliebe auf geraden breiten Straßen in Marschformation. Hinterhalte waren ihnen - wer will es ihnen nach 9 n. Chr. noch verdenken - verhaßt. Die alte Römerstraße vom Fernpaß über Biberwier (Biber = altes keltisches Wort für Berg oder Quelle z.B. Bibracte, wier = Wehr) hinunter ins Lermoos (von larimosa, Lar = Wüstung) hatte ein Gefälle von 17 %, was für römische Soldaten wie für mittelalterliche Pferdekutschen kein Problem war im Gegensatz zu modernen Fahrzeugen. Mit milia passum (= 1000 Schritte oder 1 Meile), eigentlich aber 1000 Doppelschritt à 1,80m zog das römische Heer über diese Straße. Der Holzprügelweg übers Moos wurde vor wenigen?Jahrzehnten erst entdeckt, anhand dendrochronologischer Untersuchung des Holzes ließ er sich zweifelsfrei den Römern zuordnen. Über Obergarten und Untergarten (von Garde) zogen die Soldaten weiter. Die Straße und ihre Haltstationen, die ersten Gasthäuser, waren ausschließlich den römischen Reisenden vorbehalten. Die Bevölkerung des Außerfern dagegen mußte eigene Straßen benutzen, die nach dem Rodsystem an Fuhrleute vergeben waren. Diese waren für ihre Fracht für ihren Bereich zuständig, dann übernahm ein anderer Fuhrmann. Zwischengelagert werden konnte die Fracht in den Salzstadeln - man merkt schon: das Haupt-Transportgut war Salz. Das Rodsystem übrigens spiegelt sich noch heute in unseren Worten für Route, road und Rotte.
Salz: auch hier fallen uns als erstes wieder die Kelten ein, ein ganzes Zeitalter, die Hallstattzeit, wurde nach dem Salz (Hall) benannt. Ganz Tirol wurde zu 80% aus dem Salzzoll errichtet. Salz aus dem Habsburgerland wurde sogar zu den Eidgenossen geliefert - zur Käseherstellung.

Salz, wichtigste Grundlage aller - seien es Kelten, Römer, Germanen oder wir: Salz war auch für die Römer von enormer Wichtigkeit: Brot und Salz werden seit alters her bei vielen Völkern als kraftspendende und/oder konservierende Stoffe verehrt, sie stellen für lange Zeit das sicherste Abwehrmittel gegen alles Böse dar, sie erhalten und fördern die Gesundheit, haben heilende Kräfte.

Salz im Aberglauben, Salz in der Landschaft: Für die Germanen waren die kostbaren Geschenke der Natur mit ihrer kraftspendenden Wirkung und zugleich ihrer Abwehr des Bösen eine Einheit. Sie boten Schutz vor Drachen und Hexen: die Hexe als Feindin des Brotes hat keine Macht darüber, besonders wenn es mit dem Kreuz gezeichnet ist. Salz bannt Hexen ebenso sicher wie Brot, nicht einmal der Teufel hat keine Macht über das Brot, wie uns die Grimmschen Märchen erzählen. Brot und Salz wer­den heute noch zum Ein­zug ge­schenkt, das soll vor Mangel an Lebensmitteln bewahren. Man steckte es der Braut in die Schuhe, beides wurde dem Täufling vor der Taufe gegeben, um ihn vor Dämonen zu schützen (und das bei einer christlichen Taufe!) und Toten wurde es als Grabbeigabe mitgegeben. Wer das Essen versalzt, der ist verliebt: in der Antike wurde Salz als Aphrodisiakum benutzt, die Griechen glaubten, dass zu wenig Salz die männliche Potenz beeinträchtige. Im 16. und 17. Jahrhundert war das "Einsalzen des Ehepartners" als Mode in der Literatur und Zeichnungen weit verbreitet.

Salz ist kein Gewürz, sondern ein Mineral. Die indogermanische Wortwurzel SAL bedeutet eigentlich „das Schmutziggraue“. Unzählige Orts- und Flußnamen tragen diese Wurzel: Bäche und Dörfer, die schlicht und einfach „Salz“ heißen, gibt es im Vogelsberg, im Westerwald und in Unterfranken. Groß Salze in Österreich heißt  heute Hallein, Groß Salze an der Elbe heißt heute Schönebeck, und Groß Salze in Polen heißt heute Wieliczka. Bad Friedrichshall (Hall ist die gleiche Wortwurzel wie Sal), Halle, Bad Reichenhall, Hallstatt, Bad Salzuflen, Bad Langensalza, Bad Salzungen, Salzburg, Salzgitter, Salem, Sulzau, Sulzbach, Sulzemoos und unzählige mehr lassen sich finden.

Die Salzsteuer und kleine Küchentipps

Salz braucht der Mensch in der Küche wie in der Naturheilkunde, in der Chemie und in den Steuergesetzen. Nur Bakterien brauchen es nicht. Die Salzsteuer ist seit Jahrhunderten eine sichere Einnahmequelle für Fürsten und Staaten, denn jeder Organismus braucht Salz. Bis 1993 zahlten wir mit jedem Pfund Salz 6 Pfennig Steuern, diese gesalzene Bürde wurde uns inzwischen erlassen.
Ohne Streusalz wären wir im Winter oftmals auf unseren Bergen gefangen, aber dafür würden auch unsere Autos länger halten.
Salz reguliert den Wasserhaushalt und die Muskel- und Nerventätigkeit im Körper. 6 Gramm Salz brauchen wir täglich. Ohne Salz kann unser Organismus nicht funktionieren. Zuviel Salz aber ist ungesund.
Salzkristall-Leuchten ionisieren die Raumluft, was sich günstig auf die Atemwege und das Wohlbefinden auswirkt, ihr Licht verbreitet eine angenehme Atmosphäre.

