Nicht die Korken knallen lassen wird die Lautertaler Kork-Initiative, die seit 30 Jahren Korken in der Odenwaldgemeinde der Wiederverwendung zuführt. Die Anfrage einer Konfirmandengruppe 1992 aus Auerbach, ob man in Reichenbach eine Sammelaktion zugunsten des Epilepsiezentrums der Diakonie Kork in Kehl-Kork unterstützen könne, bedeutete den Beginn der bis heute andauernden Sammelaktion von Korken in Lautertal. Die damalige Firma Bohn im ehemaligen Konsum (heute Poststelle) an der Nibelungenstraße war gleich bereit, als Sammelpunkt Flaschenkorken entgegenzunehmen. Der damalige Ortsvorsteher Albrecht Kaffenberger unterstützte diese Aktion und brachte gleich sackweise Korken von seinem Urlaubshotel in Südtirol mit. Die Auerbacher Konfirmanden packten alle gesammelten Natur-Flaschenverschlüsse in einen Bus und überreichten sie in Kork. Nachdem die Sammelaktion so erfolgreich war, entschloss man sich in Reichenbach weiterzusammeln. Zunächst gab es Annahmestellen nur in Reichenbach. Interessenten aus anderen Ortsteilen boten sich an, ebenfalls Kork anzunehmen. Fast alle sind jetzt nach 30 Jahren noch dabei.

In speziellen 200 Liter-Mehrweg-Sammelsäcken aus reißfestem Kunststoff werden die Korken in der zentralen Sammelstelle in Lautertal vor dem Weitertransport verpackt. Fotos koe

 

Die anfallenden Korken können bei den in Lautertal und Bensheim bestehenden Sammelstellen abgeliefert werden. In Gadernheim nimmt die Bäckerei Knapp, in Reichenbach „Der Blumenladen“ und das Fotostudio Hogen die „Stoppen“ entgegen. In Elmshausen kann man die Flaschenverschlüsse bei der Firma Elektro Rettig und in Lautern im Edeka-Markt (Flaschenrücknahme-Getränkemarkt) einer Weiterverwendung zuführen. Die Beedenkirchener Bürger können die Korken in einem Korb am Zaun im Pfarrhof deponieren sowie in Schannenbach bei der Familie Kosch, Krehbergstraße 520. Seit einigen Jahren nimmt auch Edeka-Jakobi in Bensheim Korken entgegen. Alle Gaststätten und Vereinsheime sind aufgerufen, sich an dieser Aktion zu beteiligen. Inzwischen werden auch aus umliegenden Gemeinden Korken bei den Lautertaler Sammelstellen angeliefert. Jeder einzelne Korken zählt:

Die Diakonie Kork ist eine Einrichtung mit 1100 Betten und Plätzen für epilepsiekranke Menschen, die häufig zusätzliche Beeinträchtigungen haben. In Fachkliniken, Wohnangeboten, einer Sonderschule, den Hanauerland Werkstätten und Offenen Hilfen setzen sich rund 1250 Mitarbeitende für eine bedarfsgerechte Diagnostik, Therapie, Versorgung und Begleitung ein. Teil der Einrichtung ist die Ev. Fachschule für Heilerziehungspflege. Weitere Information über die Arbeit der Diakonie Kork und über die Aktion „Korken für Kork“ können unter www.diakonie-kork.de abgerufen werden.

„Korken für Kork“ verweist darauf, dass das Sammeln und Wiederverwerten von Korken ein wertvoller Beitrag zum Erhalt eines hochwertigen Produkts der Natur und ein Beitrag zur Müllvermeidung ist. Der Verkaufserlös aus der Sammlung der Flaschenkorken fördere die Arbeit der Diakonie Kork. Das Kork-Recycling bringe die Nutzung eines natürlichen Dämmstoffes ins Bewusstsein. Die Kultivierung der Korkeichen diene ferner dem Erhalt von Kulturlandschaften in Südeuropa und sei so ein aktiver Beitrag zum Landschaftsschutz. Korkeichenwälder bilden die wirtschaftliche Lebensgrundlage für über 100.000 Menschen. Allein in Portugal sind mehr als 28.000 Menschen im Korksektor beschäftigt. Der schonende Umgang mit Naturressourcen und der Umwelt ist wirtschaftlich unverzichtbar.

Eine Korkeiche kann bis zu 250 Jahre alt werden und ca.1.000 Kilogramm Kork liefern. Ab einem Baumalter von 20 bis 25 Jahren kann alle neun bis zwölf Jahre die Korkrinde geerntet werden. In Handarbeit werden rund 40 bis 60 Kilogramm Korkrinde pro Ernte und Baum gewonnen. Damit produziert eine Korkeiche im Laufe ihres Lebens ca. 1.000 Kilogramm nutzbare Korkrinde. Rund 300 Kilogramm davon werden zu Naturkorken verarbeitet, was summarisch bis zu 100.000 Korken im Leben einer Korkeiche entspricht. In vielen südeuropäischen Ländern sind Korkeichenwälder mit ihren knorrigen Rinden anzutreffen, wie hier in Andalusien. Deutlich zu erkennen sind die abgeernteten Korkeichen, die nicht nur die Entfernung ihrer Rinde, sondern auch Brände gut überstehen.

Für Statistikfreunde rechnet „Korken für Kork“ vor, dass seit 1991 fast 200 Tonnen gebrauchte Korken gesammelt und in den Hanauerland Werkstätten der Diakonie Kork zu Korkschrot weiterverarbeitet oder als sortenreiner Rohstoff abgegeben wurden. Das entspräche über zwei Milliarden Korken. Setze man im Schnitt 3,8 Zentimeter pro Korken an, ergebe sich eine Länge von über 75.000 Kilometer. Aneinander gereiht würden die Korken fast zweimal rund um den Äquator reichen.

Wie die Kork-Initiative Lautertal mitteilt, sollten den abgelieferten Korken keine Fremdstoffe beigemengt sein, wie Kunststoffkorken, Metallkappen, "Kronenkorken", Draht, Plastik oder gar Batterien. Kork-Tapeten oder -Bodenbeläge gehören ebenfalls nicht in die Korksammlung. Die Korkreste sollten luftig verpackt sein - z.B. in Zwiebelnetzen oder Papiertüten, damit sie nicht schimmeln und wertlos werden. Bei Rückfragen steht die Lautertaler Korkinitiative unter der Telefonnummer 06254/7546 zur Verfügung. Weitere Informationen können über: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angefordert werden. koe

 

Nach der Anlieferung in Kork werden die Transportsäcke zum Vorsortieren entleert und die Korken geschrotet. koe/Repro: koe

 

Ähnlich wie bei der Papierherstellung wird Korkschrot zunächst zu langen Bahnen verarbeitet, die dann zu Platten geschnitten auf Paletten zur weiteren Verarbeitung transportiert werden. koe/Repro: koe

 

Walter Koepff