Eine Glosse

Kürzlich habe ich einen Kanister Neutralseife von einem bekannten Hersteller gekauft, nennen wir ihn der Einfachheit halber HuKu. Die Seife ist hervorragend, nachhaltig und in großem Gebinde auch plastiksparend. Ich habe dafür eigens mühsam die örtliche HuKu-Vertreterin erfragt, um direkt über sie zu bestellen. Pustekuchen: diese ist sehr nett und entgegenkommend, aber die Bestellung läuft über eine Internetseite, die Lieferung erfolgt durch halb Deutschland und bezahlt wird über einen schwedischen Dienstleister, den ich hier mal Klurnu nennen möchte.

Damit wird nicht nur der nachhaltige "Heimvorteil" einer Bestellung vor Ort konterkariert, auch die Bezahlung erwies sich als äußerst - nun, ich möchte mal sagen "seltsam".

Von Huku erhielt ich eine Rechnung - aber ohne Bankverbindung und mit dem Hinweis, daß ich direkt an Klurnu überweisen muß. Das ist so, als würde ich mir neue Schuhe im Schuhhaus Mori in Reichenbach kaufen und die Rechnung dann an Zulundu überweisen.

Eigentlich sollte ich von Klurnu auch eine gesonderte Mail erhalten mit den Überweisungsdaten. Es kam auch eine: die habe ich aber sofort gelöscht. Sie enthielt eine Aneinanderreihung unverständlicher Zeichen, und ich hätte mir eher die Finger abgehackt als in solch einer Mail einen Link anzuklicken. Genau das sollte ich nämlich tun, um an meine Rechnungsdaten zu kommen.

Bevor ich die Mail gelöscht habe, leitete ich sie an HuKu weiter mit der Bitte den Inhalt zu prüfen und zu verifizieren. Keine Antwort. Zwei Wochen lang nichts.

Danach rief ich bei HuKu an, weil ich vom Produkt überzeugt bin und es gerne weiterhin bestellen würde - aus diesem Grund wollte ich die Rechnung eigentlich auch gerne pünktlich bezahlen. Ich fragte nach einer lesbaren Rechnung, gern per Mail - aber ohne dubiose Inhalte und mit sicheren Links. Eine nette Dame erklärte mir, daß HuKu aus Datenschutzgründen keinen Zugriff auf Kundendaten erhalten dürfe (!!??!!). Keine weitere Erläuterung, warum ich nicht wenigstens Eine Antwort auf meine Anfrage erhalten hatte. Wenigstens gab sie mir eine Mailadresse von Klurnu.

Dorthin habe ich danach den gesamten Mailverkehr weitergeleitet mit der Bitte um Kenntnisnahme und um eine - endlich - lesbare und somit auch bezahlbare Rechnung. Und Wunder über Wunder: die Antwortmail sprach mich zwar einfach mit Du an, obwohl wir noch nicht zusammen die Treppe runtergefallen waren. Aber immerhin bekam ich eine PDF, die wie eine normale Rechnung aussah und die ich zwischenzeitlich auch bezahlt habe.

Jetzt kann ich künftige Lieferungen von HuKu einfach an meine gespeicherten Klurnu-Bankdaten zahlen ohne diesen ganzen Firlefanz.

Doch der Seltsamkeiten ist noch nicht genug: in gleicher Mail wies mich Klurnu - mit dem ich per Du bin - darauf hin: "Ich möchte dich darüber informieren, dass unsere Dienstleistungen sich lediglich an Verbraucher richten. Unsere Rechnungen müssen daher nicht die nach Umsatzsteuergesetz erforderlichen Informationen für Unternehmen enthalten. Hierauf wird in unseren AGB, welche du unter xxx einsehen kannst, ausdrücklich hingewiesen. Bestellungen von Unternehmen werden in unserem System abgelehnt, sodass nur bei Angabe der Daten einer natürlichen Person eine Bestellung erfolgen kann."

Ja - ?! Ich bin Verbraucher, und als natürliche Person hatte ich mich bislang auch betrachtet. Was soll also dieser Satz?

Und werden so alle gewerblichen Kunden von HuKu von einer Bestellung dortselbst ausgeschlossen? HuKu schränkt damit den eigenen Kundenbereich ein und bringt sich um ein breites Segment an Firmenkunden, die alle nicht bedient werden können, weil der HuKu-Zulundu sich weigert die Mehrwertsteuer auszuweisen.

Ich muß schon sagen: künftig wird die Neutralseife von HuKu noch viel überzeugender auf mich einwirken müssen.

April 2022, Marieta Hiller