Mit Salz lassen sich frische Lebensmittel konservieren: es entzieht Feuchtigkeit und nimmt damit den meisten Mikroorganismen die Lebensgrundlage. Fleisch, Wurst, Käse, Sauerkraut und saure Bohnen sind die bekanntesten Lebensmittel, die sich so konservieren lassen. Will man weiche aber nicht braungebratene Zwiebeln, so salzt man sie vor dem Braten.. Fleisch dagegen darf man nie vor dem Braten salzen: es wird trocken und verliert sein Aroma. Bei Fischfilet dagegen bleibt das Fleisch nach dem Garen schön fest, wenn man sie vorher leicht einsalzt und kurz im Kühlschrank ziehen läßt. Im Hefeteig sorgt Salz dafür, daß der Gärungsprozeß verzögert wird. Eiweiß läßt sich mit einer Prise Salz leichter zu Schnee Schlagen, und eine Prise Salz an Süßspeisen rundet den Geschmack ab. Salz verstärkt beim Kochen den Eigengeschmack von Gemüse und verhindert das Ausschwemmen der enthaltenen Mineralsalze.

Salz bei den alten Römern

Griechen und Römer verwendeten Meersalz, das durch Sonne und Wind in Salzgärten verdunstet wurde.  Das war sehr aufwändig, daher war das Salz sündhaft teuer. Cassiodorus (röm. Schriftgelehrter, ca. 485-580 n. Chr.) schrieb: "Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne Salz leben." Das Salz wurde über die "Via Salia", die Salzstraße, ins Binnenland transportiert. Zu Zeiten wurde Salz sogar durch den römischen Staat subventioniert, um es auch für einfache Menschen erschwinglich zu machen und so den inneren Frieden zu sichern.
In Sold und Salär, Soldat, Söldner klingt das Wort Sal für Salz noch durch, denn sie wurden einst mit Salz bezahlt. In Salami und Salat klingt das Wort ebenfalls noch durch. Salat kommt von von italienisch insalata = Eingesalzenes und röm. insalare = einsalzen.
Legionäre und auch Auxiliare waren immer auch gute Handwerker, in einem Heer gab es alle Gewerke. So konnte eine Legion sich völlig selbst versorgen und bezog lediglich Rohstoffe aus der Region. Rom war eine Beutegemeinschaft , eine vom Kriegführen geformte und erhaltene Gesellschaft. Deshalb war es ihnen wichtig, ein bestens durchstrukturiertes Heer zu unterhalten. Wer diesem Heer beitreten wollte, mußte nachzuweisen, daß er Besitz hatte. Die Soldaten haben kein gesichertes Auskommen nach ihrer Verabschiedung und waren so auf Erfolge bei den Kriesgzügen angewiesen. So waren sie wohl eher dem Feldhern loyal als dem Staat.
Seit der Marianischen Heeresreform 105 v. Chr. müssen die Soldaten ihr Marschgepäck, Verpflegung und Lagermaterial selbst tragen. Zur Identifikation mit der Legion wurden Standarten (z.B. Adler) eingeführt.

In Mainz (Mogontiacum) war die Legio XXII Primigenia stationiert, die 22. Legion, wahrscheinlich im Jahr 39 n. Chr. aufgestellt. wurde. Berichte über die Legion in Mogontiacum gibt es bis ins 4. Jahrhundert n. Chr.. Ihre Legionssymbole waren der halbgott Herkules sowie eine mythologische Gestalt, der Capricorn; halb Steinbock, halb Fisch. Ob der Name der Legion „Primigenia“ (lat.: die Erstgeborene) von der Erstaushebung herrührt oder von der Göttin Fortuna Primigenia, ist nicht sicher zu sagen. Die Legionäre wurden auf dem Marsch in Lederzelten zu 8 Mann untergebracht. Eine Legion auf dem Marsch braucht rund 8.200 kg Getreide am Tag, 55.000 l Wasser, 18.200 kg Futter für Pferde, Ochsen und andere Tragtiere. Zwei Paar Ochsen können im Wechsel 450 kg pro Tag 30 km weit transportieren. Gut, daß die Legionäre ihre eigenen Utensilien, vom Zelt über den Kochtopf bis zu den zentnerschweren Waffen, selbst tragen mußten. Bei den Germanen vertilgte eine Familie mit 10 Personen 20 Rinder, 6 Schafe, 2-3 Schweine, dazu Milch und Wildobst und Getreide im Jahr. Die römischen Legionäre hatten wesentlich weniger Fleischanteil in ihren Mahlzeiten.

Sie kochten Kohlstrünke wie Spargel und machten eine Käsepaste namens moretum: man rieb Schafskäse mit Olivenöl, Salz, Knoblauch, Selleriegrün (Apium, dt. Eppich), Weinraute und Koriander in einer Reibschale namens mortarium und aß diese Paste zu frisch gebackenem Brot. Das Rezept für Moretum überliefert uns ein Gedicht des Vergil in der sog. Appendix Vergiliana: eine Parodie auf die übertriebene Lobpreisung des Landlebens, wie ein einfacher Bauer sein Tagwerk beginnt.
Die vornehmen Römer in Rom - und auch in den Provinzen - wuschen sich nach dem Essen die Hände: im clinum lagen die Männer zu Tische und bekamen nach jedem Gang Schalen mit Wasser zum Händewaschen. Servietten brachte sich jeder mit. Die Frauen mußten abgesondert sitzen.

