Der Verein Bruchkultur 2020 e.V. unterstützt den Erhalt der Steinbruchanlagen und des Vogelschutzgebietes in Nieder-Ramstadt. Infos: www.bruchkultur2020.de

Wer immer nur auf der B 449 nach Darmstadt durch Nieder Ramstadt fährt, ahnt nicht daß sich direkt nebenan ein "eye in the sky" öffnet, ein See.

Diese Beiträge finden Sie vollständig im Jahrbuch 2022: "Steine, Bergwerke und Steinbrüche", das Sie hier bestellen können!

Inhalt:

Die Geschichte des Bergbaues im Odenwald
Wie war das mit den Kelten? Waren sie im Odenwald oder nicht?
Experiment mit einem historischen Rennofen
Das Reichenbacher Gold
Der Katzenstein: das östliche Ende des Reichenbacher Goldes
Die Steinbrüche am Borstein
Der Hohenstein: Steinbruch und Bergwerk
Der Teufelsstein: einst und heute
Das Reichenbacher Bergwerk am Hohenstein
Die Bergwerksfelder Reichenbach, Heinrich, Bleialf und Alfred sowie Knoden
Der Odenwald im Mittelalter: Arezgrefte, Eisen und Mangan
Graphit im Schieferzug Heppenheim - Gadernheim – Laudenau
Das Graphitvorkommen nahe Seidenbuch
Kahlschlag: die Glashütte in Seidenbuch brauchte dafür nur 18 Jahre
Schwerspat, Feldspat und Marmor
Das Waldhaus bei Ernsthofen: wurde hier das Alpinaweiß erfunden?
Silber, Gold und Glimmer
Das Bergwerk in Elmshausen
Bergrecht im Lauf der Jahrhunderte
Die sieben Zwerge und das Dorf Bergfreiheit
Köhlerei und Hüttenwesen
Geheimnisvolle Ruinen in der Landschaft
Steinbearbeitung am Krehberg
Die Steinbrüche am Johannesberg im Streithain
Wie Steinbrüche zu Biotopen werden
Gerade nochmal gutgegangen: Grube Messel wurde Welterbe anstatt Müllkippe
Der Roßberg bei Roßdorf
Begriffserklärungen: die Sprache der Bergleute...

Die Marmorbrüche von Carrara

FAD- bzw. RAD-Steine im Lautertal

Alter Steinwerkplatz hübsch hergerichtet

Eine Hartsteinschleifmühle bei Lindenfels

 

 

 

Auf Spurensuche: Steinbearbeitung im Odenwald über die Jahrhunderte am Krehberg und am Johannesberg

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Ein großes Loch im Berg: Hinein in den Wachenberg - Vulkan, Steinbruch, einzigartiges Biotop - geologische Führung mit Franz Piva (Geopark- und Stadtführer), Karl Anthrakopoulos (Betriebsleiter des Steinbruchs und Ludwig Meitzler (Mineraloge)

Im Oktober 2019 nahm ich an der Exkursion in die Tiefe des Wachenberges teil - wenigstens mit den Augen. Denn betreten darf man den riesigen Steinbruch nicht: zu viele Gefahren lauern. Aber was die drei Spezialisten ihrer Gruppe zu bieten hatten, ist spektakulär - auch von weitem.

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Ein ganz besonderes Erlebnis bot das Arbeitstreffen Montanarchäologie im Mai 2013 in Reichelsheim neben zahlreichen Exkursionen und Vorträgen: einen Ausflug in die Unterwelt des Marmoritwerkes in Hochstädten.

Der zum Schutz vor Vandalismus tief unter Erdreich verschüttete Eingang zum Stollen wurde eigens für die Altarchäologen freigebaggert, das Wasser wurde abgepumpt, und dann konnte die Gruppe sorgsam gezählt in den Berg hinein.

