Wer durch die Felder und Wälder rund um die Lautertaler Ortsteile streift, der findet an unzähligen Stellen alte Steinbrüche, die bis vor ein paar Jahrzehnten in Betrieb waren, heute aber von Buschwerk und Gras überwuchert sind. Einige wenige Steinbrüche sind auch heute noch aktiv, z.B. am Rauhestein am Fuß der Neunkirchener Höhe in Gadernheim. Hier schnurrt das Transmissionskabel, und es stehen Rohblöcke ebenso wie fertige Werkstücke da, eins in seiner Maserung schöner als das andere.

Einer der großen Kenner der Steinbranche in Lautertal hat jetzt ein neues Buch herausgebracht: "Die Odenwälder Steinhauerei im Wandel der Zeit. Betrachtet mit den Augen von Steinhauern", Autor Hans Heldmann. Man kann also davon ausgehen, daß in diesem großformatigen Band mit seinen 120 Seiten die unverfälschte Betrachtung eines Spezialisten zur Sprache kommt. So berichtet Hans Heldmann - bekannt durch die Gadernheimer Chronik - über die harte Arbeit am Stein, über Spalttechniken, die verschiedenen Eigenarten der Steinsorten, über Sitten und Gebräuche der Steinarbeiter. Und er vermittelt sprachliche Besonderheiten: so sagte man früher, wenn ein Stein begann sich zu spalten: "Awwel bawwelt er" (Jetzt spricht er).

Im Buch finden sich alte Dokumente, Fotos von Steinhauer-Originalen wie "de Dick Helmut" und "de Kaiser", von den Belegschaften der DESTAG oder auch des freiwilligen Arbeitsdienstes, der zwischen 1932 und 1933 die Straße von Gadernheim nach Neunkirchen baute. Ein Gedenkstein erinnert noch heute daran (unser Foto).

Ausflüge in den Bergbau oder die heutige Situation der Steinindustrie, die weitgehend am Boden liegt aufgrund ausländischer Preiskämpfe, auch in die Techniken der alten Römer erklären anschaulich die Geschichte unserer Landschaft.

Die Sammlung all dessen, was man nur über die Steinindustrie im Lautertal oder auch im Odenwald wissen kann, ist erhältlich im Papiertiger Reichenbach und kostet 20 Euro. (mh)