Was nach Essen und Trinken flüssig ausgeschieden wird, ist ebenfalls sehr salzhaltig: der Urin. „Pecunia non olet“, dachte sich Kaiser Vespasian (9-79 n. Chr. ) und erhob prompt eine Urinsteuer. Denn die Gerber stellten in den Häusern und Insulae  (Wohnblocks) Bottiche (dolia) auf und kamen so kostenlos an ihre Rohstoffe.

Auch zum Baden verwendete man Salz, aber Männlein und Weiblein badeten getrennt. Sponsoring war bereits damals in Mode: Ädil Agrippa spendiert 33 v. Chr. den Bürgern Roms ein Jahr freien Eintritt in die 170 Bäder Roms (Geo 07/11 S. 18). So waren die Bäder auch dem einfachen Volk zugänglich, das sich in seinem Wahlverhalten dann dankbar zeigte.

Der Römerschatz: Römische Münzen

AS des Antoninus Pius (kleinere dunkle Münze): T. Aurelius Fulvus Boionius Arrius Antoninus (86-161 n. Chr.) wurde von seinem Vorgänger Hadrian mit wichtigen Ämtern betraut; dieser adoptierte Antoninus sogar kurz vor seinem Tod 138 n. Chr. Antoninus wiederum dankte ihm mit einer würdigen Beisetzung und durfte sich danach den Beinamen Pius, der Fromme, leisten. Er herrschte segensreich und maßvoll, das Reich hielt sich während seiner Herrschaft weitgehend friedlich. Nur in Brittannien traten Unruhen auf, die ausländischen Briganten wurden besiegt und der Antoninuswall errichtet. Der obergermanische Limes wurde vom Odenwald nach Osten vorverlegt. Das alles berührte aber den Antoninus nicht persönlich, denn er lebte in Rom und verließ es bis zu seinem Tod nicht mehr. Bescheiden soll er gewesen sein, aber auch als „Kümmelspalter“ verschrien. Das As aus Kupfer wurde 154/155 n. Chr. in Rom geprägt und zeigt auf der Vorderseite den Kopf des Antoninus mit Lorberkranz und der Umschrift ANTONINUS AVG(ustus) - PIVS P(ater) P(atriae) TR(ibunicia) P(ostetate) XVII. = A. A. P., Vater des Vaterlandes (Ehrentitel) zum 18. Mal Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt. Die Rückseite zeigt die sitzende trauernde Britannia, die sich mit der linken Hand auf einen Felsen stützt. Links im Hintergrund erkennt man einen runden Schild und das Vexillum (Fahne). Die Umschrift BRITTANNIA CO(n)S(ul) IIII bezieht sich auf erfolgreiche Feldzüge nach Brittannien.

Bronzemünze mit Portrait des Varus (größere Kupfermünze): geprägt 8-7 v. Chr. in Achulla, Tunesien. Die Vorderseite zeigt den Kopf des Augustus, gerahmt von den Köpfen des Caius links und Lucius Caesar. Die Schrift lautet C(aius) L(ucius) unter dem Kopf von Augustus, AVG(ustus) PONT(ifex) MAX(imus). Auf der Rückseite ist der Kopf des Varus zu sehen, mit der Umschrift: P(ublii) QVINCTILI(i) VARI - ACHVLLA. Achulla ist eine nordafrikanische Stadt, und diese Münze zeigt das einzige Porträt des Varus, der zur Zeit der Prägung Prokonsul in der Provinz Africa war.

Aureus des Claudius (kleine goldene Münze): Tiberius Claudius Nero Germanicus 10v. - 54 n. Chr. Claudius war als Kind bereits geh- und ssprachbehindert, häufig krank, wurde von der kaiserlichen Familie gedemütigt und kaum mit öffentlichen Aufgaben betreut. Niemand ahnte, welches seine spätere Position würde: nach der Ermordung Caligulas 41 n. Chr. proklamierten die Prätorianer Claudius zum Kaiser.  Er kümmerte sich mit Weitblick um die Provinzverwaltung, eroberte 44 n. Chr. den Süden Britanniens mit einer Invasionsarmee von 40.000 Mann und ernannte den Geburtsort seiner Frau Agrippina, oppidum Ubiorum, zur römischen Kolonie Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln. Gedankt hat sie es ihm nicht: sie vergiftete Claudius mit einem Pilzgericht, und damit konnte Nero, ihr Sohn aus erster Ehe, Kaiser werden. Der Aureus wurde 46/47 in Rom geprägt und zeigt auf der Vorderseite Claudius mit Lorbeerkranz und der Umschrift TI(berius) CLAVD(ius) CAESAR AVG(ustus) P(ontifex) M(aximus) TR(ibuniciia) P(otestate) VI IMP(erator) XI = Tiberius Claudius (Name) Caesar Augustus (Kaisertitel) Pontifex Maximus (höchstes Priesteramt) zum sechsten Male Träger der Amtsgewalt eines Volkstribungen, zum 11. Mal Imperator (oberster Feldherr). Die Rückseite zeigt einen Triumphbogen, bekrönt mit einer Reiterstatue zwischen zwei Trophäen, und die Inschrift auf dem Architrav DE BRITANN(is) = (Sieg) über die Britannier. Dies zeigt, daß diese Münze anläßlich der Siegesfeier nach Eroberung Britanniens geprägt wurde.

