Entdeckungen am Wegrand
Bei einer Exkursion des Geoparks im Oktober führte das Geopark-vor-Ort Team Fürth mit Dipl. Geologe Alexander Budsky, Elmar Bussmann (Altbergbau Odenwald), Ekkehard Bahlo und Förster Jens-Uwe Eder in die Wälder um Seidenbuch. Hier gibt es einen aufgelassenen Graphitbergbau, der ca. 20 Jahre in Betrieb war mit 30 Arbeitern. Spannende Informationen zur Bodenerosion durch die Glashütte, die vor 200 Jahren für Kahlschlag gesorgt hatte, gab Herr Eder. Der Humus der abgeholzten Flächen wurde weggeschwemmt, die Felsen des Untergrundes traten zutage und bilden heute ein Felsenmeer.
Blick vom Krehberg nach Lindenfels mit Kaiserturm
In den Wäldern des Krehberg um Seidenbuch wird sehr anschaulich, wie ein Felsenmeer entsteht: vor ca 200 Jahren gab es in Seidenbuch eine Glashütte, und "Glashütt" ist heute noch der umgangssprachliche Name des Dorfes. Diese war jedoch nur 18 Jahre in Betrieb. Der der Mannheimer Hofkellermeister Franz Friederich erhielt 1782 die Genehmigung des Kurfürsten in München. Aber er mußte noch fast ein ganzes Jahr warten, bis seine Urkunde in Mannheim gegengezeichnet wurde.
Die Glashütte hatte jedoch schon 18 Jahre später alle Holzreserven vom Krehberg aufgebraucht und die Glasproduktion mußte eingestellt werden. Friederich versuchte sich danach mit einer Wollmanufaktur (bis 1812) und einer Tabakfabrik (bis 1831). Infos: http://seidenbuch-odw.de/
Die starken Buchenwälder auf dem Krehberg waren also um 1800 völlig abgetragen, so daß der Boden ungeschützt offenlag. Buchen wuchsen auf dem Krehberg seit der Bronzezeit und prägten die Landschaft. Schon im 16. Jh. nannte man das Gelände auf dem Berg "Die seidenen Buchen", woraus später Seidenbuch wurde.
Heute ist der Krehberg wieder von wundervollen hohen Buchen überzogen, man steht hier andächtig wie in einem Buchendom. Die Bodenerosion von vor 200 Jahren legte jedoch die Felsen frei, die im Untergrund vorhanden waren. Heute liegen sie an der Oberfläche, von Moos überzogen, und wirken wie Findlinge. Doch haben sie sich während der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende kein bißchen bewegt.
An einem runden Platz an einer Wegkreuzung im Krehbergwald erzählte eine Exkursionsteilnehmerin, der Ort heiße im Volksmund "em Schirmer soi Herz" und es gebe eine Geschichte dazu. Die müßten wir finden und wieder erzählen! Von der Mathildenruhe auf dem Krehberg hat man eine herrliche Aussicht über die Neunkircher Höhe mit Kaiserturm.
Der Graphitbergbau bei Seidenbuch
Hier gibt es einen aufgelassenen Graphitbergbau, der ca. 20 Jahre in Betrieb war mit 30 Arbeitern. Graphit entstand durch anaerobe Verrottung von Lebewesen in der Tiefsee. Übrig bleibt Kohlenstoff, konserviert und reduziert aus dem Faulschlamm. In vielen Millionen Jahren könnte auch der Messeler Ölschiefer durch metamorphe Überprägung zu Kohlenstoff, also Graphit werden. Graphit wird verwendet für Elektroden, Bleistifte, Schmierfette. Man gewann das Graphit früher, nachdem es mühsam aus Stollen und Schächten zutage gefördert worden war, in einem übelriechenden Scheideprozeß: in gärenden Gedärmen sinken Steine nach unten, das Graphit schwimmt oben.
Das frühere Graphitbergwerk, ein Brocken Graphit am Waldboden und Proben in der Hand von Herrn Bussmann
Granateinschlüsse, häufig zusammen mit Graphit zu finden -- Wegstein im Wald --- und wer war denn das? Hast du auf diesen Stein gemacht?
Mulde im Waldboden: hier war einst ein Stollen drunter, auf der Wiese erkennt man Pingen (schwache Kratereinstürze). "Gestickter" Weg im Wald
Da war der Nikolaus im Holz! Steinbearbeitungsspuren (Schwedenbohrung) Mathildenruhe
Schannenbach begrüßt den Frühling mit eigener Internetpräsenz!

