Im Oktober 2021 wurde mit einem Festprogramm in Beedenkirchen der von Schülern und Lehrern der Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg gestaltete Camino Incluso eröffnet. Es ist ein 84 Kilometer langer Pilgerweg von Bensheim-Auerbach über den Odenwald bis nach Heidelberg. Ein „Pilgerweg für alle“ soll es sein: Auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen sollen ihn erleben können. Zur Einweihung startete eine Gruppe von Pilgern am Freitag den 15.10 in Auerbach, zum ersten Etappenziel nach Beedenkirchen.

Heppenheim war einst eine Stadt der Mühle: In Heppenheim und seinen Stadtteilen „klapperten“ einst über 70 Mühlen. Meist waren es Wassermühlen, deren Mühlräder sich am Hambach, Stadtbach, Erbach, Laudenbach und Scheuerbach drehten. Hinzu kamen durch Muskelkraft angetriebene Mühlen und auch eine Dampfmühle. Zu den Mühlen gehörten die Müller mit ihren Familien, Knechten und Mägden sowie die Mühleneigentümer, Mühlenbauer und die zahlreichen Kunden. Mehr als 1.500 Müller gingen im Laufe der Zeit in den Heppenheimer Mühlen ihrer anstrengenden Arbeit nach. Die Mühlen waren damit wichtige
Arbeitsorte und hatten eine erhebliche wirtschaftliche und soziale Bedeutung.

Das Freilichtlabor Lauresham in Lorsch ist ein 1:1-Modell auf 4,1 Hektarfläche und zeigt einen idealtypischen grundherrschaftlichen Zentralhof des 8./9. Jahrhunderts. Hier läßt sich nicht nur Geschichte erleben, es wird auch geforscht. So werden hier die mittelalterlichen Arbeitstechniken der Wölbäcker erprobt und eine Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerrindes angestrebt.

Auf dem Herrenhof wurde sogenannte agrarsklavistische Landwirtschaft mit kasernierten Arbeitskräften betrieben, die Arbeit wurde von einer Stelle die alles koordinerte, täglich neu vergeben an Männer und Frauen. Das Herrenhaus heißt Sala und ist mit Schindeln aus Lärchenholz verkleidet. Für normale Häuser üblich war Obstbaumholz, Lärchenholz ist das härteste Nadelholz. Für statisch wichtige Gebäudeteile wurde Eichenholz verwendet. Besonderes Merkmal waren Fenster aus Pergament, diese wurden durch Leinöl transparent.

Festtafel im Herrenhaus: Der Hausherr war auch für die Kultur zuständig, er spielte die Leier und kannte alle Epen mündlich auswendig. Lesen Sie dazu auch: Lauresham: „12 Monate im Herrenhof“

Der Sohn eines Unfreien konnte gesellschaftlich nur aufsteigen, wenn er vom Herrn verlangte ihn für das Mönchleben freizugeben. Piraten und Räuber wurden die drittgeborenen Söhne, die beim Erbe leer ausgingen (keine Erbteilung!) und weder zum Militär noch ins Kloster konnten.

Kommen Sie mit mir auf Fotosafari in Lauresham:

Verschiedene Häuser gruppieren sich um das Herrenhaus. Der Schmied hatte seine Werkstatt in einem Grubenhaus. 

Der Werkzeugkasten von Maastermu - die Werkzeuge wurden im Moor gefunden. Der älteste Eisennachweis stammt übrigens aus dem Odenwald. Dorther wurde auch die zum Schmieden erforderliche Holzkohle bezogen.

Hier kann man sich sogar selbst handwerklich betätigen... Die Schmiede hatte eine Außenesse um die Hufe von Pferden beschlagen zu können.
Für den Schleifstein gibt es nur einen einzigen Beleg aus der Karolingerzeit vom Bührer Berg Fritzlar.