Foto der Münzen fehlt noch

Zurück zu den Römern in Germanien: der Odenwaldlimes

Wir erinnern uns: die Römer hatten mächtig Respekt vor den ungehobelten Barbaren in der römischen Provinz. Die Überrumpelung Roms in der Dunkelheit einige Jahrhunderte zuvor war nur von den heiligen Gänsen, die auf dem Kapitol der Licht- und Ehegöttin Juno geweiht waren, durch ihr Geschnatter verhindert worden. Dieses besondere Ereignis ist mehr in die Geschichte eingegangen als die Plünderung und Brandschatzung der Stadt Rom, die auch die Gänse nicht verhindern konnten.

Der Odenwaldlimes wurde zwischen 110 bis 115 n. Chr. erbaut und verlief nicht schnurgerade, sondern den Hügeln der Odenwaldlandschaft folgend. Es mußte entlang der Strecke immer ein Punkt gefunden werden, von dem man einen guten Überblick hatte und dabei auch den nächsten römischen Wachtpunkt im Auge hatte. Die Limeslinie liegt weitgehend auf der Wasserscheide, jedenfalls von Wörth am Main bis nach Schloßau im Süden. Von dort allerdings wurde der Limes schnurgerade nach Süden bis Bad Wimpfen weitergebaut. Kaiser Trajan (98-117 n Chr) ließ den Odenwaldlimes erbauen, sein Nachfolger Hadrian (117-138 n Chr) sorgte während einer Reise durch Germanien 121/122 n. Chr. dafür, daß die Provinz durch eine Palisade eingezäunt wurde. Die Grenze wurde stets als Zeichen einer defensiven Markierung: „wir sind hier“ errichtet und von den „Barbaren“ auch so verstanden. Nachdem Antoninus Pius (138-161) die Holztürme entlang der Palisade durch Steintürme ersetzen ließ in den Jahren 145/146, hatte der Odenwaldlimes seine längste Zeit bereits hinter sich: in Betrieb war er nur bis um 155 / 160 nach Chr., danach (155-159) wurde er nach Osten verlegt. Damit (der östliche neue Limes verläuft von Obernburg am Main über Osterburken bis nach Regensburg) wurde der Odenwaldlimes bedeutungslos, und um 260 bis 275 n. Chr wurde auch die neue Grenzlinie aufgegeben. Die Römer zogen ab und überließen germanischen Siedlern ihre verlassenen römischen Kulturlandschaften.

Die Römer im Felsberg und in der Umgebung

Das Felsenmeer im Felsberg lieferte den Römern Baumaterial für das Legionslager und die Zivilsiedlung in Mogontiacum. Gegenüber, auf der anderen Mainseite liegt Mainz-Kastell, dessen Namen noch heute klar macht, daß von hier aus ein Kastell über den wichtigen Zusammenfluß von Main und Rhein wachte. Die nächste größere Siedlung im Odenwald lag östlich des Felsenmeeres im heutigen Dieburg, dort lebte die civitas auderiensium. Wie Dieburg zu römischer Zeit hieß, konnte noch nicht endgültig erforscht werden, und so müssen wir uns mit dem verstümmelten Namen Med... begnügen. Ganz in der Nähe von Dieburg liegt Groß Umstadt, civitas autmundistatis. Und hier, in der Odenwälter Weininsel bauten sie vielleicht schon ihren Vinum benissimum autmundistatis an, was man jedoch nicht sicher weiß. Urkundlich belegt ist der Weinbau hier erst seit 1000 Jahren. Im Süden des Felsberges lag Lopodunum - Ladenburg, und im Westen Borbetomagus - Worms. Weit weg also vom Felsenmeer, wo sich die Steinarbeiter der 22. Legion im Schweiße ihres Angesichtes betätigten. Das südliche Ende des Limes bei Bad Wimpfen wird derzeit noch erforscht. Der weitere Verlauf gibt Rätsel auf. Doch sicher ist, daß es in Friedrichshall-Kochendorf ein großes Salzbergwerk gibt. Das 1899 eröffnete Bergwerk läutete die modernen Zeiten ein, doch bereits zur Hallstattzeit (etwa 800 bis 500 v. Chr.) war die Region für die Kelten wichtig: ein alter Fernhandelsweg für den Salzhandel, die Hohe Straße, zieht sich hindurch. gespielt. Als die Römer kamen, wandelten sie einen Teil der Hohen Straße in eine Militärstraße mit Kastellen um. Und damit wären wir wieder beim Salz und den Handelsstraßen angekommen.

Wie der Grünkern erfunden wurde

Im östlichen Odenwald um Walldürn liegt heute ein Hauptanbaugebiet für Grünkern, wobei Grünkern nicht angebaut wird, sondern ein Produkt aus Dinkel. Die Dinkelkörner werden auf Grünkerndarren geröstet, damit es haltbar wurde. Das war nötig, weil sich seit ca 180 n. Chr. das Klima in Mitteleuropa abkühlte. Das Getreide konnte auf dem Feld nicht mehr ausreifen, mußte also „grün“ geerntet werden, und damit war die Gefahr des Faulens gegeben. Also röstete man die Körner auf einer Tenne über heißen Rauchgasen. Heute feiert die ganze Region um Walldürn Grünkernwochen mit leckeren Speisen. Wie eine solche Grünkerndarre aussieht, kann man im Freilichtmuseum Gottersdorf sehen.