Doch wie lebte man früher hier?

Frische Sommerluft auf grünen Wiesen, herrliche Landschaft und gutes Essen,

Das Gasthaus Zum Odenwald in Schannenbach


und die Steinzeit in Schannenbach

... Im frühlingshaften Outfit präsentiert sich der Lautertaler Ortsteil Schannenbach mit einer eigenen Website. Das Design wird sich den Jahreszeiten anpassen. Die Seiten sollen einerseits Werbung für Schannenbach als Ausflugsziel für Wanderungen, Biketouren oder gastronomische Ausflüge machen. Andererseits wird auch über Aktivitäten des Verschönerungsvereins, des Feuerwehrvereins und des Ortsbeirats berichtet und aktuelle Termine veröffentlicht. Für die Zukunft ist geplant über die Historie des Ortsteils zu informieren und kleinere Anekdoten aus der Dorfgeschichte aus dem Archiv zu veröffentlichen.
Die Homepage wurde von Ortsbeiratsmitglied Wolf Nevermann in Abstimmung mit der Vorsitzenden des Verschönerungsvereins Nathalie Benker und dem Ortsvorsteher Harald Lannert erstellt.Schannenbach ist mit 500 Meter der höchstgelegene Ortsteil der Gemeinde Lautertal. Gegründet vermutlich im 10. oder 11. Jahrhundert durch das Kloster Lorsch geht die erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1398 zurück.Heute leben hier am Rande der Metropolregion Rhein Neckar ca. 150 Einwohner ohne Trubel und Hektik einer modernen Stadt. Das schmucke Örtchen ist eingebettet in eine schöne Waldlandschaft mit kleinen Wiesen und Feldern. Viele Wanderer erfreuen sich bei klarem Wetter am Blick über die Rheinebene bis zum Donnersberg im Pfälzer Wald. In nördlicher Richtung sind die Höhen des Vordertaunus zu erkennen. Am Westhang des 575m hohen Krehberges gelegen, ist hier der höchste Punkt des Nibelungensteigs. Gerne kehrt man in Schannenbach ein, um den selbstgebackenen Kuchen der Konditormeisterin zu genießen. Bekannt ist der Ort auch bei Pflanzenfreunden durch das Schannenbacher Moor, das sich - vor Jahren fast zerstört - durch zielgerichtete Pflege wieder ein wenig erholt hat. Der Funkturm auf dem Krehberg ist als weithin sichtbares Wahrzeichen schon aus großer Entfernung zu sehen, um den willkommenen Besuchern als Wegweiser zu dienen.
Was gibt es in Schannenbach für Einwohner und Gäste?
Verschönerungsverein: Vor 43 Jahren wurde der Verein gegründet um das Dorfbild zu verbessern und die dörfliche Gemeinschaft zu verstärken. Unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“ kamen am 2. Mai 1974 im Gasthaus „Zum Odenwald“ 15 interessierte Schannenbacher zusammen, um einen Verschönerungsverein zu gründen. Seit dieser Zeit kümmert sich der Verein um die Dorfverschönerung, indem Blumentröge bepflanzt, Grünanlagen und Ruheplätze gesäubert und Bänke repariert bzw. neu angeschafft werden. Auf Initiative des Verschönerungsvereins entstand im Ort ein Kinderspielplatz, für den der Verein immer wieder neue Spielgeräte mitfinanziert. Auch wurde in letzter Zeit ein Bouleplatz in Eigenhilfe errichtet. Dem Verschönerungsverein ist eine Kultur- und Brauchtumsgruppe angegliedert, die sich um verschiedene kulturelle Veranstaltungen, wie Theater, Fasnacht und Kerb kümmert.
