Jüngste Eingriffe und Schäden im Felsbergwald sowie im Schannenbacher Moor lösen bei den Grünen deutliche Sorgen aus. Die Probleme in Lautertaler Naturschutzgebieten seien aktuell wieder deutlich. „Es ist ein Verlust auf Raten, der uns Stück für Stück und Jahr für Jahr unsere Naturschutzgebiete schwächt“, so die Grünen Lautertal. „Die Lautertaler Gemeindepolitik muss weiter gegensteuern, bevor wir am Ende vor einem großen biologischen und landschaftlichen Scherbenhaufen stehen. Hierbei gilt es zunächst einmal alle Gemeindevertreter auf einen guten gemeinsamen Kenntnisstand zu den Naturschutzgebieten zu bringen.“ Naturschutzverbände und HessenForst widersprächen sich leider, daher sei juristische Aufklärung auch über die EU gefragt.
Die Grünen hätten daher zwei parlamentarische Anfragen eingereicht, die sich mit den Hintergründen der jüngsten Naturverluste beschäftigen. In der Anfrage zum Schannenbacher Moor gelte es nicht nur herauszufinden, wie gravierend dortige Schäden sind und wer sie verantwortet, sondern auch die eigentlichen Pflegemaßnahmen und Pflegeziele. Hier wünschen sich die Grünen eindeutige Aussagen von den zuständigen Forstbehörden, welche mit der Pflege beauftragt sind, inwieweit jüngste Schäden diese Pflegeziele beeinträchtigen und vor allem, was an rehabilitierenden Maßnahmen geplant ist.
Ähnlich sei es mit den Waldverlusten im Naturschutzgebiet Felsberg. Schon im Vorfeld der jüngsten Baumfällungen, veranlasst durch HessenForst, hätten sich Lautertaler Naturschutzverbände lautstark an die Öffentlichkeit, die Gemeindevertreter und HessenForst gewandt und auf drohende empfindliche Schädigungen des dortigen Naturschutzgebietes hingewiesen. Die Forstbehörden hätten dabei den Standpunkt vertreten, dass es sich bei den Fällungen im Felsbergwald um unverzichtbare Verkehrssicherungsmaßnahmen handele, die zum Schutz der Touristen stattfänden.
Aufklärung durch die EU schaffen
Jetzt lese man zum wiederholten Male via Presse von den Naturschutzgruppen, dass es diese Verkehrssicherungspflicht in den meisten Waldarealen nicht gäbe, sondern nur an den ausgewiesenen „Einrichtungen“ wie Parkplätzen und Straßen. Naturschützer argumentieren weiter, dass es in Naturschutzgebieten, wie dem FFH-Gebiet Felsberg verbindlich Vorprüfungen bei Eingriffen wie den aktuellen Fällungen geben müsse, um den Gesamtzustand des Schutzgebietes nicht zu gefährden. Hierbei seien auch Naturschutzverbände anzuhören. „Die Naturschutzgruppen haben bei allen ihren Hinweisen stets auf aktuelle und überregional bedeutsame Rechtsurteile, z.B. des Bundesgerichtshofes oder des Oberlandesgerichtes Naumburg verwiesen. Es ist daher an der Zeit, dass wir ordentlich informiert werden“, fordern die Grünen in ihrer Pressemitteilung. Die Grünen wollten zukünftig mehr auf Nummer sicher gehen und fordern Aufklärung zu den tatsächlichen rechtlichen Verbindlichkeiten: „Wer hat nun Recht? Wir sitzen aktuell zwischen den Stühlen der Aussagen von HessenForst und dem Naturschutz. Das kann so nicht weiter gehen. Gemeindevertreter brauchen Rechtssicherheit, inwieweit eine Verkehrssicherungspflicht besteht und was in FFH-Gebieten zusätzlich beachtet werden muss – egal welcher Fraktion man angehört. Es kann nicht sein, dass wir als Gemeindevertreter am Ende gegen europäisches Naturschutzrecht verstoßen, nur weil wir es nicht kennen.“ Hierzu müssten denn auch gültige Rechtsgrundlagen auf den Tisch kommen, äußern die Grünen, rechtliche Aussagen folglich mittels Belegen nachvollziehbar werden. Da es sich bei den FFH-Gebieten um Schutzklassifizierungen der Europäischen Union handelt, machen wir uns daher dafür stark, direkt bei der EU anzufragen, was denn nun wirklich in FFH-Gebieten gelte und was nicht.“
Aufforstung und Besucherlenkung im Felsenmeer
Selbst wenn Verkehrssicherungspflichten bestünden, so sei doch unübersehbar, dass sich der Felsbergwald durch sogenannte Sicherheitsfällungen seit 2018 immer weiter ausdünne, was auch die Forstbehörden bestätigten. HessenForst wies nach Meinung der Grünen zu Recht auf gravierende Probleme im Felsbergwald hin, wie die ausgeprägte Vitalitätsschwäche und Sonnenbrand vieler dortiger Buchen. Gleichermaßen betonte man die touristische Übernutzung mit folgender Bodenverdichtung und Erosion rund um das Naturdenkmal Felsenmeer. Fakt scheine daher zu sein, dass dort kein automatischer und ausreichender Naturnachwuchs mehr funktioniere. Wenn man nicht aufpasse, wandele man durch die Sicherungsmaßnahmen den Felsenmeerwald zugunsten der Touristen zu einer heißen Steppenlandschaft um, befürchten die Grünen. Dann würde aus dem Felsenmeer ein Backofen, den am Ende niemand mehr besuchen wolle, befürchten die Grünen. Drei Dinge schlagen die Grünen abschließend vor: „Wir sollten die Kooperation mit HessenForst hinsichtlich effektiver Walderhaltung deutlich forcieren sowie zielgerichtet Baumnachwuchspflege und wirkungsvollere Besucherlenkung am Felsenmeer betreiben. Nach unserer Kenntnis ist Besucherlenkung Teil des pflegeplanerischen Aufgabenkataloges und muss von HessenForst ausgeführt werden. Eines steht jedenfalls fest: Sollte der Wald dort verloren gehen, ist das Lautertal der große Verlierer.“
B´90 / Die Grünen Lautertal