Die Riesensage vom Felsberg - ein Unikat? Die Sagen vom Limes

Am Heunenbuckel (Wachtposten 44 am Odenwaldlimes) gibt es eine alte Sage, derzufolge hier zwei Heunen (als Heunen wurden z.B. die riesenhaften Kelten oder Germanen bezeichnet, heute gibt es den Begriff noch in „Hüne“) sich von WP 44 und WP 46 gegenseitig einen Steinschlegel zugeworfen hätten. Das Kleinkastell Robern wurde Hönehaus genannt.
Auch eine weiße Frau gibt es am Limes WP 46: wenn sich ds Wetter ändert, zeige sich dann die weiße Frau in Gestalt eines Lichtes.
Und eine Riesentochter, die einen Bauern in der Schürze als  Spielzeug mitgenommen hat. Der Vater bestand jedoch darauf, daß der Bauer zurückgebracht wurde. Wer weiß - wäre sonst der Grünkern erfunden worden?

Das Rodwesen: Gilde der Fuhrleute im Salztransport

Auch nach dem Abzug der Römer aus Germanien blühte der Salzhandel. In Österreich lebten zahlreiche Orte davon, denn für die Käseherstellung wurde im gesamten Alpenraum und den Randgebieten viel Salz benötigt. Im 13. Jahrhundert wurde Salz in Fässern zu je 4 Zentnern (250 kg) transportiert, hierfür gab es eine eigene Gilde der Fuhrleute, das Rodwesen.

Die Salzstraße im Außerfern führte von Hall in Tirol bis ins habsburgische Vorland. Kaiser Maximilian I ließ durch die Brüder Taxis einen regelmäßigen Postverkehr errichten, der auch in Lermoos eine Poststation unterhielt.

Drei Straßen aus drei Epochen übereinander

Während auf den breiten Römerstraßen (in Biberwier bei Lermoos, Österreich, sieht man Spuren der 7 Meter breiten Straße, die unterhalb Biberwier schnurgerade durch das Moos führte) nur mit Sondergenehmigung des römischen Reiches gereist werden durfte, lag die Verantwortlichkeit und Berechtigung der Straßennutzung im Mittelalter bei den Rodleuten. Sie hatten Exklusivrechte für ihre Strecke, mußten diese aber auch instand halten. Warentransporte wechselten an den Übergabestellen ständig in neue Verantwortlichkeiten. Die mittelalterliche Ferdinandsstraße überdeckt die alte Römerstraße in Biberwier zum Teil, mißt jedoch nur 3,50 Meter Breite. Die moderne L 71 überdeckt beide Straßen und ist 8 Meter breit. Maria Theresia schaffte 1860 das Rodwesen ab zugunsten einer durchgängigen Verantwortlichkeit. Ab sofort konnte die Strecke Augsburg-Venedig in 6 Wochen zu-rückgelegt werden, der Weg für das Salz wurde einfacher.

800% Gewinn - bis die Eisenbahn kam...

Bis zu Napoleons Zeiten erwirtschaftete der Salzhandel in Österreich 800% Gewinn, überall gab es Salzstadel, sogenannte Faktoreien in denen das Salz zwischengelagert werden konnte. Dem blühenden Salzhandel machte erst die Eisenbahn 1870 ein Ende, doch die Österreicher waren findig: der gesamte Ort Ehrwald, benachbart zu Lermoos, lebte von der Herstellung von Faßdauben für die Salzfässer. Das Privileg für die Faßdaubenherstellung erhielten sie 1659 vom Landesfürst, im 18. Jahrhundert wurden in Ehrwald jährlich 400.000 Faßdauben für die Salzfässer hergestellt.

Als der Salzhandel nicht mehr über die jahrhundertealten Transportwege verlief, nutzten sie die Faßdauben, die zu Tausenden in den Lagern vorrätig waren, zum Schifahren. Aus Faßdauben aus dem Salzhandel entwickelte sich so eine neue Sportart, die heute nicht mehr das Geringste damit zu tun hat, daß man sich auf gebogenen Holzbrettern über den Schnee bewegt.

Was das Salz kostet

Salz ist - im Gegensatz zu Zucker - zu allen Zeiten notwendig gewesen, um den menschlichen Stoffwechsel in Gang zu halten. Im Mittelalter hatten nicht alle Menschen Zugang zu Salz, es war kostbar. Heute kostet es 40 Cent pro Kilo, und wir konsumieren viel zu viel davon. Natürlich gibt es auch beim Salz exotische Spezialitäten: Fleur de Sel oder Himalaya Kristallsalz, die recht teuer sind, jedoch bestehen alle zu 93-99,9% aus Natriumchlorid.

Mehr über Altstraßen, die Römer

M. Hiller, Januar 2018

Das Wort Salz steckt in vielen Ortsnamen: in -hall, Salz, Sulz - aber auch in Selters?

Umstritten ist der Salzbezug bei Orten mit der Silbe -Hall: gern wird ein Zusammenhang zwischen der Hallstadtzeit (spätere Eisenzeit, KELTEN!) hergestellt. Aber das keltische Wort für Salz war vermutlich saleinom.

