Ist Magie das Kuriositätenkabinett der Zauberkunst?  Die Schreckenskammer der Kulturgeschichte? Mystisch-hermetische Geheimlehre am Rande legitimer Glaubensbekenntnisse? Wie paßt Magie zu unserer rationalistisch-aufgeklärten Weltsicht? Wunder, Gebete, Beschwörungsformeln? Ist das Aberglaube? Stehen wir auf einer Stufe mit Dr. Faustus, nur weil wir „toi toi toi“ sagen und mit den Knöcheln auf Holz klopfen?

Magie hat eine sehr lange Geschichte: seit der Mensch das Feuer gebändigt hat, wurde er seßhaft, entwickelte Sprache, erschuf sich den geistigen Raum der Religion. Geister oder Götter besaßen Macht über Menschen und forderten ihre Rituale. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende unsere heute bekannte Religion, sei es Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus oder Judentum*. Rituale begleiten jede Religion, und Rituale sind zugleich auch wichtige Elemente der Magie. Am Beginn standen magische Rituale als Schutz vor böswilligen Göttern. Dazu gehörten die Vampire, Dämonen und die Pest. Rituale dienten der Besänftigung und der Weissagung, denn die Zukunft war und ist etwas, was Menschen naturgemäß stark interessiert. Älteste Quellen aus Mesopotamien und Persien berichten von einem Ritual, das uns heute noch vielfach begegnet: abgeschnittene Haare und Fingernägel dürfen nicht in die Hände der bösen Mächte geraten. Noch heute gilt dieser Brauch in vielen Häusern während der Rauhnächte (25.12.-6.1.). Auf das zoroastrische Persien (7.-4. Jh. v. Chr.) folgte das Judentum. Dessen Hauptwerk, die Bibel, entstand etwa 1200 v. Chr. und sprach von Magie als unzweifelbarer Wirklichkeit. Von Erscheinungen wie dem

Mene mene Tekel - dem Zeichen an der Wand, das dem König Belsazar sagt „gezählt sind deine Tage!“

- ist die Bibel voll. Noch heute gilt die Bibel sowohl Christen als auch Juden als auch Muslimen als Buch der Bücher. Doch wie es scheint, haben wir mit abergläubischen Elementen weniger Probleme als mit der grundlegenden Glaubensbotschaft der Nächstenliebe. Alle Religion ist aber in ihrem Ursprung ein Regelwerk, um die Gemeinschaft zu stärken, um Altruismus zu fördern. Zentrale Botschaft der Christen ist die Bergpredigt, aber der brennende Dornbusch und die Teilung des roten Meeres fasziniert uns viel stärker: DAS wollen wir auch können! Oder jemanden kennen, der das kann... Sehr wichtig war Magie auch den Ägyptern, den Griechen und Römern. Später folgte die Alchemie mit Hermes Trismegistos, dem dreimagischen Meister, der versuchte Gold zu destillieren und Homunculi zu schaffen. Den Höhepunkt fanden Aberglauben und Magie zur Zeit der Hexenverfolgungen: tausende unschuldiger Frauen und Männer wurden zu Tode gefoltert im Auftrag des Herrn. Martin Luther forderte, die Hexen - die ihm zufolge Schäden an Mensch, Vieh und Ernte anrichteten - durch das Feuer zu töten.  Gleichzeitig aber war er überzeugt, daß Schadenszauber durch Hexen von Gott gesandte Prüfungen seien. Er sagte:

„Wehrt euch nicht gegen diesen Schadenszauber. Denn ihr wißt gar nicht, was Gott damit vorhat. Ihr kennt nicht den großen göttlichen Plan, der dahinter steckt.“

Luther führt Hiob an, dem ein Unglück nach dem anderen geschah. Aber Hiob blieb fest in seinem Gottvertrauen, und schließlich belohnte Gott ihn mit Vieh und Kindern. Zu Luthers Zeit kündigte sich bereits die Entstehung von Geheimbünden an: Rosenkreuzer, Templer, Freimaurerlogen. Zunächst aber prophezeite ein Zeitgenosse Luthers, Theophrastus Bombastus von Hohenheim (auch als Paracelsus bekannt), daß

„Gott eine Entdeckung von größter Bedeutung zulassen wird; sie muß aber bis zum Erscheinen des Künstlers Elias verborgen bleiben“.

Wer auch immer der Künstler Elias sei: Luthers Reformation schien Paracelsus kein Wendepunkt, denn seiner Meinung nach befaßte sich Bruder Martin nicht ausreichend mit Magie und Kabbala. Vielmehr erwartete Paracelsus diesen Wendepunkt mit dem Erscheinen des Kometen 1572, einer Supernova, die Tycho Brahe und seine Schrift über den „neuen, nie zuvor gesehenen Stern“ unter Astronomen in ganz Europa berühmt machen sollte. Aus heutiger Sicht war das leider auch kein Wendepunkt, obwohl: das Jahr 1572 brachte mit der Pariser Bartholomäusnacht vom 23./24. August vielen Hugenotten den Tod. Einer der ersten Kriege zwischen Katholiken und Reformierten, der eine lange Reihe weiterer Glaubenskriege nach sich zog. Und so zieht sich die Frage, ob der Mensch frei ist in seiner Entscheidung, durch die Jahrhunderte. Zieht man die Schärfe in Betracht, mit der kanonische Glaubensrichtungen auch nicht vor Mord und Massen-mord zurückschrecken, erscheint ein bißchen Magie doch fast tröstlich. M. Hiller, Oktober 2017

Buchtipp: Kurt Seligmann, Das Weltreich der Magie - 5000 Jahre Geheime Kunst, Bechtermünz Verlag 1988

*Wikipedia nennt:
Die folgenden fünf existierenden Religionen werden im Allgemeinen als Weltreligionen bezeichnet (Anhänger nach Encyclopædia Britannica 2010):

Erdspiegel: magische Formel zum Schatzfinden

Beschwörungsformel mit den magischen Namen wurde in einem Holzkästchen mit Erde angewandt, um z.B. verborgene Schätze zu finden. Dazu mußte man jedoch ganz still sein. Beim ersten Wort - auch einem Überraschungsausruf, wenn tatsächlich ein Schatz auftaucht! - versank dieser und konnte niemals mehr gehoben werden.

