Kelten im Odenwald: darüber läßt sich trefflich streiten... Wer waren sie - die geheimnisvollen Kelten? Lebten sie hier im Odenwald, einst vor vielen Jahrhunderten - lange vor unserer Zeitrechnung? Oder gab es sie hier gar nicht! Bei dem reichen Erzvorkommen im Odenwald an vielen Stellen liegt die Vermutung nahe, daß sie hier ebenfalls Bergbau betrieben haben. Das Zeitalter der Kelten teilt sich auf in die Hallstattzeit (800 bis 450 vor Christus) und die Latène-Zeit (450 v. Chr. bis 0) und wird auch Eisenzeit genannt. Denn erst die Kelten hatten das Verhütten von Eisen gelernt. Vorher brauchte man kein Erz und der Odenwald war eine undurchdringliche Wildnis. War sie das auch zur Zeit der Kelten?

Um die Erzlager im Odenwald erreichen und ausbeuten zu können, hätte es eines gewaltigen Aufwandes bedurft: Waldrodung, Straßenbau, Siedlungs- und Förderanlagen. Hinweise gibt es nicht. Denn leider waren die Kelten keine Schriftkultur, und ihre Bauwerke waren aus Holz und sind längst verrottet. An keiner einzigen Erzlagerstätte gibt es Spuren, die keltischen Ursprungs sein könnten.

Ein weiterer Grund spricht dagegen: die Kelten hatten ein weit verzweigtes großes Handelsnetz, beste Wegeverbindungen und Stationen, regiert von lokalen Keltenfürsten. Den Bedarf an schmiedbarem Eisen konnten sie über ihre Handelsbeziehungen leicht decken und eigene Bergwerke dort errichten, wo ihre Infrastruktur bereits ausgebaut war. Also in gut erreichbaren und günstiger gelegenen Regionen als im undurchdringlichen Odenwald.

Die Zeittafel rechts wurde im Museum Bensheim in der Ausstellung "Kelten Land Hessen" gezeigt (Oktober 2022, wurde verlängert bis 8. Januar 2023).

Auf dieser Karte (Museum Bensheim, Ausstellung Oktober 2022) erkennt man die weißen Flächen der terra incognita: nur an der Bergstraße (Jugenheim, Auerbach, Bensheim und Heppenheim) und im Ried gibt es keltische Spuren. In Groß-Rohrheim residierte ein Keltenfürst, ähnlich wie am Glauberg. Auf dem Schloßberg bei Heppenheim gab es eine Siedlung, lange bevor dort die Burg erbaut wurde.

Hätten die Griechen und Römer in ihren Reiseberichten nicht immer wieder die keltoi erwähnt, auch celtae, Gallier und Galater oder schlicht Barbaren genannt, wüßte man heute kaum noch etwas über sie. Doch es gibt Funde: ein Hockergrab, das unter der Villa Haselburg gefunden wurde, Werkzeugfunde aus dem Kinzigtal, Grabhügel im Mümlingtal, Funde aus Trebur, Groß-Gerau und Überau: Gewandspangen, Schwerter, Tongefäße... Und es gibt Wörter: ‘Brenk’ für Bottich, ‘Mock’ für Mutterschwein, ‘Duir’ für Tür (duir bedeutet Eiche, Türen waren aus Eichenholz), und Orts- bzw. Flußnamen: Roßberg, Rhein, Main, Gersprenz, Weschnitz, Tromm, Breuberg, Reinheim, Winterkasten, Ladenburg, Worms, Mainz, Lyon...

Keltische Spuren finden sich immer in der Nähe wichtiger Erzvorkommen und an Verkehrswegen. Während die Forschung heute uneins ist, ob die Römer den Odenwald unbesiedelt vorfanden oder ob es hier Kelten gab, liegt die Vermutung nahe, daß es bei dem Odenwälder Erzreichtum sicherlich keltische Bergwerke mit Siedlungen gegeben haben muß. Aber haben Sie schon einmal einen Bergwerksbesitzer gesehen, der nicht in einem großen festen Steinhaus wohnt?

Andernorts schürften die Kelten Salz und handelten damit. Die Hallstadtzeit von 800-450 v. Chr. wurde genannt nach dem Ort im Salzkammergut, dessen Name das Salzwort Hal enthält. Die Kelten hatten das Salzhandelsmonopol im Umkreis von 300 km um Hallstatt. Im Salzstock blieben sogar Schuhe und Stoffstücke erhalten. Auf die keltische Hallstadtzeit folgte die ebenfalls keltische La-Tene-Zeit 450-60 v. Chr. Weniger spurlos blieben die Kelten des viel späteren keltischen Zeitalters, das wir mit den sechs keltischen Nationen der Neuzeit Schottland, Irland, Isle of Man, Wales, Cornwall und der Bretagne verbinden.

