Der Bau von Kaiserturm und Kirche brachte Gadernheim Lohn und Brot

Vor etwa 100 Jahren wurden beide Bauwerke errichtet, der Kaiserturm im Jahr 1909, die Metzendorf-Kirche 1913. Dieser Bauboom brachte allen ortsansässigen Gewerken ein gutes Auskommen: Zimmerleuten, Schreinern, Klempnern, Fensterbauern - und vor allem den Steinhauern. Denn beide Gebäude sind aus Gadernheimer Granit errichtet, gebrochen in den umliegenden Steinbrüchen.

Die Lettersbrücke - woher stammt der Name?

Im Forst, in „de Lärreds“ (hochdeutsch Letters, genannt nach der Lettersbrücke über die Lauter; gesucht werden Zeitzeugen, die den Namen Lettersbrücke erklären können! Bitte Hinweise an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), am Rauhestein und an der zweiten - namenlosen - Kuppe der Neunkirchener Höhe zwischen Rauhestein und Gehrenstein.

Hat die namenlose zweite Kuppe der Neunkircher Höhe vielleicht doch einen Namen?

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!freuen uns ebenfalls über Hinweise, wie diese zweite Kuppe heißt! In den Steinbrüchen um Gadernheim wurde Diorit (Handelsname Syenit) gebrochen. Das war harte Arbeit: man setzte einen Bohrer mit gehärtetem angeschmiedetem Bohrkopf auf den Stein, zwei Mann schlugen mit dem Fäustel darauf, einer drehte nach jedem Schlag um eine Vierteldrehung. Zur Versorgung Verletzter und durch die schwere Arbeit Geschädigter wurde am 18.1.1900 im Gasthaus Maul in Gadernheim der Gadernheimer Arbeiter-Unterstützungsverein gegründet, der die Funktion einer Versicherung hatte, der Beitrag lag bei 2,50 Mark monatlich. Erst 1967 löste man den Verein auf und wandelte ihn in den Arbeiterverein um, der heute 45 Mitglieder hat. Vorsitzender Willi Schmidt erläuterte dazu, daß sich überall in Deutschland solche Vereine gründeten, nachdem im Jahr 1863 in Leipzig mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein die erste deutsche Arbeiterpartei mit Ferdinand Lassalle an der Spitze entstand, aus der sich gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Jahr 1875 die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, Vorläuferpartei der SPD, bildete. Wie stark sich unsere heutige Wirtschaftsstruktur im Vergleich zu der Zeit vor 100 Jahren aufgelöst hat, zeigt das Beispiel der Steinlieferungen. Früher wurden Steine aus aller Welt von Rotterdam auf dem Rhein bis zur Anlandungsstelle gebracht, wo sie die ortsansässigen Firmen abholten. Heute muß jede Firma selbst nach Antwerpen, Ein-kauf und Transport selbst organisieren. Die Infrastruktur ging verloren. Für einheimische Steine gibt es kaum noch einen Markt, da Anbieter aus Südafrika und Indien wesentlich billiger produzieren. Hinzu kommt noch, daß sich die Bestattungskultur weg vom Steingrab zum Urnengrab oder zur anonymen Wiesen- oder Friedwaldbestattung entwickelte.

Die Mittelgebirge: steinreich - auch auf den Friedhöfen

Bisher hielt man in den Mittelgebirgen Deutschlands, wo Steine verfügbar waren, an den traditionellen Steingräbern fest. In Norddeutschland gibt es schon immer eine andere Friedhofskultur als im südlichen Bereich, da die eiszeitlichen Urstromtäler des Nordens wenig Bausteine bieten, so daß man hier eher auf Ziegelbauweise zurückgreifen muß. Dies wirkte sich auch auf den Friedhöfen aus. Diese Informationen stammen vom Gadernheimer Grenzgang im März 2013 unter Führung von Friedel Renkel. Wer weitere heimatkundliche Informationen dazu beitragen möchte, darf sie gerne jederzeit an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  schicken! Marieta Hiller

Der Name Gadernheim: Herkunft

Pfarrer Heinrich Tischner schreibt dazu: "Verheerend haben sich Tod und Traditionsverlust der Jahrhunderte auch im Namen von Gadernheim ausgewirkt. 1367 hieß das Odenwalddorf Geydenheim, noch 1602 als Gaidenheim bezeugt, heute lautgerecht in der Mundart "Gaarene". 1561 heißt der Ort auf einmal Geidenau, 1605 Gadernheim, 1607 sogar einfach Gadern, eine Verwechslung mit dem Dörfchen bei Wald-Michelbach. Die falschen Schreibungen lassen sich zwar aus der missverstandenen Mundartform erklären. Aber wieso hatte man nach 1560 vergessen, wie der Name richtig geschrieben wird? War der Ort im 16. Jahrhundert ausgestorben, etwa durch Krieg (1504 Bayrische Fehde) oder Pest? (Hch. Tischner 23.1.2007)