Chemiker und Mikrobiologen der Universität Tübingen entdeckten ein Zuckermolekül, das Pflanzen und Mikroorganismen hemmt und für menschliche Zellen ungefährlich ist. Dies könnte eine Alternative für das umstrittene Glyphosat werden. Das neu gefundene Zuckermolekül wird aus Cyanobakterien gewonnen. Dieser Antimetabolit (Metabolimus = Stoffwechsel) hat eine bestechend einfache chemische Struktur: wissenschaftlich als „7-desoxy-Sedoheptulose (7dSh) bezeichnet, tritt das Zuckermolekül in Wechselwirkung mit lebenswichtigen Prozessen in der Zelle, indem Stoffwechselprodukte nachgeahmt werden.
Diese Störung des eigentlichen biologischen Prozesses führt zur Wachstumshemmung oder zum Tod der betroffenen Zelle. Da dieser Zucker ein Enzym des sogenannten Shikimatwegs, eines Stoffwechselweges, der nur in Mikroorganismen und Pflanzen vorkommt, blockiert, gehen die Forscher davon aus, daß er für Menschen und Tiere unbedenklich ist, was bereits in ersten Untersuchungen nachgewiesen wurde. Lieferant des Zuckers sind Kulturen des Süßwasser-Cyanobakteriums Synechococcus elongatus. Anders als bei Glyphosat handelt es sich bei dem neu entdeckten Desoxy-Zucker um ein reines Naturprodukt. Man erwartet eine gute Abbaubarkeit und eine geringe Ökotoxizität.
Die Studie dazu von Klaus Brilisauer, Johanna Rapp, Pascal Rath, Anna Schöllhorn, Lisa Bleul, Elisabeth Weiß, Mark Stahl, Stephanie Grond, Karl Forchhammer heißt „Cyanobacterial antimetabolite 7-deoxy-sedoheptulose blocks the shikimate pathway to inhibit the growth of prototrophic organisms“ und wurde im Februar 2019 veröffentlicht in „Nature Communications“ DOI: 10.1038/s41467-019-08476-8