Zu dem Wenigen, das von den ganz alten Kelten (vor Christus) bekannt ist, zählen ihre Götter - wiederum durch Berichte der Griechen und Römer erhalten.

Cernunnus, der Gott der wilden Tiere mit mächtigem Hirschgeweih; Belenus, der Kriegsgott, dessen Name in unserem Bilsenkraut anklingt: Bilsenkraut wurde als Droge zur Steigerung der Kampfeslust genommen; Eponna, die Fruchtbarkeitsgöttin. Tatsächlich ehrten die Kelten ihre Götter durch Druiden in heiligen Hainen, jedoch der weltberühmte Steinkreis Stonehenge war bereits 1000 Jahre vor den ersten Kelten angelegt worden. Im Odenwald vermuteten römische Geschichtsschreiber die Kimbern, die sich nach dem keltisch-germanischen Gott Cimbrianus nannten, der aber erst für das 2./3. Jh. n. Chr. nachgewiesen ist, z.B. in Miltenberg.

Waren die Kelten im Odenwald? Stand 2008...

Diese spannende Frage konnte bei einem Vortrag mit Dr. Peter W. Sattler geklärt werden, der auf Einladung der Felsenmeerkobolde im gemütlichen Turmstübchen auf dem Kaiserturm (Neunkircher Höhe) spannend und humorvoll über Spuren der Kelten berichtete. Spuren allerdings, die im Odenwald fehlen. Nur ringsum, in den fruchtbareren Ebenen im Westen und Norden sowie an den Flußufern können keltische Relikte sicher geortet werden.

Die Kelten lebten in der Hauptsache von der Landwirtschaft, warum also sollten sie die rauhen unwirtlichen Wälder und Hügel des Odenwaldes besiedeln, wenn ringsum fette Böden lockten? Dr. Sattler ließ keinen Zweifel daran, daß die Kelten ein Volk waren, das zwar historisch interessant ist, aber es nicht verdient hat, aus Heimattümelei zu einem Mythos verklärt zu werden. Der Odenwald war zu Zeiten als die alten Römer hier einzogen, weitgehend menschenleer, so vermutet er. Gerade mit den Kelten - wie auch mit den Germanen - wird viel historisierender Unfug getrieben: da gibt es im Internet Seiten, über die man seine Ahnentafel bis zu ihren keltischen Ursprüngen erstellen kann, das Keltische ist geheimnisvoll und bietet vielen eine ideologische Heimat, die man argwöhnisch betrachten sollte.

Dr. Sattler verwies am Ende auf die “keltischen” Wurzeln in heutigen Gebrauchswörtern: das Keltern sei eine Erfindung der Kelten (tatsächlich stellten sie Apfelwein aus Wildäpfeln her). Die Teilnehmer an der Veranstaltung, die nicht nur aus dem Vortrag bestand, sondern ein ganzes Abendprogramm darstellte, wußten Sattlers humorvolle Anmerkungen richtig zu deuten, und so begab man sich im Anschluß auf den Kaiserturm, um den atemberaubenden Blick über die dunklen Hügel zu genießen. Der Blick reichte an diesem Abend bis zu den hohen Sendetürmen in Mainflingen im Osten, zum Hardberg bei Siedelsbrunn im Süden, der Flughafen Frankfurt im Norden und die Industrieanlagen bei Mannheim / Ludwigshafen waren deutlich zu sehen.