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Der RAD-Stein am Weinweg zwischen Gadernheim und Neunkircher Höhe, Foto G. Hogen

Das große Interesse am Stein des freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD), der in einer unserer Heftausgaben vorgestellt wurde zeigt, dass Regionalgeschichte nach wie vor viele Menschen beschäftigt und fasziniert. 

Der FAD-Stein steht an der Straße von Gadernheim nach Neunkirchen links an der Böschung und trägt die Inschrift „Freiw. Arbeitsdienst 1932-1933“. In dieser Zeit wurde die Straße fertiggestellt, über die man heute vorbei an Allmeiwiese und Lauterquelle zum Radarturm und dem Kaiserturm spazieren kann. Karl Heinz Hechler aus Reichenbach erklärte: arbeitslose Steinarbeiter steckten diesen Weg wie auch den „Arbeitsdienstweg“ vom Selzerwasserhäuschen bis zur Brücke in Elmshausen. Im Neunkirchner Wald wurde der alte Weg von den Pulverhäuschen bis zur Allmeiwiese weiter bis zur Neunkircher Höhe gebaut, das Sumpfgebiet um die Quellen wurde trockengelegt. Die Arbeiten hörten schnell auf, als das Arbeitsamt Bensheim Steinarbeiter für den Autobahnbau brauchte. Freiwillig hieß der Arbeitsdienst nach einer Information von Felix Klingenbeck* in Unterscheidung zum Reichsarbeitsdienst RAD, zu diesem Zeitpunkt hatte dies noch nichts mit dem nationalsozialistischen Staat zu tun. Erst 1938 wurden die lokalen FADs durch die Organisation Todt umorganisiert.

Es sollen in diesem Beitrag nun 2 weitere Arbeitsdiensteine vorgestellt werden, die sich im Lautertal finden lassen

Zum Einen, ein weiterer des FAD am heutigen Felsenmeerweg und ein Stein des Reichsarbeitsdienstes (RAD) an der Straße von Schannenbach nach Ober-Hambach. Dabei ist es wichtig auf den geschichtlichen Rahmen, der in untrennbarem Zusammenhang steht, einzugehen.

RAD-Stein zwischen Schannenbach und Ober-Hambach, Foto F. Klingenbeck

 

Der FAD-Stein im Felsberg

Direkt oberhalb des Riesenschiffes im Felsenmeer findet sich der Stein mit der eingemeißelten Inschrift "FAD Borstein 1933". Den Hinweis auf diesen Stein erhielt ich von Familie Bernhardt aus Beedenkirchen. Georg Bernhardt, 1949 in Beedenkirchen geboren und zur Schule gegangen, erinnert sich noch daran, daß sein Großvater Peter Bernhardt an diesem Weg (gelbe Markierung Nr. 5 im nordöstlichen Felsberg) mitgearbeitet hat. Der Stein muß noch lange Jahre nach Ende des 3. Reiches neben der besagten Inschrift ein Hakenkreuz getragen haben, denn nach Georg Bernhardts Erinnerungen mußten die Schüler der 7. und 8. Klasse dieses Hakenkreuz entfernen, das wäre also erst 11-12 Jahre nach Kriegsende gewesen. Ein weiterer FAD-Stein mit Inschrift steht im Neunkircher Wald sowie auf dem Krehberg. Marieta Hiller, Oktober 2016

