Über ein Nützlingsmonitoring im Norden der Lorscher Gemarkung

So manches ändert sich im Bewusstsein der Leute. Sah man beispielweise früher in einem Insekt vor allem etwas irgendwie Ekliges oder Schädliches oder zu Bekämpfendes, haben die (meisten) Menschen mittlerweile verstanden, dass es sich bei Mücke, Fliege und Co. überwiegend um nützliche Lebewesen handelt, die dem Menschen durch ihre natürlichen Aufgaben durchaus helfen. Mittlerweile ist das sogenannte Insektensterben schon zu einer gefürchteten, nicht wirklich zu ersetzenden Fehlstelle im Nahrungskreislauf der Menschen geworden.

Eine besondere Rolle spielen dabei Insekten, die helfen, andere Populationen „in Schach“ zuhalten, ehe sich diese wiederum zu einer Plage entwickeln, was dann wiederum mit Insektiziden bekämpft werden müsste oder auch schon wird. Ob und wie gut solche nützlichen Gegenspieler, auch „räuberische Insekten“ genannt, beispielsweise Streuobstwiesen als Rückzugsorte annehmen, untersuchen schon seit dem Frühsommer 2020 Wissenschaftler*innen in der Lorscher Gemarkung „Großer Acker“ nahe der Wattenheimer Brücke. Dabei haben sie insbesondere bspw. die Schwebfliege oder räuberische Wanzen im Blick.

Um dieses Nützlingsmonitoring durchführen zu können, stellten Mitarbeiter*innen des Darmstädter Instituts für Biologischen Pflanzenschutz des Julius Kühn-Instituts JKI, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, im Lorscher Norden zwei verschiedene Fallensysteme auf. Darüber hinaus sind sie auch selbst mit Keschern, Streifnetzen oder Klopfschirmen zugange. So werden Insekten gefangen und anschließend bestimmt, was Rückschlüsse auf die in der Streuobstwiese herrschende Vielfalt zulässt. Da das Experiment auf mehrere Jahre angelegt ist, kann auch festgestellt werden, wie sich die biologische Vielfalt im Weiteren entwickelt.

Was die Forscher*innen des JKI dabei im Auge haben, ist die Möglichkeit der biologischen Schädlingsbekämpfung. „Gerade Streuobstwiesen könnten gut geeignete Lebensräume darstellen, in denen sich diese Nützlinge ernähren und vermehren können“, so Dr. Felix Briem, „um auch auf umliegenden Äckern aktiv zu werden. Diese erbringen dann dort eine kostenlose Schädlingsregulierung. In der Folge müssen weniger oder gar keine chemischen Mittel gegen diese Schädlinge eingesetzt werden.“

Die Wissenschaftler*innen arbeiten dabei auch an der Entwicklung schonenderer Nachweismethoden. Denn momentan stirbt ein Teil dieser nützlichen Insekten bei dem Monitoring den „Tod für die Wissenschaft“. Das, so die Mitarbeiter*innen des JKI, sei zwar unvermeidlich für deren Bestimmung, aber unbefriedigend bzw. dem Anliegen des Projektes entgegengesetzt, diese Insekten möglichst zu vermehren.

Das Nützlingsmonitoring in Lorsch ist Teil eines bundesweiten Projektes für das Monitoring der biologischen Vielfalt in Agrarlandschaften MonViA und wird sich noch drei bis vier Jahre fortsetzen. Nach dem Ende der zurückliegenden Vegetationsperiode werden nun die Ergebnisse des ersten Monitoring-Jahres in Darmstadt ausgewertet. Das MonViA wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL gefördert und gemeinsam umgesetzt vom Thünen-Institut TI, dem JKI und der BLE.

Wo ist die verschwundene Falle?

Vielleicht gut gemeint, haben Unbekannte auf der Forschungswiese „aufgeräumt“: Zwischen dem 15. und 17. September ist auf der erwähnten Streuobstwiese eine sogenannte Malaise-Falle verschwunden. Die Insektenforscher*innen bitten nun herzlich darum, diese Falle wieder zurück zu bringen. „Gerne auch anonym! Hauptsache, wir können damit weiter forschen!“ heißt es dazu aus Darmstadt.

 

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