Die Gänse bewachen den Weingarten und fressen Unkraut. Gänse mögen keine Trauben (Gänsewein!) und kein Weinlaub. Im Weingarten verschiedene Rebsorten, damit es immer einen Ertrag gibt. Die alten Sorten werden in Geisenheim rekultiviert und entschlüsselt, bis zu den alten Römern. Angebaut wird in Lauresham in Mischkultur, es kann daher kein sortenreiner Wein gekeltert werden.

Flechtzäune schützen die Gartenbeete und andere Bereiche, wo das Federvieh nicht hinsoll...

Die Schilfdächer der Häuser müssen steil sein, damit das Wasser gut abläuft. Nur die obersten 3 cm der Schilfdeckung sind feucht.
Der Lehmbau mußte durch Handwerker aus Lettland gemacht werden, da es zur Zeit des Aufbaues in Deutschland keine einheimischen Handwerker mehr gab, die die entsprechenden Kenntnisse hatten. Inzwischen hat sich das geändert. Gülle und Kuhfladen ergeben übrigens besonders streichfähigen Lehm.

Die Kelter hat ein Dach aus Birkenrinde (aus Lettland), Birkenpech ist der stärkste steinzeitliche Klebstoff, konnte bisher experimentalarchäologisch noch nicht hergestellt werden.

Einer der beiden Zugochsen, Darius oder David...

Die Getreidegarben wurden in der Scheune gelagert und bis Mai täglich gedroschen.
2015 erprobte man in Lauresham erstmals den Flachsanbau. Lesen Sie auch Lorscher Tabakacker: Das Projekt in der Stadt des Tabaks  und Lorscher Freilichtlabor: Anbau alter Getreidesorten


Sauwohl fühlen sich die Schweine in Lauresham: Weideschweine sind für die Rodung wichtig, sie halten die Flächen frei.



Hütehunde bewachen die Herden und lassen niemanden an sie heran.

Marieta Hiller, 2012-2021

Das Rodensteinmuseum und die Gemeinde Fränkisch-Crumbach eröffneten im Oktober 2021 den neuen "Pfad der Sagen" auf der Burgruine Rodenstein.

Auf den Spuren des Wassers führt der erste Kulturweg des Geo-Naturparks rund um die Neunkircher Höhe. Einblicke in die Landschafts- und Kulturgeschichte wird hier begreifbar, insbesondere der Ausdruck Wasserscheide. Modau, Gersprenz, Lauter und Fischbach entspringen hier auf dem zweithöchsten Odenwaldgipfel und fließen in verschiedenen Richtungen zum Rhein und Main. Der Quellenweg hat die Markierung N2 und wurde am 3. Oktober offiziell eingeweiht im Rahmen des 10-jährigen Bestehens des Fischbach-Quellbrunnens.

Der Odenwald ist eine Region, die vom Tourismus lebt. Hier gibt es wenig Industrie und lange Transportwege - unattraktiv für die bei Unternehmen beliebte Just-in-time-Lagerhaltung auf der Autobahn. Je tiefer man in den Odenwald kommt, desto idyllischer wird die Landschaft. Zugleich ist die Region aber keine Biedermeier-Puppenstube: sie hat durchaus ihre Existenzprobleme. Ohne die Landwirtschaft und die Streuobstwiesenkultur würde der Odenwald ganz anders aussehen. Ein friedliches Miteinander von Touristik und Wirtschaft ist auch hier dringend notwendig. Am westlichen Rand des Odenwaldes gibt es eine Mischzone, in der die Menschen ihr Auskommen als Pendler in die großen Wirtschaftszentren finden. Hier ist der Stellenwert des Tourismus entsprechend niedriger, man fühlt sich eher durch Touristen gestört. Trotzdem hat auch diese Region ihre Gastfreundlichkeit und landschaftlichen Reize.

