Im Februar 2017 wurde gutachterlich festgestellt, daß Lützelbach in der Tat im Jahr 2018 das 700-jährige Dorfjubiläum hatte. Gefeiert wurde dies nicht - sehr zum Betrübnis aller Beteiligten in und um Lützelbach. Der eigens gebildete Arbeitskreis zur Vorbereitung der Feier legte die Arbeit aufgrund mehrfacher Angriffe aus der Bevölkerung nieder und löste sich auf, wie während der Ortsbeiratssitzung vom 9. Februar 2018 erläutert wurde. Geplant war ursprünglich die Steinsetzung am Karl-Röhrich-Platz im Ort. Hier mußte eine Linde entfernt werden, deren Wurzeln die Bausubstanz eines Fachwerkhauses geschädigt hatte. Ein neuer Baum kommt daher nicht in Frage, jedoch könnte der Platz auf andere Weise eine würdige Erscheinung behalten. Ein Ortsrundgang anläßlich der 700-Jahrfeier war ebenfalls geplant. Das naheliegende Eichwäldchen mit dem August-Wondra-Gedenkstein kann und soll weiterhin gepflegt werden. Zusätzlich sollte in der Nähe eine Geopark-Übersichtstafel sowie eine Panoramabank zum Gedenken von Friedel Sauerwein errichtet werden, und als dritter Teil des Festaktes sollte die Urkunde im Bürgerhaus übergeben werden.
Bald in Lützelbach: die Urkunde aus dem Jahr 1318
All dies war in einem eigenen Arbeitskreis geplant worden, nachdem in einer gut besuchten Bürgerversammlung die Jubiläumsfeier beschlossen wurde. Leider sahen sich die Mitglieder des Arbeitskreises - zur Beteiligung waren alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen - einem unentwirrbaren Knäuel an Vorwürfen ausgesetzt, was letztlich dazu führte, daß Lützelbach in diesem Jahr keine Jubiläumsfeier begehen konnte.
Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt bescheinigt dem Ort Lützelbach die Ersterwähnung am 28. Juni 1318. In dieser Urkunde bestätigt Erzbischof Peter von Mainz die Dotierung des Nikolausaltars zu Bensheim unter anderem mit einer Hube zu Lützelbach: „una manso in Lucelenbach“. Die Urkunde wird im Staatsarchiv Darmstadt unter Signatur HStAD A1 Nr. 16/6 aufbewahrt. Archivoberrat Adler fügt hinzu „Aufgrund dieser spezifischen Quellenlage und den damit verbundenen historischen Rahmenbedingungen erfüllt der Ortsteil Lützelbach die Voraussetzung, um sich auf eine im Jahr 2018 anstehende 700-jährige Ersterwähnung berufen zu können.“
Führte Kritik anstelle von Mitarbeit, Gegeneinander statt Miteinander, Forderungen statt Mitgestaltung dazu, daß Lützelbach nun nicht zum richtigen Zeitpunkt das 700jährige Bestehen feiern konnte - nachdem kurioserweise im Jahr 1996, als die erwähnte Urkunde noch nicht bekannt war, das 650jährige Bestehen begangen wurde?
Der Arbeitskreis wird jedoch in den nächsten Wochen die Urkunde bestellen, um sie schön gerahmt aufzugehängen.
Wünschenswert wäre es, wenn die Urkunde dazu beitragen würde, wenn alle Lützelbacher Einwohner das Unglücksjahr 2018 vergessen und einen neuen gemeinsamen Anfang starten. Damit würde das Dorf zugleich ein nie dagewesenes Alleinstellungsmerkmal erhalten: welcher Ort feiert schon sein 701. Jubiläum? Eine Möglichkeit, in der Region Werbung für den idyllischen Ort mit seiner touristisch gewichtigen Vergangenheit als Künstlerkolonie zu machen ergäbe sich aus diesem kuriosen Datum. Der Wald rings um das Dorf weist zahlreiche bemerkenswerte Plätze auf: Wildweibchenstein, Großherzog Ernst-Ludwig-Stein, Eichwäldchen, Bärlingsquelle, die Baumuhr, eine ca. 270 Jahre alte Rotbuche und vier Wanderhütten. Im Ort und an verschiedenen Plätzen in der Natur findet man informative Tafeln, es gibt Faltblätter und Broschüren, viele davon herausgegeben von einem Mitglied des Lützelbacher Arbeitskreises für Heimatgeschichte(n) sowie des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Ernst Wege. Lützelbach hat so vieles zu bieten: friedliche Gemeinschaft und Stolz auf die örtlichen Gegebenheiten sollten dazugehören.
M. Hiller, November 2018