Der Thalhofweg in einer alten Karte, Foto F. Klingenbeck

Der freiwillige Arbeitsdienst

war eine Einrichtung der späten Weimarer Republik, als die Wirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre schon in vollem Gange war. Ideen für einen Arbeitsdienst gab es in Deutschland und auch vielen anderen europäischen Staaten schon seit Ende des ersten Weltkrieges. Interessengruppen, Verbände, Parteien und auch Einzelpersonen versuchten den Staat aus den unterschiedlichsten Gründen heraus zur Einrichtung eines Arbeitsdienstes per Gesetz zu bewegen. Das Spektrum der Befürworter eines Arbeitsdienstes reichte von eher Konservativen, die dies als guten Ersatz für die durch den Versailler Vertrag abgeschaffte Wehrpflicht ansahen, bis hin zu studentischen bzw. von der Jugendbewegung geprägten Kreisen, die es als eine Möglichkeit zum Ausgleich von Klassengegensätzen verstanden und um Verständnis für die jeweils anderen Gruppen der Gesellschaft aufzubringen. Auch völkische Bewegungen, wie zum Beispiel der Bund Artam, suchten der damaligen Landflucht mit einem Arbeitsdienst entgegenzuwirken.

Die Entwicklung des Arbeitsdienstes zum RAD in 3 Phasen

vom FAD bis zum heute uns eher bekannten Reichsarbeitsdienst (RAD) des nationalsozialistischen Staates lässt sich grob in 3 Entwicklungsphasen einteilen. Man kann schon vorweg sagen, dass die beiden vom FAD hinterlassenen Steine im Reichenbacher Felsenmeer und am Weg von Gadernheim nach Neunkirchen Zeugnisse der 2. Phase sind.
Der Stein an der Straße zwischen Schannenbach und Ober – Hambach stammt aus der späteren RAD Zeit.

1. Phase - 1918 bis 1931:

Wie bereits erwähnt gab es in dieser Phase viele, die die Einrichtung eines Arbeitsdienstes des Staates forderten dies aber nicht erreichen konnten. Es gab einige private Initiativen und auch bestimmte Verbände hielten sogenannte Arbeitsdienstlager ab. Letztere muss man sich allerdings eher wie ein Zeltlager von wenigen Tagen vorstellen, in denen man sich bei gemeinsamer Arbeit begegnete.

2. Phase – 1931 bis 1933:

Etablierung der rechtlichen Grundlagen für den freiwilligen Arbeitsdienst im Juli 1931. Hierbei ist er unter anderem ein Bestandteil der „Zweiten Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ während der Regierung von Reichskanzler Brüning.

3. Phase - 1933 bis 1935:

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnt die Zentralisierung des Arbeitsdienstes bis zur Schaffung des Reichsarbeitsdienstgesetztes vom 26.06.1935, das ihn zu einer dem Wehrdienst vorgelagerten Pflicht für junge Männer machte. Er diente vor allem als Erziehungs – und Indoktrinierungsinstrument des NS – Staates.

Weltwirtschaftskrise

Wie schon erwähnt, ist die zweite Phase 1931 bis 1933 für die Betrachtung des geschichtlichen Zusammenhangs, in dem die beiden FAD Steine stehen am Wichtigsten. Die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er betraf auch das Deutsche Reich in starkem Ausmaß. Es gab damals schon eine finanzielle Unterstützung für Arbeitslose. Die Einrichtung des Arbeitsdienstes erfolgte anders als man heute glaubt, nicht um die Wirtschaft in ökonomischer Hinsicht zu beleben oder bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen. Es war eine Beschäftigungsmöglichkeit vor allem für junge Menschen um diese nicht in völliger Entmutigung versinken zu lassen. Gründe für einen Arbeitsdienst, die während der ersten Phase vorgebracht wurden, spielten dabei keinerlei Rolle mehr. Ein Arbeitsloser erhielt, wenn er sich zum freiwilligen Arbeitsdienst meldete, nicht mehr Geld, als er ohnehin als Arbeitslosenunterstützung bekam. Das FAD Gesetz gestattete es den sogen. Trägern der Arbeit einen Arbeitsdienst einzurichten und auch vollkommen selbstständig zu bestimmen, welche Arbeiten zu leisten waren und wie viel die Arbeitszeit pro Tag betrug. Träger der Arbeit konnten alle Körperschaften öffentlichen oder privaten Rechts sein. Das heisst: Gemeinden, Kirchen, Verbände, Parteien, etc.