Tourismus und wir - ein gutes Gespann?!  ein Interview mit Bürgermeister Heun (Lautertal) und Lautenschläger (Modautal) vom November 2018

Lautertal: zwölf Schlafdörfer oder Mittelpunkt für Bewohner und Touristen

Der Tourismus und ich - wie ehrenamtliche Arbeit im Lautertal betrachtet wird... eine Abrechnung

Großes Mausohr, Geotourismus und Naturschutz

Im Jahrbuch Spinnstubb 2.0 Band 2022 lesen Sie außerdem "Tourismus einst in den Anfängen: die 'Fremdenpflege'“ und "Als der Tourismus im Odenwald blühte..."

Auch das gibt es: „Sozialtourismus“ für unerwünschte Zuwanderer - Meine kleine Wörterwerkstatt: Euphemismen

Blick auf Burg Lindenfels vom Alten Köpfchen, Foto M. Hiller

In Anlehnung an den bundesweiten „Tag des Geotops“ am 19. September 2021, zeichnet der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald in jedem Jahr – nun zum 20. Mal – ein besonderes Fenster in die Erdgeschichte als „Geotop des Jahres“ aus, darunter das UNESCO-Welterbe Grube Messel, das Felsenmeer im Lautertal, der Schlossgraben in Heidelberg oder die Tropfsteinhöhle in Buchen. Diese steinernen Archive der  Erdgeschichte bergen Informationen zu längst vergangenen Landschaften, Lebewelten und Klimaten, die uns daran erinnern, dass sich unsere Erde in stetem Wandel befindet.

„Ein Jahr auf dem Feld“ - Lorscher Freilichtlabor Lauresham initiiert internationales Projekt zu historischem Weizenanbau und seiner Verarbeitung

Das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham an der UNESCO Welterbestätte Kloster Lorsch hat ein internationales Projekt zur Geschichte des Anbaus von Weichweizen und seiner Verarbeitung  angestoßen. Bei der Initiative „Ein Jahr auf dem Feld“ (A Year on the Field) wollen Museen und Betriebe aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Kolumbien und Deutschland Wissen über diese Getreideart sammeln und auswerten. Die neue Initiative steht im Zusammenhang mit Langzeitstudien in Lorsch zu Landbau und Zugtieren im Mittelalter.

Wie der Leiter in Lauresham und Projektkoordinator, Claus Kropp, am Mittwoch, den 15. September 2021, sagte: „Der Weichweizen (triticum aestivum), auch als Brot- oder Weichweizen bezeichnet, ist
seit Jahrtausenden eine der wichtigsten Feldfrüchte der Welt. Unser Projekt entstand aus dem Bemühen, verschiedene Museumsstandorte, sogenannte Living History Farms, aber auch kommerzielle landwirtschaftliche Betriebe – ob konventionell oder biologisch – zusammenzubringen.“

Die Beteiligten werden nach Angaben von Kropp eine Datenbank zu unterschiedlichen regionalen Anbautraditionen, regionalen Saatgutsorten sowie den Methoden der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung (sei es tier- oder traktorbetrieben) aufbauen. Sie soll der international vernetzten Wissenschaft zur Verfügung stehen. Eine Sensibilisierung sowie ein größeres öffentliches Interesse für die Landwirtschaft, ihre historischen Auswirkungen auf die Gegenwart, aber auch auf die Nahrungsmittelproduktion im Allgemeinen stellen ein weiteres Hauptziel von „A Year on the Field“ dar.

Schon von diesem Monat an dokumentieren die teilnehmenden Institutionen und Betriebe einen kompletten Weizenanbauzyklus von der Saat bis zur Ernte und dessen Verarbeitung. Im Laufe des
Projektes soll es eine ausführliche und begleitende Berichterstattung über die Webseite des Klosters Lorsch (www.kloster-lorsch.de) und die Sozialen Medien geben. Darüber hinaus sind nach Abschluss des Pilotjahres eine Veröffentlichung und wissenschaftliche Vorträge geplant.

