Wasser gibt Leben - doch wenn es ungereinigt aus unseren Häusern kommt, kann es Leben nehmen. Erst als man das erkannt hatte, verbesserten sich die Lebensbedingungen in Städten entscheidend.

Während auf dem Land mancherorts noch unklare Wässer irgendwo versickern und clevere Anlagenbauer - vor allem im Osten nach der Wende - jedem kleinen Dorf eine eigene teure Kläranlage aufschwätzten, an anderen Orten noch teurere Verbandkläranlagen für mehrere Ortschaften entstanden und die ländlichen Wasserleitungsnetze aufgrund weiterer Entfernungen zu einem erheblichen Kostenfaktor wurden, konzentriert man sich in den Städten schon seit über 100 Jahren darauf, die Abwässer zu reinigen.

So auch in Mannheim: sechs Klärbecken, zwei Pumpenhäusern und ein Wasserturm sorgen seit 1905 dafür, daß die Stadt sauber bleibt. Vorher wurden alle Abwässer ungeklärt in den Rhein geleitet, was der badischen Regierung mißfiel. Daher baute man von 1903-1905 das seinerzeit vorbildliche mechanische Klärwerk auf der Friesenheimer Insel.

 
Das 1908 gebaute Wärterhaus der Kläranlage

Zur gleichen Zeit begann man natürlich, Nutzungsgebühren für die städtischen Kanäle zu nehmen. Ein zweites Pumpenhaus wurde 1906 gebaut und kam nur bei Hochwasser zum Einsatz, und 1908 errichtete man das Wärterhäuschen.

Weitere Infos: http://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/altes-klaerwerk-mannheim
 
 

 durch sechs Klärbecken wurde das Wasser geleitet, dabei immer wieder mechanisch gereinigt

aus Ziegelstein gemauert: die wasserführenden Kanäle im Mannheimer Klärwerk

 

abgerundete Ecken: hier floß Wasser durch den begehbaren großen Kanalstollen

Blick in eines der Klärbecken, heute mit Regenwasser gefüllt und grün vor Pflanzen

Findet man hier häufig: die Kreuzspinne liebt es ihre Netze genau im Hell-Dunkel-Übergang zu weben

Mit diesen Hebeln und Stellrädern wurden die Schieber für die einzelnen Klärbecken gesteuert


Mechanisch wurden Becken und Kanäle mit diesen Bürsten gereinigt bzw. ausgeschabt

Brückengewölbe über die Kopfseite der sechs Klärbecken

Weitere Reinigungsgerätschaften, die in den Becken und Kanälen zum Einsatz kamen

 

Wie die mechanische Abwasserreinigung funktioniert

Das Abwasser kam aus dem Zuflußkanal in das erste der sechs Klärbecken, jedes 48 Meter lang. Im Kanal mischte es sich mit Regenwasser. Im Klärbecken verringerte sich allmählich die Fließgeschwindigkeit, so daß sich der Schlamm absetzen konnte. Nachdem das Wasser alle sechs Klärbecken durchflossen hatte, wurde es über eine 2km lange Leitung zum Rhein abgeführt.

Den Schlamm mußte man von Hand aus den Klärbecken schöpfen, er wurde über einen Fallschacht mit Schlammpumpe über eine Rohrleitung über die Friesenheimer Insel befördert und auf den Äckern als Dung ausgebracht.