Feuerspindel schützt Fachwerk vor Feuer...

Wer in einem Fachwerkhaus lebt, fürchtet vieles: vor allem aber Feuer. Und so ritzte man Schutzzeichen in die Balken, schnitzte in die Eck- und Stützpfosten Schlangen oder Neidköpfe. Die Ecken der Stockwerke oder die Giebel konnten mit dem „Wilden Mann“ gefüllt  werden, Gefache wurden mit Streben in Form des Fünfkreuzes, auch  Bauerntanz oder Türkenkreuz genannt, verziert. Oder auch mit dem gespiegelten U, dessen Form an einen Sitz erinnert, Zeichen für Muße. Zugleich ist es ein Feuerschutz, es stellt die Form der Trageisen zum Feuerholztragen dar. Das Andreaskreuz als Mehrungszeichen ist oftmals unter dem Schlafzimmerfenster zu finden.

Als Feuerschutz galt auch die Feuerspindel, das verzierte S. Auch wenn es in Deutschland noch über 2 Millionen Fachwerkhäuser gibt, gehen doch jährlich hundert verloren, wenn auch nicht alle durch Feuer.

Fachwerkbauweise gibt es seit der Jungsteinzeit, aber wo steht das älteste erhaltene Fachwerkhaus Deutschlands? In Marburg gibt es eines aus dem Jahr 1321, in Limburg gar von 1289. In Esslingen aber gibt es in der Heugasse ein Fachwerkhaus aus dem Jahre 1261. Fachwerkhäuser haben Türschwellen, sie werden wie in der modernen Fertigbauweise aus Rahmen gebaut. Diese Rahmen liegen pro Stockwerk übereinander, deshalb ragen die oberen Geschosse über die unteren in die Straße hinein als neigten sich die Häuser einander zu.

Stockwerk heißt es, weil der Zimmermann mit dem Bauherrn gemeinsam das Stockmaß festgelegt hat, darauf basiert der Aufbau des Rahmenwerks. Zimmerleute wurden übrigens nach Tagwerk bezahlt, Steinmetze nach Stückwerk. Die Abbundzeichen der Zimmerleute im Holz lassen wie bei den Steinmetzzeichen die Reise des jeweiligen Handwerkers von Ort zu Ort nachvollziehen.

Das Holz des Fachwerkrahmens hatte die Stockwerke und den Dachstuhl mit der Deckung zu tragen, plus das Gewicht von Schnee und Wind. Das Holz wurde nur im Winter nach Mondphase gefällt, im Frühjahr gesichtet und dann gleich verbaut. Im Wald wählten Bauherr und Zimmermann die Stämme aus; es gab jedoch immer weniger Eiche, so daß man nur noch die Wetterseite aus Eiche zimmerte und für den Rest auch Nadelholz verwendete.

Bei einer Fachwerkführung in Mosbach (www.mosbach.de) erfährt man, daß in einem einzigen Haus 14 verschiedene Holzarten verbaut sein können, alle frisch und nicht abgelagert. Der Rauch konservierte das Holz und reinigte zugleich die Luft. Ein winziges Fachwerkhaus steht übrigens auch in Mosbach: Haus Kickelhain mit 26 Quadratmetern Grundfläche.

Handwerkerlöhne und Baukosten in früherer Zeit

50 Kreuzer Lohn bekam 1803 ein Zimmermann am Tag. Vier Kreuzer waren ein Batzen, 60 Kreuzer ein Gulden. Laut einer Breuberger Quelle war im Jahr 1807 ein Gulden knapp 13 Euro wert. Der Zimmermann bekam also pro Arbeitstag knapp 11 Euro.

Ein Handlanger im Bauhandwerk verdiente damals 12 Groschen pro Tag (1 Groschen = 3 Kreuzer, ein Kind arbeitete für 1 Groschen. Den Mönchen ging es zu dieser Zeit gerade noch gut, denn sie erhielten den Tagelohn der Bauhandlanger plus 2,3 ltr. Wein pro Tag! Doch 1803 wurden die Klöster aufgelöst, ihr Vermögen der weltlichen Politik zugeschlagen, außer den erforderlichen Budgets für Seelsorge, Caritas und Unterricht.

In der Folge verkauften die säkularisierten (verweltlichten) Klöster ihr „Tafelsilber“: 1850 wurde die Bibliothek des Klosters Schönau für 6000 Gulden an einen Miltenberger Kaufmann verkauft, aus dem Verkauf der Gutenbergbibel konnte das Kloster Melk in Österreich das komplette Dach neu decken lassen.