Hinweis: Eine der wissenschaftlichen Studien im Freilichtlabor Lauresham, das sogenannte „Wölbäcker“-Projekt zu bodenschonenden und nachhaltigen Methoden des Getreideanbaus im Mittelalter und zu
ihrem Wert für die Gegenwart, hat das hr-Fernsehen ein Jahr lang begleitet. Am Donnerstag, den 16. September 2021, strahlte das Regionalfernsehen den Beitrag „Landwirtschaft der Zukunft: vom
Mittelalter lernen!“ in der Sendereihe „Alles Wissen“ um 20:15 Uhr aus. SG Schlösser und Gärten, Sept. 2021

Lauresham - Wie es bei uns vor 1200 Jahren gewesen sein könnte...

Ein karolingisches Mittelalterdorf mit Schmiede, Gänsehaus, Weingarten und Kelter, Getreidemühle, Kochhaus und Herrenhaus ist in Lauresham entstanden. Auf dem Welterbe Areal Kloster Lorsch baut und forscht man „wie es vor 1200 Jahren gewesen sein könnte“. So weiß z.B. niemand mehr ganz genau, wie man damals das Fachwerk der Häuser mit Lehm ausstrich. Die Lorscher mußten sich dafür Hilfe von lettischen Lehmbaumeistern holen. Dargestellt ist in Lauresham eine Handwerkersiedlung im Herrenhof. Solche Ansiedlungen waren vermutlich der Kern für die Marktorte des 10. Jahrhunderts. Im Unterschied zu Fronhöfen sind bei Herrenhöfen Manufakturen angeschlossen: Schmiede, Weberei, Kelterei. Den Weingarten bewachen die Gänse, sie mögen weder Trauben noch Weinblätter, vertreiben aber wirkungsvoll deren Räuber. Die alten Sorten im Weingarten stammen aus Geisenheim, wo historische Reben bis zu den alten Römern rekultiviert und entschlüsselt werden. Ebenfalls bis heute noch nicht experimentalarchäologisch herstellbar ist Birkenpech, der stärkste und bereits in der Steinzeit gebräuchliche Klebstoff. Im Kochhaus von Lauresham kann man übrigens auch übernachten, Kindergeburtstage feiern und ein karolingisches Mahl zubereiten und einnehmen. Eine Jahreskarte für die Thementage kostet 35 Euro, sämtliche Termine sind unter www.welterbe-areal-kloster-lorsch.de zu finden. Infos: 06251-103820. Marieta Hiller, im April 2015

Wölbäcker: im Freilichtlabor Lauresham altes Wissen neu entdecken

Ein neues Forschungsprojekt zwischen der Universität Halle-Wittenberg und dem UNESCO Welterbe Kloster Lorsch untersucht die historische Flurform des Mittelalters, die sogenannten „Wölbäcker“. Sie waren im Mittelalter weiträumig verbreitet. Diese Flurform mit den charakteristischen Wölbungen entstand wohl vor allem durch das Zusammenpflügen der Schollen auf dem Acker mit einem Beetpflug. Noch  heute sind mittelalterliche Wölbäcker zumeist unter aufgeforstetem Wald des 18. und 19. Jahrhunderts nachweisbar. Die bis zu 12-15 Meter breiten, bis zu 1 Meter hohen und mitunter über 1000 Meter langen Flurrelikte lassen sich mit Airborne Laserscanning gut erfassen und zeichnen sich als parallel verlaufende Strukturen im Gelände ab. Entstehung, Bewirtschaftung, Nutzen und Nutzung oder gar die Besitzverhältnisse der breiten und langgestreckten Äcker sind trotz verschiedener Studien noch nicht geklärt.
In kooperativer Zusammenarbeit wird das Freilichtlabor Lauresham und die Bodenbiogeochemie am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg (MLU) zur Klärung einiger Fragen ein großangelegtes Wölbackerexperiment durchführen: im Freilichtlabor Lauresham werden über mehrere Jahre unter Verwendung der landwirtschaftlichen Arbeitstechniken des Mittelalters mehrere Wölbäcker bewirtschaftet, gedüngte und nicht gedüngte Böden sollen mittels modernster bodenkundlicher Analysemethoden in den Laboren der Bodenbiogeochemie der MLU im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts begleitend untersucht werden, um ein tiefgreifendes Verständnis über die Vorteile der Wölbäckerkultur zu erlangen. Außerdem soll das Ertragspotential der Wölbäcker mit Blick auf unterschiedliche im Mittelalter genutzte Feld-früchte bewertet werden und begleitende Analysen zur Bodentemperatur und -feuchte unternommen werden. Schließlich erhoffen sich die Kooperationspart-ner auch, daß die im Rahmen des Forschungsprojekts gewonnen Erkenntnisse für die moderne, nachhaltige Landwirtschaft von Bedeutung sein könnten. (Claus Kropp M.A.) Infos: www.kloster-lorsch.de Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Lesen Sie auch: UNESCO Welterbe Kloster Lorsch / Lauresham: Auerrindprojekt 

