Nur mal angenommen...

Sie sind schwanger und bereiten sich auf die Geburt vor. Suchen eine Hebamme in der Nähe.

Sollten Sie sich darüber vor der Empfängnis noch keine Gedanken gemacht haben, wird es ein böses Erwachen geben: genauso wie frau sich am besten vorher schon einen Kindergartenplatz sichert, sollte sie auch nach einer Hebamme suchen.

Denn seit 2010 ist Deutschland von einem Hebammensterben befallen: seitdem bedrohen unbezahlbare Haftpflichtprämien die Existenz der Hebammen und die flächendeckende Versorgung der Gebärenden - auch viele Geburtsstationen in Krankenhäusern machen dicht. In den bestehenden Kliniken herrschen denkbar schlechte Arbeitsbedingungen für Hebammen. Beleghebammen klagen über permanent überfüllte Kreißsäle, selbständige Hebammen arbeiten am absoluten Limit, um ihre Lebenshaltungskosten bestreiten  zu können.

Sie als werdende Mutter sind schlimmer dran, als die Frauen damals, die nur einen halben Tag auf die Ankunft ihrer Ammemodder warten mußten. Ein klassischer Frauenberuf: anstrengend, verantwortungsvoll, unterbezahlt. In diesem Fall sind außerdem auch die Leidtragenden Frauen, denn es kommt eher selten vor, daß Männer Kinder bekommen.

Das ist ja auch gut so: denn Frauen sind schwächer, kleiner und weniger intelligent - wie sich kürzlich ein polnischer Abgeordneter (Janusz Korwin-Mikke) im EU-Parlament (im März 2017, nicht etwa anno 1900!) bei einer Debatte über die Kluft bei der Bezahlung von Männern und Frauen äußerte. Frage: Würden Sie als junge Frau diesem netten älteren Herrn Ihren Platz im Bus anbieten? Mal ganz ehrlich: ich hätte ihm eher Prügel angeboten!

Laßt also den Männern die wirklich wichtigen Aufgaben, z.B. das Redenschwingen in Parlamenten, und fügt euch in euer Schicksal, Frauen!

Doch hört: ganz aktuell gibt es bei uns einen jungen Mann aus Eritrea, der in seiner Heimat als Geburtshelfer über 300 Kinder zur Welt brachte. Auf seine Frage, ob es in Deutschland denn männliche Hebammen gibt, recherchierte ich kurz, und ruckzuck hatte ich mehrere Antworten: ja es gibt sie. Wann endlich fangen diese an, ihre Lebenssituation männergerecht zu gestalten?! Die Frauen warten doch darauf...

Marieta Hiller, im Oktober 2017