Zuvor war es mit Marieta Hiller in einer kleinen Wanderung von Neunkirchen aus zum Kaiserturm gegangen, unterwegs gab es einen heißen Keltenzauber - die Kelten kannten Wildäpfel, Holunder, Johannisbeere, Honig, Löwenzahn, Thymian und Brennessel. Außerdem hatten sie Sellerie, Rettich und Zwiebel - letztere allerdings wanderten nicht in den Kessel mit Keltenzauber, aus Rücksicht auf die Geschmacksnerven der Teilnehmer. Statt dessen gab Marieta Hiller nach einem kurzen Überblick über keltische Ernährung einen guten Tropfen hinzu, denn das Schnapsbrennen kannten sie auch schon, die Kelten, ebenso wie die Metallverarbeitung. Auf dem weiteren Weg erläuterte Thomas Maul einige keltische Landmarken im Umkreis: vor allem die Flüsse Rhein, Main und Neckar haben Namen mit keltischer Wurzel, auch die Flüßchen Gersprenz und Weschnitz. An der Quelle der Gersprenz wurde Halt gemacht. Mit Lichtern geheimnisvoll geschmückt lud die Quelle zu einer kurzen Andacht ein. Quellen, Wasser überhaupt sind ja bereits seit die Menschen Sprache und damit auch Religion kennen,  Orte der Götterverehrung. Während auf dem Weg zum Kaiserturm alle Teilnehmer im stimmungsvoll dunklen Wald wanderten und die nächtliche Atmosphäre auf sich wirken ließen, wurde der Rückweg vom Kaiserturm mit einer Fackelwanderung abgeschlossen, bevor man in die beiden Gasthäuser in Neunkirchen einkehrte. Insgesamt hat die Veranstaltung allen so viel Spaß gemacht.

Kelten im Odenwald - was wissen wir 2012 darüber?

Dazu soll Kobold Kieselbart befragt werden: Kieselbart lebt schon sehr sehr lange hier, und wenn jemand die Kelten leibhaftig kennengelernt hat, dann er.

"Mein Name ist Kobold Kieselbart, und ich gehöre zum Großen Rat des Kleinen Volkes. Dazu gehört auch Duir Cimbriana, eine Waldelfe aus der Familie der Eichenfeen. Sie hat mir so einiges über jenes eigenartige Volk berichtet, und ich will es euch nicht vorenthalten! Aber vieles müßt ihr selbst herausfinden. Übrigens: Duir ist keltisch und heißt Eiche. Und aus Eiche sind in früheren Wohnhäusern die Türen geschnitzt worden. Geht also mit mir durch die unsichtbare Eichentür (erkennt ihr die Ähnlichkeit zwischen ‘Tür’ und ‘Duir’?) hinein in den Zauberwald.

Über die Kelten im Odenwald weiß man nichts, viel dagegen über die alten Römer. Ihnen steckte die Furcht vor den Kelten noch jahrhundertelang in den Knochen, nachdem sie in Rom fast vierhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung überfallen worden waren, und nur durch wachsame Gänse wurden die römischen Ratsherren vor dem sicheren Tod bewahrt. Die Römer aber sind lange nicht so alt wie die Kelten, und ihr wißt alles über sie.

Aber wißt ihr auch etwas über Stonehenge? Waren das vielleicht die Kelten? Nein! Dieser berühmte Steinkreis in England wurde schon 1000 Jahre vor den ältesten Kelten angelegt. Merkt es euch gut, es könnte wichtig werden! Niemand weiß, ob im Odenwald einst Kelten waren, man vermutet aber, daß die Kimbern hier in der Nähe lebten.

Nun, ist es aber nicht etwas vorschnell, zu sagen: es gibt keine Spuren, also waren sie nie hier?
Schließlich findet man im Odenwald an sehr vielen Stellen Bodenschätze, auf die auch die Kelten seinerzeit schon scharf waren. Sei es Erz zur Eisenverhüttung, Salz oder Kohle - das weiße und das schwarze Gold der Kelten - sie schürften und gruben. Tief hinein in die Erde trieben sie ihre Bergwerke vor, lange Wanderungen nahmen sie auf sich, um Gegenden mit vielversprechendem Erzvorkommen zu entdecken. Und dort werden sie ja sicher nicht nur Bergwerke betrieben haben. Die Kelten, so geheimnisvoll sie auch scheinen, müssen gegessen, geschlafen und geliebt haben. Aber um sich am Morgen vom Lager zu erheben, um den weiten Weg von einer - dort nachgewiesenen - keltischen Siedlung in den Odenwald-Randgebieten bis hin zum Bergwerk zu kommen, dort dann ein Tagwerk von 10 Stunden zu schuften, und danach den weiten Weg zurück nach Hause zu wandern - dafür erscheinen mir die Kelten nun doch wieder nicht geheimnisvoll genug. Sie werden sicher vor Ort gewohnt haben, werden in direkter Nähe des Bergwerkes ihr Vieh gehalten, ihre Felle gegerbt, ihre karierten Stoffe gewebt haben, Emmer und Dinkel angebaut haben, ihre Äcker mit selbstgeschmiedeten Scharen bearbeitet haben.
Doch lebten sie ja in Holzhütten. Hat man ein bißchen Glück, so bleibt selbst von einem hölzernen Hüttenpfosten noch nach tausenden von Jahren eine Spur im Boden, auffindbar durch Bodenverfärbung, durch Luftarchäologische Überflüge im Winter, durch Radar und Laserscan. Aber: Fehlanzeige im Odenwald.

