Zwischen Hoxhohl und Ernsthofen liegt das Waldhaus. Erbaut war es einst 1899 von den Deutschen Amphibolinwerken worden. Die DAW, 1895 von Familie Murjahn in Ober-Ramstadt gegründet, hatte bereits zehn Jahre zuvor im Odenwald Schürfrechte für Mangan erworben, das für die Farbenproduktion notwendig war. Bei Probebohrungen wurde jedoch nur Hornblende gefunden. Diese, auch Calcium-Amphibole genannt, wurden ab 1889 gefördert und in der Farbenproduktion erprobt. Eduard Murjahn gründete 1889 die Hornblende-Verarbeitung unter dem Namen "Deutsche Amphibolin-Werke von Eduard Murjahn" in Ernsthofen. Zugleich gründete die Familie in Ober-Ramstadt das Unternehmen Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn, der 1894 ein Verputzpulver auf Basis von Kalk und Kreide entwickelt hatte, das nun in Ober-Ramstadt hergestellt und unter dem Namen Murjahns Verputz-Anstrich-Pulver vermarktet wurde. Im Jahr 1901 wurde mit der Produktion von Pulverfarbe aus geleimter Kreide begonnen, die ab 1909 unter dem Namen Alpinaweiß vertrieben wurde.
Noch heute stehen auf dem Gelände des Waldhauses die Farbprüftafeln, der Witterung ausgesetzt. So soll die Licht- und Temperaturbeständigkeit der DAW-Farben, die heute unter dem Namen Caparol weltweit bekannt sind, geprüft werden.
Das Waldhaus, um 1890 noch ohne den Schornstein der späteren Ziegelei
Später wurde das Waldhaus als Ziegelei betrieben, in alten Karten ist es mit dem Kürzel "Fabr." eingezeichnet.
Karte: Lithografieanstalt Welzbacher 1906, Details siehe Modautalbahn. Die rot und grün eingezeichneten Linien sind zwei geplante Eisenbahnlinien, die nicht realisiert wurden. In der Kurve nach der langen Gerade von Ernsthofen liegt das mit "Fabr." markierte Waldhaus.
Nach dem Konkurs der Ziegeleifabrik Heberer wurde das Anwesen versteigert. Der Lageplan zeigt die zahlreichen Gebäude sowie einen Abzweig der Modau, der das Anwesen mit Energie, Prozeß- und Trinkwasser versorgte.
Der Meßbrief nebst geometrischem Plan der Flur 5 Abt. B Gewann Stockwiesen
Bei der Versteigerung der Ziegelei konnte der Großvater des heutigen Besitzers Claus Klenk das Anwesen erwerben, er vererbte es seiner Tochter Anna, allgemein nur unter dem Namen Else bekannt. Sohn Karl Klenk gründete hier die Firma Klenk. Die ausführliche Historie dieses Unternehmens, das heute den Odenwald und seine Bewohner mit den Erdarbeiten zur Glasfaserversorgung glücklich macht, lesen Sie hier: https://www.klenkfirm.de/hintergruende/ 1928 erhielt die Firma den Konzessionsvertrag mit der „Hessischen Eisenbahn AG“, Darmstadt über die Ausführung elektrischer Anlagen im Anschluß an das Leitungsnetz der HEAG. 1980 firmierte die Klenk und Sohn OHG in Klenk und Sohn GmbH um, 1991 übernahm man unter großen Investitionen das Pflugverlegeverfahren, sieben Jahre später kam der Einstieg in das gesteuerte Spülbohrverfahren. Die Tochterfirma Klenk Bohrtechnik wurde gegründet, ebenso die Tochterfirma Klenk Planungsgesellschaft. Nun konnten auch sehr große Maßnahmen (u.a. Trasse Frankfurt/M. nach Kehl/Straßburg = 240 km) durchgeführt werden. 2017 wurden alle Tochterfirmen in die Klenk & Sohn GmbH überführt. Claus Klenks Bruder Karl-Heinz übernahm das Werk 1961, zunächst noch im Waldhaus. Da hier jedoch keine Expansionsmöglichkeit bestand, wechselte er den Standort nach Asbach.
Die Ernsthöfer Gemarkung ist auf Höhe des Waldhauses recht schmal: nördlich schließt direkt an die Modau die Germarkung Herchenrode an, südlich bereits vor der Straße die Gemarkung Neutsch.
Heute lebt im Waldhaus Claus Klenk, und mit ihm seine Sammelleidenschaft. Ihm habe ich die hier und im Beitrag Modautalbahn abgebildeten Karten und Fotografien zu verdanken.
Marieta Hiller, im September 2021