Die Träger der Arbeit konnten Arbeitskräfte anfordern,  diese erhielten nicht mehr Geld als die Arbeitslosenunterstützung

Für die zentrale Koordinierung unserer Gegend war das Arbeitsamt Darmstadt zuständig. Stellen wie diese wurden wiederum als Träger des Dienstes bezeichnet. Unter anderem kümmerte man sich hier um Nachschub und Zuweisung neuer Freiwilliger.

Freiwilliger Arbeitsdienst in Gadernheim, Lautern und Reichenbach

Aus einer Bestandsaufnahme vom Februar 1933 über die Verteilung der Gemeinden mit freiwilligem Arbeitsdiensten im Bereich des Arbeitsamtes Darmstadt geht hervor, dass in der heutigen Gemeinde Lautertal insgesamt 3 Dörfer (damals eigenständige Gemeinden) mit freiwilligem Arbeitsdienst existierten. Es handelte sich dabei um Reichenbach, Lautern und Gadernheim.

Die auszuführenden Arbeitsvorhaben sind kartographisch als folgende Punkte vermerkt:
1. Der Wegebau von Gadernheim nach Neunkirchen, hier als Viecenalweg bezeichnet.
2. Die Anlage des Felsbergwegs, der später auch „Arbeitsdienstweg“ genannt wurde.
3. Anlage des sich dem Felsbergweg in westlicher Richtung anschließende, hier sogen. Thalhofweg*.
4. Vereinzelte Waldstücke für Waldarbeiten.

 *Kann sich noch jemand an die Bezeichnung Thalhofweg erinnern? Infos erbeten an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder 06254-9403010!

Es zeigt sich also, dass der Schwerpunkt für den FAD in unserer Gegend vor allem auf der Anlage von Wegen bzw. dem Ausbau schon vorhandener, meist nicht, oder nur schlecht befestigter Pfade lag. Bedingt durch die Autonomie hinsichtlich der Arbeitsvorhaben dürfte im Lautertal die Auswahl auf Projekte gefallen sein, die für die Region notwendig oder zumindest wünschenswert waren. Die Gemeinnützigkeit eines Vorhabens war dabei laut des Gesetzes von 1931 keine zwingende Voraussetzung.

Nicht nur Gemeinden durften einen Arbeitsdienst einrichten. So existierte z.B. ein FAD Lager der evangelischen Kirche in Biblis oder aber auch ein Lager des Stahlhelms in Fränkisch-Crumbach. Auch die großen Parteien unterhielten allesamt eigene Arbeitsdienste bzw. Arbeitsdienstvereine.

Personelle Struktur des FAD

Wie setzte sich nun der FAD personell zusammen? Das 1933 auf dem Borstein im ehemaligen Wormser Naturfreundehaus eingerichtete FAD Lager zeigt, dass eine Gemeinschaftsunterbringung von Personen aus dem weiteren Umkreis nur zum Zwecke des Arbeitsdienstes durchaus existierte. Hierbei sprach man von einer geschlossenen Maßnahme. Es fand dabei gemeinsames Wohnen, Arbeiten und Essen statt. Eine flächendeckende, kasernierte Unterbringung kann man jedoch erst später beim RAD beobachten. So waren im FAD oft Personen tätig, die aus der Region stammten oder direkt aus dem Ort an dem der Arbeitsdienst eingerichtet worden war. Man fand sich täglich für das Arbeitsdienstvorhaben am Ort der Arbeit ein und arbeitete dann stundenweise oder auch einen ganzen Tag. Dies wurde offene Maßnahme genannt. Es fanden im Lautertal somit sowohl offene als auch geschlossene Maßnahmen statt. Die Zeit, die man im FAD verbrachte betrug meist nur ca. 10 Wochen. Der FAD Stein am Weg von Gadernheim nach Neunkirchen zeigt die Inschrift 1932 - 1933. Das Wirken des FAD im Lautertal begann also klar durch das Gesetz für den Arbeitsdienst vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Am Felsenmeerweg weist die Inschrift deutlich auf das 1933 eingerichtete FAD Lager auf dem Borstein hin. Es darf trotz der im Januar erfolgten Machtübernahme der Nationalsozialisten weiterhin vom FAD gesprochen werden, da eine Umorganisation erst in den darauf folgenden 2 Jahren stattfand und der RAD erst ab 1935 durch das entsprechende Reichsarbeitsdienstgesetz in seiner eigentlichen Form zu existieren begann.