Und so neigt die Forschung mehr und mehr dazu, die Hall-Orte aus dem Salzbezug herauszunehmen. Obwohl: so ganz läßt sich der Zusammenhang nicht verleugnen: wenn nämlich das Wort von Althochdeutsch Hal für Halde kommt. Denn Bergbau, somit auch Salzbergbau, erzeugt riesige Halden.

Und: in der Bibel ist (ich weiß nicht genau wo) von halhûs für ein Siedehaus die Rede. Daher evtl. auch Halle für überdachtes Gebäude. Nicht alle Orte, wo tatsächlich Salzbergbau war oder ist, enden auf -hall, es gibt auch etliche Orte, die sal im Namen haben.

Althochdeutsch: halasalz = aus Sole gewonnen, merisalz = Meersalz, erdsalz = Steinsalz

Und so fragen sich jetzt die Menschen in Halle an der Saale und in Westfalen, in Bad Reichenhall, in Schwäbisch Hall, Friedrichshall, Hall in Tirol, Bad Hall, Hallein, Hall bei Admont, Hallwang, Hallwil in Österreich, Halligdorf in Niedersachsen, ob ihr Wohnort etwas mit Salz zu tun hat oder nicht. Auch die kleine Insel - eine Hallig - könnte ihren Namen vom Salz haben, allerdings vom Meersalz. Hier vermuten manche sogar Verwandtschaft zu englisch hill = Hügel.

Im frühmittelalterlichen Bergbau gab es den Begriff Hallan, der mit Salzkruste beschrieben werden kann.

Salz kommt von indogermanisch sel sal = Bodensatz

In Ortsnamen wie Salzburg und dem Salzkammergut, Salzgitter, Bad Salzungen, Salzhausen, Bad Salzdetfurth, Salzkotten, Salzmünde, Salzwedel, Salfelden, Saalburg, Salmünster, Bad Salzuflen klingt es recht salzig, auch in Sulz, Sulza, Sulzberg, Sulzbach.

Und die wohlschmeckende Sülze ist gesalzene gelierte Fleischbrühe.

Einige Flüsse klingen nach Salz, obwohl sie aus Süßwasser bestehen: Salzach, Saale, Saar (hier wirkt die Sprachverschiebung l zu r), Sulz. 

Und weiter klingt es durch in den Orten Suhl, Solingen und Solnhofen.

Selters dagegen hat nichts mit Salz zu tun: der Name der Mineralquelle in Niederselters (Taunus) kommt von lateinisch Aqua Saltare = tanzendes Wasser.

Ein paar salzige Tipps:

  • kristallisiertes Steinsalz ist absolut rein. Doch wird es oft durch Zusätze rieselfähig gemacht und heißt dann raffiniertes Salz oder Tafelsalz
  • Meersalz löst sich schneller auf als Steinsalz
  • Grobes Salz in Teigmasse oder Eintöpfen schmeckt salziger, man braucht also weniger. Das kommt daher, daß die großen Salzbrocken unsere Geschmackspapillen punktuell anregen, was zu einer Geschmacksexplosion "Salzig" führt. Dazwischen können längere Strecken mit weniger salzigen Geschmackseindrücken liegen als wenn wir eine einheitlich salzige Masse schmecken
  • Salz nie in silbernen Streuern aufbewahren! Das Chlor im Kochsalz reagiert mit Silber und verfärbt es grün
  • Konservieren mit Salz: Salz entzieht Feuchtigkeit und nimmt so den meisten Mikroorganismen die Lebensgrundlage
  • Zwiebeln die beim Dünsten weich aber nicht braun werden sollen, vor dem Braten einsalzen
  • Auberginen kann man vor dem Braten mit Salz entwässern. Sie verlieren so aber auch an Geschmack
  • Salz im Hefeteig verzögert den Gärungsprozeß
  • Eine Prise Salz rundet Süßspeisen geschmacklich ab, genau wie Zugabe von Honig oder Zucker Deftiges runder schmecken läßt
  • Eiweiß läßt sich mit einer Prise Salz leichter zu Schnee schlagen
  • Beim Kochen verstärkt Salz den Eigengeschmack von Gemüse und verhindert das Ausschwemmen der enthaltenen Mineralsalze (die gute alte Osmose!)
  • Fleisch nie vor dem Garen salzen, es wird trocken und verliert Aroma
  • Fischfilets leicht salzen und kurz im Kühlschrank durchziehen lassen vor dem Braten, dann bleibt das Fleisch schön fest

Wissenswertes zum Salz

Salz braucht die gute Küche, die Naturheilkunde, die Chemie und der Fiskus (denn es gab eine Steuer auf jedes Gran Salz) - nur Bakterien mögen es nicht.

Salzsteuer wird schon seit Jahrhunderten erhoben, sie ist für Fürsten, Könige und Staaten eine sichere Einnahmequelle. Jeder Organismus braucht Salz, ein kostbares Gut das sich leicht besteuern läßt. Bis 1993 zahlten wir mit jedem Pfund Salz 6 Pfennig Steuern (für neuzeitliche Mathematiker: für 500g Salz waren 3 Cent fällig). Inzwischen wurde die Salzsteuer abgeschafft.

Der Wasserhaushalt und die Muskel- und Nerventätigkeit im menschlichen Körper wird durch Salz reguliert. Zuviel ist aber ungesund: hohe Salzkonzentration führt zu Bluthochdruck.