Abriss und Neubau des Altarberghäuschens

Am 17. August 2021 haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen das Teehaus auf dem Altarberg im Staatspark Fürstenlager aus Gründen der Verkehrssicherheit abreißen lassen. Durch große, feuchtigkeitsbedingte Schäden im Dach war dessen Standsicherheit nicht mehr gegeben. Das jetzt abgebrochene Altarberghäuschen, wie der Bau allgemein genannt wird, hatte seit den 1950er Jahren seinen in den 1920er Jahren abgerissenen Vorgängerbau ersetzt.

Zwischen Wald-Michelbach und Mörlenbach fährt seit August 2013 die Solardraisine auf der denkmalgeschützten Überwaldbahnstrecke. Sie wurde eigens für diese Strecke als touristisches Vehikel von der Firma Mühlhäuser in Michelstadt (sie bauen Tunnelbaumaschinen, unter anderen die TBM für den 17km langen Gotthardtunnel!),  entwickelt und sichert so den Erhalt der wunderschönen Strecke, die andernfalls hätte abgebaut werden müssen.

Wer kann schon wissen, ob nicht eines Tages vielleicht eine Museumseisenbahn mit Dampflok auf der Strecke fahren möchte. Bis dieser Traum in Erfüllung geht, läßt es sich aber prima auf der Draisinenbahn fahren. Es ist eine wunderschöne Strecke über 11 Kilometer mit drei Viadukten und zwei Tunnels (inklusive Tunnelhex!). Und was das Beste ist: dank der Energie aus der Sonne muß man sich nicht abstrampeln wie etwa bei der Bergfahrt zwischen Altenglan und Staudernheim im Hunsrück. Mühelos und entspannt könne man durch die Unterstützung des Elektroantriebs fahren, so steht zu lesen. Probiert es aus! Für die Draisinenbahn wurde die Strecke grundsaniert.

Gebaut wurde die Strecke zwischen 1898 und 1901, um den abgelegenen Überwald von Weinheim aus zu erschließen. Dort gab es bereits eine Eisenbahn bis Fürth und eine Zweigstrecke bis Wahlen. Diese Wahlener Strecke war vor allem als Güterstrecke für die Coronet-Werke wichtig. Nach deren Wegzug und letztlich Schließung wurde die Strecke immer weniger genutzt und verfiel. 1994 fuhr der letzte Güterzug, die Bahn baute ruckzuck die Mörlenbacher Weiche aus und verkaufte den Bahnhof an Privat.

Das war das Aus für die Bahnstrecke, für private Bahnbetreiber wie eine Museumsbahn gab es damit keine Chance mehr. Und das obwohl bekanntermaßen fast alle privaten Museumsbahnen tiefschwarze Zahlen schreiben im Gegensatz zur Bahn! Schließlich wurde auf dem abgebauten Streckenstück ein Fahrradweg angelegt. Immer wieder versuchte man, die Odenwald-strecken für den Personenverkehr wiederzubeleben, auch an eine Museumsbahn dachte man, aber letztlich wurde dann die Draisinenbahn gebaut, und die ist ja auch ein Super Ausflugsziel. In einer Draisine können sechs Leute mitfahren. Infos und Buchung hier!