Dies erscheint um so seltsamer, als es wirklich sehr viele und sehr alte Stollen gibt.

Das schwarze Gold fanden sie im Odenwald nicht, denn Kohlevorkommen sucht man hier leider vergeblich, auch weißes Gold. Aber Eisenerz in Hülle und Fülle!
Seit alters her ist der Odenwald ein Köhlerwald, mit unzähligen noch heute erkennbaren Kohlplatten. Zur Verhüttung von Erz zu Eisen brauchte es ein sehr heißes Feuer, das man mit bloßem Holz nicht anfachen konnte. Und so machten die Köhler zuerst aus Holz das Odenwälder Schwarze Gold - zwar keine Steinkohle, aber für keltische Verhüttungszwecke durchaus gut genug!
Schon in der Jungsteinzeit 11500-2200 v. Chr., der sogenannten Hallstattzeit, lebten die Kelten in Siedlungen aus Holzhütten, doch ihre Kultur wurde ausschließlich mündlich weitergegeben, es gibt keine keltische Literatur! Diese von den Griechen und Römern als Barbaren bezeichneten Menschen werden von Wissenschaftlern lieber als Band- und Schnurkeramiker (2500-1500 v. Chr) bezeichnet, nach Funden von keramischem Alltagsgeschirr, das mit Bändern und mittels Schnur in den feuchten Ton gedrückten Mustern verziert war. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht und kannten die Salzgewinnung schon seit etwa 5000 v. Chr., so verarbeiteten sie ihre Fleischvorräte mit Salz zu Pökelfleisch. In diesem geheimnisvollen Material blieben sogar keltische Schuhe und Stoffstücke erhalten! Damals, etwa bis 350 v. Chr, hatten die Kelten rund um Hallstatt das Salzmonopol im Umkreis von 300 km! Händler waren sie also auch, und keine schlechten...

In der Villa Haselburg bei Höchst-Hummetroth wurde ein sehr altes Hockergrab gefunden, das den Kelten zugeordnet wird. Ihre Grabhügel legten die Kelten auf Anhöhen an, auch um ihre Nachbarn zu beeindrucken: Germanen aus dem Osten, Römer aus dem Westen drückten auf die Kelten; und so fand im 5. Jh. v. Chr. ein kultureller Umbruch statt: die Kelten wanderten ab nach Süden, die Hallstattzeit ging zu Ende.

Dafür brach die La-Tène-Zeit an. Nun konnten sie schon Bronze herstellen.
Am Raibacher Bild im Odenwald gibt es eine Sandstein-Stele, die diesen Kelten zugeschrieben wird, sonstige Funde im Odenwald fehlen völlig. Aber aus anderen Gegenden ist bekannt, daß sie ihre Siedlungen immer in der Nähe von wichtigen Erzvorkommen und an Verkehrswegen anlegten. Gewandspangen, Schwerter, Tongefäße entlang wichtiger Handelsstraßen belegen dies - nur eben halt nicht im Odenwald.

Rundherum gibt es unzählige Orts- und Flußnamen, die keltischen Ursprungs sind: Worms = Borbetomagus = wasserreiches Feld, Mainz = Mogontiacum nach dem keltischen Gott Mogons, -iacum ist eine charakteristisch keltische Endung, Ladenburg = Lopodunum, dunom = Burg (siehe Zaun, town), Winterkasten von vindos = altkeltisch weiß und cest = Kasten, Bauch; der Neckar benennt sich von nig = waschen und bedeutet Wilder Kerl, die Weschnitz leitet ihren Namen von einem keltischen Flußgott ab, die Walburgiskapelle war ein einstiger Kultort der Kelten, und was finden wir ganz in der Nähe? Den Erzberg, das Dorf Erzbach, die Arezgrefte des Lorscher Kodex. Das Quellheiligtum Neunkirchen könnte ebenfalls schon von den Kelten verehrt worden sein, und ganz sicher die Gersprenzquelle auf der Neunkircher Höhe. Große Steinkreuze im Odenwald wurden oft aus alten Menhiren gemeißelt, die uns aus alter Zeit hätten berichten können, wenn...

Ja wenn! Hätten die Kelten doch ihren Göttern Denkmäler gesetzt, in Stein gehauen Eponna, Cernunnos, Belenus mit dem Hammer, gäbe es doch Funde zum Matronenkult, zum Druidenkult - würden doch die Heiligen Haine noch grünen!