Feuerwehr: Nachdem in Schannenbach seit 1891 eine Pflichtfeuerwehr bestand, kam es, bedingt durch zugesagte Landeszuschüsse im Jahre 1953 zur Umwandlung der Pflicht- in eine Freiwillige Feuerwehr. 23 aktive Wehrmänner sowie 9 passive Mitglieder weist eine damals erstellte Beitragsliste aus.
An Geräten besaß die Wehr neben der damals noch in Betrieb befindlichen fahrbaren Handspritze von 1893 einen von einem dorfansässigen Schlosser hergestellten Tragkraftspritzenanhänger mit einer neuen TS 8. Nachdem die ersten beiden Jahrzehnte der Vereinsgeschichte relativ ruhig verlaufen waren, kam es gegen Ende der Sechziger Jahre zu einem Umschwung bei der Freiwilligen Feuerwehr
Schannenbach: Das Gerätehaus wurde erweitert, ebenso konnte der Wehr 1970 ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug samt einer neuen TS 8/8 übergeben werden. 1973 wurde die Jugendfeuerwehr Schannenbach gegründet, die jedoch 1979 wegen Nachwuchsmangels wieder stillgelegt werden mußte.
1981 feierte der Feuerwehrverein zum erstenmal das mittlerweile über die Grenzen Schannenbachs hinaus bekannte Krehbergfest am Himmelfahrtstag in Ober-Schannenbach.
1989 konnte die Jugendfeuerwehr durch die Herabsetzung des Eintrittsalters von 12 auf 10 Jahre und den Zugang von 2 Jugendlichen aus Knoden wieder reaktiviert werden. In den Neunziger Jahren schließlich kam es zu mehreren Höhepunkten in der Vereinsgeschichte: 1990 wurde das 20 Jahre alte TSF durch ein mit Hilfe des Ersatzbeschaffungsprogramms neu angeschafftes Fahrzeug ersetzt, 1991 wurde eine in Eigenhilfe errichtete Vereinsgarage fertiggestellt. 1993 konnte man die Feierlichkeiten zum vierzigjährigen Jubiläum begehen und 1995 schließlich einen mit Vereinsmitteln gekauften und in Eigenleistung umgerüsteten Mannschaftstransportwagen (MTW) in Dienst stellen.
Die Einsatzabteilungen der Feuerwehr Schannenbach und des Nachbarorts Knoden fusionierten 2015 aus eigenem Willen zur einer Einsatzabteilung unter dem Namen Freiwillige Feuerwehr Schannenbach.
(Text und Fotos W. Nevermann)
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Wer lebte in den Höhendörfern?
Schannenbach wurde erstmals erwähnt im Jahr 1398, damals gehörte es zum katholischen Amt Gronau. In Knoden lebten im 16. Jahrhundert sieben Familien, in Schannenbach vier und in Breitenwiesen vier. Man hatte damals noch keine Familiennamen: das Salbuch von Lindenfels anno 1568 benennt die Bewohner mit Vornamen.
1623 waren es in Knoden und Schannenbach je acht Familien, in Breitenwiesen sechs, während die Bewohnerschaft nur 50 Jahre später auf je vier Familien zurückging.
1742 lebten in Schannenbach fünf Bauern mit drei Beisassen, in Knoden acht Bauern und in Breitenwiesen fünf. Wieder fünfzig Jahre später: sechs Bauern in Schannenbach, fünf in Knoden und drei in Breitenwiesen.
1817 lebten in Schannenbach in insgesamt 10 Häusern 65 Einwohner, davon fünf Bauern, ein Schuster, drei Leineweber und zwei Tagelöhner.
Welche Berufe gab es hier?

