Johann Wilhelm Grimm, gräflich Erbachischer verpflichteter Geometer zu Reichenbach
Grundriß von einer in Reichenbacher Gemarkung Hochgräflich Erbach-Schönbergischer Jurisdiktion gelegenen Waldung, welche der Felsberg benennet wird - Juli 1763
(Übertragung M. Hiller)

Quelle: HLA HStAD P 1 Nr. 685/2

Übertragung der handschriftlichen Legende zur Karte

Markierungen:
rot = unklar, unleserlich
grün = Version 1 (Entwurf), oder Anmerkung meinerseits, Unklares in Klammern

Explicatio
über
die in dem Hochgräflich Erbachischen
Territorio eine Stunde von dem Residenzort Schönberg in der Gemarkung Reichen-
bach gelegenen Waldung welche sich der Felsberg benennet, was für besondere Merckwür-
digkeiten
drinen (1: darinnen) anzutreffen, einmal das vor Reichenbach und der darzu gehörige
Hubengüther hievon entfernet liegen und die in solche brauchende Wege pflegen
ge heißen zuwerden.

A Ist der Wald welcher Felsberg genannt wird, fält in circa 386 1/4 Morgen.
Die Waldung in Hochgräfl. Erbach. Territorio gelegen, lieget eine Stunde
von dem Hochgräflich Erbachischen Residenz-Ort Schönberg, in der
Gemarkung Reichenbach, vo nach schind Peripherie 386 Morgen.
1 Viertel in sich hält, in welcher…
…… (Lücke)

B Eine große, sehr harte, glatte, zirkel runde blau steinerne Säule nahe
an der Hochfürstlich Hessen Darmstädtischen Grenz in einem Sump-
f
e, mit höchster Verwunderung zu ersehen, s. Oben wie.

C Die Figur Lit C. zeiget, eine Tiefung gleich einem halben Mond fast,
so aber nicht Tief, sondern klein ist, in welche man ein Bild stellen konnte.
Diese Säule hat zwey Sägenschnitt, jeder 2 Nürnberger Zoll tief, und ist
bis an den ersten Schnitt des rothen Strichs 20 Nürnberger Marck Schu,
6 Zoll, sodann von diesem bis zum andern Schnitt des rothen Zeichens
8 Schu 3 Zoll die gantze länge aber ist noch accurater Abmessung
30 Schu 6 Zoll Nürnberger Schu, und unten im Diameter 5 Schuh oben
3 Schu 5 Zoll dick. Wie die erbachische historische Urkunde melden,
soll, nach Bericht der Leuten, ein ehemaliger Pfalz Graf weil das
Ort Reichenbach und der Wald der Felsberg genennet ehemalen Khur-
Pfalz und ins Amt Lindenfels gehörig geheißen, in anno 1561 aber
sei einem Tausch an das Hochgräfl. Haus Erbach gekommen ist, die-
se nach Heidelberg, sie derselbigten aufzurichten, vermittelte Amtlicher
hie
rzu gemachten Werckzeugen und 100 vorgespannter Pferden, brin-
gen zu laßen unterstanden haben, hätte sie aber wegen der schwehern
Last nicht einmahl bewegen können; darauf er sich vorgenommen, die
Säule stückweis hinführen zu lassen, weil es aber, wegen der Härte,
nun geraume Zeit und Mühe erfordert, bis sie nur den geringen
nach für Augen stehenden Umfang gemacht, als sein es verblieben.

Nota
Nach dem beigefügten vereinigten Maas Stab hat man die Waldung, das
Dorf Reichenbach und die Hub Güther aufgelegt, die Säule aber, weilen solcher
zu klein ist, dem Augen-Maas nach aufgezeichnet.

D Sind Stein Wiesen von einer großen Menge in der Reihe nacheinander liegenden
blau Marcktenen großen Steinen.
Ist ein fürstlich Hessen-Darmstättisches Jäger- Haus, so oben der Felsberg Waldung an der Grenz stehet. (in Version 2 Nummer N)

E Ist das Dorf Reichenbach so ein Viertel Stunde von der Waldung liegt, welches den
Weydgang in vonselben und sich auch daraus zu beholzen das Recht hat.
Sind Stein-fliggen von einer großen Menge in der Reihe nacheinan-
der liegenden blau weitenen großen Steine (in Version 2 Nr. D)

F Sind Hubegüther welche in Feld und Wiesenwachs bestehen, so zu diesem Ortsge-
hörig sind.

G Eine Wiesen welche sich die Nonn Wiesen benennet, liegt im Felsberg, so zu des Johann Philipp Millen, Johann Peter Rauschund Joh. Heinrich Schmitten Hub Güther zuhörig

 H Ein Stück Feld, Wiesen und Hecken die eben auf ir der Felsbergs Waldung
liegen und sich in Heintzen Wald benennet, so von verschiedenne Con-
siten
zu ihren Hub Güthern besesten werden.

I Ein Hub Güther Weg so sich der Wolfswiesenweg benennet.

K Sind zwey abgetrennte Feldwege, welche aus Vorbeschrirbenem Hauptweg auf die Hub Güther gehen welche der ein zur der Rechten sich der Thal-
weg, und der zur Linken sich die Ehrles Hohl (aktuelle Flurkarte: im Erlets) benennet.

L Ein Hub Güther Weg welcher sich der Lochwiesenweg benennet,
welchen solcher an dieser hergeht.

M Ein Hub Güther Weg, welcher sich der Grauelbachs Weg benennet,
so nach denen Grauelbachs Güthern und auf Brandau gehet.

N Ist ein Fürstlich Hessen Darmstädtisches Jäger Haus so aber
der Felsbergs Waldung auf der Grentz stehet.

Dieser Grundriß und die über dieselben genauste Be-
schreibung ist von mir unterschriebene Verfertiget vor
den Mense Martii 1765.

Von
Johann Wilhelm Grimm
Kurfürstlich(e) Pfältzisch(e) und
Gräflich Erbachisch verpflichteter
Landmesser zu Reichenbach