Lauchelchen, so nennen die Odenwälder den Schlangenknöterich (Polygonum bistorta). Im Volksmund wird er auch „Zahnbürste“ genannt, weil er eine bürsenartige Blüte hat. Diese sieht auch ein bißchen wie eine Schnittlauchblüte aus, und da lag es nahe, die Pflanze „Lauchelchen“ zu nennen. Andere Landstriche nennen sie „Otterzunge“.

Heute kümmert sich kaum jemand um die Lauchelchen. Früher wurde das Gemüse frisch als wertvolles Viehfutter eingesetzt, zu Heu trocknen kann man ihn nicht. Im Krieg wurden Lauchelchen als Spinatersatz oder in Suppen zubereitet und gegessen. Das Wildgemüse hat stärkereiche Wurzeln mit Vitamin C. Man kann die Wurzeln von September bis in den Winter essen: sie werden in feine Scheiben geschnitten über Nacht in Wasser eingelegt. Gedünstet mit etwas Blattgemüse ganz lecker...

Es sind übrigens keine Wurzeln, sondern Rhizome: sie haben verdickte Stellen und sind schlangenförmig. Daher rührt der Name Schlangen-Knöterich. Das Rhizom galt früher als Heilmittel und wurde im Sinne der Signaturenlehre bei Schlangenbissen eingesetzt. Tatsächlich wurde Schlangen-Knöterich auch bei hartnäckigem Husten eingesetzt.

Die Blätter kann man zwischen April und August als Blattsalat, Spinat oder gemischtes Blattgemüsegericht essen. Sie enthalten jedoch viel Oxalsäure und Gerbstoffe und eignen sich daher eher zum Dazumischen. Im Dibbezauber gibt es ein eigenes Kapitel zu den Lauchelchen: Was sinn dann eischendlisch "Lauchelschen"?

Die Pflanze hat noch einen großen Vorteil: mit ihr lassen sich offene Flächen schnell begrünen. Wenn die rosa Blütenkerzen abgeblüht sind, kann man einfach mit dem Rasenmäher drübergehen, das Blattwerk schließt sich schnell wieder zu einem grünen Rasen zusammen. Wenn sich Rasenflächen im Klimawandel immer schwieriger gestalten, kann diese einfache Staude vielleicht schnell und ausgesprochen hübsch für Abhilfe sorgen.

Marieta Hiller, August 2021