Die ausgeführten Arbeitsdienstvorhaben des FAD im Lautertal waren somit allesamt noch Projekte der Weimarer Zeit.

Wie aus dem FAD der Weimarer Zeit der RAD wurde

Wie das FAD Lager auf dem Borstein, verschwanden auch zwischen 1933 und 1935 die anderen freiwilligen Arbeitsdienste der Gemeinden. Die FAD Lager stellen sich 1933 freiwillig unter die Kontrolle des Staates oder wurden mit Zwang gleichgeschaltet. Es erfolgte eine totale Umorganisation hin zu einer zentralisierten Einrichtung des NS Staates, die trotz gewisser Verquickungen mit der NSDAP faktisch eine staatliche Einrichtung und keine Parteiformation war. Von Anfang an fand dies unter Leitung des ehemaligen Generalstabsoffiziers Konstantin Hierl statt, der bis 1945 der Reichsarbeitsdienstführer blieb. Der RAD war nie als Instrument zur Schaffung von echten Arbeitsplätzen gedacht, sondern diente in erster Linie als Erziehungsinstrument.

Es wurden sogenannte Holzhauslager errichtet, die aus genormten Baracken bestanden in denen junge, arbeitsdienstpflichtige Männer für 6 Monate kaserniert lebten. Die Organisation erfolgte in Arbeitsgauen, die sich wiederum in Gruppen mit Abteilungen gliederte. Für Südhessen war dies der Arbeitsgau XXV und in unserer Gegend war vor allem die Arbeitsdienstguppe 255 aktiv. In Friedenszeiten, bis zum Kriegsausbruch wurden vom RAD hauptsächlich Bauarbeiten sowohl ziviler, als auch militärischer Natur ausgeführt. So war der Bau von Wegen und Straßen nach wie vor ein Kerngeschäft. Es erfolgten besonders aber auch in unserer Region Meliorationsarbeiten, wie die Entwässerung des hessischen Riedes und auch der Bau des sogen. Erbhofdorfes Riedrode. Die Erbhofdörfer* waren ideologisch und personell von Beginn an eng mit dem RAD verknüpft.

*siehe auch Hessenaue: dieses Erbhofdorf wurde von den Nationalsozialisten in Form eines Hakenkreuzes angelegt, was man auf der Karte noch erahnen kann. Anm. M. Hiller

Frühe Lager der 3. Phase, die schon den Organisationsstrukturen des RAD entsprachen sind auch für unsere nähere Umgebung bekannt. So zum Beispiel in Heppenheim in der ehemaligen Nudelfabrik Tuger und in Bensheim im heutigen Gebäude des AKG (damals Ernst-Ludwig Seminar).

Der Stein in der Nähe von Schannenbach

ist auch im Rahmen des Wegebaus durch den RAD im Jahr 1935 entstanden. Welche Abteilung genau ihn schuf, ist bisher nicht abschließend geklärt.

Aufgaben des RAD

Auch der Bau von Flughäfen und des Westwalls waren Aufgaben des RAD, an denen auch Abteilungen aus der Umgebung teilnahmen. Mit Kriegsausbruch wurde der RAD zum Teil in die Baubataillone der Wehrmacht eingegliedert, aber auch Heranziehung von Abteilungen zur Flak, wie zum Beispiel des Lagers „Erich Jost“ aus Lampertheim oder des Lagers „Ludwig der Deutsche“ in Einhausen waren üblich. Noch lebenden Zeitzeugen sind meist vor allem noch die sogen. Arbeitsmaiden des ab 1939 zur Pflicht gewordenen Reichsarbeitsdienstes für die weibliche Jugend (RADwJ) in Erinnerung, die in Ried und Odenwald als Ernte – und Haushalthilfen bei Großbauern und kinderreichen Familien eingesetzt wurden.