Die Eiche war der heilige Baum der Kelten, und so erklärt sich auch, warum die Kelten keine Schriftkultur entwickelten: Bücher werden aus Buchstaben gesetzt, Buchstaben ursprünglich auf Buchentäfelchen geritzt, weshalb auch Runen so eckige Formen haben - aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Und Eichen finden sich im Odenwald nicht zu Hauf - Buchen viel eher! Das uralte Buchonia - auch der Odenwald gehört dazu, wenn auch als allersüdlichster Zipfel.
Doch auch im dichten dunklen Buchendom unserer weiten Wälder konnten die Kelten das Raunen der Götter erlauschen, konnten ihre Druiden es für menschliche Sinne erkennbar machen, als Runen in Buchentafeln ritzen. Die Natur war den Kelten sehr nah - in Holzhütten viel näher als in Steinhäusern! Der Hirsch, das heilige Tier des Keltengottes Cernunnus, durchstreift die Wälder scheu und heimlich, mit seinem mächtigen Hirschgeweih. Das giftige Bilsenkraut war dem Keltengott Belenus geweiht und wurde als Droge zur Steigerung der Kampfeslust genommen. Unzählige Kräuter, Insekten und Krabbeltiere belebten die Umgebung der Kelten, und für sie alle ist Eponna, die keltische Fruchtbarkeitsgöttin zuständig. Eine ganz besondere Bedeutung hatte für die Kelten die Natur, denn mit ihr mußten sie sich gut vertragen!
Und so sei es auch heute mit euch, die ihr mich hier im Zauberwald besucht und etwas über die geheimnisvollen Kelten zu erfahren wünscht!
Euer Kobold Kieselbart

Soweit Kobold Kieselbart; nun zu meinem Text, wie ich ihn bei Gästeführungen zum Thema Kelten erzählt habe:

Kelten im Odenwald - was Marieta Hiller dazu zu sagen hat...

Ich will an dieser Stelle einiges über sie verraten, denn gar so geheimnisvoll sind sie nun auch nicht, die Kelten!

Bei meiner Gästeführung  »Wasser und Stein - Mystische Wanderführung mit Odenwälder Lebenswasser« habe ich vor einigen Jahren meine Teilnehmer mit zu einer spannenden zweistündigen Tour zu mystischen Steinen und geheimnisvollen Quellen mitgenommen.

Keltische Steinkreise: gibt es die im Odenwald?
Quellen, aus denen Lebenswasser sprudelt?

Daß aus der Quelle für die Teilnehmer zu guter Letzt ein Lebenswasser geschöpft werden konnte, war kein druidisches Mirakel: es gibt im Odenwald einige Edelbrenner, die einen guten Whisky zu brennen verstehen - auf gut keltisch „Uisge beatha“, sprich Lebenswasser.  Zum Abschluß dieser Abendführung konnten alle auf den Kaiserturm steigen und die blaue Stunde über dem Odenwald genießen. Und da Whiskytrinker danach nicht mehr fahren sollten, bekamen die Wagenlenker/innen ein gutes Stück Odenwälder Schokolade aus der Beerfurther Manufaktur. Sagen und Märchen, Geschichten und Geschichte waren zu hören, und immer wieder atemberaubende Ausblicke und idyllische Waldeinsamkeit zu genießen.

Warum interessiert sich alle Welt für die Kelten, aber kein Mensch für die Römer im Odenwald, die doch überall ihre Spuren hinterlassen haben?

Weil die Kelten so geheimnisvoll sind. Aber es gibt mit mir keine Esoterikveranstaltung mit Runenschlagen und Mondanbetung, höchstens ein bißchen Spekulation über Wahrscheinlichkeiten.

Kann man Handel treiben ohne eigene Schrift?
Kann man Erze fördern ohne in großartigen Steinhäusern zu wohnen?