September 2021:  wissenschaftliche Kooperation zwischen Freilichtlabor Lauresham und Universität Dublin vereinbart

Das sogenannte Auerrindprojekt des Experimentalarchäologischen Freilichtlabors Lauresham in Lorsch zieht weitere internationale Kreise. Wie der Leiter von Lauresham und des Projektes, Claus Kropp, am 8. September 2021 mitteilte, habe er mit der Universität Dublin eine neue wissenschaftliche Kooperation vereinbart. An der Forschung zu dem im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen ist künftig auch Prof. Dr. Dan Bradley vom Smurfit Institute of Genetics im Trinity College Dublin beteiligt. Der auf urzeitliche Tierpopulationen spezialisierte Genforscher Bradley ist Leiter des Projekts "Ancestral Wave - 1000 ancient
genomes: gene-economy innovation in cattle, sheep and goat" (UrWelle – 1000 prähistorische Genome: genökonomische Innovation bei Rindern, Schafen und Ziegen). Für sein Projekt will er Kropp zufolge „aDNA“ (alte DNA) aus drei Proben pleistozäner Auerochsenüberreste aus Süddeutschland extrahieren, die das Lorscher Auerrindprojekt zur Verfügung stellt. Mit Hilfe der mehrere zehntausend Jahre alten Proben können weiterte Erkenntnisse über Biologie und Geschlecht der Urrinder gewonnen werden.

Ein Besuch auf Burg Breuberg mit „Luigi Castello“ - so der Spitzname von  Ludwig Eckhardt,  ist unsere Empfehlung für Ihren nächsten Odenwald-Ausflug. Die Burg läd ein zu Entdeckungen aus den Tiefen der Geschichte, und das Burgmuseum birgt unglaublich viele Schätze. Keltische, germanische, römische Funde im Burggraben weisen auf die Besiedlung des Burgberges seit frühester Zeit hin, auch wurden hier viele Pistolenkugeln gefunden, und der Graben wurde als Steinbruch für Bauarbeiten an der Burg verwendet. Die Ersterwähnung der Burg war im 11. Jahrhundert, seither ist oftmals erweitert und umgebaut worden. Die Burg muß von weitem ein bemerkenswerter Anblick gewesen sein, denn sie war weiß verputzt. Bis ins 17. Jahrhundert unterstanden die Burgherren direkt dem Reich und hatten daher das Münzrecht. Einer der Burgherren, Graf Löwenstein Wertheim von Breuberg, baute das Hildegardis-kloster, in dem die berühmte Heilerin Hildegard von Bingen wirkte. Weil der Graf eine Frau von Battenberg heiratete, stieg seine Familie zu Fürsten auf. Folgt man Ludwig Eckhardt durch das Museum, so entdeckt man Unglaubliches: die Sammlung umfaßt neben Bohnenschneidern und alten Fotoplatten die Ritzert-Uhr aus dem Kloster Höchst, römische Funde, Feierabendziegel, Gasthausschilder sowie ansonsten fast alles - ungelogen.

Infos: http://www.burg-breuberg.de
Entfernung vom Felsenmeer: 40 km
Parkplätze direkt unter der Burg, Gastronomie, Museum, Jugendherberge
Führungen März bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen, in den Ferien täglich