Gesund und dekorativ sind Salzkristall-Leuchten: sie ionisieren die Raumluft, wirken so günstig auf die Atemwege und auf das Wohlbefinden und verbreiten eine angenehme Atmosphäre.

Auftausalz für vereiste Wege dagegen sollte so wenig wie möglich verwendet werden, denn es schadet der Natur. Es führt dazu, daß der Gefrierpunkt der entstehenden Sole stark sinkt, so daß sich aus Eis Matsch bildet. Den tragen wir dann als weiße Ränder in Autos und Hausflure, unsere Hunde müssen Söckchen tragen.

In der Seidenmalerei - und übrigens auch mit normalen Wasserfarben - kann man tolle Effekte erzielen mit grobem Salz: die Körner ziehen das Wasser aus der Farbe, so daß sich Tupfen aus konzentrierter Farbe mit einem hellen Hof ausbilden.

Ein Ausflug ins Salzbergwerk in Kochendorf (Bad Friedrichshall)

Der Ortsname Kochendorf weist schon darauf hin, daß hier eine Salzsiederei ist. Bereits 1816 wurde der erste feste Steinsalzfund in Mitteleuropa gemacht, deshalb baute man 1859 einen Schacht, um an das weiße Gold zu kommen. Bis 1895 wurde der Schacht in Jagstfeld betrieben, 1899 kam der zweite Schacht "König Wilhelm II" in Kochendorf dazu. Mit dem Förderkorb fuhren bis 1994 die Salzarbeiter in die Tiefe. Auf 180 Meter Teufe (so nennen die Bergleute Tiefe) ist es immer angenehm warm und trocken, egal welches Wetter draußen herrscht. Heute können Besucher das Bergwerk besichtigen.

Was früher an einem Tag vom Bergarbeiter in körperlicher Schwerstarbeit in die sogenannten Hunte verladen wurde, nämlich etwa 15 Tonnen Salz, paßt heute in die Schaufel eines modernen Fahrschaufelladers. Im Besucherbergwerk gibt es 1,5 km Strecke auf gutem sauberen Grund (für Gehbehinderte geeignet) mit Schautafeln, einem lebensgroßen Saurier und einer Ton-Bildschau. Besonders für Kinder ist die 38 Meter lange Rutschbahn interessant, die in die Tiefe - pardon, die Teufe - führt. Glitzern und Funkeln empfängt die Besucher im Kristallsaal, und im Kuppelsaal gibt es monumentale Reliefgruppen zu bestaunen.

Ausflugstipp: Besucherbergwerk Friedrichsdorf

Noch ein paar Infos über Salz

8 Gramm Salz enthält die Ostsee pro Liter, 9 Gramm oder 0,9% Salz pro Liter enthält unser Blut. Aber 35 Gramm Salz ist im Liter Nordseewasser! Und gar 270 Gramm im Toten Meer.

Alexander der Große entdeckte die Salzlagerstätten in Indien

Mit Elefanten wird seither das Kaisersalz über den Hindukush nach Europa gebracht, es blieb der Kaiserlichen Familie vorbehalten. Jedoch ist der Aufwand wirklich übertrieben, denn dieses vielgerühmte Himalaya-Salz hat außer langen Transportwegen wenig Vorzüge vor dem Salz, das bei uns abgebaut wird.

Ausflugstipp: Salzmuseum Klaushäusl bei Salzburg

Als einzige Solepumpstation ist Klaushäusl im Einzugsgebiet Reichenhall erhalten geblieben, sie war von 1810 bis 1858 in Betrieb. 1986 wurde das Ensemble von der Gemeinde Grassau saniert und zum Museum umgebaut. 1995 eröffnete das Soleleitungsmuseum in der Niederreserve mit großem Sole-Speicherbecken, 2004 kam ds Moormuseum im Brunnwart-Museum dazu. Hier treffen sich Salz und Moor, wo die alte Soleleitung die Chiemseemoore berührt. Hier kommt das Steinsalz tief aus dem Gebirge, wo es zur Sole gelöst wird. Diese mußte eingedampft werden, was viel Brennholz erforderte. Deshalb wurde die Sole zum nächsten Fluß gepumpt, wo man Holz anliefern konnte. 1619 führte die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein, 1810 bis Rosenheim. Die Sole wurde über Druckwasser in der Wassersäulenmaschine gepumpt (Siehe auch Rothenberg!), die Rohre der Pipeline waren aus Holz. Denn Sole konserviert das Holz, während sie Eisen zerfressen würde. Die Maschine lief insgesamt 150 Jahre lang, und die Leitung war die allererste Pipeline weltweit.

