Vor gut 150 Jahren machte unsere wirtschaftliche Entwicklung einen Riesensprung: die von Fürsten regierte Agrargesellschaft kam ins Wanken durch eine wahrhaft bahnbrechende Erfindung.
Ein drastischer Anstieg der Futtermittelpreise in England brachte findige Ingenieure auf die Idee, diese von weither zu beziehen und über eine Eisenbahn transportieren. Bekannt war das Prinzip seit Jahrhunderten aus dem Bergbau. 1825 baute George Stevenson in England die erste Lokomotive mit neuzeitlicher Dampfkraftnutzung, mit der sogar schon Personen befördert werden konnten. Die unaufhaltsame Erfolgsgeschichte der Eisenbahn begann.

Foto: BW Kranichstein, Lokschuppen bei Nacht

 

Es wurde plötzlich enorm viel Kohle gebraucht: die Menschen verließen das Land und zogen in die Städte, wo viele neue Arbeitsplätze im Eisenbahnbau und in der Bergbauindustrie winkten. Zugleich wurde der Walzendruck entwickelt und führte zu einer schnell und kostengünstigen Verbreitung von Information, zugänglich für alle.  Es mußte allgemein das Lesen erlernt werden, um das gewaltige Projekt Eisenbahn mit Fahrplänen und Zeitangaben zu beherrschen. Die Bildung der Bevölkerung wuchs.

War die Verbreitung der Reformation  vor 500 Jahren ohne Gutenbergs Druckmaschine undenkbar, so ging die Verbindung entfernter Regionen durch die Eisenbahn einher mit einer revolutionären Entwicklung im Druckwesen: Eisenbahn und Rotationsdruck gehören zusammen. Die Zylin-derdruckmaschine Friedrick Königs ließ ab 1812 hohe Auflagen von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften zu, die erste Setzmaschine kam hinzu.

Technik und Bildung führten zu dieser ersten industriellen Revolution, drei weitere folgten - jeweils mit gepaarten Neuentwicklungen im Bereich Energie und Kommunikation: die Energieform stellt nach Jeremy Rifkin das Blut dar, die Kommunikationsform das Nervensystem.

Genau betrachtet gibt es vor der ersten noch eine allererste Revolution: Feuer (=Energie) und Sprache (=Kommunikation).

Die Eisenbahn brachte zahlreiche gesellschaftliche Neuerungen, die man so gar nicht damit in Zusammenhang bringt: so entwickelte sich aufgrund der immensen Baukosten einer Strecke das System der Fremdfinanzierung durch Wertpapiere, letztlich verdankt die Wallstreet ihre Existenz der Eisenbahn. M. Hiller

Heute: ein wehmütiger Blick zurück

"Transportmittel mit geringer Antriebsleistung und hoher Transportkapazität, zugleich pünktlich und zuverlässig" - das konnte man im 19. Jahrhundert noch wirklich sagen über die Eisenbahn.

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Bahnbetriebswerk Kranichstein: Hüter der Flamme, nicht Bewahrer der Asche

Das Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein ist das größte Eisenbahnmuseum in Hessen. Das ehemalige Bahnbetriebswerk liegt an der Rhein-Main-Bahn Darmstadt–Aschaffenburg. Mehr dazu auf Wikipedia  und auf https://bahnwelt.de/

Einst Dampfroß, heute Biotop für Brombeeren...           Blick ins Führerhaus

Die Natur holt sich mit der Zeit alles zurück, auch die stolzesten Errungenschaften

 

Alle Fotos M. Hiller

 

Das erste Durchblick-Jahrbuch liegt nun vor, mit den wichtigsten Beiträgen, die ich 2021 sammeln konnte. Für meine Geschichte(n) bin ich ständig unterwegs: zu Interviews mit Zeitzeugen, in Archiven und Bibliotheken und natürlich auch im Internet. Deshalb trägt das Jahrbuch auch den Titel "Spinnstubb 2.0". Die Spinnstube war eine Zusammenkunft an den Winterabenden früherer Zeiten, an denen man mangels Fernsehen beisammensaß und erzählte. Die Geschichten wurden dann am späteren Abend immer abenteuerlicher...

Lesen Sie, was im Jahrbuch steht und wie Sie es bekommen können!