Der Erdspiegel aus dem Alten Schloß in Büdiingen hat folgende Erläuterung:

"Vorliegendes Zeichen ist ein Geheimzeichen der Alchimie - ein sog. Erdspiegel - der zur Hebung verborgener Schätze oder Edelmetalle verwendet wurde. Es stammt aus dem 16. Jh. um 1530 und ist in Dr. Faustens Kunst- und Wunderbuch abgedruckt. Auch der schwarze Rabe genannt. Das Zeichen hat nur am Michaelstag Wirkung. Deshalb ein Hinweis .d. Rückseite des Blattes."

Weitere Erdspiegel und das Brauchen und Bannen finden Sie unter der Knodener Kunst

Der Stein der Weisen

Die Alchimisten versuchten, Metalle in andere Metalle umzuwandeln. Vor allem aber wollten sie Gold schaffen. Eine solche "umgekehrte Entropie" war mit mittelalterlichem Kenntnisstand noch vorstellbar. Eine sehr große Energiequelle war erforderlich dazu, und diese ist - nein, nicht das ZPM, sondern der Stein der Weisen. Er vereinigt in sich alle Farben (moderne Farbenlehre: weißes Licht ist die Summe aller Farben!) und kann Metalle verwandeln, Krankheiten heilen, das Leben verlängern.

"Ich könnte ganze Meere verwandeln, wenn es nur so viel Quecksilber gäbe!"
Mare tingerem si Mercurius esset.
Raimundus Lullus (14. Jahrhundert)

Quecksilber ist dem Planeten Merkur zugeordnet, wie Gold der Sonne, Silber dem Mond, Eisen dem Mars, Kupfer der Venus, Blei dem Saturn, Zinn dem Jupiter. Der Stein der Weisen war - wie alle Metalle und Erden - beseelt wie Tiere und Pflanzen. Folglich mußte man den "Samen" der Metalle finden, um eines ins andere verwandeln zu können. Man glaubte, daß alle Metalle Schwefel und Quecksilber enthalten. Schwefel als Symbol für die Hölle und den Teufel, Quecksilber als flüchtiger Bestandteil, der gerne wandert - siehe Hermes, der auch Merkur heißt. Merkurius ist der Name für Quecksilber, es ist bei Zimmertemperatur flüssig. Das mußte den Alchemisten als etwas ganz Besonderes erscheinen. Deshalb waren sie überzeugt, daß man nur die Zusammensetzung der beiden ändern mußte, um ein anderes Metall zu bekommen. So sollte Gold aus einem großen Anteil Quecksilber und wenig Schwefel bestehen. Kupfer beispielsweise sollte beides in gleicher Menge enthalten. Den Philosophen zu Agrippa von Nettesheims Zeit (1486-1535) schien es logisch, daß die Welt und alle Himmelskörper eine Seele und auch Verstand haben müssen. Denn alles folgt einem wohlüberlegten Plan, nichts gleitet ab ins Chaos - es sei denn der Mensch greift allzustark ins Geschehen ein. Die Welt läßt sich berechnen, das stellten die Forscher jener Zeit fest. Die vier Essenzen Feuer Wasser Erde und Luft sowie das fünfte Element, die Quintessenz, spielten in einem fein geregelten Ablauf miteinander. Die Quintessenz (bei Bruce Willis und Milla Jovovich1997 war es schlicht: DIE LIEBE) belebt alle Körper, die Welt-Geistseele, die nie allein für sich existieren kann oder sichtbar wäre. Aber sie ist allgegenwärtig. Heute könnte man sagen, es ist die feinstoffliche Ebene, auf der ganzheitlichen Betrachtungsweisen zufolge alles mit allem in Verbindung steht. Wer aber die Quintessenz von der Materie der vier Essenzen zu lösen vermag, der besitzt die schöpferische Kraft Gottes (!). Dieser Stein der Weisen besitzt Zeugungskraft, und althistorische Göttinnen wie Isis, Demeter (Ceres), Hestia (Vesta) waren seine Sinnbilder. Hier noch ein passender Spruch:

Gott schläft im Stein
träumt im Tier
atmet in der Pflanze
und wacht im Menschen

In diesem Sinne: seid wach und geht sorgsam mit eurer Mitwelt um! Marieta Hiller, Oktober 2017

Zaubersprüche: uralte Magie der Zaubermärchen

Einst brauchte man starke Zaubersprüche, um Kontakt zu einem Drachen aufzunehmen. Solche Zaubersprüche kommen von ganz innen aus unserer Seele, wo es sehr wohl Drachen gibt! Deshalb begegnen wir den Drachen auch oft in Zaubermärchen. Das sind die ältesten Märchen die wir haben. Hatte man den richtigen Zauberspruch, oder ein Wünschelding, so konnte man jederzeit mit seinem Drachen sprechen und er beschützte uns! Zaubersprüche gehören zu unseren ältesten Ritualen, so gibt es die Merseburger Zaubersprüche aus dem 8. Jahrhundert, aber auch aus der Antike schon gibt es Zaubersprüche von Plinius d.Ä., von Marcellus und Pelagonius.