Was wir über die geheimnisumwitterten Kelten wissen, das haben uns die Griechen und Römer überliefert, und einiges bringt auch erst die archäologische und völkerkundliche Forschung der jüngsten Zeit ans Tageslicht. Historische Quellen von den Kelten selbst gibt es nicht. Griechen und Römer bezeichneten als Kelten die Völker, die anders lebten, anders handelten, anders organisiert waren, unheimlich eben. Das war auch viel später, gegen Ende des 15. Jh. nicht anders, als die Konquistadoren in Amerika Kopffüßer und Zyklopen entdeckt haben wollten. In ihre Karten der eroberten oder auch nur erforschten Gebiete schrieben sie gelegentlich "hic sunt dracones" oder "hic sunt leones", malten Seeschlangen und Monster an Regionen, die sie vermutlich in Wahrheit einfach zu feige waren aufzusuchen.
600 v. Chr. beschreiben griechische Seefahrer „Keltisch“ Sprechende, 550 v. Chr. lokalisiert Hekataios von Milet das Keltenland nördlich von Marseille, und 450 v. Chr. erwähnt Herodot die „keltoi“ in Südwestdeutschland und jenseits der Säulen des Herakles, also Gibraltar, an der Atlantikküste. „Kelte“ war für die Griechen fortan jeder, der kein Bekannter war und jenseits der Alpen lebte.

Keine Kelten-Völkerwanderung

Die großen Kelteneinfälle in Griechenland und Rom waren ebenfalls mystifizierte Einzelfälle, es gab keine keltische Völkerwanderung. 250 v. Chr fielen die Gallier „galatai“ in Griechenland ein (sie sind bekannt aus den Briefen an die Galater des neuen Testamentes, aus den Landstrichen Galizien in Nordspanien, Gallien in Frankreich, Galatien in der Türkei). Der Warlord Brennus überfiel im Jahr 387 v. Chr. Rom und belagerte es. Die Römer haben sich davon niemals mehr ganz erholt und fürchteten die Barbaren seither von Herzen. Der Ruf „Kelten“ wurde zum idealen Stichwort, um Truppen zu mobilisieren, um die Mittel für Kriegshetze und Kampfstimmung zu aktivieren. Cäsar schrieb die berühmten Sätze seines Gallischen Krieges:

»Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur.«

In Groß-Brittannien lebten zu jener Zeit keine Kelten, sondern Britannier, die eine keltische Sprache sprachen. Das sind die Spitzfindigkeiten der Völkerkundler. Über die Kelten erfahren wir also nur als Spiegelblick aus den Augen der anderen auf sie.

Lesen und Schreiben muß ein Kelte nicht!

Die Bibliotheken der Kelten gibt es nicht. Sie waren nämlich der Auffassung, daß Lesen und Schreiben die Denkfähigkeit verlangsamt, nur Druiden konnten lesen und schreiben, und ihre Ausbildung dauerte zwanzig Jahre! Plinius der Ältere (1. Jh. n. Chr) berichtet von Opfern: sie nehmen Misteln von Eichen, zwei weiße Ochsen mit bekränzten Hörnern werden von weißgekleideten Priestern mit einer goldenen Sichel geopfert. Den Kelten galt die Eiche als Baum des Himmelsherrschers und Wettergottes Taranis. Ohne Eichenlaub konnten sie gar keine kultischen Handlungen vollziehen, wie Plinius berichtet. Das Wort für Eiche, duir, klingt durch im Wort Druide, aber auch in der Bezeichnung Türe und Tor.

Gab es überhaupt DIE Kelten?

Die Quellenlage ist also dürftig - außer vereinzelten Spuren wenig Gehaltvolles. Die moderne Wissenschaft zieht derzeit sogar in Betracht, daß es „die Kelten“ gar nicht gegeben hat. Es scheint keine europaweite Völkerwanderung „der Kelten“ gegeben zu haben, und auch kein „Keltisches Volk“. Vielmehr lagen zahlreiche keltische Stämme in ständigem Krieg miteinander, weniger mit anderen Nachbarn. Ein keltisches Wir-Gefühl muß ins Reich der Sagen und Märchen verwiesen werden. Die Kelten waren untereinander schlimmer zerstritten als mit ihren Nachbarn. „Erfunden“ wurden DIE Kelten erst im 18. Jahrhundert, als der aufkommende Nationalismus „Wurzeln“ erforderlich machte: „gallisches Blut“, „Helvetische Eidgenossen“ und der Spruch „Blut ist dicker als Wasser“ brauchte eine Grundlage - und wer eignete sich dafür besser als ein Volk, über das man so gut wie nichts wirklich belegbar wußte...

