Plan der kameralfiskalischen Wiesen in der Gemarkung Ernsthofen aus dem Jahr 1882, erstellt von Forstaccessist Walther im Auftrag des Forstamtes Ernsthofen. die Karte hat das Format 133x56cm und wurde als kolorierte Federzeichnung erstellt. Die Karte ist unter der Signatur P 1 Nr. 1752 im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt zu sehen.
Das Papier der Zeichnung ist in schlechtem Zustand, die Orientierung verläuft der Beschriftung nach von Süden (links) nach Norden (rechts), oben ist Westen, unten Osten. Die Modau verläuft mitten durch die Zeichnung, die östlichen Wiesen sind grün unterlegt. Nebenbäche zur Modau sind nicht eingezeichnet, ebensowenig die damals bereits gebaute Provinzialstraße von Roßdorf nach Gumpen, die in dieser Karte am oberen Rand der eingezeichneten Wiesenstücke verlaufen müßte - allerdings schnurgerade, während die Flurstücke durch ein Zickzackmuster begrenzt sind. Der untere Rand der eingezeichneten Stücke wird vom heutigen Modautalweg M1 begrenzt, der sich nach Nordosten zu als Mühlstraße und Asbacher Straße zeigt. Die Lage des Ernsthöfer Schlosses liegt außerhalb der Zeichnung.
Das Schloß Ernsthofen
Winfried Wackerfuß hat in der Zeitschrift "Der Odenwald" im Jahr 1967 das Wasserschloß Ernsthofen beschrieben, den Zeitschrifttitel ziert ein Foto des Schlosses. Eine der größten Wasserburgen im Odenwald liegt also hier in der Nähe der Modau am nördlich ansteigenden Hang. Es ist seit langem in Privatbesitz und wird von einem Phantasiewappen geziert.
Erbaut wurde die Anlage vermutlich im 13. Jahrhundert. Eine Ringmauer umgab die Kernburg, die durch einen Wassergraben geschützt wurde. Woher erhielt der Graben sein Wasser? Es gibt laut der Karte des HLNUG einen Brunnen oberhalb des Schlosses sowie zwei kleine Teiche. Ein Bach führt an dieser Stelle nicht in günstiger Lage am Schloß vorbei.
Später, um 1470, wurde das Haupthaus erbaut, es wird geziert vom Wappen des Hans von Walbrunn und Lucie von Reiffenberg. Die Herren von Walbrunn lagen mit den Falkensteinern, den Erbachern, der Stadt Friedberg, den Frankensteinern und auch innerhalb der eigenen Familie in ständiger Fehde. 1498 geschah ein Brudermord: Hans der Jüngere erschoß seinen Halbbruder auf dem Weg vom Kirchgang auf der Schloßbrücke.
Für die hessischen Landgrafen nahm Wilhelm IV von Hessen-Kassel das alte Wasserschloß 1504 in Besitz. Zuvor hatten die Herren von Walbrunn sie für 400 Gulden aus bickenbachischer Lehnsherrschaft gelöst.
Ab 1722 baute Landgraf Ernst Ludwig den alten Sitz der Walbrunner zu einem Jagdschloß um, nachdem er das Schloß von den Brüdern Johann Rudolf und Johann Moritz Friedrich von Walbrunn für 1750 Gulden gekauft hatte.
Landgraf Georg I schließlich entzog das Lehen einem der Brüder, Hans Adolf. Dieser begehrte auf und wollte das Lehen nicht seinen Brüdern überlassen, er belagerte das Schloß 1569, jedoch war das Ende der Geschichte, daß man ihn erschossen in einer Kammer fand, vermutlich hatte er sich selbst das Leben genommen. Oder ist dies ein ungeklärter Mordfall?
1923 kaufte das Schloß ein Deutsch-Amerikaner und renovierte es für seine privaten Zwecke.
Ernsthofen: der Hof des fränkischen Herrn Ernst
Der Ortsname Ernsthofen verweist auf einen fränkischen Herrenhof. Der althochdeutsche Personenname Ernst in Verbindung mit -hofen legt dies nahe. Ortsnamen die auf -hofen enden, wurden vorwiegend im 8. und 9. Jahrhundert gegründet. Das Flurnamenverzeichnis "Die Ortsnamen Hessens" von Wilhelm Sturnfels (Weinheim / Leipzig 1910) verzeichnet: "zu den Höfen des Ernust", denn "hofen" ist die Pluralendung.
Das Schloß wachte als "Talsperre" im Modautal über die Hohe Straße und die Hutzelstraße, beides Altstraßen. Die Hohe Straße zog sich von Reinheim nach Gadernheim und von dort weiter bis Weinheim, die Hutzelstraße verband Reinheim, Frankenhausen und die Neutscher Höhe sowie die Kuralpe mit dem Staffeler Kreuz mit der Bergstraße.
Marieta Hiller, im Mai 2021