M. Hiller, im Mai 2018

In mehreren Regionen gibt es Bäche namens Erdbach, und oftmals sind dies Gewässer, die plötzlich verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen. Zahlreiche Sagen und Anekdoten ranken sich um diese Erdbäche. Auch in Erbach, das vom dortigen Erdbach seinen Namen erhielt, gibt es einen verschwindenden Bach. Dort, am Sportpark (Wiesenmarktsgelände) wurde am Tag des Geotops (21.9.2014) die Stelle gewürdigt, an der das Wasser im Boden verschwindet. Kein Kanal, keine Straßenunterführung, kein Rohr verschluckt den Bach. Sondern vielmehr ein weitverzweigtes Höhlensystem. Das Spannende an der Angelegenheit ist, daß es im Buntsandstein, aus dem der östliche Odenwald ab  der Linie Heidelberg-Böllstein-Großostheim besteht, keine Höhlen geben kann. Sandstein ist eine Ablagerung von Wüstensand, der Name Buntsandstein kommt nicht daher, daß dieser Stein eine so herrliche warme Farbe hat, sondern vom Begriff „Verbund“. Im Sandstein würde keine Höhlendecke halten, man kann diesen Stein selbst mit dem Fingernagel abbröseln. Höhlen findet man in Kalkgesteinen, die meist Sedimentgesteine verlandeter Meere sind. Im hinteren Odenwald, auf der Schwäbischen Alb, am Nord- und Südrand der Alpen findet man spektakuläre Höhlen. Für den Humor von Höhlenforschern spricht, daß sie etwa einer gigantischen Höhle kurzerhand den Namen Riesendinghöhle verpaßt haben. Erst kürzlich wurde in einer sehr aufwändigen ehrenamtlichen Aktion ein abgestürzter Wissenschaftler aus dieser Höhle geborgen.

Woher aber kommt das weitverzweigte Höhlensystem in Erbach, mitten im Buntsandstein?

Die Erklärung lieferte Jochen Babist, Geologe vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Schuld ist der Einbruch des Rheingrabens vor 50 Millionen Jahren. Damals lag der Muschelkalk als Ablagerung des Urmeeres Thetys im Odenwald obenauf der Buntsandsteinschicht. Durch den Grabenbruch dehnte sich die Odenwaldscholle aus, und bei Erbach-Michelstadt sackte ein Bruch ab. Nun lag der Muschelkalk dort - an die beiden Städte dachte damals noch niemand außer vielleicht ein paar Drachen... - neben dem Buntsandstein der östlichen und westlichen Hügel. Die hochstehenden Kalkrücken dieser Hügel wurden abgetragen, und so fügt sich heute die kleine Muschelkalkfläche fast eben in die umliegenden Sandsteinhügel. Der Erdbach nutzte die Gelegenheit und schuf sich ein spannendes Höhlensystem, in das er einfach verschwindet und die Stadtbewohner zum Narren hält. 700 Meter weiter, in der Stockheimer Mühle, kommen die Wasser wieder ans Tageslicht.

Wie lange das Wasser braucht, weiß man: 45 Minuten. Früher war es fast ein ganzer Tag. Was das Wasser in dieser Zeit so alles unternimmt, weiß man nicht. Um 1960 wurden die Höhlengänge untersucht, man fand jedoch den unterirdischen Wasserlauf nicht und vermutet einen See. Dieser ist jedoch nie gefunden worden. Heute sind die Gänge so voller Sand und Unrat, daß das damals zugängliche Gebiet nicht mehr untersucht werden kann. Wer weiß, vielleicht sitzt eines Abends in einer schönen Vollmondnacht eine Verwandte der Schönen Lau am Bach, die von jenem geheimnisvollen See unter der Erde erzählen könnte... M. Hiller, Oktober 2014

Tag des Geotop: findet jeweils im September in ganz Deutschland an herausragenden Steinpersönlichkeiten stattfindet. Im Odenwald eröffnete das Felsenmeer im Jahr 2002 den Reigen der Geotope des Jahres. Es folgten bemerkenswerte Odenwälder Plätze: der Steinbruch Olfen, der Küh-kopf, der Basalt am Otzberg, die Eberstädter Höhlenwelten, der Glockenbuckel im Ried, die geheimnisumwitterten Heunesäulen bei Miltenberg, der Steinbruch Lefferenz in Dossenheim, die Grube Messel, der Löß bei Heidelberg, der Goethefelsen bei Darmstadt und der Katzenbuckel. Zu allen diesen geologisch interessanten Örtlichkeiten gibt es bei Geoparkführungen weitere Informationen. 

Infos:
Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald www.geo-naturpark.de
Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. www.hoehlenkataster-hessen.de