Der Rechenmacher

Holzschindeln, ein fast ausgestorbenes Odenwälder Produkt, das nur noch von wenigen Spezialisten hergestellt werden kann

Besenbinderfamilie

Mit dem Rehmschuh wurden die Wagen auf abschüssigen Strecken gebremst

Ein Schreinerarbeitsplatz

Hühneridylle

Der Brechbock zum Flachsbrechen

Eine fertige Leinengarnrolle

Der Hechelkamm zum Striegeln des Flachses

Das Spinnrad durfte in keinem Haus fehlen

Dengelstock zum Dengeln der Sense

Eine Kelter für für den Haustrunk, den Apfelwein

gelagert in Fässern, die der Küfer herstellte

Werkzeuge zur Steinbearbeitung, auch im Krehbergwald finden sich überall Spuren der einstigen Steinarbeiter

Im Wald oberhalb Knoden Richtung Breitenwiesen stand einst dieser Aussichtsturm

Im Jahr 2000 faßten die Schannenbacher Bürger ihre Ziele zur Dorferneuerung in Worte - mit reichlich Erfolg!
Babette Streun - eine Hausiererin aus dem hinteren Odenwald

Babette Streun war eine Tochter August Streuns, dessen Witwe Heinrich Schmieg in erster Ehe heiratete. Sie lebte auch nach 1938 im Haus, also zu Beginn der zweiten Ehe ihres Stiefvaters Schmieg mit Anna geb. Dörr. Babette Streun ging der Tätigkeit als Hausierer nach, ein noch bis nach dem Krieg in der ganzen Umgebung verbreiteter häufig von Frauen ausgeübter Gelderwerb.
Besser bekannt als "die Bawett" war sie in allen Orten der Walldürner Höhe (Gerolzahn, Glashofen, Gottersdorf, Wettersdorf) unterwegs, bekannt und beliebt. Als kräftig gewachsene Frau schleppte sie per Rückenkorb und Leiterwagen allerlei Alltagsutensilien mit sich und bot diese von Dorf zu Dorf und von Haus zu Haus an. Bei Kindern, die ihr oftmals nachliefen, war ihr Erscheinen ein Ereignis, da sie stets "Gutsele" bereit hielt. Sie wird von Zeitzeugen als ein "Original" bezeichnet.
Ihr Auskommen war dennoch kärglich, denn allzuveil brauchte man in den Dörfern nicht und konnte man sich auch nicht leisten. So hat Babette Streun zusätzlich bei Bauern ausgeholfen, z.B. Hosen geflickt, wofür sie dann Brot oder auch einmal Speck bekam. Das Schicksal von Babette Streun nach 1945 ist bisher nicht bekannt. Sie muß fortgezogen sein, da sie nicht in Gerolzahn verstarb.
Auch in Schannenbach blühte das Hausiererhandwerk:

