Mit einem Ortstermin am Standort der ehemaligen Hammermühle in Hüttenthal startete am im August 2021 ein Kartierprojekt der besonderen Art: Ausgehend von geplanten wasserbaulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit der Bäche im Rahmen des Projektes „100 wilde Bäche für Hessen“ wird eine umfassende Kulturlandschaftsaufnahme im Gebiet des Marbach- und Mossautales denkmalpflegerische Aspekte für die Detailplanung von Eingriffen liefern. Die Idee zu dieser Aktion lieferte die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald mit ihrem Verein, der seit diesem Jahr ein offizieller Kooperationspartner der hessischen Bodendenkmalpflege ist.

Die heute so beschauliche Gegend um Hüttenthal war im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit ein richtiges „Industriegebiet“. Hier wurde Eisenerz aus den verschiedenen Bergwerken zwischen Weschnitz und Rohrbach zu Roheisen verhüttet und in mehreren Hammerwerken zu schmiedbarem Eisen weiterverarbeitet. Geblieben ist nicht mehr viel – im Boden versteckte Schlackehalden, Reste wasserbaulicher Anlagen, Meilerplätze im Wald zur Herstellung von Holzkohle und alte Wegestrukturen, die die Produktionsstätten miteinander verbanden.

Alle diese Relikte sollen zusammen mit weiteren Kulturlandschaftselementen in den kommenden drei Jahren aufgenommen werden. „Das ist schon ein ganz besonderes, zukunftsweisendes Projekt“, freut sich Bezirksarchäologe Dr. des. Thomas Becker, „denn normalerweise wird die Bodendenkmalpflege erst bei ganz konkreten Maßnahmen mit eingebunden – die Ergebnisse der Kartierung werden es aber ermöglichen, gemeinsam nachhaltige Maßnahmen mit allen Beteiligten auszuarbeiten und Naturschutz, Wasserbau und Denkmalpflege miteinander in Einklang zu bringen.“ Projektbeteiligte sind der Wasserverband Mümling, die Gemeinde Mossautal , die hessenARCHÄOLOGIE und der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. „Das Projekt wird durch den Geo-Naturpark unterstützt und stellt ein hervorragendes Beispiel für regionale Netzwerkarbeit dar, über die nachhaltige Projekte zum Schutz von Natur und Landschaft erst möglich werden“, erläutert Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Mitgliedskommune Mossautal sollen die Ergebnisse der Untersuchungen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bürgermeister Dietmar Bareis betonte die Bedeutung des Wissens um die Geschichte der Landschaft für eine Identifikation mit der Region in einer immer mobileren Gesellschaft.

Besonders dankte Jochen Babist von der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald der Sparkassenstiftung Odenwaldkreis und der Gemeinde Mossautal. Sie finanzierten gemeinsam wichtiges Arbeitsgerät für das Projekt – je zwei Pürckhauer-Bohrstocksets und GPS-Geräte, mit denen Bodenproben entnommen und die Koordinaten von Fundlokalitäten bestimmt werden können. „Wir freuen uns, das ehrenamtliche Engagement der Gruppe zu unterstützen und damit den Erhalt unserer Kulturlandschaft nachhaltig fördern zu können“, freut sich Nicole Kelbert-Gerbig von der Sparkasse Odenwaldkreis. Die Gerätschaften werden in der zukünftigen, durch die AG Altbergbau Odenwald getragenen „Forschungsstelle Montanarchäologie und Kulturlandschaft“ am Regionalmuseum Reichelsheim stationiert sein, einem Projekt, dass sich derzeit - parallel durch Gemeinde Reichelsheim und das Regionalbudget finanziert - im Aufbau befindet.

Personen im Bild von links nach rechts:
Dr. Reuter, Verbandsvorsteher Wasserverband Mümling & Gersprenz
Dr. des. Thomas Becker, Bezirksarchäologe
Jochen Babist, Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald und Geo-Naturpark
Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald
Nicole Kelbert-Gerbig, Sparkasse Odenwaldkreis
Herbert Krämer, Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald
Jochen Rietdorf, Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald
Dietmar Bareis, Bürgermeister Gemeinde Mossautal