Der Ursprung der Minks in Reichenbach: drei russische Brüder?

Im Januarheft 2022 des Durchblick erschien mein Beitrag "Heinrich Mink II und VII: ein Puzzlespiel". Spannend war es, das Rätsel um die beiden Männer zu lösen. Ausgehend von der Geschichte von
Katharina Herzog aus Brandau (gebürtig aus Raidelbach, *1927), die mir von ihrem Urgroßvater erzählte, der als Aufseher in der Blaufarbenfabrik Lautern gearbeitet hat. Dieser Heinrich Mink ist verwandt mit den Reichenbacher Minks, die nach den Erinnerungen der alten Dame einst von drei Russen abstammten, die im 18. Jahrhundert nach dem Krieg in Reichenbach blieben und ihren Namen in Mink änderten.

Werner Bickelhaupt aus Brandau stellte eine Stammtafel der Familie Mink auf:

Weiter ging die Suche anhand von Fotografien, die in der Ausstellung im Rathaus Reichenbach (2. Stock) zur Blaufarbenfabrik hängen. Sie sind auch in meinem Jahrbuch 2021 abgebildet im Beitrag über die Blaufarbenfabrik Lautern (Ultramarin) und zeigen die Urkunden der Vereinigten Ultramarinfabriken für Heinrich Mink II. Frau Herzog erzählte mir, daß einer der Söhne von Heinrich Mink II der Großvater von Ernst Mink aus Reichenbach sei, also sprach ich auch mit Familie Ingrid und Ernst Mink. Die beiden suchten extra alte Fotos heraus und halfen bei der Spurensuche mit, bis wir die beiden Herren genau identifiziert hatten.

Dank Ingrid und Ernst Minks eigenen Fotos konnte so zweifelsfrei festgestellt werden, daß Heinrich Mink II der Urgroßvater von Katharina Herzog und von Ernst Mink ist.

Nach der Stammtafel der Familie Mink/Minck jedoch ist die Geschichte der drei russischen Brüder, die nach Reichenbach kamen und hier ihren Namen in Mink änderten, wohl nicht wahr. Es gibt jedoch auffällig viele ähnliche Familiennamen nicht nur in USA und Deutschland, sondern auch in Afghanistan! Mink und Minck, Minke und Mincke, Minich, ferner Menke, Meinhard, Meinward, Meinrich, Meineke rühren wohl ursprünglich von Mönch, das sich u.a. zu Münch, Münk, Munk oder Monk veränderte. In Amerika gibt es eine Nerzart namens Mink. Der Minkwal wird auch Zwergwal genannt.

Geht man nun davon aus, daß es nicht ungewöhnlich ist, wenn - etwa nach dem 30jährigen Krieg - zahlreiche Neusiedler im Odenwald ihre zungenbrecherischen Familiennamen in etwas "Einheimisches" umwandelten, so könnte man auch denken daß die drei russischen Brüder - die vielleicht aus Afghanistan kamen? - sich hier Mink nannten. Schließlich gibt es auch einen Wilhelm Kaffenberger, der in den 1960er bis 1980er Jahren in der Farbenproduktion Lautern arbeitete. Er war türkischer Mitarbeiter und hieß eigentlich Mustafa mit schier unaussprechbarem Nachnamen. Bevor unsere Zeiten diesbezüglich komplett humorlos wurden, sah niemand ein Problem in hemdsärmeligem Umgang mit ausländischen Mitarbeitern, auch Mustafa nicht.

Afghanistan - der Name wurde 1801 erstmals im anglo-persischen Friedensvertrag zu den paschtunischen Siedlungsgebieten offiziell erwähnt - war wie unzählige Regionen der Welt im 18. Jahrhundert häufig Kriegsschauplatz, und es ist anzunehmen daß sich viele Flüchtlinge auf den Weg machten. Wer weiß: vielleicht kamen so auch afghanische Minks nach Reichenbach.

Die Geschichte interessierte auch einen Nachfahren der großen Mink-Sippe: dessen Familie mütterlicherseits Münk hieß. 1827 wurde in Eberstadt Johann Adam Mink geboren. Die Familie lebte lange in Eberstadt, und im Dritten Reich wurden vom dortigen Pfarrer offenbar schutzbringende Eintragungen in offiziellen Bescheinigungen vorgenommen, die auch eine Veränderung des Namens im Gegensatz zu alten Kirchenbücher-Einträgen mit sich brachten. In den Kirchenbüchern wurde durchgehend Mink oder Minck geschrieben, während der Ahnenpaß von 1938 die Schreibweise in Münk änderte.

Der erste Minck in Reichenbach

Der erste Minck schrieb sich mit ck und stammt aus Beedenkirchen. Dort ist der Name erstmals mit Agnes Minck (6.12.1710-21.04.1784) dokumentiert. Der in Bickelhaupts Aufstellung erstgenannte Minck war Johann Adam, hier sind seine Lebensdaten mit 1792-1841 angegeben. Im Ortsnamenregister für Beedenkirchen sind jedoch mehrere Namensgleiche aufgeführt: 

MINCK, Johann Adam ✶ 04.01.1688 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 18.04.1712 in Beedenkirchen, † 08.11.1793 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 29.07.1761 in Beedenkirchen, † 31.07.1761 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 20.07.1762 in Beedenkirchen, † 13.01.1833 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 30.01.1786 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 22.01.1812 in Beedenkirchen
MINCK, Johann Adam ✶ 24.06.1826 in Beedenkirchen

Der älteste Johann Adam Minck in Beedenkirchen (*1688) ist der Sohn von Johann Nickel Minck (1653-1739) und Anna Retgen, Sohn des Niclas Minck (vermutlich 1598-1686) und der Elisabetha ??. Dieser Niclas hatte laut Beedenkirchener Kirchenbuch 12 Kinder mit zwei Ehefrauen, Katharina (ca. 1591-1639) und Elisabetha (ca 1619-1641). Quellen weisen auf einen Bruder namens Velten hin, der ab 1622 in Brandau genannt wird. Angaben zu den Eltern von Niclas Minck sind leider nicht vorhanden.

Demnach geht die älteste Erwähnung des Namens Minck für Beedenkirchen auf das Jahr 1598 zurück. In Brandau ist ein Hans Minck * ca. 1531 genannt, in Lautern Jost Minck *ca. 1555.

Der erste Mink mir k war Johannes geb. 1759.

Die Stammtafel zeigt die Verwandschaft von Heinrich Mink (lesen Sie dazu auch: Lautern: Geschichte einer Fabrik ) zu Ernst Mink aus Reichenbach und Katharina Herzog aus Brandau (dazu bitte lesen: „Es hat sich noch niemand arm geschenkt“... )