Keine keltische Wurzel, aber eine gemeinsame Sprachfamilie

Die Kelten hatten keine gemeinsame ethnische Wurzel, nur eine gemeinsame Sprachfamilie. Diese entstammt dem Indogermanischen und wird seit dem 13. Jh. v. Chr verbreitet. Vor allem als Handelssprache. Denn der Handel ist DAS Metier der Kelten. Dazu bediente man sich fremder Schriften, sofern etwas schriftlich festgehalten werden mußte. Aber meist genügte wohl noch der gute alte Vertrag per Handschlag. Und so sind auch hierüber allerhöchstens Quellen der anderen vorhanden: griechische, etruskische, römische. Eine eigene keltische Schrift gab es ausschließlich für Münzen und für Weihezwecke, Inschriften, Opfergaben und Verfluchungen. Da es keine gemeinsame Geschichte der Kelten gibt, existiert auch keine Geschichtsschreibung.

Handel ist das Metier der Kelten - und Götter braucht man halt

In der Eisenzeit, besonders in der Hallstattkultur ab 800 / 750 v. Chr. konnte mit der Salzgewinnung und dem Salzhandel großer Reichtum erzielt werden. Es entstanden große Keltensiedlungen nördlich der Alpen zum Beginn der mittleren Eisenzeit. Die Heuneburg auf der Schwäbischen Alb am Oberlauf der Donau hatte um  610 v. Chr 100 Hektar und 5000 Einwohner, sie bestand jedoch nur 200 Jahre. Hier gab es Viertel mit Handwerkshäusern, erste Zeichen der Arbeitsteilung mit hierarchischen Strukturen. Hühner werden hier erstmalig nördlich der Alpen nachgewiesen, sie waren vorher in Mitteleuropa unbekannt. Fürstensitze und Dynastien entstehen, und natürlich gibt es jetzt auch Fürstengräber. Vor 2300 Jahren ersetzen prachtvolle Heiligtümer die alten Grabhügel. Man lernte Götter kennen beim Handel mit Griechen und Etruskern. Natürlich brauchte man nun auch eigene Götter! Zeus wurde zum Donnergott Taranis, Mars wurde zu Esus, Merkur zu Teutates. Zu Beginn der Latènezeit (480 V. Chr. bis ca. Jahr 0) entwickelten sich einzelne Strukturen einer Hochkultur, einige Forscher möchten daher erst ab diesem Zeitpunkt von „den Kelten“ sprechen.

Das Ende der Kelten 1.0

Im 3. Jh. n. Chr. verloren die Kelten an Bedeutung, und als im 5. Jh. die Hunnen einfielen, verschwanden sie ganz. An der Mosel gibt es noch keltische Spuren bis ins Hochmittelalter. Aber wir haben zahlreiche Orts- und Flußnamen, die auf keltische Ursprünge zurückgehen.

Keltische Namen erinnern an ihr Hiersein...

Ortsnamen, die auf -ach, -ich und -ig enden, haben keltische Wurzeln.

  • Mainz = Mogontiacum nach dem keltischen Gott Mogons
  • Worms = Borbetomagus
  • Daun = Dunum (Dunum bedeutet befestigte Anhöhe
  • Lyon = Lugdunum
  • Ladenburg = Lopodunum
  • Verdun = verodunum
  • Im Odenwald ist Roßdorf mit seinem markanten Vulkankegel Roßberg sicher keltisch
  • Flußnamen Rhein, Main, Gersprenz, Weschnitz, Modau: Weschnitz hat seinen Namen von Visucius, einem keltischen Flußgott, auch die Gersprenz mit der Endung -ense, die fließendes Wasser bedeutet, und dem Wortanfang Ger, das ursprünglich von gären, sprudeln kommt, die Modau kann von camrisch mudo = gehen herrühren.
  • Viele Flußnamen können noch älter als altkeltisch sein. Oftmals klingen sie sehr ähnlich: Rhein und Rhone, Main und irisch Maoin. Griechisch rhei bedeutet fließen, mei bedeutet gehen, nig (nicer = Neckar) meint waschen.
  • Tromm: nach Heinrich Tischner* von camrisch trum = Rücken - Dieses Wort gibt es heute noch im irischen droim
  • Winterkasten von altkeltisch vindos = weiß, camrisch cest = Bauch
  • Tischner leitet sogar das Wort Odenwald von dieser noch älteren Sprachfamilie, die er noachitisch nennt, ab: das begründet er damit, daß Landmarken schon in frühester Urzeit benannt werden mußten.
  • Er weist auf viele Dupletten hin: Amorbach und Amur (griech. amàre = Graben), Euter- und Itterbach gibt es in zahlreichen Landstrichen, Neckar und Niger, Alb , Albion, Albanien, Libanon = albus weiß, und Odenwald leitet er aus idg. watar für Wasser ab (Quelle: Hethiter). Des Wassers = weténas. Das anlautende W verschand, und aus idg. wodar wurde udar

*Heinrich Tischner betrieb lange Zeit eine sehr informative Internetseite, die inzwischen jedoch gelöscht ist. Er ist Pfarrer im Ruhestand und lebt in Bensheim.

