Weihnachten, Christkind - und warum wir an diesem Datum feiern

"Wir feiern den 25. Dezember nicht wegen der Geburt der Sonne wie die Ungläubigen, sondern wegen der Geburt dessen, der die Sonne erschaffen hat." so sprach Kirchenvater Augustinus (4. Jh. n. Chr.). Es ging nicht an, daß die Menschen wie in vorchristlicher Zeit die Tage um die Wintersonnwende als eine besondere Zeit begingen. Man hielt Einkehr, überdachte das Vergangene und bereitete sich zugleich auf das neue Jahr vor. Bei den Römern gab es die Saturnalien, die Römer feierten Mittwinter und die Ägypter die Geburt des Horus.

Augustinus aber führte die Sitte ein, ein Fest des Friedens und des Lichts zu feiern. Alle Feindseligkeiten mußten ab der Wintersonnwende für drei Wochen stillschweigen, man verschob ausstehende Forderungen und sühnte keine Jagdfrevel in dieser Zeit. Auch kam die Sitte auf, Arme und Bedürftige zu  beschenken.  Am 21. Dezember war der "blutige Thomas", ein furchterregender Feiertag, den die Christen vor Augustinus hatten: hammerschwingend mit blutunterlaufenen Augen stürmte Thomas die Häuser und wollte Kindern den Kopf einzuschlagen. In der Thomasnacht räucherte man die Häuser aus - was ja mit den Rauhnächten noch immer im Bewußtsein der Menschen ist, wenn auch ein paar Tage später -, man trieb die bösen Dämonen mit einer Glutpfanne und Kräuterdämpfen hinaus. Dieser blutrünstige Brauch erschien den Kirchenvätern, und vor allem Augustinus, dem bewußt war, daß die Menschen unter der dunklen kalten Jahreszeit litten, als abschaffenswürdig, und sie verlegten ihn kurzerhand auf den 3. Juli.

An seiner Stelle wurde das Christfest einfeführt, das für Frieden und Liebe stand. Letzte Überreste des "blutigen Thomas" finden sich noch am Nikolausabend: da stampft kettenrasselnd Knecht Ruprecht durchs Haus, in manchen Gegenden auch der Krampus oder Hans Muff. Wer brav war, der bekam Äpfel und Nüsse, wer nicht artig war, dem drohte die Rute. Viele weitere Geschichten um Winterzauber und Weihnacht sind im Buch "Mondmagie und Liebeszauber von Ute York (Knaur Verlag) zu finden, so zum Beispiel diese: Licht war im Dezember, wenn es stockdunkel und ungemütlich draußen war und der Wind durch alle Ritzen im Haus pfiff, etwas sehr Kostbares.

Wie schnell konnte ein Windzug die rußige Kienfackel verlöschen lassen, die  notdürftig die Stube erhellte und gehörig stank. Kerzen gab es nur bei Wohlhabenden. "Ein hübscher Brauch war es, wenn die Hausfrau am Weihnachtstag mit dem Brotbacken fertig war, mit teigigen Fingern die Bäume im Garten zu umfassen. So sollten die Obstbäume im kommenden Jahr besonders gut tragen. Sogar die Reste vom Festessen bekamen die Bäume: in Böhmen schüttete man sie an die Wurzeln der Bäume." "Lange vor dem Christbaum holte man bereits grüne Zweige in Haus und Stall, in der Hoffnung, daß sich deren Lebenskraft auf Mensch und Tier übertragen werde. Wer zur Weihnachtszeit keinen grünen Zweig im Haus hatte, der würde nach mittelalterlicher Überzeugung das Jahr nicht überleben."

Klar, daß die alten heidnischen Zweigzauber den Kirchenvätern nicht behagten. Lange Zeit war das Fällen und Aufstellen von Nadelbäumen vor Weihnachten verboten. Erst im 19. Jahrhundert wurde es allgemein üblich, einen Christbaum in der Stube aufzustellen - aber da war ja das Zeitalter der Aufklärung auch schon eine Weile ins Land gegangen... Kerzen als etwas von altersher Kostbares schmückten ihn ebenso wie Äpfel - die schönen kleinen rotbackigen! - und Nüsse. Im Odenwald hieß er auch Zuckerbaum, wegen der Süßigkeiten und der süßen Äpfel, die an ihm zu finden waren.

Marieta Hiller