Aus Lautern erhielt ich im Dezember einen Leserbrief zum Thema Frieden. Angeregt durch die Bonhöffer-Rede, die ich im Novemberheft 2022 des Durchblick abgedruckt habe, schrieb mir Herr R.H.:

Zwei Mönche sitzen schon seit vielen Jahren in ihrer Mittagspause draußen auf der Bank. Auf einmal sagt der eine zum andern, jetzt haben wir schon so oft hier beieinander gesessen und haben nie Streit gehabt. Ich würde gerne mal wissen wie es ist wenn wir Streit bekommen. Am nächsten Tag sgt der andere: "Ich habe eine Idee: 2 Meter von unserer Bank liegt ein Stein. Ich sage zu dir: der Stein gehört mir, und du sagst zu mir: nein. Und schon bekommen wir Streit!" Tags darauf sitzen sie wieder auf der Bank, da sagt der eine zum andern: "der Stein gehört mir." Darauf sagt der andere: "Nein. Der Stein gehört uns." Darauf sein Gegenüber: "Jetzt haben wir wieder keinen Streit bekommen..."

So einfach kann Frieden sein. R.H. ist überzeugt daß es so gehen kann: "Ich habe meinen Feind besiegt. Ich habe ihn zum Freund gemacht."

Ein weiterer Leserbrief erreichte mich im Dezember aus Asbach. Er enthielt einen dieser Hochglanz-Farbdrucke "Weckruf eines Christen" und darunter jede Menge Phrasen. Darunter auch diese: "Unser Herr und Retter Jesus Christus kommt zurück um alle die zu retten die an ihn glauben". Was mich daran stört ist der zweite Teil des Satzes. Würde Jesus Christus nur diejenigen retten, die an ihn glauben, wäre er nicht Jesus Christus. Er schließt in seine Gnade ALLE Menschen ein. Und wenn es nicht so wäre, dann würde ich nicht an ihn glauben.

Die Leserin, die mir das Flugblatt schickte, fügte noch einige handschriftliche Bibelzitate an, zu denen sie das Nachdenken über den Beitrag "Vor uns die Sintflut - Katastrophenmanagement" im Dezemberheft 2022 inspirierte. Sie zitierte dazu: "sehet zu daß euch niemand gefangen nehme durch die sogenannte 'Wissenschaft' sowie durch die törichten und irreführenden Lehren, die sich auf menschliche Überlieferungen stützen und von den bösen, die Welt beherrschenden Geistermächten herrühren, aber mit der Lehre Christi nichts gemein haben. Kolosser Kapitel 2 Vers 8. Weiter führte die Leserin das Matthäus Evangelium Kapitel 24 an und die Offenbarung des Johannes.

Ich möchte zum Thema Glauben und Wissenschaft anfügen: das Forschungszentrum der Senckenberggesellschaft Frankfurt erfaßte das Genom von 400 Baumindividuen, alles Buchen. Die Daten, die sich daraus ergeben, benötigen 15 Terabyte. Das ist eine Datenmenge, die vor einigen Jahren noch für viele unvorstellbar war! Ein durchschnittlicher 16-Seiten-Durchblick hat etwa 30 Megabyte. Und das alles, um 400 Bäume zu erfassen! Nur 400 Bäume, jeder einzelne ein Meisterwerk der Natur, das noch niemand vollständig entschlüsselt und verstanden hat. Hier kommt die Demut ins Spiel: die Wissenschaft muß sich - noch immer und in jeder Beziehung - vor der Schöpfung demütig verneigen. Seriöse Wissenschaft tut genau das: sie läßt dem Staunen Raum und rückt Erkenntnisse in eine Gesamtperspektive.

Ohne diese Gesamtperspektive verliert man leicht den Überblick, erkennt den Wert einer Erkenntnis nicht. Damit kommen wir zur Demut der Wirtschaft. Die gibt es natürlich nicht. Im Streben nach Profit zerstören wir, was wir weder verstehen noch nachschaffen können. Es ist dann "einfach mal weg".

Marieta, im Dezember 2022