1806 errichtete das Fürstenhaus Thurn und Taxis im neuentstandenen Großherzogtum Hessen eine Postverwaltung. Das Fürstenhaus war bereits seit 1490 das europaweite Postwesen inne und betrieb später die Kaiserliche Reichspost als erbliche Generalpostmeister.

In Darmstadt gab es ein Oberpostamt mit Postexpeditionen im Umland. Von der Postexpedition in Ober-Ramstadt wurden die Bürgermeistereien beliefert. Hier konnte man seine Post entweder abholen oder sie wurde gegen Bringgebühr von einem Kreuzer bis ins Haus zugestellt. Jeder Postbote sollte nicht mehr als 30 Pfund tragen (heute müssen Paketdienstmitarbeiterinnen bis zu 30 Kilogramm heben).

Der Bezirkspostbote Heinrich Mager wohnte in Ober-Modau und lieferte 1858 Montags, Mittwochs und Freitags die Sendungen für Frankenhausen, Neutsch, Ernsthofen, Herchenrode, Hoxhohl, Allertshofen, Brandau, Lützelbach, Neunkirchen, Steinau, Webern, Klein-Bieberau, Asbach und Rohrbach aus. Diese Strecken lief er in siebeneinhalb Stunden, mit kurzen Verschnaufpausen in der Schloßmühle, der Linkschen Mühle und der Lochmühle.

Die Reichspost schuf eine Posthülfstelle in Klein-Bieberau, der Ort gehörte jetzt mit Webern zum Postamt Groß-Bieberau. 1875 wurde Klein-Bieberau aufgefordert, einen Briefkasten anzuschaffen, damit die Versender ihre Briefe unter Wahrung des Postgeheimnisses aufgeben konnten. 1908 schuf der Gemeinderat einen öffentlichen Fernsprechapparat einzuführen: 440 Mark kostete dies. Im Haus der Postmarkenverkaufsstelle wurde zur Wahrung des Telegrafengeheimnisses ein eigener Raum zur Verfügung gestellt.

Lena Lotz, geborene Mager und Tochter des Bezirkspostboten Heinrich Mager, war Briefträgerin in Klein-Bieberau, Webern und Hottenbacher Hof in der Zeit von 1953 bis 1976. Sie mußte auf ihrer Tour zu Fuß durch den Wald vom Hottenbacher Hof zur Kernbacher Hütte. Nachdem ihr hier mehrfach ein verdächtig wirkender Mann begegnete, wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt, daß die Kernbacher Hütte von Lichtenberg aus mit dem Auto angefahren werden durfte. Frau Lotz blieb der Waldgang erspart.

Gefunden in: Heimatbuch Klein-Bieberau Webern, 1995

Postauto - natürlich ein Käfer! Kommunikationsmuseum Frankfurt

 

"Meine Herren, diese 28.000 Landbriefträger machen täglich einen Kreislauf von 560.000 Kilometern - das ist vierzehnmal der Umfang der Erde!"

Ausspruch von Ernst Heinrich Wilhelm Stephan 1896 zur Leistung der Briefträger. Stephan (1831-1897)  war u.a. deutscher Generalpostdirektor des Deutschen Reiches

japanischer Postläufer, am ganzen Körper tätowiert, vor 1885

Als Weweren (1392), Wewern (1403), Webern (1424) und Weberen (1457) wird das kleine Dorf in den Hügeln zwischen Lützelbach, Brandau und Klein-Bieberau in verschiedenen alten Urkunden bezeichnet.

Erstmals wird es im Jahre 1392 urkundlich genannt. In diesem Jahre hatte Werner Kalb von Reinheim Güter von Graf Eberhard von Katzenelnbogen zu Lehen. Knapp hundert Jahre später, 1489, belehnt Landgraf Wilhelm von Hessen Philipp Kalb von Reinheim mit den Lehen zu Webern.

Im 16. Jahrhundert steht das Dorf den Junkern Mopach, Kalb und Mei-senburg zu, während der Landgraf von Hessen die „hohe und centbare Obrigkeit, auch Gebot und Verbot“ innehat.

Zur Gemeinde Klein-Bieberau kam das Dörfchen mit 170 Einwohnern im Jahr 1959, später dann während der Gebietsreform 1977 zur Gemeinde Modautal. Klein-Bieberau wird erstmals erwähnt im Jahre 1403. Bis 1902 pfarrte der 370-Seelen-Ort ins Kirchspiel Nieder-Modau, danach gehörte es zum 1902 neu eingerichteten Kirchspiel Ernsthofen.

Oftmals ist es schwierig, noch alte Urkunden mit Belegen aus den Odenwalddörfern zu finden. Das älteste Kirchenbuch von Nieder-Modau etwa wurde in der Brandnacht vom 11.September 1945 vernichtet, als auch die Dokumente über die historischen Lärmfeuer im Archiv Darmstadt verbrannten. Auch hier - bei den Lärmfeuern war es der Lehrer Friedrich Höreth - rettete ein Lehrer die Aufzeichungen: Lehrer Jung hatte sich eine Abschrift angefertigt und Familienkarteien angelegt.

Heute finden sich diese teilweise bei der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung ev. in Darmstadt und im evangelischen Pfarramt Nieder-Modau. Nachzulesen in Karl Heinz Winter, „Heimatbuch Klein-Bieberau, Webern“, herausgegeben vom Ortsbeirat Klein-Bieberau Webern.