Foto: der Keltenfürst vom Glauberg

 

Stonehenge und Odenwald-Steinkreise

Stonehenge stammt aus der Jungsteinzeit, die Frühphase um ca. 3100 v. Chr. mit Erdwall und Graben sowie hölzerner Struktur im Inneren. Megalithen gab es um 2500-2000 v. Chr., vielleicht auch schon um 3000 v. Chr., das ist aber ein ganz eigenes Thema. Im Odenwald gibt es keine Belege für keltische Besiedlung. Der Volksmund erzählt von einem Steinkreis in Gadernheim in der Nähe des Flurnamens „am Hinkelstein“ und von einem Steinkreis in Lützelbach. Beide sind nicht nachgewiesen, weder bei HessenArchäologie noch beim Geo-Naturpark.

Schwarzes Gold: Rennofen, Erzverhüttung

Wahrscheinlich ist jedoch, daß der erzreiche Odenwald die Kelten nicht kaltließ. Nachgewiesen ist die Odenwälder Bergbautätigkeit erst ab dem 9. Jh. n. Chr., aber hätten die cleveren Handelsleute der Kelten diese Quellen für Silber, Eisen, Mangan und unzählige andere Rohstoffe wirklich außer Acht gelassen? Silber konnte nur gediegen verwendet werden, nicht als bergmännisch gewonnenes Erz. Es war kostbarer als Gold. Die Kelten fertigten daraus Hohlkugelketten für Fußfesseln an, die bis zu 500 Gramm wogen.
Über Rennöfen lesen Sie hier: Köhlerei: das Brot des schwarzen Mannes und Rennofenexperiment am Felsenmeer 12.-16.10.22

Die sogenannten Regenbogenschüsselchen: der Schatz am Ende des Regenbogens? Bei Regen wird Gold aus der Erde gewaschen, deshalb sagt man es sei der Schatz, der vom Regenbogen herabtropft.

Weißes Gold: Salz - und die archaische Herzform

Die im Salzbergwerk gebrochenen Salzplatten sind oft herzförmig. Man schrämte mit dem Bronzepickel eine tiefe Rille für den Umriß und brach das Innere los. Zwei halbe Salzplatten und die "Negative" im Berg belegen das. Die Platten waren oft weit über 100 kg schwer. Quelle: Hans Reschreiter 2005, Hallstatt Textiles. Die Herzform wurde schon im 3. Jahrtausend v. Chr. als Variation eines Feigenblattes, später auch Efeublattes verwendet. Legt man einen Ring in die Mitte eines aufgeschlagenen Buches, so zeigt sein Schatten ein Herz. Das Herz ist eine sehr alte Form mit einem allen Menschen verständlichen Botschaft. Von GEO erschien ein eigenes Heft zu den Kelten, und man sieht hier ein Foto einer herzförmigen Salzplatte, die eben wie ein Herz oder aber wie der Kopfschmuck des Keltenfürsten vom Glauberg aussieht!

Das Ende der Kelten 2.0

Was wir heute als Keltische Kultur ansehen, mit den wunderschönen Buchmalereien der Klöster, dem Keltenknoten, den Schnörkeln und Zeichen, der Stonehenge-Rummel, Celtic Folk, das rührt aus einer Zeit lange nach der hier beschriebenen. Aus Irland verbreitet sich das Keltische ab dem 7. Jh. n. Chr über den Kontinent. Irische Mönche bringen Ranken- und Knotenmuster in alle Winkel Europas. Mit keltischem Brauchtum identifizieren sich heute folgende Regionen:

Irland = Eire
Schottland = Alba
Insel Man = Ellan Vannin
Wales = Cymru
Cornwall = Kernow
Bretagne = Breizh

Beim Festival Interceltique feiern Galicien, Asturien und Kantabrien mit, alle in Nordspanien.
Ein Ende der Kelten ist nicht abzusehen...

Geschichten wie das Märchen von König Cormack im Reich der Feen beflügeln den "Keltenkult", Traumwelt jener lang vergangenen Zeiten, von denen nur geraunt (von Rune!) werden kann, nicht gewußt. Aber ist es nicht schön, in unserer Zeit voller Wissen auch mal etwas Gerauntes aufzunehmen? Marieta Hiller