Heute sind die Steine historische Denkmäler, in großer Zahl...

Die Steine, die uns im Lautertal bekannt sind, waren keinesfalls Einzelerscheinungen, die nur in der Region des vorderen Odenwaldes zu finden sind. Es gehörte seit den Tagen des FAD zur Tradition, sich in irgendeiner Weise zu verewigen. So lassen sich auch heute noch über das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Steine des FAD bzw. des RAD finden. In Falken Gesäß bei Beerfelden fand sich zum Beispiel noch in den 1970/80er Jahren ein Stein des RAD. Die Steine dienten auch nach dem Krieg für Ehemalige Angehörige als eine gewisse Art von Identifikationsmerkmal und Beweis für die baulichen Leistungen sowohl des FAD als auch des RAD. Nach 1945 gründete sich der Bund der Notgemeinschaft ehemaliger berufsmäßiger Arbeitsdienstangehöriger und deren Hinterbliebenen e.V. (BNA) in dem sich das ehemalige Führerkorps des RAD organisierte. Von dem ehemals sehr ranghohen Arbeitsdienstführer Karl Lauritzen, der zur Reichsarbeitsdienstführung in Berlin gehörte, wurde 1983 im Auftrag des BNA das Buch „Steine als Zeugen – Gedenksteine, Gedenktafeln des ehemaligen Arbeitsdienstes“ publiziert in dem sich auch die Steine am Felsenmeerweg und in Falken-Gesäß finden. Weiter ist auch der mit Arbeitsdienst – und DAF-Symbolik verzierte Brunnen in Riedrode abgebildet. Alleine die Betrachtung unserer Gegend zeigt, dass diese Publikation nur einen Bruchteil der insgesamt erstellten Steine zeigt. Wie hier erläutert, sind alleine für das Lautertal insgesamt 3 Steine bekannt, von denen nur einer erwähnt wird. Die Gesamtzahl muss also ingesamt wesentlich höher sein als dokumentiert. Das gesamte Buch muss natürlich im Spiegel seiner Zeit und seines Autors betrachtet werden. Es ist sicherlich in die Kategorie der Erinnerungsliteratur einzuordnen, in der meist gewisse Tendenzen zur Glorifizierung zu beobachten sind. So ist nicht verwunderlich, dass auch der Reichsarbeitsdienst sich nach 1945 als Einrichtung zu präsentieren versuchte, die ausschließlich für segensreiche Bauvorhaben und Hilfsdienstleistungen stand. Unbestritten bleibt allerdings, dass sowohl FAD als auch RAD gerade in den Regionen des Odenwaldes und des Rieds die Landschaft, die wir heute als gegeben und schätzenswert wahrnehmen, teilweise in sehr starker Form mitgeprägt und verändert hat.

Der Komplex des Arbeitsdienstes bildet für unsere Gegend ein sehr ergiebiges Forschungsthema. Ich arbeite seit etlichen Jahren daran, eine Regionalstudie zu erstellen, die die komplexen Zusammenhänge von den Anfängen des FAD bis zum Ende des RAD 1945 an Bergstraße, Ried und Odenwald darstellt. Aufgrund der großen Zerstreuung der Quellen wird dies sicherlich auch noch einige Jahre dauern. Vor allem die Archive der einzelnen Gemeinden halten gerade in Bezug auf den FAD noch manche Überraschung bereit, die dabei helfen werden ein klareres Bild zu diesem Thema zu zeichnen.
Dieser Beitrag stammt von Felix Klingenbeck.
Er wird im März 2017 das Staatsexamen in Humanmedizin ablegen und ist am IMGWF der Uni Lübeck Doktorand und studentischer Mitarbeiter. Eines seiner Forschungsthemen neben seiner Dissertation ist mit dem RAD assoziiert: der bisher nicht erforschte Gesundheitsdienst dieser Einrichtung. Zu finden unter dem folgenden Link http://www.imgwf.uni-luebeck.de/256.html