Holzschnitt direkt vor der Haustüre
De Säg-Karl, Repro von Walter Koepff

"De Säägmaddin" kam mit seiner mobilen Säge zu den Waldbauern
Fahrbaren Bandsägen zerlegten Holzstämme direkt vor der Haustüre in ofengerechte Größe. In Reichenbach war dazu Karl Bernhard („Säg-Karl“) mit diesem technischen Wunderwerk bis Ende der 70er Jahre unterwegs. Am 14. Juli 1973 schrieb der BA zu einem Bild dieser selbstfahrenden Bandsäge im Einsatz, dass man “in Anbetracht der Situation auf dem Heizölmarkt vor dem nächsten Winter diese mobile Säge sicher noch öfters in Aktion sehen wird, da die festen Brennstoffe wieder mehr an Bedeutung gewinnen“. Heute ist die Lage umgekehrt, das Heizöl ist momentan billiger als Brennholz, zumal wenn es fertig in Stücken geliefert wird. Dass es nach dem Krieg genug zu sägen gab, zeigt die Tatsache, dass neben Bernhard auch noch Karl Bitsch mit einem solchen Gerät im Tälchen unterwegs war.
Karl Bernhard hatte bei der Firma Schummer in Schönberg den Beruf des Schlossers gelernt und war anschließend bis zu seiner Pensionierung in der Steinindustrie in seinem Beruf tätig. Mit seinem kuriosen Arbeitsgerät Marke Eigenbau war er meist nach Feierabend im Einsatz. Da er oft mehrere Kunden hatte, war er, so war zu hören, immer auf Tempo bedacht. Das Zureichen der Äste musste schnell gehen, ebenso das Wegräumen der gesägten Holzstücke. Ungemütlich konnte er werden, wenn das Holz mit Nägeln oder Steinen bestückt war, da diese sein Sägeband beschädigen konnten. Zu dem Fahrzeug gibt es nur ungenaue Angaben. Unter anderem wird erzählt, dass Bernhard Teile dafür aus der Kriegsgefangenschaft mitgebracht haben soll. Dies kann seine Tochter Renate nicht sicher bestätigen. Sie weiß aber, dass ihr Vater den verwendeten Ein-Zylinder-Dieselmotor nach dem Krieg aus Hamburg mitgebracht habe. Die restlichen Fahrzeugteile habe er aus Mannheim besorgt und das Fahrzeug von 1946 bis 1948 zusammengeschweißt. 1980 wurde die Säge endgültig stillgelegt und 1982 nach Biblis verkauft. Walter Koepff
Pottaschensiederei in Schannenbach?
Pottasche ist ein stark hygroskopisches Mittel, richtig als Kaliumcarbonat bezeichnet. Es bildet sich beim Auswaschen von Pflanzenasche. Das dabei entstehende Laugensalz dampfte man in großen Pötten ein, woher möglicherweise der Name Pottasche rührt. Man benötigt es zur Glasherstellung, für Schmierseife, zur Farbenherstellung, Düngemittel, und als Treibmittel für Lebkuchen.
Zuerst mußte die Asche aus den Häusern gesammelt werden. Das war ein richtiger Beruf, wenn auch ein ärmlicher: der Aschesammler zog von Haus zu Haus. Die Aschensammler waren oft auch Seifensieder, sie zahlten in den Häusern für die erhaltene Asche mit einem Stück Seife. Jedenfalls liest man dies in alten Märchen. Tatsächlich entsteht aus Wasser und Pottasche Schmierseife. Für feste Seife braucht man Soda.
Tatsächlich läßt sich aus Pottasche und Wasser Schmierseife herstellen, sie ist alkalisch, wodurch das Wasser enthärtet und Schmutz gelöst wird.
Auch zur Glasherstellung verwendete man Pottasche, vor allem für die schönen bunten Kirchenfenster. Dieses Glas, auch Kaliglas genannt, zerfällt jedoch schnell. Trotzdem waren große Mengen an Pottasche nötig: für die Verglasung der Potsdamer Orangerie mußte Pottasche aus 50 ha Buchenwald erzeugt werden.
Unklar ist, ob es in Schannenbach eine Pottaschensiederei gab. Wer dazu etwas weiß, darf sich gerne bei mir melden: 06254-9403010 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Nach einem persönlichen Bericht soll sich diese im Haus Im Grund 6 befunden haben, die Person die mir das erzählte, lebt leider nicht mehr.
Sicher ist, daß eine Pottaschensiederei in Schannenbach wahrscheinlich ist, denn im benachbarten Seidenbuch ("Glashütt") gab es für einen kurzen Zeitraum eine Glashütte. Die damals schon großen Buchenbestände waren jedoch bereits nach 18 Jahren, anno 1800, "völlig aufgezehrt gewesen, weshalb die Glasproduktion eingestellt worden sei." Siehe auch Seidenbuch-Odw.de
Fotos und Texte: Marieta Hiller, April 2017
„Ein Dorf im Odenwald“ - so heißt die dicke Chronik Schannenbachs mit Geschichte, Geschichten und Bildern, die 1997 erschien und kurze Zeit später schon vergriffen war. Ihr Autor Herrmann Bauer verstarb im Oktober 2013.

Feuchtwiese bei Schannenbach

Quelltopf des Klingenbaches bei Schannenbach
Seit er 1975 nach Schannenbach kam trug er nach und nach alles Wissenswerte über das Höhendorf zusammen. Lange Zeit war er Ortsvorsteher, aktiv im Verschönerungsverein und der Feuerwehr Schannenbach, und seit Beginn seines Ruhestandes 1989 konnte er sich intensiv mit der Geschichte Schannenbachs befassen. Vermutlich zu Beginn des 11. Jahrhunderts wiesen die Vögte des Klosters Lorsch hier Siedlungsraum aus, der mühsam dem Wald abgerungen werden mußte. Die Bauern waren unfrei, hatten mit steinigem Boden und rauher Höhenlage zu kämpfen, zudem wechselte die Herrschaft oft mehrmals in einer einzigen Generation. Im Gegensatz zum Nachbardorf Knoden gab es wenig Ackerfläche, noch im 19. Jahrhundert gab es daher in Schannenbach nur fünf Bauernfamilien.