Salz aus der Tiefe: Erlebnisbergwerk Merkers

Spektakulär präsentiert wird das Salz im Erlebnisbergwerk Merkers. Salz ist lebenswichtig für den menschlichen Organismus. Aber woher kommt das, was wir uns auf Pommes und Tomaten streuen? An einem richtig ungemütlichen Dezembersamstag wollte ich das genauer wissen. Im Erlebnisbergwerk Merkers, 200 km oder zweieinhalb Autostunden entfernt vom Felsenmeer, wurden wir mit Helm und Schutzkleidung ausgestattet und fuhren ein. So nennt man das Aufzugfahren im Bergwerk: 800 Meter ging es in die Tiefe, und schon war es kuschelig warm. Zwischen 18 und 27 Grad, je nachdem auf welcher Sohle man ist. Auf Mannschaftswagen wurden wir durch die weiträumigen Stollen gefahren, wobei man unter Tage nicht schneller als 35 km/h fahren darf. Unsere Bergwerksführer fuhren aber auch nicht langsamer, nicht mal in scharfen Kurven. Insgesamt führte uns die dreistündige Tour über 20 Kilometer zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Bergwerkes. im Museum sind Werkzeuge, Sprengmittel und -methoden, historische Fahrzeuge und Produkte aus dem hier geförderten Kali zu sehen. Im Großbunker etwas weiter steht ein gigantischer Schaufelradbagger, der jedoch in diesem Saal winzig wirkt. Hier finden Philharmoniekonzerte statt. Als nächstes ging die Fahrt zum mit Spannung erwarteten Goldraum, wo die Nationalsozialisten kurz vor Kriegsende den Bundesschatz versteckten. Doch der Goldraum war noch nicht der Ort, der der Atem stocken ließ; weiter ging die Fahrt bis zum tiefsten Punkt der Tour, zur Kristallgrotte.
Hier traten wir in kleinen Gruppen durch eine Pforte, es war dunkel dahinter. Nur ein leichtes Glitzern reflektierte das spärliche Licht.
Dann flammte n Lampen auf, zunächst weiß, dann grün, violett, blau, gelb, rot....
Salzkristalle von einem Meter Kantenlänge überziehen hier die Decke, die Wände und den weit unter dem Besucherbalkon in nicht absehbare Tiefen führenden Abgrund. Diese Grotte wurde erst 1980 entdeckt und hat 4000 bis 5000 m3 Rauminhalt.

Als wir nach der Tour innerhalb von 90 Sekunden ausfuhren, war es draußen dunkel - und immer noch ungemütlich...   M. Hiller, Dezember 2018

Erlebnis Bergwerk 36460 Merkers www.erlebnisbergwerk.de Tel. 03695-614101

Salz: ein ausgleichendes Element - wenn es richtig eingesetzt wird

Der menschliche Organismus braucht Salz. Nicht zuviel und nicht zu wenig. In den Körperzellen ist ein Gleichgewicht aus Mineralien und Nährstoffen, das sich sofort verschiebt, wenn die Umgebung stärker oder schwächer salzig wird. Zwei bis drei Gramm sind erforderlich pro Tag, nicht aber bis zu zehn Gramm, wie bei uns üblich. Etwas mehr Salz benötigen Sportler oder Menschen, die bei der Arbeit viel schwitzen. Die wiederum müssen auch viel trinken: ein Dachdecker etwa braucht an einem heißen Tag sechs Liter Wasser! Zuviel Salz wird über die Nieren und den Urin ausgeschieden. Dazu ist viel Flüssigkeit nötig, weshalb wir Durst verspüren. Zuviel ist ungesund: Salz bindet Flüssigkeit, Bauch, Finger und Zehen können anschwellen. Kopfschmerzen können auftreten, auch - obwohl etwas  umstritten - Bluthochdruck. Teufelskreis: Je stärker man sein Essen salzt, desto mehr verlangt der Körper. Besonders wer sich häufig von Fast food ernährt gerät in eine solche Immer-mehr-Spirale. Auch viele Restaurantköche denken sich, daß ein gutes Quantum Salz ihren Gerichten guttut. Das ist auch richtig: aber eben „cum grano salis“ - mit einem Korn Salz. Salzmangel dagegen oder besser Natriummangel führt zu Störungen des Gleichgewichtssinnes, der Gedächtnisleistung, der Aufmerksamkeit. Unser Speisesalz besteht aus Natriumchlorid, kurz NaCl. Es ist ein wichtiges Mineral, ohne das die Zellen nicht arbeiten können. Als die Königstochter im Märchen ihrem Vater sagt, daß sie ihn so sehr lieb hat wie Salz, verstößt er sie. Daraufhin gibt es in seinem ganzen Königreich kein Salz mehr - und Menschen und Tiere werden krank. Ausgewogenheit ist das Zauberwort: nicht zuviel und nicht zu wenig... Bevor es Kühlmöglichkeiten gab, mußte Fleisch mit Salz haltbar gemacht werden, auch für die Milchsäuregärung bei Sauerkraut oder sauren Bohnen ist Salz unentbehrlich. Hier ein einfaches Rezept zur Herstellung von eigenem Sauerkraut: einen Krautkopf fein hobeln, pro Kilogramm Kraut 15 Gramm Salz zugeben und sehr gut durchkneten. Das Kraut sollte dabei etwas Brühe ziehen. Wichtig ist, daß die Zellwände der Krautstreifen aufgebrochen werden, so daß das Salz an die darin befindliche Flüssigkeit kommt. Man kann Kräuter, Wacholder, geriebenen Apfel oder Kümmel zugeben, das ist aber nicht notwendig. Wichtig ist, daß alles sehr sauber ist bei der Verarbeitung. Das geknetete Kraut wird sehr fest in Schraubgläser gestopft, die Gläser müssen bis oben hin voll sein. Über den Glasrand legt man Frischhaltefolie oder Frühstückspapier, damit die Säure im Kraut das Metall des Deckels nicht angreift. Dann schraubt man die Deckel nur leicht auf, damit Gase und Flüssigkeit entweichen können, die beim Gärprozeß entstehen. Nach 5-6 Tagen im Warmen schraubt man die Deckel fest zu und stellt die Gläser ins Kühle. Schmeckt unvergleichlich und hält sich mehrere Monate! M. Hiller, Dezember 2019