November 2016, Marieta Hiller

 

1765 wurde der Antrag auf Errichtung einer Achat- und Hartsteinschleifmühle bei Lindenfels gestellt, von dem Lindenfelser Amtmann Faupel. Ihm schien die Bearbeitung der hier vorkommenden Hartsteine lohnend. Daraufhin ließ sich die kurpfälzische Regierung Proben des Gesteins zusenden, erachtete es als brauchbar und erteilte die Genehmigung. Faupel erhielt daneben 15 Klafter Brandholz und zehn Jahre Steuerbefreiung.

Doch schon zwei Jahre später - Faupels Schleifmühle war aktiv und brachte tatsächlich Achatarbeiten hervor - klagte die Bergwerksdirektion, daß Bergleute und "mit Scheinen versehene Schürflustige" aus dem Amt Lindenfels verwiesen wurden.

Fundort: StAD Abt X G3 Konv 59 Fsz 2, Geschichtsblätter des Kreises Bergstraße Nr. 6, 1973

Am Rauhestein bei Gadernheim steht dieser wunderschön geschmückte Stapler zwischen Grabsteinrohlingen und Bruchsteinen. Wer hat ihn wohl so liebevoll dekoriert?
Vermutlich konnte eine rührige Floristin während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2021 ihre Finger nicht stillhalten...

Mein Geist soll unter euch bleiben. Fürchtet euch nicht! Haggai 2 Vers 6
Ein Bibelspruch: Das Buch Haggai gehört zum Zwölfprophetenbuch im Judentum und damit auch zum Alten Testament des Christentums. Die vier Reden des Buches Haggai sind datiert in die zweite Hälfte des Jahres 520 v. Chr. in Jerusalem.
Die Inschrift findet sich auf einem Abfallstück nahe bei dem hübschen Stapler.

Bei der Recherche zum Reichenbacher Natursteinwerk DESTAG erhielt ich die Information von Philipp Degenhardt, daß es neben anderen auch einen Steinbruch der DESTAG bei Schannenbach gab. Auf Nachfragen ergab sich jedoch, daß nichts darüber bekannt ist. Herr Rainer Rößler aus Schannenbach hat dazu eigens nachgeforscht und mir die Ergebnisse zukommen lassen.

Alle Informationen zum Natursteinabbau am Krehberg sowie viele Fotos der Gesteine von verschiedenen Steinbrüchen, die am Geopunkt Schannenbach zu sehen sind, finden Sie im Jahrbuch 2022.

 Naturstein-Trockenmauer Sprengmine Detail Sprengmine
     
Abbauzone Krehberg 1 Findling Diorit mit Holzkeilspaltung Findling Diorit südl. Kr 1
Kesselberg 1 Krehberg Diorit poliert Krehberg 2
     
 Märkerwald bossiert und grob gespitzt  Schannenbach 1  Scheuerberg SB 2 Rohling "gehuhlert"

Da hat der Krehbergstein doch offenbar ein Osterei bekommen!

Bitte lesen Sie dazu auch:

Geopunkt: Verschönerungsverein Schannenbach dankte mitwirkenden Zeitzeugen für Unterstützung vom Januar 2021
Schannenbach: Geopunkt fast fertiggestellt  vom April 2020
DESTAG: der Beitrag erscheint online am  8. Juni 2021

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Steinbearbeitung im Odenwald über die Jahrhunderte am Krehberg und am Johannesberg

 

 Marieta Hiller, 2021