Der Klingenbach bei Schannenbach

Mädesüß - eine typische Feuchtwiesenpflanze. Der Name rührt von "Met-Süß" her. Man rieb die Metfässer vorher mit der Pflanze ein, dann wurde der Met nicht so leicht sauer.
Besonders interessant in der Geschichte eines Dorfes sind die Wasserrechte, denn sie entscheiden über die Existenz der Bewohner, um Wasserrechte wurden und werden Kriege geführt. Herrmann Bauer erläuterte vor zwölf Jahren bei einem Rundgang zu den Brunnen und Quellen in Schannen-bach, welche Familie sich wo ihr Wasser holen durfte. Zwei Bäche versorgen das Dorf mit Wasser: der Klingenbach und der Schliefenbach, die ab Gronau Meerbach heißen. Eine Quelle war auf der Brunnenwiese, wo sich noch bis ins 20. Jahrhundert einige Familien von Unter-Schannenbach ihr Wasser holten. Schon früh entschieden sich die Schannenbacher für eine Klärung ihrer Abwässer in einer Teichkläranlage. Hatte man zu Beginn noch Angst, daß die Anlage stinken könnte, wurde man schnell beruhigt, nachdem Herrmann Bauer einen Ausflug in den Raum Marburg zu bestehenden Teichkläranlagen organisierte. Das Wasser der Schannenbacher Kläranlage kommt unterhalb der drei Klärteiche so rein heraus, daß man es trinken kann.
Ganz unten Richtung Gronau liegt die sogenannte „Belgrad“. Das sind zwei Häuser, in denen früher die Ärmsten des Dorfes wohnten. Durch die Teilung eines Hofes auf alle Erben beim Tod entstanden hier aus einer Hofreite für beide Söhne gerade soviel, daß jeder ein Häuschen drauf bauen konnte und ein Wiesenfleck für die Geis. Noch weiter unten gab es ein weiteres Häuschen. Dort wohnten Leute, die ihre Kinder in die Region zwischen Darmstadt und Heidelberg zum Betteln schickten. Immer wieder wurden sie aufgegriffen, nach Hause gebracht, gingen drei Tage zur Schule und dann ging alles von vorne los. Herrmann Bauer erklärte schmunzelnd: „das Wort Bellgatt (Bettelgarde) hören die Schannenbacher nicht gerne, und so machten sie ‘Belgrad’ daraus.“ Als das Häuschen abbrannte, konnte die Familie noch nicht einmal mit dem Geld der Brandversicherung neu bauen, und so kaufte jemand das Gelände und zahlte die Kinder aus. Mit dem Brandversicherungsgeld baute er das Schulhaus, in dem auch - das war Bedingung - die Armenwohnung war. Wasser hatte man in der Belgrad, aber kein Wasserrecht. Der Besitzer der Quelle oberhalb verkaufte das Wasser an die Häuschen, es durfte nur bis zum Haus geleitet werden. In Ober-Schannenbach war die Wasserversorgung besonders schwierig: es gab einen Teich und mehrere Pumpen. Unterhalb der Häuser ist in der Wiese eine Quelle, von dort wurde das Wasser mit einem Widder hochgepumpt. Dazu gründeten die Bewohner der „Haiselchen“ eine private Wassergemeinschaft, um dem Quellbesitzer die Wasserrechte abzukaufen. Die Gemeinschaft löste sich auf, als die gemeindliche Wasserleitung gebaut wurde. Heute werden die Haiselchen durch einen Hochbehälter auf Lindenfelser Gemarkung versorgt.
„Ihr könnt schon bauen, aber Wasser haben wir keins“
teilte die Gemeinde den Bauherren der Wochenendhäuser mit. Eine DM kostete der Quadratmeter dort zwischen 1950 und 1955. So schlossen die Wochenendhäusler einen Vertrag mit den Ober-Schannenbachern, um das überfließende Wasser nutzen zu dürfen. M. Hiller November 2013

Quellfassung an den untersten Häusern, bei der Bell-Gatt

So schlecht sah 2001 diese Quellkammer aus...
Der Widder - eine einfache aber wirkungsvolle Förderpumpe

Der Widder pumpte das Wasser in die hochgelegenen Häuser. 85 % benötigtte er als Arbeitswasser, um 15 % als Nutzwasser zu pumpen

Herrlicher Blick ins Ried

Schannenbacher Hochmoor

Blick zur Neunkircher Höhe

Löwenzahnwiese oberhalb Schannenbach

Wundervoller Blick vom Knodener Wald Richtung Kernkraftwerk Biblis

Der Knodener Kopf
Marieta Hiller, April 2017